Wir sind an der Ostsee.

Eigentlich ist dieser Satz schon ein einziges, tiefes Durchatmen. Habt ihr’s gehört? Denn wir sind in den Ferien. Wir haben die Kinder ins Auto gepackt, die Fahrräder aufgeladen und sind nur drei Stunden gefahren, um in einem Ferienparadies für müde Städterseelen anzkommen: auf dem Darß. Hier rollt die Ostsee zu unseren Füßen, wenn wir in unserem blauweißen Strandkorb sitzen, während die Kinder Ball spielen, Burgen bauen oder Muscheln sammeln. Beim Strandspaziergang finden wir Hühnergötter und jeden Morgen nach dem Frühstück geht’s aufs Pferd. Es gibt Wolken, Wind, Sonne und Sand. Wir sind in den Ferien.

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Seit wir Kinder haben, hat das Wort “Ferien” nämlich eine andere Bedeutung bekommen, als es früher hatte. Früher, da fuhren wir mit dem Rucksack durch Sri Lanka und Indonesien, schliefen in winzigen Hüttchen unter zerlöcherten Moskitonetzen auf kleinen Inseln, auf denen es nicht mal Strom gab und aßen frittierte Dinge, die wir nicht erkannten aus Garküchen am Straßenrand. Ferien – das war die vorlesungsfreie Zeit, in der die Abenteuer quasi von den Bäumen hingen und wir sie nur aussuchen und pflücken mussten.

Jetzt ist das anders. Die Abenteuer haben andere Namen, denn es geht nicht mehr darum, die Nacht in einem Zimmer mit handtellergroßen Kakerlaken zu verbringen oder auf rostigen Fähren von einer indonesischen Insel zur nächsten gen Osten zu fahren. Es geht um die großen Dinge, die sich als Alltagskleinigkeiten getarnt haben. Unser Abenteuer heißen “Einschulung”, “Pubertät” und “Zahnwechsel”, sie warten auf uns als ein kindlicher Alptraum in der Nacht oder als Bauchschmerzen am Morgen, verursacht durch einen “frechen Jungen” in der Kita. Nein, wir brauchen keine exotischen Fernreisen zu machen, wenn wir in die Ferien fahren, wir brauchen einen Ort wie diesen hier.

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Wir sind vor zwei Tagen erst angereist, und schon hat sich der Familienrhythmus verlangsamt, vielleicht auch verlängert. Wir gehen später schlafen, liegen zusammen im Bett und lesen, schlafen gemeinsam einfach ein. Wir frühstücken später und ausführlicher, keiner liest Zeitung oder schaut aufs Handy oder bekommt wichtige Anrufe, Emails, Nachrichten. Wir planen unsere Tage zusammen oder wir planen sie eben nicht, sondern lassen uns in den Tag treiben. Wir müssen nichts, wir möchten alles. Das ist wunderbar.

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Wir erfahren gerade als Familie mal wieder, wie schön es ist, so sehr zusammen zu sein. Den ganzen Tag, die ganze Zeit. Nicht, dass wir uns nicht auch auf die Nerven gehen oder die Kinder streiten. Das gehört zur Familiendynamik dazu. Es ist dennoch so, dass wir einander sehr genießen können. Die Zeit, die wir haben. Die Dinge, die uns gefallen oder die wir neu entdeckt haben.

In einer Reihe auf unseren Rädern hinter einander her zum Strand zu fahren zum Beispiel, eine Kette mit fünf Gliedern, die miteinander verbunden sind. Das ist das Bild für diese Familie in diesem Augenblick.

Wir sind in den Ferien.

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Last Updated on 21. August 2016 by Anna Luz de León

7 Comments

  1. Liebe Anna,

    ich wünsche Euch einen wunderschönen Urlaub! Wir haben zwar noch 4 Wochen Schule und Arbeit hier, bevor es endlich in den Familienurlaub geht, aber dein Post hat gerade meine Urlaubsvorfreude so richtig angefeuert. Und ich freue mich auch schon riesig auf diese gemeinsame Zeit, alle fünf zusammen, einfach ganz ohne Termine, einfach treiben lassen. Das ist echter Abenteuerurlaub als Familie ;)

    Liebe Grüße,

    Isabelle

  2. Ach so schön. Auf Darß war ich das letzte mal als Teenager und ich möchte auch so gerne mal wieder an die Ostsee. Also puste doch bitte ein paar Sandkörner in die Schweiz ;-)
    Geniesst eure Ferien und lasst die Seele baumeln.

    LG Themama

  3. Schön! Ich wünsche euch ganz viel Erholung, Sonne pur und ganz viel Spaß!!

    Danke für den Einblick! Nun aber Lappi zu!!!!!! ;)

    LG Stephie

  4. Das hast Du wunderbar geschrieben! An der OStsee ist es toll und ich finde auch, dass man nicht immer weit weg fahren/fliegen muss. Es ist auch hier zu Lande wunderwunderschön….wir haben neulich den letzten Urlaub zu Zweit genossen…..ab jetzt wird sich der Urlaub bei uns also auch ein wenig ändern. Aber: Wir freuen uns drauf! Nicht unbedingt auf Zahnweh und Pubertät, aber auf all die schönen anderen Dinge! :-) Euch eine schöne Zeit!

  5. Einen wunderschönen und entspannten Urlaub wünsche ich!
    Und ja… der Urlaub ist jetzt ganz anders als früher, aber man kann nun wirklich im Kleinen das Große entdecken… will sagen, es müssen keine großen Touren mehr sein… einfach entspannt am Strand/ in den Dünen oÄ sitzen, den Kids zuschauen und sich so richtig bewusst werden wie toll das Leben doch ist…

    In diesem Sinne :-)

    2fachMama

  6. Haaach, wie wunderbar … mehr kann man dazu eigentlich gar nichts sagen.
    Mein Lieblingssatz: “Wir müssen nichts, wir möchten alles.”
    Eine Zauberzeit wünsche ich Euch beim Alles-möchten im verlangsamten Modus, Uta

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