Es ist Hochsaison. Kranke-Kinder-Hochsaison. Und auch bei uns war es mal wieder soweit: ich hatte die ganze letzte Woche ein krankes Kind zu Hause. Irgendwie kann ich mich kaum an Jahre erinnern, in denen das nicht so war, jedenfalls nicht, seit ich Mama bin. Und seit ich mich ein bisschen abgeregt habe (beim ersten Kind war ich ja jedes Mal in heller Aufregung, sobald die Temperatur mal über 38° ging) und ich mich jeweils ganz auf die Situation einlassen konnte  (bleibt einem ja auch kaum was anderes übrig), fielen mir all die lieben Dinge wieder ein, die meine Mama immer für uns tat, wenn wir als Kinder krank wurden und nicht zur Schule gingen.

Als krankes Kind zu Hause bleiben, war dann auf einmal nur noch halb so schlimm, schließlich kam man in den Genuss vom Mama-Verwöhnprogramm. Und alles, was ich als Kind so lieb und tröstlich fand, wenn ich krank war, mache ich mit meinen Kindern auch. Selbst der fieseste Infekt ist nur noch halb so wild, wenn man sich auf etwas Schönes freuen kann, das ganz bestimmt eintritt, weil es ein liebevolles Ritual ist, das immer im Krankheitsfall zur Anwendung kommt.

Frisches Kind, frisches Bett

Es gibt nichts Besseres, als im Bett zu liegen und zu ruhen, wenn man als krankes Kind zu Hause bleiben muss. Aber wenn man Fieber hat und schwitzt (oder noch schlimmer bei Magen-Darm-Infekt), fühlt sich das gemütliche Bett auch schnell oll an, zumal man ja viele Stunden am Tag dort verbringt. Ein Ritual bei meiner Mama, das ich für meine Kinder übernommen habe, war das frische Bett. Spätestens am zweiten Tag jeder doofen Krankheit, wurde alles frisch gemacht. Man wurde aus dem Bett geholt, ins warme Badezimmer geführt und dort beim Waschen, Zähneputzen und Haare kämmen liebevoll betüddelt. Auch als ich längst ein Schulkind war und alle hygienischen Verrichtungen längst selbständig erledigte, war das die eine Ausnahmesituation: ich saß schlapp auf dem Hocker im Bad und ließ mir die Haare flechten, wurde mit warmem Wasser gewaschen und kriegte die "geladene" Zahnbürste in den Mund geschoben. Danach gab es einen frischen Schlafanzug und das Bett wurde neu bezogen. Wenn ich dann dort wieder drin lag, fühlte sich alles unglaublich frisch und gemütlich an und ich mich durch und durch wohl, obwohl noch krank.

Heutzutage sehe ich an meinen Kindern, wie sehr auch sie genau dieses liebevolle Ritual genießen und mit glücklichen Gesichtern in ihr frisches Bett sinken, wo sie ja dann bleiben müssen, bis es ihnen besser geht.

Kranke Kinder brauchen viel Schlaf | ©by Berlinmmittemom  

Schonkost und besondere Leckereien

Je nach dem, warum man als Kind krank zu Hause bleiben musste, war auch die Versorgung natürlich unterschiedlich. Bei Magen-Darm-Grippe war natürlich an Leckereien nicht zu denken, aber auch ein liebevoll geriebener Apfel oder eine zerdrückte Banane, die meine Mama mir teelöffelweise verabreichte, damit der Durchfall sich verzog, war etwas Besonderes und eben lieb. Bei grippalen Infekten gab es selbstgekochte Hühnersuppe mit Sternchennudeln und natürlich viel frisches Obst.

Ich erinnere mich an Bananenkrokodile, die es nur gab, wenn wir krank waren. Oder an auf dem Teller aufgefächerte Apfelschnitze und Mandarinenstückchen – eine frühe Form des Obstmandalas! Oder an aufgeschnittene Grapefruit, bei der jedes kleine Segment der Frucht schon vorher mit einem Messer fein säuberlich von der bitteren Haut getrennt worden war und die mit Zucker bestreut wurde, damit sie süß schmeckte. Das war eine Spezialität von meinem Papa und es gab nichts Köstlicheres als das, wenn er alles vorbereitet hatte und ans Bett brachte.

All diese Dinge mache ich für meine Kinder heutzutage genauso (oder so ähnlich), wie meine Eltern früher für uns. Wenn ich mit einem Tablett am Bett erscheine, auf dem kleine Obstschönheiten, ein ausgestochenes Butterbrotherz, Gurkensternchen und Tomate-Mozzarella-Spießchen angerichtet sind, kommt der Appetit bei den kleinen Patienten viel schneller wieder zurück und ihre Gesichter leuchten, weil sie sehen und spüren, dass all das geschieht, um sie zu erfreuen.

Krankes Kind zu Hause: Obst als Vitaminbooster

Beschäftigung und gewidmete Zeit

Nicht immer haben berufstätige Eltern Ruhe und Zeit, sich ausgiebig um ihr krankes Kind zu Hause zu kümmern. Aber gerade, wenn sie es dann doch tun, nimmt man das als Kind auch als etwas Besonderes war. Für die eigene Beschäftigung gab es in meiner Kindheit mehr oder weniger dieselben Möglichkeiten, wie ich sie heute für meine eigenen Kinder habe: wir hörten Hörspiele, machten auf Tabletts Puzzles im Bett, malten Bilder, lösten Geduldsspiele und klebten Aufkleber in Hefte. Natürlich wurde auch gelesen, zumindest als wir älter waren. Oft brachte mir meine Mama dann einen neuen Zeichenblock oder neue Holzstifte mit, besonderes Papier zum Basteln oder manchmal sogar so etwas Besonderes wie nostalgische Anziehpuppen aus Papier oder ein neues Knobelspiel wie den Zauberwürfel.

Auch das ist etwas, das ich für meine Kinder übernommen habe. Letzte Woche kriegte das Goldkind vom Einkaufen einen Block Aquarellpapier und Aquarellkreide mitgebracht, womit sie sich dann auch je nach Fitnesszustand ausführlich beschäftigt hat, außerdem ein Stickerheft mit kleinen Figürchen, die sie mit wieder ablösbaren Klamotten verkleiden kann. So etwas hätte ich als Kind auch geliebt, gerade, wenn man als krankes Kind zu Hause ans Bett gefesselt ist. Nur Fernsehen, so verfügbar, wie es heute ist, gab es noch nicht, geschweige denn das immer verfügbare Konservenfernsehen via Netflix, Amazon Prime & Co.

Aber eine Mama, die sich viel williger als ohnehin schon an mein Bett setzte und mir Lieblingsgeschichten vorlas, die gab es. Und jede Geschichte, vorgelesen von ihr höchstpersönlich, war tausendmal wundervoller, als eine von meinem Kassettenrecorder abgespielte Geschichte oder ein selbst gelesenes Buch. Ich lag im frischen Bett, müde und schlapp von einem Infekt und lauschte ihrer Vorlesestimme mit geschlossenen Augen. Nichts war schöner.

Mit meinen Kindern mache ich genau das: ich gönne ihnen die Extrazeit mit mir von Herzen und ausführlich, weil ich überzeugt bin, dass sie das sich besser fühlen lässt und dass das auch dazu führt, dass es ihnen tatsächlich auch besser geht. Natürlich nicht wie von Zauberhand über Nacht, aber dennoch. Was den Seelchen gut tut, tut auch den kleinen Körpern gut. Und so habe ich letzte Woche dem Goldkind ein altes Lieblingskinderbuch vorgelesen, für das sie eigentlich schon viel zu alt ist, das sie aber umso wundervoller fand, als ich es ihr jetzt seit langer Zeit mal wieder vorgelesen habe. Die Großen waren gleich ganz angesteckt von dieser Nostalgie, und so haben wir mehrere Abende hintereinander alle zusammen im großen Bett gelegen und vorgelesen. Das war nicht nur für's kranke Kind wunderschön.

Gegen die Viren und sonstigen Erreger, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, können wir nicht viel machen. Sind sie einmal da, hilft nur viel Geduld und die richtigen Gegenmittel. Darüber hinaus aber können wir als Eltern die Zeit mit unseren kranken Kindern so innig, zugewandt und angenehm wie möglich für die kleinen Patient*innen machen. Und ich bin sicher, dann sind die Bilder der Krankentage aus der eigenen Kindheit nicht nur gefüllt mit Elend und Erinnerungen an ungeliebte Fieberzäpfchen oder eklig schmeckenden Hustensaft. Im Gegenteil: in der Erinnerung überwiegen dann die liebevollen Rituale, die erzählten Geschichten und die geteilte Zeit, die wir in den Tagen zu Hause unserem kranken Kind gewidmet haben.

Habt ihr auch soche Rituale, wenn eure Kinder krank sind?

Bleibt gesund und passt auf eure Liebsten auf!

 

 

4 Kommentare

  1. Oh das finde ich richtig toll! Vielen Dank für so viel Liebe in und zwischen den Zeilen. Als Bald-Mama lasse ich mich gern von so liebevollen und positiven Ideen inspirieren! Toller Blog (und instagram-Account) ! 

  2. Pingback: Edition Eltern

  3. Beim Lesen wird einem warm ums Herz! Ich erinnerte mich auch gerade an die Tage in meiner Kindheit zurück, an denen ich krank war und meine Mutter sich um mich kümmerte.
    Ich habe auch so einige Rituale und Rezepte, die ich auspacke, wenn meine Kleinen krank sind. Eins wäre z.B. Lavendel-Öl auf ein Tuch träufeln, was sie dann um den Hals gebunden bekommen.
    Meine Zwei hat es heuer im Winter ganz schlimm mit der Magen-Darm-Grippe erwischt, ich habe dann Probiotika (diese hier) ausprobiert und auch die Ernährung dementsprechend probiotisch gestaltet, da war die Krankheit auch wieder schnell verflogen.
    Alles Liebe,
    Michaela

  4. Pingback: Familie rockt | 5 Freitagslieblinge am 26. Januar 2018 | berlinmittemom

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