Wir sind zurück aus Leipzig.
Nach zwei Nächten im Hotel in der Original-5er-Besetzung und zwei Nächten im Gästehaus in auf elf Personen erweiterter Besetzung sind wir, obschon es wundervoll war, wieder froh und glücklich in unseren Berliner Betten.
Das Dach hat dicht gehalten, die Heizung bollert, die Bude ist muckelig warm und die Sonne hat wunderbar geschienen, als wir zu Hause ankamen. Also alles schön und bereit für einen weiteren Kickstart in die nächste SchulKitaArbeitsphase, die morgen früh um 6:30 beginnt und erst mit Beginn der Weihnachtsferien wieder unterbrochen werden wird. Die Herbstferien waren schön, wir sind bereit (zumindest glauben wir, es zu sein).
Und also habe ich nach einem improvisierten Essen aus Resten und Kartoffeln die drei Kinder in die drei Betten in den drei Zimmern gebracht, wo jeder sein eigenes, individuelles und höchst persönliches Zu-Bett-Geh-Programm bekommen hat. Lesen, Haarekämmen, Nachtlicht an und noch ein bisschen Quatschen beim Goldkind. Zahnspange anmahnen, Klamotten für morgen diskutieren, Schultasche kontrollieren, unfassbare Fragen beantworten (“Ist der Typ da, der Österreicher, ist der jetzt hin? Ich meine, der da runtergesprungen ist von dem Ballon oder was. Hat der das überlebt oder ist der hin? Sowas überlebt doch keiner, oder, Mama?”) und noch ein bisschen Quatschen beim Herzensmädchen. Und dann zum Bub.
Der Bub war eigentlich schon vom Papa ins Bett verfrachtet worden, hatte schon 1 Kapitel “Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt” intus und wartete nur noch auf mich und die finale Gute-Nacht-Arie mit küssen und kitzeln und Quatsch machen. Stattdessen war auch er heute zum Quatschen aufgelegt. Und das ging so:
Lieblingsbub: “Mama, Gretchen hat gesagt, wenn ich mal groß bin, fahren alle Mädchen auf mich ab.”
Ich (kichernd): “Ach was? Das glaube ich bestimmt. Aber warum hat sie das gesagt?”
Lieblingsbub: “Eben im Bad hat sie das gesagt, Mama. Als ich meinen Pulli nass gemacht hatte und da musste ich den ausziehen.”
Ich: “Aha. Und da?” (Es ist ja immer besser, nicht zu viel zu fragen und vor allem nicht zu investigativ zu fragen, sonst kommt man nicht an die relevanten Infos!)
Lieblingsbub: “Na, da hat sie es gesehen!”
Ich: “Was denn?”
Lieblingsbub (schon leicht genervt ob meiner Begriffsstutzigkeit): “Na, mein Sixerpäck!”
Ich (lache laut auf): “Dein WAS? Sag das nochmal!”
Bub (muss auch lachen): “Du weißt schon, Mama: das Sixerpäck da an meinem Bauch. Wo es so bretthart ist, wie beim Louis (der angebetete große Cousin – Anmerkung der Redaktion) und wo man diese Muskeln kriegt. Also nur, wenn man ein Mann ist, Mama, das ist ja mal klar!”
Ich: “Ja, klar, ein Sixerpäck. Das hätte ich gleich wissen müssen. Und deine große Schwester denkt, du hast ein Sixerpäck?”
Bub: “Ja, ein Sixerpäck. Und wegen dem Sixerpäck werden die Mädchen mal alle total auf mich abfahren, hat sie gesagt. Weil Mädchen auf Sixerpäcks stehen. Weil das einfach so… so… so schön aussieht. Glaub ich.” (Pause. Er denkt nach.) “Nee, nee, Mama, nich schön. Schön sind Rosannchens Haare. Männer sind nicht schön und Sixerpäcks auch nicht: cool sieht das aus, jetzt weiß ich’s. Cool.”
Ich (muss mich inzwischen schwer beherrschen, um nicht zu jubeln vor Lachen): “Achso, sie meint, wegen dem coolen Sixerpäck fahren die Mädchen auf dich ab. Nicht vielleicht auch wegen deinen schönen Schokoladenaugen? Oder deinem lustigen Lachen? Oder weil du so lieb und schlau bist?” (Mutter auf dem Pfad der inneren Werte versus äußere Attraktivität.)
Bub: “Doch, bestimmt auch. Und meine Haare sind auch gut, hat Lenki (Lieblingskitafreundin, Anm.d.Red.) neulich gesagt. Und Leandra hat versucht mich zu küssen, dabei weiß die gar nix von meinem Sixerpäck, Mama! Aber Fanny, Fanny ist nicht mein Freund, sondern ein Mädchenfreund, aber keine Freundin, Mama, sondern ein Kumpel. Verstehste?”
Selbstbeherrschung adé, ich hab mich einfach auf meinen Sixerpäck-bestückten Sohn gestürzt, ihn abgeknutscht und durchgekitzelt, bis er nicht mehr konnte vor Lachen. Und dann hab ich ihm über seine guten Haare gestreichelt, seine schönen Schokoaugen geküsst und dem lustigencoolen Kerlchen gute Nacht gesagt. Und dann bin ich schnell ans Laptop geeilt, um das aufzuschreiben. Das glaubt einem ja sonst keiner.