Samstagmorgen im Hause Berlinmittemom. Keine stressigen Termine, keine langwierigen Verabredungen, keine Hektik. Ich habe mich schon seit Anfang der Woche darauf gefreut, dass wir mal nichts vorhaben, sondern einfach nur locker ins Wochenende bummeln können. Wir haben (ein bisschen) länger geschlafen, spät gefrühstückt, Einkaufslisten geschrieben, und dann sind der Bub und der Vater der Kinder los gezogen, alles zu erledigen: “Mama, wir kümmern uns um alles. Das ist nämlich eine Jungs-Sache!” Okay.

Herzensmädchen, Goldkind und ich haben gemütlich aufgeräumt, die Mädchen haben ein bisschen gespielt, und ich konnte in aller Ruhe mit meinem Vater telefonieren. Dann kam der Klavierlehrer (den hatte ich Anfang der Woche noch gar nicht auf dem Schirm – noch im Ferienmodus). Und während das Herzensmädchen oben in meinem Arbeitszimmer ihre Klavierstunde hatte, erreichte Goldkinds Freundin Isa das Revier und die zwei verzogen sich in die Kinderetage. Soweit, so gut.
Das allerdings ist sicherlich eine Frage der Perspektive, denn kurze Zeit später gellte Geschrei von oben, gefolgt von Goldkinds lautem Protestweinen. Kurzes Getümmel, während dessen ich am Fuße der Treppe stand und lauschte. Dann Trösten und Vertragen, Türenklappen, Ruhe.
Das Herzensmädchen kam die Treppe runter, kopfschüttelnd wie ne Olle, aber grinsend.

“Mama, das glaubst du nicht!”

“Was denn?”
“Isa und Rosanna haben in meinem Zimmer gespielt, ohne zu fragen!”
“Naja, das ist ja jetzt vielleicht nicht so furchtbar schlimm, oder? Du hattest ja Klavierstunde und ich hatte verboten, dass sie dich dort stören. Und du weißt ja, wie interessant die immer dein großes-Mädchen-Zimmer finden.”
“Ja, das weiß ich, das wäre auch nicht das Schlimmste. Aber weißt du, was die gemacht haben?” Sie sieht mich aufgerissenen Augen an, fassungslos, Spannungskurve steigt – ich schüttele brav den Kopf: nein, ich weiß nicht, was sie gemacht haben, aber ich weiß natürlich, wozu sie fähig sind und meine Fantasie schlägt Purzelbäume…! Herzensmädchen holt tief Luft und legt los:
“Ich komme in mein Zimmer, da sitzen die zwei, haben die ganze Schublade mit den Barbiesachen ausgeräumt, Mama, weißt du, die große, haben wirklich ALLES rausgezerrt, und sie haben sich geschminkt. Rosanna ist gerade dabei, Sachen aus meinem Kleiderschrank anzuprobieren. Und Isa sitzt da mit Ravioli auf dem Schoß (eins von Herzensmädchens Meerschweinchen) und bürstet sein Fell mit einer Barbiebürste (die arme Meersau!). Alles war voll Streu, Ravioli war ganz elektrisch (sagte ich es schon? Die arme Meersau!) und Romeo (Raviolis Mit-Meerschweinchen) hat ganz laut gequiekt. Der hatte bestimmt Angst um seinen Bruder! Und da hab ich die zwei rausgeschmissen und Ravioli gerettet. Deshalb hat Rosanna geweint. Aber ich habe ihnen geholfen, ihre Schleichsachen und Verkleidungen in Rosannas Zimmer zu bringen, da war es wieder okay. Und keine Angst Mama, ich habe alles schon wieder aufgeräumt!” Sprach’s und hüpfte davon, die Melodie von “Es waren zwei Königskinder” pfeifend.
Die zwei kleinen Mädels habe ich eben, als sie zum Trinken hier unten ankamen, mitsamt einer Tüte Schleich-Elfen, nach draußen komplimentiert. Dort spielen sie jetzt in Meerschweinchen-Barbiesachen-Schminke-freier Umgebung. Elfen-Restaurant am Gartentisch.

Ach, Wochenende! Habe ich zuviel von dir erwartet? Ruhe und Geborgenheit? Lässige Großzügigkeit im Umgang mit meinen geschundenen Nerven? Ruhige Stunden in Haus und Garten und eine Schar friedlich spielender Kinder? Schaffen sie dich auch, die Kinder, liebes Wochenende? Ich weiß genau wie das ist.

Ich nehme jetzt erstmal einen Latte. In der Sonne. Bevor ich mich nach oben wage und mir ansehe, in welchen Zustand der Isa-Rosanna-Taifun das Goldkindzimmer versetzt hat. Wenn es zu schlimm wird, hole ich mir Hilfe vom Herzensmädchen. Die kann dann schimpfen, gerade rücken und aufräumen, bis ich mich von dem Schock wieder erholt habe.

Last Updated on 18. Oktober 2013 by Anna Luz de León

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