Seit Jahren war ich mal wieder in Frankreich. Früher war ich oft dort, jedes Jahr, ich glaube, ich habe jede Region dort mindestns einmal besucht. Ich liebe Frankreich, alles dort: die Vielfalt der Landschaft, die Sprache, das Essen, die Menschen. Und jetzt konnte ich das alles endlich mal meinen Kindern zeigen. Das war wundervoll! Wir hatten also eine Woche Herbstferien in Frankreich gebucht und waren erstmalig mit Kindern in der Provence, eine meiner liebsten Regionen in diesem zauberhaften Land.

Ich stamme aus dem schönen Rheinland, da lag Frankreich ja quasi um die Ecke, und so verbrachte ich viele meiner Kindheitsurlaube, Wochenendtrips, Sprachschulaufenthalte und Klassenfahren dort. Seit über 12 Jahren bin ich in Berlin und dadurch sehr viel weiter weg von meinem geliebten Frankreich – die lange Autofahrt haben wir mit den drei Kindern bisher immer gescheut. Diesmal nicht. Ich wollte ihnen endlich dieses schöne Land zeigen, wo ich so viele Male meine Ferien verbracht hatte. Also holten wir am letzten Schultag die Kids am Nachmittag von der Schule ab und fuhren sofort los. Die erste Etappe führte uns bis Mulhouse im Elsaß, wo wir nachts ankamen und in dem Hotel eincheckten, das wir gebucht hatten. Wir waren fertig vom ersten Teil der Strecke, der gespickt gewesen war mit widerlichem Wetter, Staus, zwei sich widersprechenden Routen und ihren jeweiligen Ausweichrouten und schier endlosen Autobahnen.

Schon der nächste Morgen begann wundervoll und wir waren mitten im Frankreich-Urlaubsfeeling: draußen war das sonnigste Herbstwetter, wir frühstückten ausführlich und gut und fuhren wieder los. Unser Ziel: Entraigues sur Sorgue, ein Minikaff im Département Vaucluse, ca. 10 Minuten von Avignon entfernt, wo meine Schwester ein großes Haus gefunden hatte, in dem wir uns für diese Woche mit der Großfamilie verabredet hatten. Schon auf dem Weg dorthin war ich glückselig, mein leicht eingerostetes Französischgehirn wieder anzuwerfen, denn eigentlich spreche ich ziemlich gut. Und es stimmt, es ist wie fahrradfahren: ich brauchte nicht sehr lang und war wieder voll drin. Herrlich!

Am Ankunftsort freuten sich alle erstmal ausführlich über das Wiedersehen mit Opa und (Stief-)Oma, meiner Schwester und meinem Schwager und natürlich dem niedlichsten Babyneffen/-cousin auf dem Planeten. Familienglück! Dann erkundeten die Kids das weitläufige Terrain des Hauses: ein riesiges parkähnliches Gelände mit einem hinter einer Hecke versteckten Boule-/Petanque-Platz, einem Außenpool, großen Bäumen zum Beklettern und geheimen Plätzen, wo sich Kinder nachhaltig verstecken können. Wir beschlossen den Tag mit Pastis und Oliven für die Großen und mit Picknick im Garten für die Kleinen – die Clanferien hatten begonnen.

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Mit Kindern in der Provence – Hauptsache Abenteuer

Einer unserer ersten Ausflüge nach Avignon war gleich ein großer Erfolg. Ich war dennoch überrascht, wie begeistert vor allem die Kleinen mit uns die Gärten des Papstpalastes hoch über der Stadt erkundeten. Die Aussicht von da oben ist großartig und wir konnten uns zusammen den Mont Ventoux und die geborstene Brücke mitten im Fluss aus dem Lied "Sur le pont d'Avignon" anschauen. Den Papstpalast selbst haben wir übersprungen, dafür waren wir ausführlich auf dem Spielplatz mitten in den päpstlichen Gartenanlagen und die Kinder sind fröhlich auf allerhand Olivenbäume gekraxelt, über Mauern balanciert und haben sich gegenseitig fotografiert – daher auch die eigenwilligen… ääh.. Winkel auf manchen der Bilder.

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Ich hatte im Kopf, was wir auf unseren Reisen mit den Kindern immer beachten: nicht zu viel ausschließliches Erwachsenenprogramm, genug Pausen, genug Abenteuer. Aber ich hatte vergessen, dass fast alles für Kinder zum Abenteuer werden kann und ich hatte absolut unterschätzt, wie sehr sie an Geschichten von früher interessiert sind.

"Mami, bist du hier als Kind auch geklettert in den Ferien?" Ja, bin ich. "Auf demselben Baum?" Der sieht echt alt aus, also höchstwahrscheinlich ja. Große Begeisterung bei allen Kindern. Und für mich war es auch wunderschön, die eigenen Erinnerungen abzulaufen, die Orte wiederzufinden und meinen Kindern zu erzählen, wie oft ich hier war, was wir hier getan, wo wir gegangen, geklettert und was wir entdeckt haben.

Der krönende Abschluss nach einem Stadtbummel und einem ersten französischen Mittagessen, war für die Kinder dann die Karussellfahrt auf dem Place de L'Horologe, wo ein altes zweistöckiges Karussell steht. Und ja, genau auf dem bin ich auch als Kind mit meinen beiden Geschwistern gefahren.

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Am Ende dieses Tages saßen wir im Garten und schauten den Kindern beim Spielen zu, glücklich und voll mit Eindrücken. Da waren wir – mit Kindern in der Provence. Wir hatten über 1400km Autobahn von Berlin bis Avignon zurück gelegt und jetzt war ich hier den ganzen Tag mit meiner Familie auf den Spuren meiner eigenen Kindheit umher spaziert. Das war ein wunderbares Gefühl und ein toller Auftakt für unsere Ferienwoche – und sie blieb so schön, wie sie angefangen hatte.

Und weil es so wunderbar war und wir so viel erlebt haben, gibt es noch mindestens zwei Posts zu unserer schönen Reise in die Provence. Habt ihr Lust? Und habt ihr auch solche Urlaubsorte aus eurer Kindheit, an die ihr mit euren Kindern gerne zurückkehrt oder es gerne würdet?

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9 Kommentare

  1. Wundervoll geschrieben. Ich selbst war zwar noch nie in der Provence,liebe Frankreich aber sehr. Mir hat es bisher die Bretagne sehr angetan…Ich möchte nach dem Lesen deines Textes am liebsten meine Kleine einpacken und auxh mit ihr durch Fronkreisch reisen.

    Freue mich schon auf deine nächsten Provence-berichte! Darauf hab ich echt Lust :)

  2. Ich erinnere mich noch gut an unsere Stammkursfahrt nach Avignon! Wir wollen nächstes Jahr an die Ardèche (Traumziel meines Mannes) und im Jahr danach hoffentlich irgendwohin auf meine geliebten britischen Inseln! :-)

    Liebe Grüße aus der alten Heimat
    Katja

    • Die Kursfahrt war legendär, Katja! Auch davon habe ich meinen Kindern erzählt: vom Pont du Gard und vom Baden in der Ardèche (also ich nicht, wie du dich vielleicht erinnerst, aber Sandra und Eva und Doro und wer noch…?), von unserem lieben Deutschlehrer, einem echten Gelehrten, der Geige spielte, an der Ardèche beim Picknick den Zeichenblock zückte uns aus den Texten der Exilliteraten vorlas im Bus. Und von der scheußlichsten Unterkunft der Welt und dem scheußlichsten Essen dort. Und von Les Beaux, wo wir fast weggeflogen sind und und und…. Ich geh mir jetzt die Fotos anschauen. Liebste Grüße in die alte Heimat! :-*

  3. Liebe Anna, wie sehr ich deine Liebe zu diesem Land nachvollziehen kann! Auch wir kennen “jedem” Winkel in Frankreich und auch für uns bleibt vaucluse die geheime liebe.
    Auch wir waren noch nie mit unseren Kindern gemeinsam in Frankreich (na ja, eine Reise gab es, unsere große drei, die kleine im Bauch) – für die große keine Erinnerung.
    Auch wir scheuten bisher immer diese ewige Anfahrt, aber wenn ich deine Bilder hier sehe weiß ich eines, nächstes Jahr werden wir die frühen Oktoberferien nutzen und Ende September in die Provence fahren! Es muss sein- ich bin gerade von einer endlosen Sehnsucht überfallen!!
    LG Romy

  4. Bei mir war es immer GB… Viele Kurzurlaube… Einen ganzen Monat war ich auch mal in Irland… Dann eine längere Pause… Und nun lebe ich nächsten Monat schon 21 Jahre in Schottland.
    -> =

  5. Liebe Anna,

    jetzt hatte ich sogar Tränen in den Augen beim Lesen. Die ersten grauen November-Tage ließen mein Heim-Fernweh nach Frankreich noch stärker werden und Dein wunderschöner Text hier hat mich gleich an unsere vielen schönen Momente in Frankreich erinnert. Vielen Dank dafür!

    bisous und à bientôt 

    Tanja 

  6. Hallo Anna,

    ein wunderbarer Artikel zu deinem Urlaub, da wird man glatt ein bisschen neidisch :-).

    Hoffe in Zukunft folgen noch weitere so tolle Berichte über deine Reisen.

    Lg
    Sven

  7. Pingback: nicht übel? ::: provence-berlin, reiseübelkeit bei kindern & ein gewinnspiel mit vomex

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