Die Tage, so warm sie noch sind, werden kürzer und an den kühlen Abenden, die wieder früher beginnen, fange ich schon an, in den Erinnerungen an unsere Israel-Reise im Juli/August zu schwelgen – höchste Zeit also für Teil drei meines Reiseberichts! Es geht ans Tote Meer und in die Oase Ein Gedi.

Es war unser zweiter Tag in Jerusalem, wir hatten am Tag zuvor die Altstadt von Jerusalem erkundet und versucht, uns ans Klima zu gewöhnen. Unsere Freunde hatten uns geraten möglichst früh loszufahren, es würde heiß werden am Toten Meer. Sehr heiß. Wir versuchten also, rechtzeitig los zu kommen, waren eingedeckt mit Proviant und jeder Menge Wasser und machten uns auf den Weg durch die Westbank gen Totes Meer. Es würde für uns einer der anstrengendsten Tage in Israel werden, aber auch einer der beeindruckendsten.

Durch die Westbank: mit Kindern ans Tote Meer

Von Jerusalem aus kann man problemlos einer sehr gut ausgebauten Schnellstraße Richtung Totes Meer folgen, die zu einem Gutteil durch die Westbank führt. Das beinhaltet allerdings das Passieren diverser streng bewachter Kontrollposten mit bewaffneten Soldaten und außerdem der für Mitteleuropäer sehr ungewohnte Anblick bewaffneter Zivilisten an einer Tankstelle/Raststätte. Ich muss sagen, dass mich das am meisten beunruhigte. Mein Mann war da realtiv cool und die Kinder nahmen es einfach so hin, wie es war: in Israel gibt’s Soldaten überall und die tragen Waffen. Später erklärten uns unsere Freunde, dass Soldaten auch in ihrer Freizeit ihre Waffen tragen müssen, wenn sie sich auf dem Weg zum oder vom Dienst befinden.

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Durch die Westbank
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Westbank

Grundsätzlich finde ich das immer noch schwierig, aber es stellte sich für uns sehr schnell eine Art von Gewöhnung an diese Tatsachen ein, die mir den täglichen Umgang damit vor Ort sehr erleichterte. Und ich muss sagen, dass wir zu keinem Zeitpunkt Angst hatten, es könnte was passieren. Auf unserer Reise nach Sri Lanka vor vielen Jahren, wo wir ähnlich viel bewaffnetes Militär sahen und ebenfalls an jeder Sehenswürdigkeit oder in jedem Einkaufszentrum kontrolliert wurden bzw. durch Metalldetektoren geschleust wurden, war mir wesentlich unwohler. In Israel bekommt man den Eindruck, dort wäre alles unter Kontrolle. Es sei dahingestellt, ob das den Tatsachen entspricht; es trägt jedenfalls dazu bei, dass man sich ungezwungen dort bewegt.

Beeindruckend war für uns auf dem Weg außerdem die sich krass verändernde Landschaft. Kaum hat man sich ein wenig aus den lieblich-grünen Hügeln von Jerusalem entfernt, das ca. 500m über dem Meeresspiegel liegt und bewegt sich quasi abwärts gen Totes Meer, das mit seiner Lage 425m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Erde ist, entfaltet sich um einen her eine Wüstenlandschaft. Der Anblick ist ungewohnt und hat eine ganz eigene Wucht.

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Durch die Wüste

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Ich kann nicht sagen, dass ich das zu diesem Zeitpunkt tatsächlich schön fand, eher feindlich und abweisend, aber faszinierend. Je länger wir aber fuhren und je näher wir ans Tote Meer kamen, desto mehr zog uns diese besondere Landschaft in ihren Bann und wir fingen an, bizarre Felsformationen zu entdecken und Details zu vergleichen. Sah das nicht aus wie ein Drache dort? Und war nicht dahinter eine Höhle, aus der Dampf aufstieg? Tatsächlich war es so etwas wie eine Mini-Windhose, die Sand aufwirbelte, der sich dann in einer Säule erhob wie ein geheimnisvoller Nebel.

Am Toten Meer: faszinierendes Floaten am tiefsten Punkt der Erde

Auf Anraten unserer Freunde steuerten wir Ein Gedi an, einen der Orte, die direkten Zugang zum Toten Meer bieten und wo sich außerdem eine von zwei Oasen befindet, die wir nach unserem Abenteuer im salzigsten Wasser der Welt besuchen wollten.

Wo wir ankamen, gab es einen riesigen Parkplatz, einen Zugang durch ein Kassenhäuschen, wo wir Handtücher ausleihen konnten, außerdem Umkleidekabinen mit Duschen. Wir zogen uns also um, packten all unsere Sachen in die Rucksäcke zurück und begannen den Abstieg ans Wasser. Jetzt schon spürten wir das Salz in der Luft und am glühend heißen Metallgeländer, das sich ganz seifig anfasste und bis ans Wasser hinunter führte. Es empfiehlt sich dringend, möglichst feste Schuhe zu tragen, die nass und dreckig werden dürfen, denn es ist rutschig und außerdem stellenweise sehr steil. Will man mit Kindern ans Tote Meer, würde ich tatsächlich Crocs o.ä. empfehlen. Meine Havaianas waren jedenfalls gänzlich ungeeignet und ich bin einmal blöd ausgerutscht.

Da waren wir also. Die Temperaturanzeige des Rettungsschwimmerwachtürmchens am Ufer zeigte lässige 45° und die Steine unter unseren Füßen waren tatsächlich glühend heiß, aber im Toten Meer zu floaten machte diese anstrengenden Begleitumstände wett. So eine Erfahrung habe ich noch nie zuvor gemacht! Es ist tatsächlich so, dass man auf dem Wasser liegt. Vorher kann man sich das gar nicht vorstellen, aber man kann sich tatsächlich nicht ohne Weiteres umdrehen, um zu schwimmen oder Ähnliches. Das Wasser ist wahnsinnig klar und fühlt sich fast weich an auf der Haut, und es liegt tatsächlich totenstill da, mehr wie ein See als wie irgend eine Art von Meer, die ich bisher kennen gelernt habe. Am anderen Ufer sieht man Jordanien und um einen her dümpeln allerhand Menschen, viele mit Gelenkbeschwerden, die hier angeblich gelindert werden.

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Schattenplatz
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Der Abstieg ans Wasser

Mit Kindern ans Tote Meer zu fahren ist allerdings auch ein bisschen heikel. Manche Reiseführer warnen davor, Kinder ins Wasser zu lassen: der hohe Salzgehalt führt zu schneller Austrocknung der Haut, was gerade bei großer Hitze nicht ungefährlich ist. Außerdem ist es mehr als unangenehm, das Wasser in die Augen oder den Mund zu bekommen. Planschen und Spritzen ist also nicht nur nicht ratsam, sondern unbedingt zu vermeiden. Das den Kindern klar zu machen, zumal wenn sie noch kleiner sind, ist nicht so einfach, aber unerlässlich. Gelangt das Wasser in die Augen, muss sofort ausgespült werden, es ist also wichtig, eine Flasche Trinkwasser dabei zu haben, einmal zum Trinken (man bekommt sehr schnell einen irren Durst!), aber auch für etwaige kleinere Unfälle mit dem salzigen Wasser.

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into the blue

Wir sind also auch nur etwa eine Viertelstunde im Wasser geblieben. Jeder von uns hat eins der beiden kleinen Kinder zwischen die Knie genommen und versucht, darauf zu achten, dass sie nicht umkippen und kein Wasser ins Gesicht bekommen. Das ging gut und wäre meine persönliche Empfehlung für das Floating-Erlebnis, wenn man mit Kindern ans Toten Meer fährt. Die Große hat das Wasser übrigens fluchtartig nach wenigen Minuten verlassen: ihre Haut hat gebrannt und gepiekt – auch eine mögliche Reaktion auf das salzige Wasser, wenn auch wohl eine seltene. Nach dem Floaten haben wir uns unter einer der Duschen direkt am Ufer gründlich das Salzwasser abgewaschen, sind den Hang wieder hinauf gestiegen und haben dann erst mal im Schatten eine ausführliche Trink- und Eispause gemacht, bevor wir weiterzogen in die Oase Ein Gedi.

Oase in der Wüste: in den Wasserfällen von Ein Gedi

Ich muss gestehen, dass die Schilderung unserer Freunde, die uns Ein Gedi als blühende Oase inmitten der Wüste beschrieben hatten, mit meinem ersten Eindruck kein bisschen zusammen passte. Was ich mir da vorgestellt hatte war so eine Art orientalisches Klischee aus 1001 Nacht: grüne Palmen, satte Farben, seicht plätschernde Wasser. In Ein Gedi lernte ich, was eine Oase in der Wüste tatsächlich ausmacht.

Während um uns her alles staubig-trocken und sandig war und außerdem sengend heiß, gab es in Ein Gedi Bäume und dementsprechend auch Schatten. Das ist schon mal das erste Kriterium für den Oasenstatus. Das zweite Kriterium, die selbst in den heißen Monaten nicht versiegende Quelle, die weit oben aus den Felsen entspringt und das ganze Areal mit Wasser und damit mit Leben versorgt, mussten wir uns erst mühsam erschließen. Denn will man in Ein Gedi die Wasserfälle sehen und womöglich darin baden, wie unsere Freunde uns gesagt hatten, muss man erst mal die Felsen erklimmen, zwischen denen die Fälle sich verstecken. Und bis man die Wasserfälle erreicht ist man, wie ich oben schon beschrieb, noch immer weitestgehend in der Wüste.

Ich dachte, wir würden mit den Kindern bei der Hitze nicht weit kommen, aber die vielen Menschen, die wir hier trafen und die uns auf unserem Weg in allen Sprachen fröhlich plaudernd und tropfnass entgegenkamen, machten mir Mut, dass die Wasserfälle vielleicht doch nicht ganz so schwer zu erreichen seien, wie befürchtet. In der Tat beflügelte die Aussicht, sich gleich die Klamotten vom Leib reißen und in einem echten Wasserfall planschen zu dürfen die Kinder und sie kletterten tapfer die steilsten Felsen hinauf, angetrieben von den ausgelassenen Freibadgeräuschen, die wir ab und zu hören konnten.

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Tatsächlich gibt es in Ein Gedi vier Wasserfälle, die unterschiedlich hoch liegen und unterschiedlich schwer zu erreichen sind, so dass wir schon nach relativ kurzer Zeit des Spazierens und Kletterns in brütender Hitze zum ersten natürlichen Pool gelangten, in den sich ein kleiner Wasserfall ergoss. Herrlich! Die Kinder waren sofort mit den Füßen drin und nur dadurch zum Weitergehen zu bewegen, dass wir ihnen sagten, der nächste Wasserfall sei noch größer und toller, was dann zum Glück auch der Wahrheit entsprach. Dort fanden wir einen Schattenplatz und hielten uns eine ganze Weile auf, während die Kinder, die ihre Badesachen unter ihren Klamotten hatten, sich glücklich im süßen kühlen Wasser vergnügten, vom Wasser glatt gewaschene Felsen hinunter rutschten und immer wieder in den eigentlichen Wasserfall eintauchten.

Will man mit Kindern ans Tote Meer fahren, würde ich empfehlen, das mit dem Besuch der Oase Ein Gedi zu kombinieren: die Erfrischung nach der salzigen Erfahrung ist unvergleichlich. Und wann kann man schon in einem echten Wasserfall baden? Sie zu beobachten war wunderbar, und wir kriegten sie nur schwer dazu, irgendwann zurück zu gehen und die Heimfahrt nach Jerusalem anzutreten: knappe 1000 Höhenmeter hinauf, zurück in die wunderschöne Stadt in den grünen Hügeln, wo immer ein Wind weht.

Wir waren froh, als wir zurück in unserer Wohnung waren,  die salzigen Klamotten in die Waschmaschine stopfen und uns den Wüstenwind aus den Haaren waschen konnten. Aber dieser Tag wird uns unvergesslich bleiben und gehört jetzt schon zu unseren Familienschätzen an Ferienerlebnissen, die wir fünf teilen.

Fast bin ich mit meinen Israel-Berichten durch, abgesehen von dem schönen Ottolenghi-Rezept aus einem meiner Lieblingskochbücher, Jerusalem, das ich unbedingt nachkochen und euch zeigen möchte. Es sei denn, ihr möchtet mehr von der Hochzeit hören, dem Anlass für uns, überhaupt nach Israel zu reisen. Und? Wollt ihr?

Einstweilen holt euch ein bisschen Wüstenwind und Salzwasser aus diesem Artikel um die kühlen Temperaturen besser zu ertragen, bis ihr euch an den Herbst gewöhnt habt.

Shalom!

signatur

 

Last Updated on 1. September 2016 by Anna Luz de León

1 Kommentar

  1. Hallo BerlinMitteMom.
    Ja natürlich möchte ich alles (!) über die Hochzeit hören und vielleicht einige Fotos sehen! Kleiderordnung, Hochzeitsoutfits, Essen, Zeremonie, etc.
    LG Stefanie

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