Meine Kleinste ist krank. Das ist eigentlich immer das Kind, das auch noch im Patienten-Status fröhlich und unkompliziert ist, aber diesmal hat es selbst ihr die Laune verhagelt. Sie ist quengelig, weinerlich, einfach krank.

Gestern abend war sie am Ende ihrer  Kräfte und saß jammernd, ein Häufchen Elend mit verstopfter Nase und permanentem Hustenreiz, auf ihrer Bettkante in Erwartung meiner Behandlung mit Nasentropfen, Einreibung&Co. Da eilte die große Schwester herbei, von ihrem Geheul angelockt – und zerfloss fast vor Mitleid. Und es entspann sich folgender, herzzerreißender Dialog zwischen den beiden Schwestern:

Margareta (hockt sich vor die Kleine hin): “Mäuschen, warum weinst du denn so?”
Rosanna: “Auuaaaa….!”
Margareta: “Aber was tut denn weh, mein Schatz?”
Rosanna: “Auuuuaaaa…!”
Margareta: “Alles? Tut einfach alles weh? Das kenn ich, das ist manchmal so, wenn man krank ist.”
Rosanna: “Jaaaa, alles tut weeeehhh….!”
Margareta (stellt sich vor ihr hin): “Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten?”
Rosanna (hört auf zu weinen und guckt interessiert): “Mmmhhhh…”
Margareta (feierlich): “Ich verrate dir jetzt, warum ich so groß bin. Weil, du weißt ja, alle meine Freundinnen sind kleiner als ich, also kürzer als ich, obwohl sie auch alle 9 sind, so wie ich.”
Rosanna: “Ja, das weiß ich, du bist die Größte. Du bist ein langes Luder!”
(Kurzes gemeinsames Gekicher)
Margareta: “Also, willst du wissen warum?”
Rosanna nickt heftig: “Ja, unbedingt!”
Margareta: “Ich bin nur deshalb so groß, weil ich dich so lieb habe und weil die ganze Liebe nicht in einen kleineren Körper passen würde!”
Rosanna (reißt die Augen auf): “Wirklich? Wegen mir? Wegen so grooooßer Liebe?”
Margareta: “Ja, genau deshalb. Und wenn du ganz gut hinguckst, dann siehst du, wie all die Liebe für dich aus mir rausläuft und raussprüht und rausfunkelt, nur für dich. Siehst du das?” Sie breitet die Arme aus und strahlt. “Sooooo viel Liebe! Wie eine warme Wolke um mich rum. Nur für dich! Und natürlich auch für den Marius und für Mama und Papa und alle Menschen, die wir lieben. Stimmt’s?”
Rosanna hüpft von der Bettkante und in die Arme der groooooßen Schwester, nichts tut mehr weh, wenigstens für einen Augenblick. Die Große hebt die Kleine hoch und sie umarmen sich fest. Rosanna murmelt an der Schulter der Großen: “Eine große Wolke mit Liebe nur für mich, das find ich aber schön! Und natürlich auch für den Marius und für Mama und Papa und alle Menschen, die wir lieben….!”

Und ich war fertig mit den Nerven. So viel Süßigkeit, so viel Schwesternliebe, so viel Mamaglück – da war die Sorge ums kranke Kind (fürs Erste) kurz vergessen. Meine Mädels, ihr seid so wunderbar! Es macht mich stolz und glücklich, eure Liebe zueinander zu spüren und zu sehen. Irgend etwas haben wir bis jetzt richtig gemacht. Was es auch war, ich versuche, dabei zu bleiben.

Last Updated on 18. Oktober 2013 by Anna Luz de León

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