In Berlin gab es letzte Woche Halbjahreszeugnisse. Seit wir Schulkinder haben, also seit das Herzensmädchen vor achteinhalb Jahren eingeschult wurde, ist es bei uns Tradition, dass das Zeugnis gemeinsam geöffnet und gelesen wird, so dass wir bei jeder Note bzw. bei jeder Bemerkung gleich darüber sprechen können. In der Grundschulzeit gab es noch keine Noten, der von dem Kind empfundene Druck war also überschaubar, aber seit sie auf der weiterführenden Schule ist, sind ihre Zeugnisnoten natürlich ein Thema. Aber Zoff ums Zeugnis gab es bei uns noch nie. Einerseits weil wir überzeugt sind, dass Noten nicht alles sind (darüber schrieb ich vor drei Jahren schon mal unter dem Hashtag #mehralsnoten), andererseits ist es uns vor allem wichtig, dass sie ihre eigenen Erwartungen erfüllt, nicht unsere. Sie geht nicht für uns in die Schule, sondern für sich selbst und mit ihren knapp vierzehn Jahren ist sie inziwschen auch lebenserfahren genug, das zu begreifen.

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Aber funktioniert das immer so mit den durchaus verschiedenen Erwartungen auf Eltern- und auf Kinderseite? Gerade wenn es um Noten geht, ist es nicht so einfach, schließlich sind Zensuren, zumal, wenn sie auf dem Zeugnis stehen, das Instrument, mit dem die Leistung des Kindes gemessen und schwarz auf weiß dokumentiert wird. Sind die Noten nicht gut, wird schnell gelabelt. Das muss gar nicht immer von den Eltern ausgehen, die Kinder selbst empfinden sich aufgrund schlechterer Zensuren oder wenn sie unter den eigenen Erwartungen bleiben als "zu dumm, um das zu schaffen" oder "einfach nicht fleißig genug" oder "nicht so gut wie die anderen".

Zoff ums Zeugnis?

Ich erinnere mich gut an Freundinnen aus meiner Schulzeit, die sich fürchteten, mit dem Zeugnis nach Hause zu gehen, weil es dort statt Unterstützung und Ursachenforschung Druck und Sanktionen gab. Aber auch heutzutage, wo sicher die wenigsten Eltern ihren Kinder wegen schlechter Zensuren wie früher Hausarrest verpassen oder sie noch krasser bestrafen, entstehen am Zeugnistag schnell Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern. "Wie konnte das passieren? Hast du nicht genug gelernt? Wieso sagst du nicht, dass du nicht mitkommst?" Die gegenseitigen Schuldzuweisungen und auch Ratlosigkeit, was jetzt zu tun ist, führen zum Streit. Und schon ist er da, der Zoff ums Zeugnis.

Ich glaube, die Schwierigkeiten in solchen Situationen mit unseren Kindern liegen auch darin, dass wir eben ihre Eltern sind und nicht ihre Lehrer. Es ist nicht unser Job, ihnen Wissen zu vermitteln oder kontinuierlich mit ihnen zu lernen, auch wenn wir sie natürlich immer unterstützen. Aber dadurch, dass wir emotional so involviert sind, ist die Kombination Eltern-Kind beim Nacharbeiten von Stoff, den Vorbereitungen auf Klausuren oder dem Aufarbeiten von Wissenslücken hoch explosiv. Ich erinnere mich, dass mal eine Lehrerin vom Herzensmädchen mir davon abriet, zu versuchen, die Mathethemen, die meine Tochter damals hatte, selbst mit ihr aufzuarbeiten, obwohl mein Wissensstand vollkommen ausreichend gewesen wäre. "Sie sind ihre Mutter. Sie sollen sie unterstützen, für sie da und auf ihrer Seite sein. Den Stoff soll sie in der Schule vermittelt bekommen oder, falls das nicht ausreicht, bei einer kompetenten Nachhilfe außerhalb der Schule. Aber nicht zu Hause." Ich habe mir diesen Rat damals sehr zu Herzen genommen und das Thema Mathe lernen an jemand anderen abgegeben. Unserer Beziehung hat das gut getan und den Stoff kriegte sie auf diese Weise auch besser vermittelt, als es mit mir der Fall gewesen wäre. Bis heute beherzige ich diesen Rat der ehemaligen Klassenlehrerin vom Herzensmädchen und versuche, in meiner Mamarolle zu bleiben, auch wenn es um Schule und Noten geht und dieses Thema zu Hause nicht zu groß werden zu lassen. Wenn es Probleme gibt – holen wir uns Rat und Hilfe von Lernprofis.

Elterntalk beim Studienkreis

Chalk rubbed out on blank blackboard background.Für uns ist das Thema Zoff ums Zeugnis (im Moment) keins, ich hoffe, das bleibt auch so. Aber für viele andere Familien gibt es viele Unsicherheiten und Fragen rund um die Noten ihrer Kinder. Der Studienkreis, renommiertes Nachhilfeinstitut und führende private Bildungsorganisation mit 40 Jahren Erfahrung und rund 1000 Einzelschulen in ganz Deutschland und der Schweiz, hat sich mit dem Thema "Zoff ums Zeugnis" ausführlich befasst und eine umfangreiche Studie durchführen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass in vier von zehn Familien mit Kindern, die in der Schule Noten bekommen, schlechte Zensuren für Streit oder schlechte Stimmung sorgen und dass die Noten auch zwischen den Eltern die Ursache für Auseinandersetzungen sind. Ziel der Umfrage war es zu ermitteln, inwieweit schlechte Schulnoten Ursache für Streit und schlechte Stimmung in der Familie sind und wie Eltern ihr Kind unterstützen, um dessen schulische Leistungen zu verbessern.

Es gibt also viel Redebedarf und auch offensichtlich viele Unsicherheiten auf Seiten der Eltern, wie sie Streit wegen schlechter Zensuren vermeiden können. Daher hat der Studienkreis einen Facebook-Elterntalk zum Thema Zoff ums Zeugnis initiiert, den ihr als Liveveranstaltung am Dienstag, 07. Februar ab 20:30 via Facebook verfolgen könnt. Ich habe die Ehre und die Freude, diesen Talk zu moderieren und werde mich mit zwei Expert*innen unterhalten: Familientherapeutin Katharina Grünewald und Max Kade, pädagogischer Leiter des Studienkreises werden Fragen zum Thema beantworten und uns Einsichten geben, wie man Streit und schlechte Stimmung aufgrund von (Zeugnis-)Noten vermeiden kann und wie man seine Kinder schulisch am besten unterstützt.

Damit wir bei unserem Live-Event auch die wirklich wichtigen Fragen aufgreifen können, bitte ich euch jetzt um euren Input: was sind eure Fragen zu diesem Thema? Was würdet ihr gerne von den Expert*innen wissen? Was macht euch bezüglich der schulischen Leistungen eurer Kinder am meisten Sorgen? Ich sammele gerne eure Fragen hier und nehme sie für euch mit in die Runde am kommenden Dienstag. Ihr könnt aber auch auf der Facebookseite vom Studienkreis direkt in der Veranstaltung per Kommentar eure Fragen hinterlassen. 

Außerdem ist es ein Live-Event, das heißt, wenn ihr euch zuschaltet und mit verfolgt, was wir so zum Thema Zoff ums Zeugnis besprechen, könnt ihr auch noch live reagieren, Fragen stellen, Input und Feedback geben und auch einach eure Erfahrungen diesbezüglich teilen. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele von euch zuschalten und ihr mir hier Fragen da lasst, die wir hoffentlich am Dienstag beantworten können.

Jetzt bin ich sehr gespannt auf eure Fragen und eure Erfahrungen zum Thema Schulnoten. Habt ihr da eher gute oder schlechte Erfahrungen gemacht? Wie ist euer Umgang damit? Ich finde das persönlich ein wirklich wichtiges Thema und hoffe, da selbst noch einiges mitnehmen zu können. Ich bin mir nämlich sicher, dass wir da als Eltern garantiert auch in so manche "Falle" tappen, die wir vielleicht mit Expertenrat besser umschiffen könnten.

7 Kommentare

  1. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass beim Hausaufgaben Helfen der Opa am Telefon oft viel hilfreicher war, als ich, da ich meine Mutterrolle nie ganz ausblenden konnte.     Nachhilfe muss man sich leisten können, da das aber schwierig wäre, bin ich froh, dass wir es eigentlich nicht nötig haben bzw. meinen Vater anrufen können.

  2. Hallo Anna, ich finde deine Haltung gut, muss allerdings sagen, dass ich immer mit meiner Tochter zuhause Mathe nacharbeite, weil an ihrer Grundschule viele Lehrer sind, die ihren Stoff nicht vermitteln können, der Mathelehrer an erster Stelle. Nachhilfe wäre für uns zu aufwendig und teuer, da wir jeden Tag ein bisschen machen und das inzwischen unsere Quality-Time ist. Ganz in Ruhe und ohne überzogene Ansprüche nochmal den Stoff durchgehen.

    Mit guten Lehrern wäre das nicht notwendig, und natürlich weiß ich, dass das nicht meine Aufgabe ist, aber in Berlin liegt eben so einiges im Argen und wir haben uns an den sauren Apfel gewöhnt. 

    Das wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man keinen dauerhaften Stress tolerieren sollte, dann läuft etwas falsch. 

  3. Das ist eine schöne Idee, dass Eltern Eltern sein sollen, und bei Schulproblemen jemand anders helfen soll. Leider geht das nur, wenn man das Geld dazu hat. Denn Nachhilfe kostet Geld, egal, ob das das Nachbarskind macht oder ein professionelles Nachhilfe-Institut.

    An der (staatlichen Berliner) Grundschule meines Sohnes gibt es Förderunterricht in einzelnen Fächern und auch Lehrer, die schwachen Schülern individuell helfen sowie eine spezielle LRS-Klasse, in die Kinder aus dem ganzen Bezirk kommen. Ich denke, man sollte Berliner Schulen nicht grundsätzlich verteufeln.

    Und man sollte  differenzieren, ob man einem Kind ab und an bei den Hausaufgaben hilft (Vokabeln und Gedichte abfragen, kleines und großes 1×1 lernen, Musikstücke vorspielen oder Diktate üben), oder nicht verstandenen Unterrichtsstoff zu Hause nacharbeitet. So generell zu sagen, Eltern sollten Kindern nicht bei Schuldingen helfen, halte ich für eine gewagte These. Mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben.

  4. Hallo Anna,

    Meiner Erfahrung nach ist das wichtigste, dass die Kinder Spaß in der Schule haben.

    Wir Eltern sollten also nicht kritisch auf Schulnoten reagieren.

    Denn mal ehrlich – Das Kind weiß doch selbst, dass die Noten schlecht sind. Kritik wird damit völlig sinnlos. Und wenn es nichts bringt – Wieso macht man es bei jeder schlechten Note immer wieder erneut?

    Stattdessen sollte man den Zugang zum Kind suchen. Also sich fragen: Wie kann mein Kind mehr Spaß am Lernen entwickeln? Wie kann mein Kind sich systematisch und spielerisch Wissen erarbeiten? Welche Anreizsysteme kann ich für gute Noten schaffen? -Belohnungen wie Spielabend oder Baden gehen

    Auch sollte man vielleicht auf spielerisches Lernen setzen. Zum Beispiel- Kind ist schlecht in Geographie – Also wird Stadt Land Fluss jeden Abend gespielt. Kind ist schlecht in Mathe – Also Matheolympiade zu Hause. Oder Kind ist schlecht in Chemie – Dann spielt man: Stadt, Land, Fluss, chem. Elemente

    Man kann wahrscheinlich für jedes Schulfach ein Spiel erfinden – Somit hat man einen Zugang zum Lernen, zum Stoff, zum Kind – und das ganze getarnt als Spiel.

    Ich denke Reinpaucken – ist der schlechteste Weg

  5. Liebe Anna, 

    Thematisch kann ich leider nichts beitragen, da meine Kinder alle (noch) nicht im Schulalter sind. 

    Ich würde allerdings sehr gerne wissen, wie das Buch heißt, dass deine Tochter auf dem Foto anschaut? Die Gestaltung sieht sehr gelungen aus. 

    Vielen Dank, 
    und viele Grüße, 

    Verena

  6. Ich habe auch bereits die Erfahrung gemacht, dass es als Elternteil nicht immer förderlich ist, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen zu wollen. Manchmal hapert es nämlich nicht an den Fähigkeiten, sondern an der Art und Weise, wie die Dinge vermittlet werden. Immer vor den Büchern zu sitzen und dann auch noch zuhause belehrt zu werden mögen manche Kinder rein gar nicht und schalten schnell auf Durchzug. Nachhilfe ist teuer und manchmal vielleicht auch gar nicht nötig, denn auch hier hat man wieder das Prinzip, dass ein Erwachsener dich belehren will. Neue Ansätze können da mehr bewirken. Es gibt mittlerweile so viele Spiele, Apps oder Webseiten wie gut-erklaert, bei denen sich die Kinder im eigenen Tempo und mit Freude am Medium oder dem Spiel lernen können.

    Gruß,
    Lina

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