Anfang Juni war ich mit einigen Bloggerkolleginnen in Hamburg zu einem Workshopwochenende der Aktion "Mehr Mut zum Ich", einer Kooperation von Dove und Rossmann. Wer mein Blog schon länger verfolgt weiß vielleicht, dass ich bereits im dritten Jahr diese Aktion unterstütze. Hier hat es schon Artikel mit verschiedenen Schwerpunkten rund um das Thema "Mehr Mut zum Ich" gegeben, Interviews, eine Blogparade und vor zwei Jahren auch einen Workshop für Mütter.

In diesem Jahr wurde ein Workshopwochenende für jeweils zehn Beauty-Bloggerinnen und zehn Mama-Bloggerinnen daraus, und für diese wunderbaren Frauen durfte ich einen Impulsvortrag vorbereiten, der sich grob mit dem Thema "Starke Vorbilder" befassen sollte. Aber was eignet sich da, das beide vordergründig sehr verschiedenen Gruppen von Bloggerinnen gleichermaßen anspricht? Ich habe mich im Vorfeld ein bisschen mit dem Begriff des Vorbilds beschäftigt und mich gefragt, was er im Kontext unserer Blogs für uns bedeutet. Herausgekommen sind ein paar Gedanken zu unter Blogger*innen relativ verbreiteten Erfahrungen … Ich nenne diese Erfahrungen in meinem Vortrag die Vorbildfallen und versuche heute mal, hier nachzuvollziehen, was ich den Ladies in Hamburg so erzählt habe.

Als Bloggerinnen werden wir oft nach unseren Erfahrungen gefragt. Wir geben Tipps in unseren jeweiligen Fachgebieten oder teilen die persönlichen Erfahrungen, die wir bei bestimmten Themen gemacht haben mit unseren Leserinnen. Tatsächlich hören wir auch im direkten Kontakt oder via Email, Kommentarfunktion und Social Media immer wieder, wir seien Vorbilder und sogar die meisten unserer Leser*innen gleichen sich in ihren eigenen Entscheidungen an uns ab. Durch unsere Blogs produzieren wir ein Bild von uns, das sich da draußen in diesem wilden weiten Internet manifestiert. Wir teilen Bilder, Texte, Meinungen und bauen dadurch ein Bild von unserer medialen Persönlichkeit auf. Aber sind wir deshalb Vorbilder? Haben wir überhaupt unter Kontrolle, wie dieses Bild von uns interpretiert wird? Sind wir noch wir selbst oder sind wir Abziehbilder bestimmter Rollenklischees, mit denen wir gerne gelabelt werden? 

Mehr Mut zum Ich, Vorbildfalle, Collage, Müttervorbilder, Mediale Mütter

All diese Bilder zeigen mediale Persönlichkeiten mit sehr verschiedenem Prominentheitsstatus und all diese Fotos sind bewusst entstanden und bewusst geteilt worden. Ich unterstelle also, dass die Frauen auf den Fotos eine bestimmte Botschaft im Sinn hatten, als sie die Bilder geteilt haben. Sie zeigen eine bestimmte Seite von sich und verknüpfen damit selbst Eigenschaften: mutig, liebevoll, schön, entspannt, fürsorglich, souverän, stark, erfolgreich, glücklich, fröhlich, kämpferisch undsoweiterundsofort. Das ist auch vordergründig alles zu sehen. Was aber lässt sich noch alles in die einzelnen BIlder hinein interpretieren? Wie gut können wir als Bloggerinnen, als mediale Persönlichkeiten einschätzen, was uns alles an Eigenschaften zugeschrieben wird, aufgrund der Texte und Bilder, die wir teilen?

Wir reagieren auf die Wahrnehmung unserer medialen Persönlichkeiten und das unterschiedliche Feedback, das wir direkt oder auch durch Klickzahlen, Likes und Shares bekommen: mal möchten wir uns rechtfertigen, manchmal Dinge gerade rücken und oft fühlen wir uns bestätigt. Aber wir laufen auch Gefahr, in die Vorbildfallen hinein zu geraten, von denen ich fünf formuliert habe:

  • Das Perfektionismusdilemma: Alles muss immer richtig, schön, fröhlich, makellos sein. Bitte keine Ecken und Kanten!
  • Der Authentizitätsirrtum: Ich will echt sein! Ich lasse alles raus, was mich bewegt und filtere nicht.
  • Die Applausfalle: Meine Social Media Kanäle sind voller Likes, Shares und Herzchen – dann mache ich alles richtig.
  • Die Freundinnen-Verwechslung: Meine Leser*innen sind ganz nah an mir dran und sich stark an mir.
  • Der Clickbaitfehlschuss: Content nach Schema-F funktioniert? Dann gehe ich damit in Serie. Und höre nicht mehr auf!

1. Das Perfektionismusdilemma

„Bei dir auf dem Blog ist doch immer nur Bullerbü! Du machst anderen Müttern Druck, wenn du immer nur die Schokoladen- seiten von Elternsein zeigst!“

Das alte Lied vom "Bullerbü" im Mütterblog – es wird mir oft gesungen. Ich bin eine mediale Mutter, das ist meine Bloggerpersönlichkeit. Das heißt, meine Themen sind natürlicherweise Elternthemen, Erziehungsthemen aber auch Anekdoten und Alltagskram. Und ja, ich verblogge gern die schönen Dinge und gebe gerne zu, dass ich mich oft bewusst von schwierigen Elternthemen fernhalte. Impfen. Langzeitstillen. Stay-at-home-Moms vs. Karrieremuttis. Undsoweiter. Um nur ein paar Triggerthemen zu nennen, die einem als Elternbloggerin zwar garantiert die Bude vollmachen, die aber auch dazu führen, dass es „BEEF“ gibt. Ich habe es oft lieber harmonisch, gern auch emotional und auch klar und deutlich. Aber nicht unbedingt auf Teufel komm raus offensiv. Damit bin ich „schwupps“ auch mal ganz schnell im Perfektionismusdilemma gelandet, denn: ich kann es einfach nicht für ALLE schön machen. Es allen recht machen. Das geht nicht! Und das, was als Erwartungshaltung an mich heran getragen wird, kann ich ebenso wenig erfüllen, wie wenn ich selbst versuche, einem perfekten Bild hinter her zu jappeln. This. Is. Not. Working.

Ich muss Lücken lassen können und muss mir gleichzeitig das Recht einräumen können, es hier in meiner Ecke vom Internet genau so zu machen, wie es für mich richtig ist. Ohne dabei ins Schlingern zu kommen, weil ich die einen oder anderen nicht zufrieden stellen kann. Zu perfekt, nicht schön genug, zu sehr "heile Welt", zu emotional, zu wenig Satire, zu viel echtes Leben…. So wie es hier ist, so bin ich. Das ist schon richtig so.

Vorbildfalle, Familienfoto, Berlinmittekids, Mehr Mut zum Ich

2. Der Authentizitätsirrtum

Das Gegenstück zum Perfektionismusdilemma ist der Authentizitätsirrtum. Dafür gibt es viele Beispiele, gerade im Muddi-Blogger-Universum, in dem ich mich bewege. Denn authentisch sein ist eine Sache, alles ungefiltert im Netz zu teilen eine andere. Denn sehr schnell ist der Wunsch danach echt zu sein und sich nicht zu filtern der wunde Punkt, an dem man fies getroffen werden kann, weil man sich nicht gut geschützt hat. Und weil man vielleicht nicht genau darüber nachgedacht hätte, inwiefern die Selbstwahrnehmung und die Außenwahrnehmung kongruent sind.

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille, denn manchmal kann zu viel "Echtheit" tatsächlich auch andere Menschen treffen. Wirklich verletzen. Und das fällt einem genauso auf die Füße, wie wenn man den Faden dabei verliert, wie sehr man sein ICH im Netz zeigt. Eins der krassen Beispiele, die ich dabei im Kopf habe, ist die Geschichte der australischen Bloggerin Lauren, die auf ihrem Blog Sparkling Adventures seit Jahren über ihre Familie schreibt. Sie teilt ihre Ansichten über Unschooling, hat ihre Free Birthing-Erfahrung mehr oder weniger live gefilmt ins Netz gestellt, hat sich über ihre Ehe ausgelassen und schließlich auch über einen schweren Schicksalsschlag: den Tod ihres Babysohnes, der bei einem Sprung seines Vaters in den Fluss ertrunken ist. Sie hat ihre Trauer verbloggt und damit sicher für sich und ihren Verarbeitungsprozess das Richtige getan, aber sie hat dabei vollkommen aus dem Blick verloren, wie ihr Umgang mit all diesen höchst intimen Dingen von außen aufgenommen wird. Inzwischen gibt es ganze Foren, die sich nur mit ihrer Person und ihren Entscheidungen befasst – und ganz offensichtlich wird das alles dort nicht so gelesen, wie sie es in die Welt schickt. Authentizität gone wrong = Authentizitätsirrtum.

Vorbildfalle, Familienfoto, Berlinmittekids, Mehr Mut zum Ich,

3. Die Applausfalle

Wenn ich etwas esse, ohne es vorher zu fotografieren und auf Instagram zu stellen – ist es dann überhaupt passiert?

Mein Instafeed ist wunderschön, ich bin bei den Familientweets der Woche dabei, bei Twitter wird über meine Sprüche gelacht und meine Facebookfans kommen mit dem Liken gar nicht hinterher – juhu, ich mache alles richtig! Ist das so einfach?

Die Applausfalle schnappt zu, wenn wir anfangen, Content auszuwerfen, nur um Likes, Herzchen und Lacher zu kassieren. Das ist „schneller Zucker“, der aber nicht lange anhält. Der Content wird beliebiger, der Druck den wir empfinden wird höher und wir fangen an, alles was wir tun, auf seine Verwertbarkeit hin zu checken. Wir verlieren den Faden auf unserem Blog und im echten Leben, denn wenn wir die Dinge nicht mehr tun, um sie zu erleben, sondern hauptsächlich, um sie zu verwerten und sichtbar zu machen, nehmen wir allem den Sinn und messen es in Likes. Ich bin sicher, die meisten von uns Bloggerinnen haben das schon erlebt und auch den Sog davon gespürt. Die Applausfalle ist eine Vorbildfalle, in der man sich relativ lange sogar wohl fühlt, bevor man merkt, dass das eigene Profil an Kontur verliert.

Vorbildfalle, Familienfoto, Berlinmittekids, Mehr Mut zum Ich

4. Die Freundinnen-Verwechslung

Das ist ein heikles Thema, und ich hoffe, dass ich hier keiner meiner lieben Leserinnen auf die Füße trete, wenn ich das Thema anspreche, aber es passiert sehr regelmäßig, dass Leserinnen mir zu nahe rücken. Ich weiß, dass ich viel hier teile, auch viel Persönliches. Und mir ist (meistens) bewusst, dass natürlich viele meiner Leserinnen dadurch das Gefühl haben, mich wirklich gut zu kennen. Also mich, Anna, nicht die Bloggerinnenpersönlichkeit Berlinmittemom. Und das ist eben nicht der Fall.

Berlinmittemom ist Teil von mir und sie ist durch und durch echt. Soll heißen, alles, was ich hier beschreibe ist ein Teil von mir und sind Themen, die mich als Mensch, als Frau, als Mutter bewegen. Aber längst nicht alle diese Themen meines Lebens verblogge ich und viele Teile meiner Persönlichkeit bleiben hier im Dunkeln. Dasselbe gilt für den Stand meiner Ehe, die Persönlichkeit meines Mannes, die Privatsphäre meiner Herkunftsfamilie, meine Freundinnen,  und viele Themen, die meine Kinder betreffen und die ich hier nicht verblogge, weil ich sie nicht bloßstellen will. Ich schütze ganz viel von mir und aus meinem Leben und rühre hier nicht daran, dennoch gibt es viele Menschen, die das verwechseln und mich als ihre persönliche Freundin betrachten. Dann kommen Emails mit Fragen, die ich nicht beantworten kann und möchte und dann bin ich ganz schnell in der Zwickmühle: wie antworte ich, ohne jemanden zu verletzen? Wie stelle ich mich hier so auf, wie grenze ich mich so ab, dass der Unterschied spürbar bleibt und bin dennoch ICH, auch als Berlinmittemom? Glaubt mir, meine lieben Leserinnen, das ist manchmal nicht so einfach.

5. Der Clickbaitfehlschuss

Der Clickbaitfehlschuss ist verwandt mit der Applausfalle, denn auch hier ist der Effekt des „schnellen Zuckers“ der Erfolg eines bestimmten Formats von Blogpost. Manchmal ist es Zufall, manchmal ein Test und manchmal auch volle Absicht: bestimmte Ideen funktionieren plötzlich, die Aufmacher sind gut (Zitate zum Anfüttern z.B.) und aus irgendwelchen Gründen „fliegt“ der Artikel. Er wird viel geteilt, es klickt wie verrückt, alle sind begeistert – und dann will man mehr davon. Das muss sich doch wiederholen lassen! Oder?

Und man geht auf die Spurensuche: was habe ich gemacht? Kann ich das noch mal? Wir laufen dem Content hinterher und wollen den schnellen Erfolg wiederholen. Und dabei werden unsere ursprünglich echten persönlichen Erfahrungen, die Tipps oder Ideen immer beliebiger. Plötzlich sind es keine echten Erfahrungen mehr, von denen andere wirklich profitieren, sondern in Serie gegangene Nichtigkeiten auf der Jagd nach den meisten Klicks. Es hat nichts mehr mit uns zu tun. Es wird seelenlos. Es wird zu Buzzfeed.

Mehr Mut zum ich & die starken Vorbilder

Für mich ist es so: Vorbilder sind oft Idole. Nicht erreichbar. Sie sind etwas nach dem ich strebe, das aber wenig mit dem echten Leben oder meiner Realität zu tun hat. Ich persönlich habe kein solches Vorbild, dem ich nacheifere. Es ist eher so, dass ich mich an Menschen abgleiche, die ich kenne und schätze, entweder für etwas, das sie leisten oder für besondere Eigenschaften. Das können Freund*innen sein, Familienmitglieder, aber auch Kolleg*innen oder mediale Persönlichkeiten.

Und ich? Ich möchte auch kein solches Vorbild sein. Kein Ideal, an dem gemessen und bewertet wird. Auch nicht als mediale Mutter und Bloggerpersönlichkeit – Berlinmittemom. 

Ich möchte lieber ein Leuchtturm sein. Etwas, das Orientierung gibt, vielleicht als Abgleich dient oder auch zur Abgrenzung herhalten kann. Ich bin da und mache, was ich eben so mache – ich bin sichtbar und ich zeige etwas an – ich stehe für etwas. Aber jeder kann für sich entscheiden, welche Richtung er selbst nun nimmt. Ob er rechts oder links vorbei möchte, in die entgegengesetzte Richtung oder geradeaus.

Ich glaube, die Entscheidung, wie wir sein wollen, wer wir als Bloggerpersönlichkeiten, als mediale Persönlichkeiten sein möchten, ist eine, die wir für unsere Blogs alle treffen sollten. Am besten bewusst. 

Vorbildfalle, Familienfoto, Berlinmittekids, Mehr Mut zum Ich

5 Rezepte für starke Vorbilder – jenseits von Abziehbildern

Für den Vortrag habe ich ein paar Ideen zusammen getragen, die ein bisschen widerspiegeln, wie ich persönlich versuche, mit den Vorbildfallen umzugehen und was vielleicht eine Orientierung für Kolleginnen in der Blogosphäre sein kann, egal, in welcher Nische sie schreiben und welche Themen sie sich vornehmen. Here we go…

  • Sei ein Leuchtturm! Leg deine Rolle selbst fest und definiere dadurch dein Selbstverständnis als mediale Persönlichkeit. Damit gibst du Orientierung – dir selbst und anderen.
  • Stell dich auf. Entscheide bewusst, was du von dir zeigst und definiere die Schnittmenge zwischen deiner Bloggerpersönlichkeit und der Privatperson.
  • Sei achtsam. Pass gut auf dich auf und leg deine Grenzen fest. Du bestimmst, wann und ob du sie überschreitest.
  • Gleiche dich ab. Feedback ist wichtig. Nimm das, was deine Leserinnen und Kolleginnen dir über deine Außenwirkung spiegeln, als Chance wahr, dich zu überprüfen.
  • Sei großzügig – mit dir und anderen. Du bist kein Abziehbild, du bist ein Mensch. Manchmal machst du Fehler. Das ist ok.

Soweit von meinem Vortrag über starke Vorbilder und die Vorbildfallen. Es wird in den nächsten zwei Wochen noch weitere Blogposts rund um die Aktion "Mehr Mut zum Ich" und unser Hamburg-Wochenende geben, außerdem  ein Video-Interview mit mir und einen ziemlich witzigen Statement-Clip, der auf dem "Mehr Mut zum Ich" – Bloggerinnenworkshop entstanden ist. 10 Beauty- und 10 Mom-Bloggerinnen, das kann schon ziemlich unterhaltsam werden!

Die aktuelle Mehr Mut zum Ich-Aktion läuft übrigens noch bis zum 26.07. und kommt in diesem Jahr wieder dem Deutschen Kinderhilfswerk zugute. Einstweilen mach' ich mich ans Kofferpacken, denn es geht am Wochenende an unsere geliebte Ostsee!

signatur

4 Kommentare

  1. Ich als “reine Leserin” von (Eltern-/Food-/Lifestyle-/whatever-)Blogs finde besonders die Freund*innenfalle interessant – und ich kann nicht behaupten, dass ich nicht auch schon mal rein getappt wäre; da es Themen, oder auch komplette Schreibstile gibt, bei denen ich nicht anders kann, als zu denken “Sie*Er hat meine eigenen Gedanken/Gefühle etc. 100% erfasst und diese in Worte fassen können, die mir fehlen, ich aber so gerne ausprechen würde!”
    Gerade bei den Elternblogs sehe ich, dass – sei es nun aufgrund unserer Gesellschaftsstruktur (immer weniger Kinder insgesamt, diese dann erst “spät” im Leben, und viele aufgrund ihres Jobs nicht mehr in der Nähe der Herkunftsfamilie -> und damit weniger “Vorbilder” in Elterndingen zum Meinungbilden und Nachahmen) oder aus anderen Gründen – diese oft ein sehr großes Idenitfikationspotential (oder eben Ablehnungspotential, aber das dient letztlich ja auch nur der eigenen Positionierung) anbieten – sei es bewusst oder unbewusst – , welches im echten Leben der Leser*innen vielleicht in dem verbloggten Bereich nicht mit echten Menschen besteht. Auch bei einigen deiner Artikel ( das Duzen ist ja auch so ne Sache des Internets ;-)), hatte ich immer mal wieder den Impuls “Oh, so hätte ich auch reagiert, wir würden uns bestimmt gut ‘in real life’ verstehen, wie gerne hätte ich ‘so eine’ hier als Freundin in meinem Umfeld!” Das ‘so eine’ auch ein Leben außerhalb des Blogs lebt, ist mir zwar bewusst, hindert aber ja nicht daran, zu sehen, dass in diesem einen Bereich schon mal eine Übereinstimmung herrscht.
    Denn letztlich ist es doch häufig so, dass wie auch immer geartete Gemeinsamkeiten die Grundlage einer Freundschaft bilden und da viele Menschen eben genau die Blogs lesen, die sich mit Themen beschäftigen, die sie*ihn eh umtreiben, (und die ggf. im echten Leben nicht ausreichend verhandelt werden [können]), kann dies sehr leicht die Basis einer Freundschaft/ der gleichen Wellenlänge etc. suggerieren. ….
    Insgesamt ein spannendes Thema, über das ich noch weiter nachdenken werde.

  2. Da gibst du mir aber wirklich Stoff zum Nachdenken. Während mich einiges bisher gar nicht (Freundinnenfalle) betrofft, kenne ich andere Phänomene bereits durchaus, wenngleich noch anfänglich (Applausfalle). Wirklich spannend, weil ich in deinen Zeilen so verdammt gut herauslesen kann, wie sehr du dich als Bloggerin schon lange gefunden hast. Ich suche mich nach wie vor und finde das auch gar nicht schlimm. Meine Suche bereitet mir derzeit einfach Freude: Wer bin ich als Bloggerin und wer will ich sein?

    Nur eines kenne ich schon sehr genau: Ich kenne meine Grenzen der Privatheit. Ganz viel Alltag verblogge ich nicht, weil ich meine Liebsten schützen will und ganz viele Themen fasse ich nicht an, weil ich mich selbst schützen will, mich nicht bloßstellen mag in der Öffentlichkeit, die eben kein Anrecht darauf hat, alles über mich zu erfahren.

    Lieben Gruß
    Jessi

  3. Die Freundinnenfalle ist wirklich ein guter Punkt. Einerseits sind Mütterblogs eine echte Hilfe im heute manchmal einsamen Kleinfamilienalltag in Deutschland, bei zu großem Leidensdruck aber wächst die Versuchung, sich der virtuellen Welt näher zu fühlen als der realen…

    Was die Authentizität angeht, bin ich nicht Deiner Meinung. Ich finde, sie wird wirklich nur dann zur Falle, wenn man entweder selbst nicht mit den Reaktionen auf seine Darstellung zurechtkommen kann oder andere Personen gegen deren Willen erkennbar mit ins Internet stellt, in Wort oder Bild. In allen anderen Fällen sollte einem wirklich herzlich egal sein dürfen, wie irgendwas rüberkommt. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass wir meistens viel zu viel darüber nachdenken, wie etwas rüberkommt. Auch ist es so, dass eben im Leben auch eine Menge uncoole, unschöne, schreckliche und zuweilen wirklich peinliche Dinge geschehen und Blogs, in denen Menschen auch darüber bzw ihren Umgang damit schreiben, für viele, eher im Stillen lebende eine große Hilfe sein können. Deswegen habe ich einen Heidenrespekt auch vor solchen Blogs, und trotz allem genieße ich auch solche Blogs wie den Deinem, der eben woanders Grenzen zieht und sich mehr auf die schönen Dinge bezieht…

  4. Pingback: meine mama ist mein vorbild, weil... ::: mütter & töchter in 140 zeichen

schreibe einen Kommentar