WERBUNG | Es ist mal wieder Zeit für einen Text für meine #teeniechronicles und was könnte als Anlass besser passen, als die diesjährige Mehr Mut zum Ich-Aktion, die ich seit Jahren begleite und unterstütze?
Bereits zum siebten Mal gehen Dove & Rossmann mit der Aktion an den Start: im Spendenzeitraum vom 19. Juni bis zum 09. Juli 2017 spenden die Partner für jedes bei Rossmann gekaufte Dove Produkt zehn Cent an das Deutsche Kinderhilfswerk und fördern auf diese Weise ausgewählte Projekte – welche das im letzten Jahr waren, könnt ihr hier nachlesen. Und wie jedes Jahr fließen diese Spenden in die Förderprojekte, die Mädchen dabei unterstützen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und Mütter in ihrer Vorbildfunktion stärken.

Als Mütter von Teenagertöchtern wissen wir, dass diese Phase eine harte Zeit für unsere Mädchen ist. Mehr als je zuvor (und wahrscheinlich auch danach) fühlen sie sich angreifbar, verletzlich und unsicher, denn alles an und in ihnen verändert sich. Sie sind zwischen Selbstliebe und Selbstzweifel und ihre Welt steht Kopf. Und vielleicht brauchen sie uns jetzt auch mehr als in den Jahren zuvor, denn sie sehnen sich nach Halt, Orientierung und Sicherheit. Zugleich fällt diese Phase zusammen mit einem natürlichen Abnabelungsprozess, so dass es für uns Mütter oft nicht leicht ist, durch all das pubertäre Gefühlschaos hindurch unsere Rolle als Vorbild und sicherer Hafen durchzuhalten. Auch für uns verändert sich viel, wenn unsere Töchter plötzlich Teenager sind – und sich auch so verhalten.
Mir hilft für meine Perspektive und meine eigene Haltung dazu immer, mich mit meinem eigenen inneren Teenie zu unterhalten. Für Mehr Mut zum Ich habe ich aufgeschrieben, wie ich mit Vierzehn war, wie ich mich gefühlt habe und was mich beschäftigt hat.

Anna einst und Anna jetzt

Wir gehen zusammen durch die Straßen, du und ich. Ich, 43 Jahre alt, Mutter von drei Kindern, offensichtlich übergewichtig, vertraut mit meinem Körper, mit seinen Grenzen und Möglichkeiten, mit unserer gemeinsamen Geschichte und dem Wissen darüber, was er schon geleistet hat. Was andere über ihn denken, kümmert mich kaum mehr. Er und ich, wir sind Freunde, schon lange.
Und unsichtbar neben mir, du. Mein Teenager-Ich aus dem Jahr 1987, 14 Jahre alt, ein Mädchen an der Schwelle zwischen Kind und Frau, normalgewichtig, ziemlich hübsch und…. unglaublich unsicher in deinem Körper. Du weißt wenig über ihn, du misstraust ihm, du hast keine Ahnung, was er alles kann und auch nicht, was er nicht kann. Die Urteile anderer über deinen Körper sind für dich entscheidend, und auch wenn du versuchst, dich davon unabhängig zu machen, spielen sie die vielleicht größte Rolle, wenn es um deine eigene Perspektive auf deinen Körper geht.

Du bist ein typischer Teenie, was diese Dinge angeht. Wenn jemand deinen Hintern „dick“ nennt oder deinen Bauch als „rund“ bezeichnet, denkst du monatelang darüber nach, betrachtest Bauch und Hintern im Spiegel und hasst sie. Und wenn jemand sagt, deine Beine wären toll oder dein Busen sei schön, dann inspizierst du auch diese Körperteile genau und ziehst einen Teil deines Selbstbewusstseins daraus, dass irgendjemandem diese Aspekte an deinem Äußeren gefallen – für einen Moment. All diese Unsicherheiten!

Pubertät? Pubertät! | Berlinmittmom.com

Du gehst neben mir her, ich sehe dich, mein Teenie-Ich, und ich möchte dir so vieles sagen! Ich weiß, dir fehlt die Lebenserfahrung und der Weitblick, um deine Perspektive zu ändern, aber ich habe sie. Ich, 43 Jahre alt mit dickem Hintern und rundem Bauch, ich habe die Lebenserfahrung, um zu wissen, dass es keine Rolle spielt, was ein hergelaufener IRGENDJEMAND über deinen Körper zu sagen hat, ganz gleich, was es ist. Dass es streng genommen eine Unverschämtheit und mindestens eine absolute Grenzüberschreitung ist, dass er sich so einen Kommentar überhaupt herausnimmt. Dass es zu den wichtigsten Lektionen in deinem Leben gehört, diese Stimmen zu filtern, die wertenden Kommentare zu blockieren und nicht zu dir durchdringen zu lassen, sowohl die negativen, als auch die vermeintlich positiven. Weil nämlich diese „Komplimente“ gar keine echten Komplimente sind, weil sie dich genauso bewerten, wie die gemeinen Sprüche über deinen Hintern.

Du gehst neben mir her und schaust immer wieder unauffällig über deine Schulter. Sieht dich jemand an? Was liest du in diesen Blicken? Schaut jemand auf deinen Hintern, deine Beine, den Busen, den Bauch? Oder sieht jemand DICH, den Menschen, sieht jemand, wer du wirklich bist?
Es wird einige Zeit dauern, bis du die Unterschiede identifizierst, wenn jemand sich für dich interessiert. Es wird einige Zeit dauern, bis du diejenigen erkennen lernst, die wirklich dich meinen, wenn sie dich anschauen. Die dir zuhören und nicht nur eine unsichtbare Liste abchecken, wenn ihr miteinander redet. Die Zeit mit dir verbringen wollen und auch bei dir sein möchten, wenn du nicht schön aussiehst, sondern wenn es ernst wird in deinem Leben. Ernst mit dir. Es wird dauern.

Saalbach-Hinterglemm 1990 | Berlinmittemom.com

Du gehst neben mir her und versteckst dich. Du versuchst, nicht für das gesehen zu werden, was man als Erstes sieht, Klamotten, Haare, Augen, Hintern, Bauch, der Gang, der Blick, sondern stattdessen herauszufinden, was von dir du zeigen musst, damit du gesehen wirst. Wirklich gesehen wirst. Das ist ein Versteck- und ein Enthüllungsspiel zugleich. Und in naher Zukunft, wenn dich zum ersten Mal jemand küssen wird, wirst du nicht genau ausmachen können, was diese Person in dir sieht, wen sie glaubt zu küssen, worum es wirklich geht. Es wird dauern.

Ich gehe neben dir her und habe all das hinter mir gelassen. Ich bin einen langen Weg gegangen, um heute zu wissen, wer ich bin und was ich sehe, wenn ich in den Spiegel schaue. Um zu denken: „Ja, genau, das ist MEIN DICKER HINTERN! Schaut ruhig hin! Es ist mir egal, wie ihr ihn findet!“ Ich kann nicht zurück zu dir, Teenie-Ich von 1987, ich kann nicht vorwegnehmen, was du selbst erfahren und lernen musst und dir all das schon mitgeben. Ich kann dir nicht helfen, den Blick in den Spiegel genauer zu justieren, noch kannst du nicht anders, als all deine vermeintlichen Makel zu sehen. Mir muss die Gewissheit reichen, dass du es lernen wirst, auch wenn es seine Zeit dauern wird.

Aber ich kann mich Seite an Seite mit dir und meiner vierzehnjährigen Teenietochter vor den Spiegel stellen. Ich kann dich im Herzen und im Kopf dabeihaben, wenn ich ihren Blick in den Spiegel beobachte und ihre kleinen Unsicherheiten sehe oder ihre bange Frage danach höre, ab wann ein Hintern denn sexy sei oder rund oder welche Form überhaupt ein Hintern haben sollte. Ich kann ihre Hand halten und mit ihr sprechen und ihr von dir erzählen. Davon wie du warst, Teenie-Ich von 1987, und wie du mit den Anfechtungen umgegangen bist, die dich umgaben. Wie du mit dir und den anderen um dich her gekämpft hast, wie lange es gedauert hat, bis du an einem Punkt warst, wo du sagen konntest: so bin ich, werd’ damit fertig. Und wie schwer es für dich in Aspekten in dieser Phase des Lebens war, dich zu lieben und anzunehmen, genau wie du bist.
Ich kann ihr von dir erzählen und ihr damit sagen: ich weiß, wie schwer diese Zeit sein kann. Wie unsicher sich dieses Vierzehnsein anfühlt. Wie verzerrt der Blick in den Spiegel oft ist und wie verzerrt die Wahrnehmung, dessen, was wir glauben, wie andere uns sehen – uns. Nicht nur unsere Körper.
Aber ich kann ihr auch erzählen, dass all das normal ist und vorbeigeht. Dass neben all den Fragen und Unsicherheiten viele wundervolle Dinge stehen, die auf sie warten. Dass sie ihren Blick auf sich selbst lösen wird von Standards und (vermeintlichen) Erwartungshaltungen anderer und sie ihre Flügel ausbreiten und fliegen wird, wohin auch immer sie will. Ich kann ihr sagen, wie du es gemacht hast, ich kann sie teilhaben lassen an deinen Geschichten und Erlebnissen und ihr berichten von den Glücksmomenten, den wunderbaren Begegnungen und all den vielen Kleinigkeiten, die dich haben wachsen lassen und dich frei gemacht haben. Und die in der Summe alle zu deiner Selbstliebe beigetragen haben.

Ich habe dich dabei, mein Teenie-Ich von 1987 und mit dir an der Hand navigiere ich leichter durch die zweite Pubertät meines Lebens, die meiner Tochter. Danke für deine Zweifel, deine Fragen, deine Wut und auch deine Ängste, danke für deinen Mut, deine Hoffnung, deine Stärke und die Liebe in deinem Herzen. Du warst immer richtig, genauso, wie du warst. Und genauso richtig, wie ich es heute bin – durch dich.

Anna Luz de León (©by Malina Ebert) | Berlinmittemom.com

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Als Mütter wollen wir unsere Teenietöchter stärken. Wir wollen sie darin unterstützen, unabhängig und selbständig zu sein und sich Dinge zuzutrauen. Wir möchten, dass sie sich in ihren Körpern wohlfühlen und sich frei machen von Schönheitsidealen, Standards aus Frauenzeitschriften oder Formaten wie GNTM, damit sie selbstbewusst, unbeschadet und stark durch diese anstrengende Phase der Pubertät gehen.
Dafür brauchen sie uns, sie brauchen gemeinsame Zeit, sie brauchen uns zur Orientierung und als Vorbild, sie brauchen das Gefühl, dass wir da sind und sie auch jetzt nicht im Stich lassen. Ich habe schon oft darüber geschrieben, was diese Phase ausmacht und was wir Mütter meiner Meinung nach tun können, um auch in der Zeit der Pubertät unsere Mutter-Tochter-Beziehung lebendig zu gestalten, um echt zu sein, um da zu bleiben und unsere Töchter nicht loszulassen.

Mehr Mut zum Ich sammelt nicht nur Spenden für Förderprojekte des Deutschen Kinderhilfswerks, es gibt auch für euch die Möglichkeit, bei einem Gewinnspiel exklusive Mutter-Tocher-Zeit für euch und eure Töchter zu gewinnen.
Durch den Upload eines gemeinsamen Bildes nehmt ihr beide automatisch an der Verlosung teil. Unter allen Teilnehmern, die bis zum 09. Juli 2017 ihren schönsten WIR-Moment teilen, werden 15 exklusive Reisegutscheine im Wert von je 500,- € verlost.
Wenn ihr also Lust habt, selbst ein bisschen Exklusivzeit mit euren Töchtern zu gewinnen, könnt ihr hier vielleicht durch Mehr Mut zum Ich eine gemeinsame Mutter-Tochter-Reise gewinnen. Ich wünsche euch viel Glück!

Für meine große Teenietochter und mich, genau wie für euch und eure Töchter, geht die persönliche Reise weiter: durch ihre Pubertät (und damit meine zweite, die ich second-hand mit ihr erlebe), durch die Höhen und Tiefen im Alltag und in unserer Beziehung, durch die Täler von Selbstzweifel zurück zur Selbstliebe, aber immer getragen von der tiefen Verbindung zwischen uns, gehalten von dem unzerstörbaren Band zwischen Mutter und Tochter, behütet vom Schutzzauber der Liebeder uns für immer begleitet, seit wir Mutter und Tochter sind und der stärker ist als alles.

Seid gut zu euren Töchtern und seid gut zu euch – starke Mädchen brauchen starke Mamas.

 

Last Updated on 15. November 2018 by Anna Luz de León

2 Comments

  1. Ja! Finde ich gut!

    Ich mach mir ja jetzt schon Gedanken darum, dass meine Tochter sich Gedanken um ihre Figur macht (https://meinglueck.wordpress.com/2017/06/06/warum-ich-mit-homophoben-afd-waehlern-im-magerwahn-befreundet-mit/) und sie ist erst 6!

    Ich versuche auch, ihr zu vermitteln, dass sie gut ist, wie sie ist (und das ist sie!) und ihr von meinen eigenen Unsicherheiten zu erzählen, um ihr ihre zu nehmen.

    Aber besonders schön an deinem Text finde ich, dass du auch die Seite beschreibst, dass dieser Prozess irgendwie dazu gehört, auch zu der Person, die man irgendwie ist. Ich glaube, hätte ich mir als Teenager nicht ein paar fiese Kommentare anhören müssen, wäre ich heute vielleicht weniger empathisch und weniger zufrieden mit mir selbst und meinen Leben als ich es bin.

  2. Ein sehr schöner Text. Einerseits ist es toll, dass solche Projekte unterstützt werden, andrerseits ist es traurig, dass man sie braucht. Diese Unsicherheit bezüglich des eigenen Körpers entsteht ja hauptsächlich durch Unsicherheit anderer, die Dir vermitteln wollen, dass Du Makel hast, um sich selbst aufzuwerten. Wenn diese, einst wiederum von anderen Personen gekränkten Personen, mit sich selbst zufrieden wären, könnte dieser Teufelskreis unterbrochen werden.
    Ich selbst hatte das Glück, dass meine Eltern mir nie etwas schlechtes zum Körperbild sagten. Klar, hatte man Zweifel, machte Diäten aber ich wusste immer, dass meine Eltern mich nicht wegen meinem Aussehen lieben sondern weil ich ihr Kind bin.
    Heute habe ich sicherlich nicht die sog. “Idealmaße”, aber erstens, wer definiert Idealmaße? Irgendwelche alten Männer, die als Programmdirektoren und Zeitschriftenherausgeber arbeiten ( ich möchte da keine Namen nennen, aber bei uns Italien gab es so einen ehemaligen Premierminister und Medienmogul, der das Frauenbild im Fernsehen in den letzten Jahren zur reinen Fleischbeschau umfunktionierte, nach seinen Vorlieben)? Und zweitens: Es gibt auf der Welt 7 Milliarden Schönheitsideale und die wir nicht ansatzweise erfüllen können. Ist es nicht wichtig, dass wir von den wichtigen Menschen im Leben geliebt werden so wie wir sind? Und ganz ehrlich, die meisten, die Du triffst, den ist es doch völlig egal ob du 2g zuviel ums Knie hast.
    Aber leider ist es der eine von zehn, der ein blödes (wahrscheinlich sogar eine blöde Floskel, die er meint sagen zu müssen) Kommentar abgibt, das Dich an Dir zweifeln lässt. Und wenn wir es schaffen unseren Kindern Respekt für sich selbst zu vermitteln haben sie es automatisch doch auch gegenüber anderen.
    Entschuldige, dass ich jetzt so ausgeschweift bin, aber es ist ein Thema, dass mich auch beschäftigt und wie ich meine Kinder bestärken kann sich nicht zu viel von der Meinung anderer diesbezüglich verwirren zu lassen.
    Herzlichst Joevlin

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