Ich habe 12 von 12 verpasst. Vor lauter vorweihnachtlichen Aktivitäten und Schulgedöns, mit und ohne Stress. Und mein Tag endete mit zwei heulenden Mädchen und Käsetoast aus dem Backofen. Aber von vorne.
Die Kinder waren schon beim Aufstehen unleidlich. Während der Bub über seine Schuhe lamentierte und aufgeregt war, weil in der Schule seine erste kleine “Präsentation” vor uns Eltern anstand, knatschte das kleinste Mädchen vor sich hin, klagte über Husten und Kopfschmerzen. Ich ignorierte das fürs Erste, weil auch der Pre-Teen in der Schule präsentierten sollte und also beide Elternteile drinegnd gefragt waren. Wir fuhren also alle zusammen in die Schule und verteilten uns auf die zwei großen Kinder, während das Kleine unter Protest in seinem Gruppenraum im Kitatrakt verschwand. Ich habe sie also nach der Präsentation (die übrigens herzzerreißend süß war!) wieder abgeholt und mit nach Hause genommen fürs Kränkel-Programm: Couchgeliege, “Halalieren” (= Inhalieren), Thymiantee trinken, warmes Kleiekissen auf die Brust. Und natürlich Bespaßung, also known as Krankenpflege. Also nüscht mit Arbeiten. Oder Geschenke-Orga. Seufz.
Zu allem Übel hatte ich um 15h einen vorweihnachtlichen Termin mit der Mathelehrerin des Pre-Teens und musste das Kind wieder mit in die Schule schleifen. Dort übernahm allerdings der Pre-Teen, die liebevolle Tüddelei, nahm das Hustinettchen mit in den “coolen” Aufenthaltsraum für die Fünftklässler, kuschelte es dort in einen Sitzsack und las Weihnachtsgeschichten vor. Liebe!
Als ich aus dem Termin kam, war der Bub (inzwischen unterirdisch schlecht gelaunt) dazu gestoßen, und sobald ich in Sichtweite war, ging die Zankerei los. Die zwei Kleinen schubsten sich gegenseitig, es wurde wild ge-eifersüchtelt, und des Pre-Teens Versuche, zu deeskalieren, ähnelten eher den Übergriffen von bewaffneten Einsatztruppen. Mit scharfer Munition. Bis ich also alle Kinder wieder in Stiefeln, Jacken und Mützen hatte, alle Taschen eingesammelt waren und die Streithammel so verteilt, dass sie sich mit Tritten nicht mehr erreichen konnten, dauerte es. In der Zeit hatte die Mathelehrerin den Raum abgeschlossen, in dem wir zuvor gesessen hatten. Mit meinem Mantel drin. Waaaah! Die Kinder fingen an zu schwitzen und zu meckern (und weiter zu zanken), während ich durch die Schule hetzte, um jemanden zu finden, der mir den Raum noch mal aufschloss. Unnötig zu erwähnen, wie derweil unser aller Stimmung noch unter die Schallgrenze sackte.
Irgendwann war aber auch das erledigt und wir waren einigermaßen friedlich zu Hause angekommen. Mit der Entscheidung, alle Kinder sofort in die Schlafanzüge und vor die Glotze zu verfrachten, um mich den Essensvorbereitungen und Aufräumarbeiten zu widmen und dem Babysitter entgegen zu lechzen, waren spontan alle einverstanden. Dann kam die SMS. Zeh blau. Rettungsstelle. Leider absagen für heute abend. Heuli! Ich verabschiedete mich innerlich schon von dem Abend mit Mann und Steak im Restaurant unserer Freunde, da kam das große Nachbarsmädchen mir in den Sinn, das manchmal auf die Kinder aufpasst. Die Rettung! Wir hatten gerade alles soweit abgeklärt und sie hatte zugesagt, dass sie nach ihrer Tanzstunde herkäme, damit wir loskönnten, da fing das Goldkind an, gefährlich rote Bäckchen zu kriegen. Feuerbäckchen. Fieberbäckchen, if you know what I mean.
Aber noch war nichts verloren! Ich fütterte die Kinder ab, kochte Tee, erwärmte das Kleie-Säckchen, führte ein Beratungstelefonat mit meiner Stiefmutter (und zugleich Heilpraktikerin), verabreichte Globuli und Hustensaft und der Mann kam heim. Kinder wurden zum Zähneputzen geführt, Bub las vor, Mann las vor, Herzensmädchen plante die Filmauswahl für den Abend, den sie beschlossen hatte, mit der Nachbarstochter aka Babysitter-Feuerwehr) und einer DVD zu verbringen. Alle waren friedlich und fröhlich gestimmt, keine Temperatur stieg an, schließlich waren alle in ihren Betten und ich wagte, mich um zu ziehen.
Ihr kennt das? Wenn man ausgehen will und sich bis zur letzten Sekunde nicht traut, sich schon umzuziehen? Weil ein Baby dann garantiert auf einen kotzen wird? Oder eine Quarkschnute/Rotznase/Schnodderknutscher einem an die Schulter gedrückt wird? Oder ein übereifriges Kleinkind mit der “geladenen” Zahnbürste angerannt kommt und die Zahncreme zielsicher aufs Kleid applizieren wird? Ja?
In diesem Fall war es etwas anderes – es war die Spätzünder-Taktik. Und die geht so: hatte das Goldkind zuvor eifrig nickend eingewilligt, mit Ersatzsitter und Geschwistern zu Hause zu bleiben, änderte es schlagartig seine Meinung, als es meiner ansichtig wurde, ausgehfein und geschminkt, Parfüm aufgelegt, Haare gebürstet. Es war wie ein bedingter Reflex. Im selben Augenblick, als ich so zurecht gemacht an ihrem Bett eschien, wo ich ihr zuvor schon mindestens drei Mal Gute Nacht gesagt hatte, brach sie in Tränen aus. “Du so-hollst nicht weg-ge-häään, Mama! Ich muss bei dir blaa-haai-bä-häään…!” Und das war’s dann. Ich bringe ja viel, aber mein kränkelndes, schluchzendes Minimädchen alleine lassen, wenn es nicht unbedingt sein muss, gehört nicht dazu. Dem Mann ging es genauso, und während ich mich also aus dem Kleid schälte und stattdessen in die Yogahose stieg, die Brille wieder auf die Nase setzte und die kuschelige Strickjacke rausholte, smste der Mann mit der Nachbarstochter und sagte das ganze Arrangement ab.
Ich hörte ihn unten reden, mit Geschirr klappern, eine Flasche entkorken und freute mich fast schon auf einen gemütlichen Sofaabend mit einem Weinchen und ner Stulle und ein bisschen gemütlichem Reden…. da, von unten, unerwartet und dafür umso lauter: Geheul! Der Pre-Teen. Aufgelöst. Ich hörte was von “Gemeinheit!” und wie doof wir seien, von “alles kaputt gemacht” und “nie versteht ihr was”!
Während das Goldkind selig einschlummerte, weil es sich sich in der sicheren Obhut der opferbereiten Eltern wusste, flippte der Pre-Teen unten aus, weil wir zu Hause blieben und damit die Pläne, das Wohnzimmer zu okkupieren und dort (wahrscheinlich altersungeeignete) Filme zu schauen, zerstörten. Wie man’s macht, macht man’s falsch.
Und so kam es, dass ich nicht wie geplant bei feinem Ceviche und perfektem Steak in meinem Lieblingsrestaurant Bebe Rebozo saß, sondern mit Ziegenkäsetoast und heulendem Pre-Teen auf der Couch, während der Mann ein Stockwerk höher versuchte, den Bub zur Ruhe zu bringen, der ebenfalls noch randalierte.
So. Und wie war das gleich mit der Dankbarkeit? Ach ja. An Tag 12 war ich dankbar für…
1. … ein großartiges Gespräch mit einer Frau, von der ich mich glücklich schätzen darf, sie die Mathelehrerin meiner Tochter nennen zu können. Ich war immer schon ein Fan von ihr, aber in unserem Gespräch hat sie mir einmal mehr gezeigt, wie genau sie hinschaut bei ihren Schüler*innen, wie gut sie sie tatsächlich kennt und sie als vollwertige Persönlichkeiten wahrnimmt und wie wenig sie urteilt, abstempelt, Wahrheiten verkündet. Eine Wohltat!
2. … eine Email von Marisa von Engelenchen, die mir berichtet hat, wie die Spendenaktion für Helenes Helfer aktuell läuft und für die ich in einem nächtlichen Brainstorming diese Idee hatte:
3. … die Tatsache, dass ich jetzt die Gewinnerin des Gutscheins über 29,95€ für ein Hip Hip Hurra-Shirt bekannt geben darf: ich gratuliere dir, Antje/Kleinmy! Bitte melde dich schnellstmöglich per Mail bei mir, dann reiche ich dich an Esther vom Hip Hip Hurra-Shop weiter. Du kannst aber natürlich schon mal luschern gehen, was dir gefallen würde.
Ach ja. Mir steckt der gestrige Tag noch in den Knochen. Und gleich muss ich schon wieder in die Schule. Zur Kita-Weihnachtsfeier. Ich hab ein bisschen Angst. Aber ich werde definitiv meinen Mantel irgendwo an der Kindergarderobe parken und nicht in einem der Gruppenräume ablegen. Vielleicht nehm ich mir auch’n Flachmann mit für alle Fälle. Oder Baldrian.
Was meint ihr? Was hilft gegen Vorweihnachtswahnsinn, Familienstress und durchgeballerte Kinder?
4 Comments
Oh ha! Ich glaube alles was da hilft ist ein kühler Kopf und ganz viel Gelassenheit!
In diesem Sinne ein schönes Wochenende!
LG, Astrid
Uiuiuiui… Meine liebste, heute mal, BerlinMittagsMom,
Da haste aber ma echt n Tach erwischt, wa? Hier war es ähnlich, alle knatschig. So, als hätte eine kosmische Schwingung den 13. vorgezogen… Und ich bin mit Kopfweh ins Bett, der Mann tat nachts von der Weihnachtsfeier kommend noch das Seine an Blödsein dazu und mein Tag konnte in die Tonne.
Dankbar bin ich deshalb für folgende Dinge:
1. Katrin, die, selber knatschig mit knatschigen Kindern, mich noch umarmt, wenn ich bockig mit einer Herzenssache bin ( zur Zeit ist dafür nicht genug Raum, es richtig richtig zu machen)
2. einen Sohn, der beim Abendessen Gurkensterne macht, den Babybel auspackt und mir beides zu essen gibt.
3. Reiki, welches mich nicht Amok laufen lässt nach einem solchen Tag ohne Pause
❤️
Liebe Grüße
Moin Anna, da lese ich hier nichtsahnend deinen neuesten Beitrag, schwitze förmlich mit dir und nicke an einigen Stellen, überlege nebenbei im Hinterstübchen, für was ich dankbar war, gestern und dann steht da plötzlich mein Name und ich habe doch tatsächlich gewonnen! hüpfe immer noch ein wenig fröhlich vor mich hin und habe mich ganz dolle gefreut ( meine Gewinne in meinem bisherigen Leben kann man, glaube ich, an einer Hand abzählen…..) . Vielen Dank, wErde mich melden und dann etwas Hübsches für die Kleinste von meinem Dreimädelhaus aussuchen.
So und jetzt stelle ich mich noch schnell mal an die “DankBar” von gestern und “bestelle” folgendes: dass die Kleinste nach einem anhänglichen Tag gut geschlafen hat, alle satt geworden sind und die Großen einfach so auf der Straße vorm Haus spielen können.
Grüße vom Dorf in die große Stadt! Antje
Hallo.
Danke für den Einblick in deinen Tag und schön, dass du drei so wunderbare Dinge zum dankbar sein hattest.
Ich war heute dankbar:
für den Mann, der Tannengrün und Lichterkette um die Haustür geschwungen hat und einen Stern in die Haustür hängte, ganz von allein. So eine Überraschung beim nach Hause kommen (ich bin Weihnachten sehr weihnachtlich, er eher nicht so, normalerweise)
für ein wunderbares einfaches und doch sooo leckeres Abendessen, Kartoffeln (vom Bauernhof) und Limburger, der im Backofen (mit Holz geheizt) heiß gemacht wurde,
einen produktiven Tag im Büro mit vielen guten Gesprächen
Lg lajulitschka