Ich schreibe einen Mama-Blog. Als ich damit anfing, Anfang 2012, war das Elternblog-Universum deutschsprachiger Blogger noch überschaubar. Es gab einige, die zuerst Blogger*innen waren und dann Eltern wurden, die nahmen ihre Leser*innenschaft mit in das Abenteuer Elternschaft. Und es gab ein paar Pionierinnen unter den deutschsprachigen Mamabloggerinnen, die sich auch klar so definierten und schon eine Weile mit diversen Aspekten des Elternseins beschäftigt waren und sie verbloggten.

In dieser Phase fing ich an und ungefähr zeitgleich auch einige meiner lieben Kolleginnen. Wir kannten uns fast alle persönlich, es fühlte sich an, wie ein kleiner Kreis von vertrauten Kolleginnen, mit denen man regelmäßig in Kontakt war und sich austauschte. Und dann irgendwann… explodierte das Mamablogger-Universum und wuchs und wuchs, die Papablogger kamen dazu und die ganze Bloglandschaft im Themenfeld Familien- und Elternblogs war völlig verändert.

Was es heutzutage für viele verschiedene Stimmen gibt in der Sparte Elternblogs, ist schier unglaublich. Es gibt inklusive Blogs, Reiseblogs, DIY- und Kreativ-Blogs, Blogs von und über Alleinerziehende, Blogs über Attachment Parenting, Interior- und Gartenblogs, Blogs über veganen Lifestyle mit Kindern, Kindermodeblogs, Zwillingsblogs und Blogs für und über Adoptiv- und Pflegeeltern und natürlich all die bunten Familienblogs, die viele von diesen Aspekten in sich vereinen.

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Scoyo hat sich jetzt vorgenommen, diese wunderschöne Vielfalt der Elternblogs mit dem Scoyo Eltern Blogaward zu würdigen, und ich habe die Ehre, eins der Jurymitglieder zu sein. 87 Elternblogger*innen haben teilgenommen und wundervolle Beiträge eingereicht, und zusammen mit Sina von Ferndurst und Béa von Tollabea habe ich die eingesandten Texte mehrfach intensiv gelesen und bewertet. Nach einem ausgeklügelten Punktesystem, das verschiedene Aspekte bewertete, konnten wir schließlich unsere 10 Finalist*innen für den Scoyo Eltern Blogaward benennen und ich bin nach diesem Stück Jury-Arbeit stolz und glücklich, euch diese 10 Elternblogger*innen hier vorstellen zu können.

1.  Mareice Kaiser vom Kaiserinnenreich mit ihrem Text "Leerstelle"

Mareice's Text fasst ein Tabuthema auf ganz leise und dennoch eindringeliche Art und Weise an: es geht um den Tod eines Kindes, ihrer Tochter, Kaiserin I und den Umgang mit ihrem Fehlen, der "Leerstelle" nicht nur im Leben ihrer Familie, sondern auch in der Kita. Mareice beschreibt einen typischen Morgen in der Kita ohne Kaiserin I und erzählt davon, wie die Kinder mit der Leerstelle umgehen, die das kleine Mädchen hinterlassen hat. Ein wundervoller, trauriger, ehrlicher und auf eine Weise auch tröstlicher Text.

2. Andrea Harmonika mit ihrem Text "Arschbombe"

Andrea hat kein Seepferdchen. Was sie in ihrer eigenen Kindheit mit sadistischen Sportlehrern und als selbstbekennende "Sportgurke" erlebt hat, bricht sich Bahn, als sie am Beckenrand steht und der Schwimmstunde ihres Kindes beiwohnt. Bereit, jederzeit einzuschreiten, sollte die Schwimmlehrerin übergriffig und grausam sein, passiert dann doch etwas ganz anderes. Eine wunderbare literarische "Arschbombe" mit großen Gefühlen zwischen eigenem Kindheitstrauma und dem Glauben ans eigene Kind – ein witziger, reflektierter Text über Selbstüberwindung und Vertrauen.

3. Maximilian Buddenbohm von Herzdamengeschichten mit "Ein anderer Spiegel"

Maximilian Buddenbohm schreibt viel über seine Kinder, Sohn I und Sohn II und wer seinem Blog folgt, kennt einige witzige und auch nachdenklich machende Anekdoten aus dem Buddenbohmschen Familienleben. Herzdamengeschichten eben. Dieser Text ist anders, denn in diesem Text geht es um Herrn Buddenbohm selbst und um das, was er empfindet, wenn er seinen Sohn anschaut, der ihm so ähnlich ist. Vielleicht geht es ums Älterwerden, vielleicht geht es ums Vatersein, ganz sicher aber geht es um einen liebevollen Blick auf das eigene Kind und das Kind, das man selbst mal war. Ein poetischer Text mit ganz viel Tiefgang.

4. Henriette Zwick von ME Supermom mit "Von Sandwicheltern und Rabenkindern"

Jette kennt sie alle, die Klischees über Eltern und Kinder, die Schubladen im Mütter-Universum und die Labels, mit denen Kinder und Eltern sich herumschlagen müssen. Und weil sie es leid ist, dreht sie den Spieß mal herum, kehrt die Vorurteile um und dreht die Labels auf Links. Heraus kommt ein wunderbar witziger Text im typischen Supermom-Tonfall, indem plötzlich eine Menge neue Spezies im Elternuniversum entstehen, die es sich lohnt, mal näher zu betrachten. Oder kanntet ihr schon die Sandwicheltern und die Rabenkinder? Ein lustig-ironischer Text, der ohne Zeigfinger auskommt und dennoch die Vorurteile mal so richtig auf die Schippe nimmt.

5. Sévèrine Bonnini von Mama on the Rocks mit "Ich halte deine Hand"

Mama, der Zahn wackelt! Alle Eltern wissen, wie wichtig dieser Moment im Leben ihres Kindes ist, wenn der erste Zahn wackelt. Etwas Großes steht bevor und gerade beim ersten Kind sind die Eltern mindestens genauso aufgeregt, wie das Wackelzahnkind. Sévèrine beschreibt in ihrem Text die großen Gefühle zwischen ersten Wackeln bis zum ausgefallenen Milchzahn und macht daraus eine Betrachtung über's Elternsein ansich und was die größte Aufgabe ist: Loslassen. Wie das zwischen ihr und ihrer großen Tochter funktioniert, liest sich berührend und wie eine schöne Mutter-Tochter-Geschichte über Vertrauen und bedingungslose Liebe. Was für's Herz!

6. Berit Hullman von Babyleaks mit ihrem Text "Mein Leben für dich: eine Leber für Lilly"

Für die meisten Eltern ist es unvorstellbar, für Berit wurde es nach der Geburt ihrer Tochter Lilly Alltag: ihr Kind leidet an einer seltenen Erbkrankheit und braucht im Alter von einem Jahr eine Lebertransplantation. Dass ihr Papa als Spender taugte und ihr ein Stück seiner Leber abgeben konnte, ist einerseits ein Glücksfall, andererseits bedeutete das eine außerordentliche Belastung für die ganze Familie. Wie dieser Tag der Leberspende so ablief, als zwei der wichtigsten Menschen in ihrem Leben stundenlang operiert werden mussten, beschreibt Berit in ihrem Beitrag. Als Leserin fühlte ich alles mit: das Warten, die Ungeduld, die Hoffnung, die Erschöpfung und schließlich – die Erleichterung. Ein eindringlicher Text, der einen so schnell nicht loslässt.

7. Patricia Cammarata von Das Nuf mit "Willkommen in der Bastelmuttihölle"

Manche können basteln, andere halt nicht. In den meisten Lebenssituationen ist Nicht-Basteln-Können auch kein großes Problem. Sitzt man aber mit einem erwartungsvoll-vorfreudigen Kind in der Kita und soll zwischen lauter gut vorbereiteten und bastelversierten Eltern eine Laterne herstellen, wird's möglicherweise mal eng. Patricia nimmt uns mit in ihre persönliche Hölle – die Bastelmuttihölle. Ich glaube, ich spreche für die meisten von uns, wenn ich sage: I've been there, too! Und ich kann versprechen, es könnte komischer, treffender und trockener nicht beschrieben werden, als Patricia es in ihrem Text tut. Man möchte die ganze Zeit: Ja! Und: Genau so! rufen. Warnt eure Umgebung vor, wenn ihr den Text lest.

8. Kathrin von Ökohippierabenmütter mit "Tröste dich, es geht vorbei"

Kathrin's Text befasst sich mit den gutgemeinten Ratschlägen von Freunden (und Fremden), die sie zu hören kriegt, wenn sie von ihrem Familienleben erzählt. Ihre Kinder sind klein und haben einen geringen Altersabstand, sie weiß, dass ihr Leben anstrengend klingt und es auch oft ist. Aber sie dreht den Satz "Tröste dich, es geht vorbei" oder "Es kommen bessere Zeiten" um und fragt sich: kann das denn noch besser werden? Was dann kommt, trifft mitten ins Herz, denn es kommt direkt aus ihrem. Sie beschreibt liebevoll und zärtlich das Leben mit ihren Kindern, die Nähe, die Vertrautheit und den Wunsch danach, es möge immer so sein. Denn für sie ist es die schönste Zeit in ihrem Leben und der Gedanke, dass es vorbei geht, ist nicht im mindesten tröstlich. Ein wahnsinnig gefühlvoller und authentischer Text, der lange nachklingt.

9. Frau Lavendel und ihre Kinder mit "Drama, erster Akt"

Manches im Alltag mit Kindern oder in diesem Fall: Teenagern kommt uns dramatisch vor. Wir kenne das alle! Frau Lavendel hat sich dann auch der Form und der Sprache des Genres bedient und eine Auseinandersetzung mit dem Pubertisten auf einer Bühne stattfinden lassen. Die gramgebeugte Mutter erinnert sich an das goldgelockte Kindchen, das einst auf ihrem Schoß saß und versucht, dieses Bild mit der menschgewordenen Totalverweigerung überein zu bringen, die ihr ablehnend gegenübersteht. Scheinbar sprechen Mutter und Sohn nicht mal mehr dieselbe Sprache… Wie es weitergeht? Der Vorhang hebt sich…

10. Und last but not least, Lisa Harmann von StadtLandMama mit "Ich schaffe einfach nichts mehr"

Lisa hat eigentlich eine Liste geschrieben. Nur ist diese Liste Lichtjahre entfernt von diesen Liste á la "10 Dinge, die du tun musst, damit deine Kinder auf's Wort gehorchen" oder sowas in der Art. Sie schreibt für all die Mütter, die denken, dass sie die Kontrolle über ihr Leben in dem Moment verloren habe, als sie Mutter wurde. Sie schreibt für diejenigen, die in ihrem Alltag zu versinken drohen und den Blick dafür zu verlieren drohen, was sie alles leisten. Und sie zählt all die Dinge auf, die w i r k l i c h wichtig sind. Ein wunderschöner, ermutigender Text voller Wahrheit.

So, das waren sie, die 10 Finalist*innen. Und ich kann euch sagen, ich bin heilfroh, dass ich jetzt nichts mehr zu entscheiden habe! Denn jetzt seid ihr dran, die Leserinnen und Leser: bis zum 16. Oktober könnt ihr auf der Seite von Scoyo für eure*n Favorit*in voten (pssst, auch Mehrfachabstimmung ist möglich!) und so dafür sorgen, dass euer Lieblingstext gewinnt. Und unter denjenigen, die abstimmen, werden ebenfalls 150€ verlost, es lohnt sich also auch für euch.

Ich lese die Texte jetzt zum xten Mal und könnte mich schwer entscheiden – wie gut, dass ich das jetzt auch nicht mehr muss!

Und? Welcher Text ist euer Favorit? Ich drücke allen Bloggerkolleg*innen die Daumen und bin gespannt, wer den Scoyo Eltern Blogaward gewinnen wird!

signatur

 

 

 

 

Last Updated on 13. Dezember 2016 by Anna Luz de León

8 Comments

  1. Danke für deine Worte, die klingen mir jetzt sehr lang nach <3 Danke für so viel Wertschätzung :-) Ich freue mich noch immer sehr dabei zu sein!

  2. Ich hatte in all unserem Trubel vergessen, dass ich einen Text geschickt hatte. Und dann kam eine Email, die sagt: Finalistin.

    Mein dummes Gesicht hättest Du sehen sollen…

  3. Pingback: Auf ein Neues! ::: Der Scoyo ELTERN! Blog Award 2017

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