Auch wenn heute das Championsleague-Finale alles überschattet und meine halbe Familie in FCB-Trikots rumläuft und “Stern des Südens” singt, kommt hier dennoch das zweite Lieblingsbuch für die Kinder-Lesehöhle.

Ich habe wieder eine Weile darüber nachgedacht, welches Buch jetzt eigentlich dran wäre und mich schließlich für diese hier entschieden, nicht nur, weil es wirklich ein qualitativ guter Kinderroman ist, sondern auch weil es der erste Band einer ganzen Reihe ist, die sich wirklich lohnt:

Tanya Stewner: Liliane Susewind. Mit Elefanten spricht man nicht.

Cover

Die Titelheldin Liliane Susewind ist gerade umgezogen und kennt an ihrer neuen Schule noch keine Kinder. Sie lebt mit Eltern und einer Oma in einem Haus mit Garten und hat einen kleinen Hund namens Bonsai. Lilianes Geheimnis ist, dass sie mit Tieren sprechen kann. Sie versteht nicht nur, was sie sagen, sondern sie kann ihnen auch antworten. Außerdem blühen in ihrer Nähe Blumen auf und Pflanzen wachsen rasend schnell, sobald sie laut lacht. Eigentlich zwei wunderbare Gaben, wäre da nicht ihrer karriereorientierte Mutter, die kein Aufsehen in ihrem Privatleben möchte und der zuliebe Liliane versucht, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Das den diversen Tieren verständlich zu machen, die ihre Nähe suchen und sich mitteilen wollen, gestaltet sich allerdings schwieriger.

Die Handlung setzt ein, als Lili ihren ersten Schultag beginnt und sich gleich die mächtigste Mädchenclique in der Klasse zu Feindinnen macht. Außerdem droht bei einem Ausflug in den Zoo ihr Geheimnis aufzufliegen. Zum Glück  lernt sie auch bald den Nachbarsjungen Jesajah kennen, der ebenfalls ein Geheimnis hat. Die beiden freunden sich an und werden zu Verbündeten, nicht nur in der Schule: Jesajah ist derjenige, der ihr bei ihren Abenteuern im Zoo beisteht, wo sie, dank ihrer Gabe, einiges erfährt, was normalen Zoobesuchern verborgen bleiben würde…

Was mich an dem Buch überzeugt hat, war nicht nur die Geschichte, in die man als Leserin gleich gut einsteigt und die bis zum Schluss spannend bleibt. Vor allem ist die Sprache wirklich schön und anspruchsvoll, für mich DAS Qualitätsmerkmal bei jedem Buch, auch und gerade bei Kinderbüchern. Die Sprache zu vereinfachen in der irrigen Annahme, Kinder wären nicht in der Lage, anspruchsvolle Formulierungen zu verstehen, ist einfach falsch. Kinder sind keine Deppen. Sie gehen gerne in neue Dinge hinein und erschließen sie sich schnell, auch in Sprache, gerade in Sprache. Tanya Stewner hat das verstanden und ein schönes, anspruchsvolles und gut komponiertes Kinderbuch geschrieben, das außerdem einige Cliffhanger anbietet, die die Vorfreude auf den nächsten Band schon schüren. Für mich einer der besten aktuellen Kinderromane auf dem Markt.

Das Buch ist bei Fischer erschienen, in der Edition Fischer Schatzinsel, empfohlenes Lesealter 8-10 Jahre. Wie immer ist das sicherlich sehr individuell. Für Kinder, die schon viel kennen, ist es auch schon früher zum Vorlesen geeignet. Meiner Großen habe ich die ersten zwei, drei Bände so ab 6 vorgelesen, die weiteren Bände hat sie selbst gelesen, als sie es dann konnte. Das Buch ist recht umfangreich, knapp 200 Seiten, also ist die Altersempfehlung vom Verlag zum Selbstlesen sicher sinnvoll. Für vorlesewillige Eltern sei gesagt, es liest sich sehr gut laut, ist überhaupt nicht langweilig und die Länge der Kapitel ist in Ordnung.

Uneingeschränkte Empfehlung für Liliane Susewind!

Last Updated on 12. September 2013 by Anna Luz de León

6 Kommentare

  1. Gute Wahl! Charlotte hat alle Bände innerhalb kürzester Zeit verschlungen (das erste hab ich ihr noch vorgelesen) und war sehr traurig als es keine weiteren gab… Ein sicheres Zeichen, dass ALLE Bände toll waren (ich hab nur das erste Buch gelesen). Von diesen Bänden kam sie dann auf die Elfenbände von Stewner, fand diese aber nicht so prickelnd wie die von Susewind.

    • Schade! Ich wollte doch was Neues verbreiten. Muss ich mir wohl wesentlich mehr Mühe geben. Aber die Reihe gehört wirklich zu meinen Lieblingen, insofern ist der Platz auf der Bestenliste von berlinmittemom einfach ein Muss.

      • Diana Mantel

        Nicht schade! Du verbreitest sicher Neues. Nicht jeder kennt jedes gute Buch! Mach weiter, ich bin gespannt. Jojoba kannte ich zB noch nicht und hab es schon bestellt. Außerdem glaube ich, es sind nicht nur die Klamotten…

  2. Interessant, meine Tochter geht in die erste Klasse einer amerikanischen Schule in Dubai und ihr größter Wunsch ist es – in Deutsch zu lesen. Wie man es macht, macht man es falsch. Wenn ich sie auf die deutsche Schule hier geschickt hätte, würde sie mir später bestimmt vorhalten, dass sie kein Englisch kann, obwohl sie in Dubai gelebt hat…jetzt darf ich mir vorhalten lassen, dass sie nicht Deutsch lesen kann…werde mir die Bücher im Sommer während des Heimaturlaubs mal ansehen, vielleicht sind die ja was für sie und sie kann mit ihnen Deutsch lesen üben….

    • Ja, wie man’s macht… Meine Kinder gehen hier in Berlin auf eine internationale Schule und die Große liest sehr viel auch in Englisch. Da bin ich immer auf der Suche nach altersgemäßen Texten, die sie nicht zu leicht runterlesen kann, sondern die sie auch ein bisschen fordern. Ich werde mal schauen, was mir zu deiner Tochter einfällt. Wofür interessiert sie sich denn? Es gibt eine sehr schöne Reihe Erstlesebücher bei Oetinger, gute Autoren und gute Texte, nicht einfach nur “Anfängertexte”. Bei Interesse kann ich dir mal was durchgeben. Liebe Grüße nach Dubai!

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