Weihnachtswahnsinn. Was unterscheidet ihn eigentlich von jeder anderen Art von Alltagswahnsinn, der uns regelmäßig so heimsucht? Ich tippe auf die regelmäßige Anwesenheit von Mehlwolken und Teigresten in meiner Küche, den sich stapelnden Terminen in den Kinderkalendern und meinem eigenen Herumgehusche in Shopping-Malls und in Geschäften, die ich sonst gerne weiträumig umgehe.

Vielleicht ist mein Weihnachtsmojo kaputt? Oder vielleicht hat es nur einen schlechten Tag? Ich weiß es nicht, aber heute hatte ich erstmalig eine kurze Panikattacke beim Blick auf den Kalender und mir lief es eiskalt über den Rücken bei der Erkenntis: ich habe keine Zeit mehr! Ich habe noch so viel NICHT ERLEDIGT, das noch getan werden muss und ich muss sofort die Nacht durcharbeiten, damit ich alles schaffe, was auf meinem Zettel steht – und da stehen nur noch die wichtigen Sachen drauf, ehrlich!

Weihnachtsmojo, Vorweihnachtszeit, Weihnachtswahnsinn, Alltag mit Kindern

Mein Weihnachtsmojo wurde zusätzlich heute torpediert durch äußerst, ÄUßERST nervige Kinder. Meine natürlich. Es ist, als wären sie alle von einer großen Welle Sabotagestimmung erfasst und mitgerissen worden und hätten sich unterwegs überlegt, es sei lustig, diese Welle auf mich loszulassen und selbst auf ihr zu reiten. Zum Beispiel wollten wir Wunschzettel fürs Christkind schreiben, die ganze Woche schon. Wir machen das eigentlich immer rund um Nikolaus und legen die Wunschzettel aufs Fensterbrett, wo sie dann nachts irgendwann abgeholt werden. Eine meiner liebsten Weihnachtstraditionen mit meinen Kindern! Und was machen die Gören? Meckern. “Oh Mann, ich muss ja noch den doofen Wunschzettel schreiben…!” “Kannst du das nicht machen, Mama?” (Ich glaub, es hackt!) “Es ist doch sowieso schon zu spät, bestimmt bekomme ich nichts vom Christkind und vielleicht fällt Weihnachten dann auch au-hau-hauuus…!” Das letzte war das Goldkind, das sich sodann in einer Art vorweggenommener Enttäuschungswallung heulend ihrem Elend ergab.

Dann die Sache mit dem Weihnachtsmarkt. Mein Weihnachtsmojo und ich, wir brauchen einen Besuch auf einem der beschaulicheren Weihnachtsmärkte. Am liebsten haben wir den historischen Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt, natürlich unter der Woche, natürlich noch im Hellen, damit sich die Scharen von Touristen noch nicht dort herumtreiben und man noch eine Chance hat, was mitzukriegen. Oder mein liebster, der Lucia-Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei, wo es weniger Rummel und mehr Schönes zu sehen gibt. Aber die Kinder wollen natürlich auf den Rummelplatz, den “Weihnachtsmarkt”, der seinen Namen gar nicht verdient, sondern ebensogut Weihnachtskirmes heißen könnte. Mein Weihnachtsmojo weint!

Und dann ist dem Herzensmädchen auch noch meine volle Plätzchendose mit Husarenknöpfen, sorgfältig eingepuderzuckert, vom Schrank gefallen. Deckel ab, Plätzchen rausgekollert, ganze Bude voller Puderzucker. Zum Glück ist so gut wie kein Plätzchen zerbrochen, dafür ist aller Puderzucker ab und die Husarenknöpfe sind jetzt nackt. Lecker schmecken sie immer noch, aber so hübsch sind sie nicht mehr. Sabotage überall!

Die letzten schändlichen Taten des Tage vollbrachten meine Minions, die müde und abgekämpft nach ihrem Schwimmunterricht am Essen mäkelten, sich weigerten, sich nach dem Baden wieder anzuziehen, nicht gefönt werden wollten, überhaupt eigentlich gar nichts wollten und dann, als ich sie mit dem liebsten Weihnachtsbuch zum Vorlesen ins Goldkindbett lockte, um sie vor dem Schlafengehen ein bisschen runterzuholen (und mein Weihnachtsmojo aufzutanken), fingen sie an, sich zu zanken, wer wo seinen Kopf hinlegen darf, wer wieviel Auflagefläche für seine Beine auf meinen Beinen bekommt, wessen Kopf höher liegt und überhaupt, wer hier mal wieder schlechter behandelt wird, als der andere. Waaahh!

Mein Weihnachtsmojo und ich, wir liegen jedenfalls nach diesem Tag ein bisschen eingedellt in der Ecke und müssen uns für den dritten Advent morgen erst mal berappeln. Ich rolle uns beide jetzt in eine Lage Lametta ein, zünde die Kerzen an und singe mit Nikolausmütze auf’m Kopp ne Runde “White Christmas” oder so. Und ich streichele mein Weihnachtsmojo in den Schlaf, damit es morgen wieder fit ist und mit mir den Endspurt auf Weihnachten mitmacht. Fröhlich, wohlwollend und behängt mit rotgoldenen Weihnachtskugeln. So!

signatur

P.S.: Doch, doch, dankbar bin ich auch heute: 1. für die glücklichen Gesichter der Minions beim Schwimmunterricht. Es ist so cool, was sie für eine Freude daran haben! 2. für den simplen Fakt, dass meine Liste an Weihnachts-To-Dos seit gestern beträchtlich geschrumpft ist. 3. für ein Glas kühlen Lieblingswein am Abend, kredenzt vom Liebsten mit einem Kuss.

6 Kommentare

  1. Liebe Anna,

    vielleicht hilft das: DU bist mein Weihnachtsmojo! Abends, wenn ich müde, kopfschwirrend ob der niemals nicht schrumpfenden To-Do-Liste im Bett liege, und mich dann auf Deinen Blog klicke, um zu lesen, für was Du dankbar warst an diesem Tag – dann denke ich oft: So isses! DANKE, dass Du mich in dem täglichen Weihnachtstrubel einfach nicht vergessen lässt, auf was es wirklich ankommt in dieser stressigen, aber trotz allem auch sehr zauberhaften Zeit!

    Ich wünsch Dir morgen einen wunderbaren dritten Advent!

    Liebe Grüße,
    Katja

    • Oohh, liebe Katja, das hilft tatsächlich! Ich danke dir und bin jetzt auch wieder ein Stück dankbarer: für mein Blog und für Leserinnen wie dich. Dir auch einen schönen dritten Advent und alles Liebe!

  2. Als Weihnachtsgrinch dieses Jahr versichere ich dir: Das darf auch mal sein. Im Notfall einfach zu den härtesten Maßnamen greifen und “Last Christmas” so lange im Loop hören, bis man am Ende doch mitsingen muss.

  3. Kati aus Erlangen Antworten

    Es tut so gut, das es anderen auch so geht! Ich streichelte Dein Weihnachtsmojo mal ein bischen und flüstere ihm ein Weihnachtsgedicht ins Ohr. Danke das es Deinen tollen Blog gibt und das Du uns an Deinem Alltag teilhaben lässt, da fühlt man sich nicht so allein! Eine schöne Adventszeit Die noch, und allen anderen.

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