Das Neuseelandkind ist wieder da. Wir sind alle wieder da und haben nach den Wochen, in denen sie dort und wir hier waren in Neuseeland eine wundervolle gemeinsame Reise erlebt. Von der Reise werde ich euch erzählen, aber v o r  der Reise stand das Wiedersehen. Und das war wunderschön. Denn nicht nur sind wir als Familie wieder komplettiert worden, in dem Moment, als sie aus dem Gate kam und wir wieder zusammen waren, es ist noch etwas anderes mit uns allen passiert.

Es ist nicht so, als hätten wir die Wochen der Trennung in Tränen aufgelöst verbracht, im Gegenteil. Sie hatte die Zeit ihres Lebens in Neuseeland und wir haben hier zu Hause festgestellt, dass wir auch mit veränderter Dynamik und “nur” zu viert sehr gut klarkommen konnten – selbst wenn uns immer bewusst war, dass sie uns fehlt und wir sie natürlich oft vermisst haben. Der Alltag lief rund.

Und für mein großes Kind war das alles ein riesiger Schritt, nein, ein Sprung in die Selbständigkeit (nicht dass sie vorher an meinem Rockzipfel gehangen hätte, im Gegenteil), der sie nachhaltig geprägt und verändert hat. Sie hat den Schritt gewagt, alleine ans andere Ende der Welt zu reisen und dort alles, was sie bisher nur mit uns im Rücken gemacht hat, ganz alleine zu tun – sich zu organisieren, ihre Wege alleine zu machen, ihre Entscheidungen alleine zu treffen. Außerdem war sie dort natürlich auf eine gewisse Art auch erstmalig “frei”. Von uns, den familiären Banden, aber auch von Verpflichtungen, von Rollenzuweisungen, die sich hier etabliert haben, von ihrem gewohnten Trott, der Schule, den Kontakten hier. Es kam uns vor, als wäre ein großer, befreiender Atemzug durch ihre Lungen gegangen und hätte ihren Blick und ihr Herz für ganz viel Neues geöffnet.

All das wussten wir aber noch nicht, als wir uns am 19. Dezember in Auckland wiedersahen…

Auckland Skyline | berlinmittemom.com

Auckland, NZ –  der Ort des Wiedersehens

Ich wache mitten in der Nacht auf. Ein Blick auf mein Handy-Display zeigt mir, es ist 3:28, aber meine innere Uhr steht auf 15:28 und der Biorhythmus sagt: „Nap time is over, get up!“

Es ist der 19. Dezember und ich wache im Airbnb in Auckland auf. Und mit einem Schlag weiß ich es wieder, es ist wie ein körperlicher Eindruck: heute ist der Tag! Heute kriegen wir sie wieder! Das Neuseelandkind wird um 9:50 Ortszeit mit einem Flieger aus Wellington ankommen und ich kann es kaum erwarten. Jetzt bin ich erst recht wach.

Ich schleiche zur Toilette, vorbei an den Kindern, die gefühlt erst vor einer Stunde überhaupt eingeschlafen sind, so aufgedreht waren sie. Und natürlich, auch ihr Biorhythmus steht noch voll auf Berlin, nicht auf Auckland.

Wieder im Bett checke ich meine What’sApp – großer Fehler! Denn natürlich sind meine Liebsten daheim alle voll aktiv und ich steige gleich in mehreren Lieblingsgruppen in die Unterhaltungen mit ein und werde dadurch erst richtig munter. Aber ich habe mir vorgenommen, alles einfach so hinzunehmen, wie es kommt. Dann bin ich jetzt eben wach und werde morgen irgendwann einfach nur Matsch sein. Aber so ist es eben.

Irgendwann schlafe ich doch wieder ein, aber nicht lange, denn um kurz vor sechs kommt der aufgeregte Bub in mein Bett gekrochen und wir zwei wispern zusammen, machen uns Toast und Tee (der Kerl hat Abendbrothunger!), krümeln ins Bett und schauen uns mit Kopfhörern eine Folge Trolläjger im Downloadmodus auf dem iPad an.

Dann, endlich, ist die Zeit um Aufstehen da und wir duschen uns und ziehen uns an, bevor wir ins Auto steigen und gen Flughafen düsen, dorthin, wo wir den Abend zuvor selbst erst angekommen sind.

„Ich hab dich so vermisst!“

Wir stehen am Gate und warten. Die Kleinen hüpfen auf und ab und versuchen, etwas zu erkennen, um möglichst sofort die große Schwester auszumachen, wenn sie endlich endlich kommt. Und dann – kommt sie! Die zwei Kleinen stürzen sich in ihre Arme und lassen sie gar nicht mehr los.

Flughafen Auckland | berlinmittemom.comFlughafen Auckland | berlinmittemom.com

Über deren Köpfe hinweg schauen wir uns in die Augen und mein Herz schlägt höher. Meine große Tochter, meine Erstgeborene, mein Neuseelandkind, mein mutiges, wunderschönes Mädchen ist wieder bei mir. Oder besser: wir sind bei ihr, denn das hier ist ihr Territorium und in den nächsten Tagen wird sie uns einiges von dem zeigen, das sie  hier erlebt und erfahren hat, ohne uns. Aber jetzt gibt es erstmal Umarmungen und Wiedersehensfreude und erstaunlicherweise wenig Aufregung und Familienhysterie, stattdessen ganz viel Ruhe und Sicherheit. Wir sind endlich wieder zusammen, so wie es sein soll. Komplett.

The Berlinmittemom Tribe | berlinmittemom.comBerlinmittekids wieder vereint | berlinmittemom.com

Wir laden das Gepäck ins Auto und fahren nach St Heliers Beach direkt ans Wasser, um zu frühstücken. Bis wir einen Parkplatz und ein Café gefunden, uns an der wunderbaren Landschaft, dem Meer und dem Strand fürs Erste satt gesehen und etwas bestellt haben, ist es schon fast Lunchtime, aber die freundlichen Menschen hier nehmen unsere gemischte Bestellung lächelnd entgegen und wir bekommen eine schöne Zusammenstellung aus Avocado Smash mit pochiertem Ei von der Frühstückskarte für mich, einer Poké Bowl und Mini-Burgern von der Lunchkarte für die Kinder und ein paar Austern für den Berlinmittedad.

Daddy & daughter catching up | berlinmittemom.comPoached Egg & Avocado | berlinmittemom.com

>> Das ist übrigens mein persönlicher Restaurant-/Café-Tipp für Auckland: große Empfehlung für Porch Bar & Eatery in St Heliers Beach. Ein wunderbarer Laden mit toller Atmosphäre, köstlichem Essen, einem unschlagbaren Blick aufs Wasser und wahnsinnig netter Bedienung. Wir waren rundum glücklich! Und das lag nicht nur am wieder vereinten Familienglück. <<

Dort sitzen wir und essen, wir genießen unser Zusammensein und wir reden und reden und reden…! So viel gibt es zu erzählen, so viele Dinge haben wir voneinander in den letzten Wochen nicht mitgekriegt, obwohl wir eigentlich fast täglich Kontakt hatten und wenigstens kurz Nachrichten und Fotos ausgetauscht oder telefoniert haben. Es gibt noch unendlich viel, das wir dabei nicht voneinander erfahren haben und so bestellen wir mehr Flat Whites, mehr Wasser, noch einen Burger und erzählen einfach immer weiter. Die Kleinen düsen zwischendurch immer schon mal vor ans Wasser und schließlich zahlen wir, kaufen in der benachbarten Pharmacy Strandhandtücher und Sonnencreme und ziehen um an den Strand.

Pohutukawa Tree, St Heliers Beach, NZ | berlinmittemom.com

Hier ist es wunderschön. Allein das Gefühl, mit nackten Füßen durch den Sand zu gehen, mitten im Dezember, ist das pure Vergnügen. Und während die Kleinen gleich in die Badebuxen springen und trotz Ebbe ins Meer laufen, spazieren das Herzensmädchen und ich weit am Strand entlang, halten Händchen, finden Muscheln und sind – zusammen.

Neuseelandkind | berlinmittemom.comSt Heliers Beach, Auckland | berlinmittemom.comSt Heliers Beach, Auckland | berlinmittemom.comSt Heliers Beach, Auckland | berlinmittemom.com

So vergehen ein paar Stunden, bis wir schließlich alle drohen, am Strand einzuschlafen und uns entschließen, zusammenpacken. Wir besuchen unsere Freundin Rachel, die der Mann noch von vor 26 Jahren kennt, als er hier als Austauschschüler und sie die damals achtjährige kleine Schwester seines besten Freundes war, Rachel, die zu Beginn von Herzensmädchens Neuseelandabenteuer das Kind in Auckland in Empfang genommen, ein paar Stunden gepäppelt und dann in den richtigen Flieger nach Wellington gesetzt hat. Ich bin schon im Vorfeld voller Dankbarkeit und kann kaum erwarten, sie wieder zu treffen und auch das Neuseelandkind freut sich auf das Wiedersehen. Sie sagt, für sie war Rachel der erste Lichtblick nach einem fiesen endlos erscheinenden Trip mit Korean Airlines, während dem sie sich einsam und verloren gefühlt hat. Dann kam sie in Auckland an, die Sonne schien und da war Rachel, offene Arme, großes Herz, ganz viel Liebe. Und in diesem Moment hätte sie gewusst: das wird meine Zeit in diesem wundervollen Land.

St Heliers Beach, Auckland | berlinmittemom.com

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Was ist mit uns als Familie geschehen, in der Zeit der Trennung? Was geschieht jetzt mit uns? An diesem Tag bin ich noch ein bisschen erstaunt über die Ruhe, die uns umfängt wie ein warmer Mantel oder eine Decke, die uns alle gemeinsam einhüllt. Aber mit ein bisschen Abstand weiß ich: wir sind gewachsen, alle miteinander und jeder für sich. Die räumliche Trennung hat viel von dem, was uns selbstverständlich und alltäglich vorkam, zu etwas Besonderem gemacht. Sie hat den Fokus verändert auf das, was uns verbindet oder unterschiedet und hat uns vor Augen geführt, wie stark unsere Bande wirklich sind – die Bande, die unser Herzen halten, uns als Familie zusammenfügen und bestimmen, wie haltbar unsere Einheit tatsächlich ist. Das Schönste ist: das überschreitet sogar die Grenzen unserer kleinen Fünfer-Familiengang. Auch die Großeltern auf beiden Seiten sind von dieser Veränderung betroffen, auch die Onkel und Tanten: sie alle haben dieses Abenteuer innerlich begleitet und haben mitgespürt und miterlebt, was wir erfahren haben – wie die Bindungen enger werden und wir uns alle gegenseitig höher schätzen, weil wir uns gegenseitig nicht mehr einfach als selbstverständlichen Teil des eigenen Alltagslebens empfinden.

Daher kommt auch die Ruhe, die wir alle spüren. Das Gefühl der Sicherheit zu wissen: es ist alles gut so. Nichts kann uns trennen. Keine Entfernung kann uns etwas anhaben. Wir sind das Team.

Nächste Woche fängt meine Mini-Reiseserie über Neuseeland an und ich werde mehrer Posts veröffentlichen, in denen ich euch auf unseren Roadtrip über die Nordinsel mitnehme. Ich freu mich drauf, euch zu zeigen, was wir Wundervolles erlebt und entdeckt haben!

Last Updated on 15. November 2018 by Anna Luz de León

5 Kommentare

  1. Genau so, liebe Anna, haben wir die Abtrennung von unserem Mädchen empfunden. Natürlich könnte ich es niemals so perfekt in Worte fassen, wie Du.
    Knutsch
    Immi

  2. ich freue mich sehr auf deine Reiseberichte, wie schön, dass du uns daran teilhaben lässt.
    Geteilte Freude ist doppelte Freude!

  3. Wunderschön geschrieben. Ich kann mir eure Emotionen so gut vorstellen und beim Lesen “mitfühlen”.

  4. Wie schön, dass ihr euch diesen Mantel bewahrt. Das ist wirklich ein großes Geschenk. Willkommen daheim ihr alle.

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