Es regnet in Strömen in Berlin. Und es sind Herbstferien. Eine tödliche Kombination.

Die Kinder hängen hier rum, sind genervt und gelangweilt und kommen daher auf die grauenhaftesten Ideen.

Eins malt sich das Gesicht mit rosaglitzererdbeer Lipgloss an. Das komplette Gesicht. Dazu noch ein paar Haare, die in der Nähe waren, das Haarband, den Kamm und diverse Kleidungsstücke. Ganz zu schweigen von allem, was unterwegs angefasst wurde.
Eins bemalt das Bett mit Wachsmalkreide “weil das ja ein Segelboot ist und ein Segelboot ist kein Möbelstück, sonst dürfte ich es ja nicht bemalen, oder, Mama”.
Und eins motzt und meckert wegen der “bescheuerten Bildschirmzeitregelung, wer hat sich das überhaupt ausgedacht, dass ich nur ne halbe Stunde ans Ipad darf, das ist schließlich auch Bildung, wenn ich da research mache, oder was!”
Boah.

Außerdem ist heute mein zehnter Hochzeitstag und mir wäre nach allem, aber nicht nach rosa Schlachtfelder räumen, möbelschonende Methoden ausprobieren, wie man Wachsmallkreide vom Bett abkriegt oder Diskussionen über Bildschirmmedien mit meiner Tochter führen. Immerhin: der Heizungsmonteur war da, es wird laaaangsam warm in der Bude, das Dach ist wieder dicht und das beste: meine Schwiegereltern sind seit gestern in der Stadt und werden heute Abend die Kinder hüten, damit wir essen gehen können. Luxus!

Um die Zeit zwischen Mittagessen und dem Abendprogramm zu überbrücken, war ich mit den Kindern und mit dem Besuch (Cousin Louis und Cousine Mia, sowie den transportierenden Eltern, Schwager und Schwägerin) mal wieder im Kindermuseum Labyrinth hier in Berlin. Ein großartiger Ort für solche Tage und überhaupt.

Es handelt sich nämlich um ein Mitmachmuseum, in dem das Prinzip “Lernen durch Selbermachen” umgesetzt wird. In wechselnden Langzeit-Ausstellungen werden den Kindern hier ganze Welten eröffnet, in denen sie sich dann auch gleich ausprobieren dürfen.

Im Augenblick geht es beim Thema “Ganz weit weg und doch so nah” um anderen Länder, Kulturen, Religionen und um alles, was damit zusammenhängt: Sprache, Schriftsysteme, Essen, Kleidung, Rituale, der Alltag der anderen, Lebensgewohnheiten, Sitten usw.

Die Kinder haben also heute Schuhe geputzt wie auf einem orientalischen Markt, Häuser gebaut, chinesische und arabische Schriftzeichen gelernt, über Kopfhörer in einem Beduinenzelt fremdländische Musik angehört, Sushi und Falafel nebeneinander angerichtet (natürliche kein echtes, leider), sich mit fremden Trachten verkleidet und in der Spielschule verschiedene Gerüche, Bilder, Geräusche etc. den verschiedenen Ländern zugeordnet. Um nur einige Bereiche zu nennen, die wir heute erforscht haben.
Die Kinder waren fasziniert (und beschäftigt!) und ich habe es sehr genossen, mit anzusehen, wie sie sich all diese Welten erobert haben, jeder auf seine Weise.

Ich muss mir jetzt was einfallen lassen, was ich den Rest der Ferien mit den Kindern anstelle, denn dieser Museumsbesuch der anderen Art heute hat definitiv Maßstäbe gesetzt. Für jedes Alter (3,4,5,8,9) war was dabei – ein wirklich lohnender Besuch, den ich nur weiter empfehlen kann. Als nächstes müssen wir dann wohl wieder zu den Dinos ins Naturkundemuseum. Oder ich muss, ganz unpädagogisch, mal wieder eine DVD gestatten, solange es so weiter regnet.

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Last Updated on 18. Oktober 2013 by Anna Luz de León

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