Es ist Abend, es ist still im Haus. Der Bub, der sowieso immer gleich schläft wie ein Stein, pennt schon seit kurz nach acht, das Herzensmädchen ist in ein neues Geburtstagsbuch vertieft und das Goldkind lauscht im Halbschlaf noch der leise murmelnden Madita-und-Pims-CD.
Ich habe aller meiner Ämter gewaltet, weil der Mann aushäusig Schulorga-Kram erledigt: den Kindern das Essen verabreicht, sie gewaschen und umgezogen, sie 20 Minuten vorausgewähltes TV-Programm sehen lassen, eine neue pädagogische Maßnahme zur Vermeidung von Abendstreit beim Zähneputzen ausprobiert (erfolgreich! Davon berichte ich gesondert.), zwei mal vorgelesen, beim Bub eine Seite Yakari (der Blitz soll mich treffen!) und beim Goldkind eine Lachgeschichte.
Und dann. Wollte das Goldkind gesungen und gebetet haben.
Singen ist bei ihr immer wieder dran, und nichts liebt sie mit ihren drei Jahren noch immer so sehr, wie mein leises Abendlied, während ich neben ihrem Bett auf den Knien liege und sie meinen Kopf in ihren Armen hält und an mir rumschmust. Ich kann nicht sagen, dass ich das nicht ebenfalls wunderschön finde.
Beten fällt aber eigentlich erstens in Papas Ressort und zweitens wird es vor allem vom Bub eingefordert, der, wie Leser*innen meiner Facebookseite und meinen aufmerksamen Twitterfollowern bekannt ist, eine intensive religiöse Phase durchläuft. Heute aber das Goldkind:
Goldkind: “Mama, betest du noch mit mir?”
Ich: “Klar, wenn du möchtest.”
Nicken, mit den Augen klappern, Daumen in den Mund. Also bete ich vor:
Ich: “Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Äuglein zu, Vater lass die Augen dein…”
Goldkind: “Hahahaaaa, Mama! Du bist lustig! Das muss doch MUTTER heißen!”
Ich, kurz verwirrt: “Was? Wieso das denn?”
Goldkind: “Na, weil du doch eine Mama bist, ist doch klar! Und das ist ein anderes Wort für MUTTER. Mama – das weißt du doch. Und wenn DU mit mir bestest, muss es Mutter heißen. Nur beim Papa heißt es Vater. Aber du kannst das nicht sagen, das passt nicht zu dir!”
Daumen wieder rein, Vortrag beendet. Die Vorbeterin für die abendlich-nächtliche Bitte um Wacht übers schlafende Kind an die große Muttergöttin ist entlassen. Ha.
Jetzt ist es also still im Haus. Wäre da nicht mein eigenes Kichern, wenn ich an mein lustiges, schlaues und logisch-denkendes Goldkind denke.
Euch allen eine gute Nacht. Und vergesst nicht, eure Götter um ruhigen Nachtschlaf zu bitten – angepasst ans jeweilige Geschlecht bitte. Hihi.
Last Updated on 18. Oktober 2013 by Anna Luz de León
5 Comments
Großartitsch, wir fanden es wundervoll ( Bernd bekam es vorgelesen : )))
was mir das sagt: deine kind glaubt nicht an gott, es glaubt an dich! wie mir das gefällt: sehr gut! :-)
:-)
Pingback: » wer ist hier der boss? ::: ein erziehungsversuch zur eigenverantwortung berlinmittemom
Das erinnert mich an meine Sohn, ca 2 Jahre alt: wir rufen irgendwo an, ich habe vergessen wo. Niemand geht ran, aber es meldet sich diese automatische Ansagen-Frauenstimme mit dem üblichen Spruch. Mein Sohn:”wer war das?” Ich:”wir haben niemanden erreicht, da ist nur der Anrufbeantworter ran gegangen.” Mein Sohn:” aber Mama, das war doch eine Frau! Dann war das eine Anrufbeantworterin!”
;)
Liebe Grüße, Nike