Ich bin immer noch zu Hause “angebunden”. Da ich den Lieblingsbub noch einen Sicherheitstag nicht in die Kita schicken wollte und er außerdem gestern abend noch Durchfall hatte, verbringen wir beide einen weiteren Tag in trauter Zweisamkeit zu Hause.

Draußen alles weiß, man fühlt sich wie eingeschneit, die Mädels sind in Schule und Kita und der Mann düst durch die Republik – da machen der Bub und ich es uns gemütlich und pusseln so vor uns hin.
Da es ihm fitnessmäßig ganz ok geht und er auch wieder Appetit hatte, habe ich eine Blitzvariante vom Lieblingsfrikassee der Berlinmittekids gekocht. Er hat probiert, eine kleine Portion gewagt und alles gut vertragen!

Blitz-Hühnerfrikassee nach einem Rezept von Tim Mälzer
Blitz-Hühnerfrikassee nach einem Rezept von Tim Mälzer

Während der Garzeit haben wir zwei Partien Piraten-Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt und uns über die interessantesten Dinge unterhalten. Er hat mir dabei tiefe, mitunter irritierende Einblicke in sein zum Teil abseitiges Star Wars-Wissen gewährt. Zum Beispiel habe ich gelernt, dass Jabba-the-Hutt bei Star Wars das Christkind ist. Und dass Luke Skywalker irgendwann Darth Vader wird. Nach Anakin, versteht sich. Habt ihr auch noch nicht gewusst, was? Ich jedenfalls war sprachlos.

Piraten Mensch-ärgere-dich-nicht: Dauerbrenner-Lieblingsspiel vom Lieblingsbub.
Piraten Mensch-ärgere-dich-nicht: Dauerbrenner-Lieblingsspiel vom Lieblingsbub.

Irgendwann kam der DHL-Mann mit einem Päckchen, das wir gemeinsam in Augenschein nahmen: es war der Israel-Reiseführer, in dem wir gleich zusammen geblättert haben. Denn wir planen eine kleine Sommerreise nach Israel, genauer gesagt, nach Jerusalem, wo liebe Freunde von uns leben und im August ihre Hochzeit feiern werden.

DAAA fahren wir hin! Mama-Lieblingsbub-Vorfreude.
DAAA fahren wir hin! Mama-Lieblingsbub-Vorfreude.

Der Bub sagt, er möchte unbedingt nach Betlehem, wenn er schon mal da ist, denn er will sehen, wo Jesus geboren wurde. Das wird sich möglicherweise als schwierig erweisen, da unsere israelischen Freunde ja das Westjordanland nicht bereisen dürfen. Das habe ich ihm aber heute mal noch nicht erklärt. Lieber haben wir uns die Karte von Israel und der ganzen Region angesehen, uns vorgestellt, dass wir im Meer (“Wieso ist das tot, Mama?”) schwimmen werden, dass wir uns den Felsendom ansehen werden, den “mit dem goldenen Dach, Mama” und uns über die Klagemauer unterhalten.

Lieblingsbub blättert im neuen Reiseführer über Jerusalem und sucht sich zusammen, was er unbedingt sehen will.
Lieblingsbub blättert im neuen Reiseführer über Jerusalem und sucht sich zusammen, was er unbedingt sehen will.

Bub: “Das sieht cool aus Mama, wie ein Festung. Da kann ich super hochklettern, oder?”
Ich: “Nein, das geht eher nicht. Das ist ein ganz wichtiger und heiliger Ort für die Juden, da stecken sie Zettel mit ihren Gebeten in die Mauer und hoffen, dass sie erhört werden. Das ist nichts zum Klettern oder zum Spielen.”
Bub: “Das mit den Gebeten find ich gut. Da würde ich auch was aufschreiben und da reinstecken.” (Denkt kurz nach und runzelt die Denkerstirn.) “Aber das geht vielleicht gar nicht? Weil wir ja gar keine Juden sind? Wir sind nämlich Christen, stimmt’s, Mama? Und das bedeutet, wir glauben an Christus.”

Ich war platt, dass er den Unterschied überhaupt so klar im Kopf hat, dass Juden und Christen an unterschiedliche Dinge glauben zum Beispiel. Wir haben noch ein bisschen geredet und uns schöne Bilder im Jerusalem-Reiseführer rausgesucht von Orten, die wir besuchen wollen. Zur Klagemauer gehen wir bestimmt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie die Reise zu diesem besonderen Ort auf uns alle wirken wird und freue mich schon so sehr darauf!

Mir gemeinsam mit dem Lieblingsbub im Kopf diese bevorstehende Reise vorzustellen war wunderbar, überhaupt, die Exklusivzeit mit meinem Sohn war schön, auch wenn es nur ein paar rekonvaleszente Stunden waren. Aber wir haben es genossen, zusammen gegessen, geredet, gespielt, in aller Ruhe seine Lieblingspuzzles gelegt und, besonders schön, gemeinsam auf dem Sofa eine Mittagspause gemacht. Mit einer Folge “Drei Fragezeichen ???”, inklusive Wegnicken. Herrlich.

Fast haben die Mädchen uns ein bisschen gestört, als sie am späten Nachmittag nach Hause kamen, aber nur fast. Wir haben dann alle zusammen noch mal eine Runde Blitzfrikassee gegessen und den Mädels den Reiseführer gezeigt. Mit Erklärung zur Klagemauer vom Bub: “Das schauen wir uns an, das ist ein Heiligtum von den Juden. Aber wir können da auch hingehen, auch wenn wir Christen sind. Nur Gebete in die Mauer stecken, das können wir vielleicht nicht, weil wir an Jesus glauben und die Juden nich. Und Klettern geht auch nich, aber sonst geht alles.”

Genau. Alles geht in der Welt vom Lieblingsbub: Juden, Christen, Jesus und Jabba-the-Hutt. Ist das nicht großartig?

 

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