Die Sommerferien sind vorbei. Nur noch das Wochenende liegt zwischen uns und dem Beginn des neuen Schuljahres. Und wie immer nach den Sommerferien kann ich es sehen: die Kinder sind gewachsen. Es ist nicht nur, dass die Schuhe aus dem Frühjahr jetzt drücken und neue her müssen, es ist nicht nur, dass die Arme und Beine scheinbar zu lang aus den Ärmeln der Hosen und Shirts herausragen. Nein, es ist der Blick, mit dem sie in die Welt schauen. Es ist das, was sie in den letzten sechs freien Wochen für sich entdeckt und erobert haben. Es ist, dass sie wieder ein Stückchen mehr geworden sind. Und darüber möchte ich heute schreiben – von ihrem werden und wachsen.

Gestern beim Abendessen sprachen wir darüber, dass die Ferien sich dem Ende neigen und die Schule beginnt. Der Bub ist aufgeregt und vorfreudig und plapperte über seine Kumpels, auf die er sich freut, über das Fußballtraining, das wieder losgeht und über die neue Klassenlehrerin, die er noch nicht kennt. Er sagt, es wird Zeit, dass er wieder „richtig was zu tun hat, Mama.“ Das Goldkind ist (sehr typisch) ziemlich entspannt und ruhig. Sie freut sich auch, aber ihre Aufregung schlägt nicht so hohe Wellen. Sorgen macht sie sich keine, weder über die neue Klassenlehrerin (die sie schon kennt), noch über die neue Klassenzusammensetzung.

Am meisten aber merke ich die Veränderungen an meinem großen Herzensmädchen. Wie frei sie lacht! Wie selbständig sie alles tut und entscheidet, was ihr aktuelles Leben betrifft. Es ist so, als hätte sie die vergangenen Ferienwochen dazu genutzt, sich wieder mehr mit ihrem inneren ICH zu verbinden, etwas, das in den letzten Wochen vor Schuljahresende offenbar sehr anstrengend gewesen ist. Nicht, dass sie unglücklich gewirkt hätte, das nicht. Nur in sich gekehrter. Eher nach innen gerichtet und so, als würde sie ihre Energie sparsam dosieren. Und jetzt…!

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Sie hat nicht nur ihre Batterien aufgeladen, sie hat viel mehr gemacht. Sie hat zurück gefunden zu diesem wundervollen Strahlen, zu dieser nach außen gerichteten Tatkraft, die sie seit Wochen nutzt, um all das zu tun, wozu sie Lust hat und worin sie gut ist. Sie reitet und geht spontan zum Laufen, sie trifft sich mit Freundinnen und fährt an den See, um zu schwimmen. Sie macht Pläne und setzt sie um und hat tausend neue Ideen, und es ist, als wären die ganzen zurückgezogenen Wochen vergessen.

Wenn ich sie anschaue, kann ich die Lebensfreude leuchten sehen, die sie gerade fühlt und ich bin glücklich und dankbar, das zu sehen. Wie schwer doch diese Zeit sein kann, in der die Kinder sich so sehr verändern! Wie oft wir Eltern vergessen, dass diese Phase des Werdens, die Pubertät, unseren Kindern ebenso viel abverlangt, wie die frühe Phase des ersten Lebensjahres, in der wir ihre Entwicklungssprünge so deutlich wahrnehmen und sehen können, was sie geschafft haben: sie lernen greifen, sitzen, krabbeln, laufen, sprechen, ihr Gehirn verändert sich stetig und sie tun ihren Unmut laut kund, jedes Mal, wenn ihre Welt sich aufgrund ihrer neuen Fähigkeiten wieder ganz anders anfühlt.

Bei unseren größeren Kindern, gar bei unseren Teenies, kommen die Entwicklungsschübe in größeren Abständen und sind nicht mehr so eindeutig sichtbar, aber sie sind dennoch da, auch wenn wir uns dessen nicht mehr so bewusst sind. Und in den Phasen, die ich so eng mit meinen Kindern verbringe, wie jetzt in den Sommerferien, spüre ich diese Veränderungen auf einmal wieder deutlicher.

Wir sind dauernd zusammen, wir reden mehr miteinander, wir machen (fast) alles zusammen und Gott, das ist wahnsinnig intensiv und anstrengend! Aber wir sehen einander auch genauer an, bekommen mehr voneinander mit. Und in dieser Zeitspanne von sechseinhalb Wochen kann ich ganz nah miterleben, wie meine Kinder wachsen, wie sie sich verändern, wie sie Entwicklungssprünge machen und dann erstaunt in eine neue, veränderte Welt blicken. Ich bin ganz dicht dran, so nah wie nie im regulären Alltag, auf den ich mich auch wieder freue. Doch jetzt, nach dieser intensiven Ferienzeit kann ich sagen: ich habe sie wachsen sehen. Ich bin dabei gewesen, so nah wie früher, als sie noch klein und ständig bei mir, ganz und gar in „meiner Hand“ waren.

Ein bisschen ist es wie der Blick durch eine Zauberbrille mit Zeitraffer, die mich sehen lässt, wie sie sich verändern und wieder ein Stückchen mehr ihre ganz eigenen Profile schärfen – sie werden und wachsen. Und so anstrengend und zum Teil nervenaufreibend es auch ist, permanent mit drei kleinen Menschen zusammen zu sein, die mich ständig und immerzu w o l l e n, so dankbar bin ich für diese freie Zeit mit ihnen, für jede Minute, für jeden Einblick in diese wunderbaren Persönlichkeiten. Denn dann sehe ich sie ganz genau, meine drei Kinder: die, die sie schon immer waren, die, die sie jetzt sind, die, die sie sein werden. Und fühle mich beschenkt.

Geht euch das auch so mit euren Kindern? Könnt ihr sie noch werden und wachsen sehen.

Last Updated on 29. Juli 2021 by Anna Luz de León

3 Kommentare

  1. Liebe Anna,

    wenn du schreibst, fühle ich mit.

    So liebevoll und zugewandt, wie du über die Entwicklung deiner Kinder berichtest!

    Ich danke dir dafür, dass du an die Entwicklungssprünge erinnerst, die den kleinen Großen oft schwer zu schaffen machen. Fast hätte ich diese Anstrengungen für das Kind nach dem gestrigen Theater vergessen, das mich ein bisschen grummelig gemacht hat.

    Aber du hast Recht: Es ist nicht nur für die Eltern, sondern auch und ganz besonders für die Kinder anstrengend.

    Für Euch alle einen guten Start ins neue Schuljahr!

    Liebe Grüße,

    Katrin

    • Genau so ist es, liebe Katrin. Ich muss mich auch immer wieder bewusst daran erinnern, weil gerade im Alltagsgewuhle so viel schnell mal untergeht. Wir denken, das läuft schon, das kenne sie doch alles, aber für die Kinder ist es eben doch oft so viel mehr. Schön, dass du hier liest und mir deine Nachricht hinterlassen hast! Und danke dir für die guten Wünsche zu Schulstart am Montag.

      Alles Liebe, Anna

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