Heute ist ein nebliger und trüber Tag, die Neuseelandsehnsucht ist übermächtig, die Jetlagnächte sind noch immer nicht erholsam, und ich habe mich mit dicker Strickjacke und Wollsocken vor der feuchten Kälte draußen auf dem Sofa verkrochen, Laptop auf den Knien. Und neben den Dingen, die ich hier abarbeite und von denen täglich mehr und mehr reinkommen, wollte ich unbedingt was Schönes schreiben. Etwas Persönliches. Etwas, das mein Vorhaben, mit ganzem Herzen hier wieder anzukommen unterstützt.

Treibholz am Fitzroy Beach, NZ | berlinmittemom.com

Was wäre da besser geeignet, als die neue Monatskolumne meiner lieben Bloggerfreundin Nic von Luzia Pimpinella? Fünf Fragen am Fünften heißt ihre neue Kolumne, bei der sie andere Bloggerinnen einlädt, dabei zu sein, und ich folge diesem Ruf nur zu gerne. Nic ist nämlich eine von den bewundernswerten Kolleginnen, die mit Plan und wunderbaren neuen Ideen ins neue Jahr gestartet ist und wenn ich schon selbst keine neuen Formate am Start habe, dann kann ich doch wenigstens bei ihrer Aktion mitmachen: an jedem 05. des Monats in diesem  Jahr wird Nic fünf Fragen formulieren und beantworten. Und wer mitmachen möchte, kann teilnehmen und sich bei ihr in der Linkliste eintragen. Ich liebe ja sowas ohnehin und bin daher gerne dabei, auch wenn die Fünf Fragen am Fünften hier dann erst am 10. Januar beantwortet werden. Nic, ich hoffe, du verzeihst mir das, nächsten Monat bin ich dann pünktlich, promise!

Fünf Fragen am Fünften im Januar 2018

1. Wann hast du das letzte Mal einen verrückten Traum gehabt?

Hmmm, ich träume zwar sehr viel und gern auch durchaus durcheinander, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Traum mit Handlung geträumt hätte, den ich hier wiedererzählen könnte. Nach dem Aufwachen erinnere ich mich eigentlich an meine Träume immer nur als Fragmente, manchmal verrückt, manchmal so real, als wäre die Traumhandlung wirklich passiert, aber nie ist es eine Geschichte am Stück.

Ich habe im Flieger geträumt. Der Nachtflug von Taipeh nach Frankfurt war 13 Stunden lang und als ich einstieg, war ich bereits todmüde. Vielleicht hat das das wilde Träumen begünstigt? Das und die fragwürdige Haltung, in der ich dann geschlafen habe. Jedenfalls habe ich irgendwas mit buddhistischen Mönchen in einer Höhle geträumt und von einem Unterwasserfloß. Aber wie gesagt, eine Handlung könnte ich nicht wiedergeben. Früher habe ich mal versucht, ein Traumtagebuch zu führen, damit ich mich an alles besser erinnere. Aber seit ich Kinder habe, komme ich eigentlich nie mehr dazu, sofort nach dem Aufwachen etwas aufzuschreiben, schon gar nicht konsequent. Da müssen die Träume eben Fragmente bleiben.

2. Bist du heute so, wie du es dir mit 16 vorgestellt hast?

Überhaupt nicht! Einerseits. Andererseits: ja. Mit sechzehn stand ich an einer Art gefühltem Scheideweg, wie wahrscheinlich die meisten Sechzehnjährigen. Ich dachte, ich hätte die Welt verstanden, nur verstünde die Welt mich nicht. Ich dachte, ich würde gerade herausfinden, jemand zu sein, der nicht ins Schema passt, obwohl meine Zukunftswünsche nach wie vor stabil waren: ich habe mich bis zu diesem Alter i m m e r mit Familie gesehen. Mit Kindern. Nicht notwendigerweise mit einem Mann. Und das änderte sich genau in dieser Zeit. Denn ich glaubte erstens nicht mehr an das Modell “spießige Familie”, so wie ich es bisher kennengelernt hatte. Und zweitens dachte ich, ich könnte dieses Ideal nicht leben, ich könnte keine gute Mutter sein, weil ich nicht mal wüsste, wer ich selbst sein wollte. Wie sollte ich da Verantwortung für ein vollkommen von mir abhängiges kleines Leben übernehmen?

Anna Luz de León | berlinmittemom.com

Und doch war vieles in mir schon so wie heute. Viel von dem, was ich mit sechzehn als wichtige Faktoren in meinem Leben identifiziert hatte, hat sich als eine richtige Einschätzung erwiesen: ich bin ein Familienmensch, ich glaube an die Liebe, ich “sammele” Menschen, wie ich es damals schon formuliert habe. Literatur, Musik und Schreiben spielten und spielen eine zentrale Rolle in meinem Leben. Und wenn ich auch nicht die Romanautorin geworden bin, die ich mit sechzehn gerne hätte werden wollen, so lebe ich auf eine andere Art ja doch vom Schreiben. (Krass! Mir fällt gerade auf, dass es damals ja noch kein Internet und auch keine Mobiltelefone gab. Mein Leben, so wie es heute ist, hätte ich mir also nicht mal ausmalen können! Und schon gar nicht den Job: Bloggerin!)

Abgesehen davon: mit 16 war jemand mit 44 quasi in einem biblischen Alter. Ich hätte mir natürlich niemals vorstellen können, wie viel cooler es sein könnte, 44 zu sein – im Vergleich zu 16. Wieviel mehr ich über mich wissen würde, wie viel gelassener und entspannter und mehr in meiner Mitte ich sein würde… Davon hatte ich nicht mal einen Schimmer!

3. Gibt es etwas, das du am alt werden richtig gut findest?

Vieles! Ich mag es, Dinge zu w i s s e n. Nicht nur aus Büchern, sondern aus meiner ganz eigenen Lebenserfahrung, und zwar die richtigen Dinge, die wichtigen, die, auf die es wirklich ankommt. Ich mag es, über bestimmten Dingen zu stehen und mich nicht mehr davon abhängig zu machen, wer wann was über mich denkt. Das, was mich in jüngeren Jahren noch umgetrieben hat, geht mir heute buchstäblich am Arsch vorbei. Ich mag es, nicht mehr zu denken, jeder müsste mich mögen. Stattdessen kann ich auf ausgesuchte verlässliche Freundschaften und Beziehungen bauen und jede Menge anderer Menschen ohne Bedauern einfach ziehen lassen. Ich mag es, Sätze zu sagen wie: “Ich bin zu alt für den Scheiß.” Und zu merken, dass sich das gut anfühlt. Weil das, worum es dann oft geht, tatsächlich “Scheiß” ist, für den es sich nicht lohnt, sich verrückt zu machen.

Fünf Fragen am Fünften: Anna Luz de León | berlinmittemom.com

4. Welcher Geruch verursacht bei dir Kindheitserinnerungen?

Da gibt es viele. Einer ist ganz klar Rosenduft. Das verbinde ich mit den Rosen im Garten meiner Mutter, aber auch mit der Rosa Centifolia-Seife im Haus meiner Großeltern. Der Geruch von Äpfeln im Keller meiner Großeltern. Der leicht scharfe Geruch der amerikanischen Minzbonbons, die meine Abuelita aus USA uns immer mitbrachte. Die für mich betörende Mischung aus Kaugummi und Ledergeruch, den meine Mutter verströmte, wenn sie morgens in die Hochschule ging, Wrigley’s Spearmint kauend und ihre lederne Aktentasche über der Schulter. Und absurderweise der Benzingeruch aus der Zeit vor den Katalysatoren, den man als Kind auf dem Rücksitze beim Tanken volle Kanne abbekam. Ich glaube, der machte mich ein bisschen high, aber ich mochte diesen Geruch immer sehr.

5. Welche übernatürliche Superkraft hättest du gern?

Neben solchen Grundkräften wie sich unsichtbar machen und dort wieder materialisieren, wo man gerade hinmöchte, würde ich mich gerne klonen können. Dann könnte ich mit den Kindern gemütlich zu Abend essen und gleichzeitig schon mal was arbeiten oder meine Lieblingsserie weiter wegbingen. Oder parallel arbeiten und mit meinen Mädels irgendwo abhängen und quatschen.

Fünf Fragen am Fünften: Anna Luz de

So, das waren die fünf Fragen am Fünften im Januar. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, ihr fandet es nicht zu langweilig…? Ich freu mich jedenfalls schon auf die nächsten fünf Fragen am Fünften im Februar und trage meinen Beitrag jetzt bei Luzia Pimpinella in die Linkliste ein. Da findet ihr auch schon eine ganze Reihe anderer Kolleginnen, die ebenfalls die fünf Fragen von Nic beantwortet haben.

Vielleicht mögt ihr mir ein paar der Fragen in den Kommentaren beantworten, wenn ihr Lust habt? Dann bin ich nicht ganz alleine hier mit den “Enthüllungen”!

6 Kommentare

  1. tastesheriff Clara Antworten

    Ich finde es so interessant all die Antworten auf die fünf Fragen zu lesen!
    Mega gute Idee das mit dem Klonen ;-) und die Bilder sind auch so schön.

    Freu mich schon auf Februar.
    Liebste Grüsse Claretti

  2. Anna… du siehts so so toll aus.. und deine Texte… .aaarrhhhh ich liebe sie…danke dafür.. <3 liebst Emma

  3. Endlich zurück! Ihr habt gefehlt! !!!!!!!!! Du hast gefehlt!
    Danke für den schönen Text! !!

  4. Liebe Anna, ich freue mich so, dass du dabei bist! ♥

    ZITAT: “Ich hätte mir natürlich niemals vorstellen können, wie viel cooler es sein könnte, 44 zu sein – im Vergleich zu 16.”

    Das unterschreibe ich komplett! Auch, wenn ich schon 47 bin, haha…

    Und “ich bin zu alt für den Scheiß” liebe ich genau aus dem gleichen Grund wie du. Weil er sich tatsächlich gut anfühlt. Weil man eben nicht mehr jeden Scheiß machen muss, sondern einfach auch mal über manchen Dingen steht. Eine befreiende Perspektive! ;)

    Knutsch dich!
    Nic

    XOXO!

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