Liebe Mama,
heute ist kein besonderer Tag, kein Geburtstag, nicht dein Todestag, niemand hat etwas über dich gesagt oder nach dir gefragt. Es ist ein Tag wie jeder andere und das heißt, ich denke an dich. Wie immer.
Das habe ich vorher nicht gewusst, so wie ich so vieles vorher nicht wusste, aber es ist tatsächlich so – du bist immer in meinen Gedanken. Ich sage das den Kindern oft, wenn wir über dich sprechen. Überhaupt: über den Tod und was mit den Menschen passiert, die sterben und nicht mehr bei uns sind. Ich sage, dass du in unseren Gedanken und in unseren Erinnerungen bist, in unseren Herzen, für immer. Dass alles, was du für uns warst, in uns ist und weiterlebt. Und du damit auch. Dass das jetzt deine Art ist, da zu sein. Nicht mehr physisch, nur noch in unserer Erinnerung. Aber da. Wir reden oft darüber, denn die Kinder denken auch an dich. Sie vermissen dich und dann fragen sie nach dir. Unser Gespräch nimmt jedes Mal diese Richtung.
Aber die Wahrheit ist, liebe Mama, dass das Bullshit ist. Nicht die Idee davon, dass du da bist, in unseren Herzen für immer. Daran glaube ich, das ist unsere Wahrheit. Aber eben nur ein Teil davon. Denn der andere Teil ist das schreckliche, rohe, schmerzliche Vermissen deiner physischen Präsenz. Jeden Tag.
Ich vermisse deine Stimme, wie du lachst, wie du mir Dinge erzählst, die du erlebt hast oder wie du kommentierst, was ich dir erzähle. Ich vermisse deine Umarmungen zur Begrüßung, zum Abschied oder einfach so. Ich vermisse es, neben dir herzulaufen, mit dir spazieren zu gehen und Dinge zu entdecken. Ich vermisse deinen unschlagbaren bisweilen schwarzen Humor, mit dem du jede noch so angespannte Situation entschärfen konntest und mit dem du mich immer wieder überraschen konntest, obwohl ich dich so gut kannte. Ich vermisse deine draufgängerische Art, mit der du kurzentschlossen Dinge umgesetzt hast, die dir gerade erst eingefallen waren – die unglaublichsten Dinge. Ich vermisse die Art, wie du immer die Haustür geöffnet hast, wenn wir zu Besuch kamen: sperrangelweit, genau wie deine Arme, in deinem Gesicht dieses große Strahlen, mit dem du uns begrüßt hast.
Natürlich weiß ich das alles noch. Jeder Moment mit dir ist in mir eingebrannt und ja, da bist du noch – in mir und in all den Bildern aus den vielen Jahren mit dir. Aber hier, bei mir, da bist du nicht. Und alle Erinnerung, so schön sie ist, kann das nicht ersetzen. Die Lücke füllen, die du hinterlassen hast. Nichts und niemand kann das.
Ich denke jeden Tag an dich, meine kleine liebe Mama, und ich möchte dich immer wieder so oft so viel fragen. Ich erlebe Dinge mit meinen Kindern, die mich ratlos machen und ich möchte dich fragen – wie war das damals mit uns? Wie war ich mit 7, mit 9, mit 13? Was waren die Herausforderungen, vor die ich dich gestellt habe? Womit musstest du umgehen? Und was hast du dann getan?
Natürlich kann ich viele andere Menschen fragen, die damals dabei waren und mir erzählen könnten, wie das war. Aber deine Perspektive fehlt mir: deine Sicht auf mich als Mutter, die mir schon in früheren Jahren meines Mutterseins immer zum Abgleich wichtig war – entweder, um die Schnittmengen zwischen uns klarer zu sehen oder um mich abzugrenzen. Dein Blick auf mich in meiner Rolle als Mutter meiner Kinder hat mir oft geholfen, selbst wenn mir das in der konkreten Situation nicht bewusst war. Dein Blick auf mich als Mutter meiner Kinder fehlt mir.
Dein Blick auf meine Kinder fehlt mir auch. Dein besonderer, liebevoller Omablick. Wie oft denke ich: "Ach, könntest du das jetzt sehen! Könntest du hier neben mir stehen und sehen, wie diese Kinder jetzt sind! Wie wild und wunderbar!" Im Skiurlaub in Österreich hatten wir viele solche Momente und ich sagte das zum verliebten Vater der Kinder. Dass ich wünschte, du wärst da und könntest das sehen. Oder ich könnte dir immerhin davon erzählen, dir ein Foto zeigen, mit dir hinterher darüber lachen, was wir erlebt haben. Er sagte das, was ich immer zu den Kindern sagen, wenn sie von ihrem Vermissen sprechen: "Sie sieht dich. Sie ist da, das spürst du doch." Ja, meistens spüre ich das und oft ist das tatsächlich sehr tröstlich. Aber eben nicht immer.
Zu wissen, dass ich dich in mir trage und dein Erbe zu spüren und zu sehen, reicht mir oft nicht. Es reicht mir nicht, mir vorzustellen, was du sagen würdest, selbst wenn ich es wahrscheinlich sogar recht genau weiß. Ich will dich hören. In echt. Es reicht mir nicht, mich zu erinnern, wie du gelacht und dich gefreut hast, wenn wir zusammen waren. Ich will es sehen, ich will dein leuchtendes glückliches Gesicht sehen. Es reicht mir auch nicht, das Echo deiner Liebe in mir zu fühlen, ich will deine Umarmung. Physisch. Wirklich.
Ich weiß, dass das nicht geht. Ich weiß das. Aber manchmal ist das Vermissen all dieser Aspekte zu groß, um mich mit dem Glauben an deine spirituelle Präsenz zu trösten. Das Fehlen ist dann einfach zu laut. Und dann will ich schreien: "In meinem Herzen am Arsch!". Weil mir das nicht reicht.
Sehnsucht ist unbescheiden. Das wusste ich vorher nicht.
Liebe Mama, ich vermisse dich schrecklich. Irgendwie wird das mit den Jahren nicht weniger. Totsein ist ein Arsch.
Deine Anna
48 Comments
…wie immer bin ich nach dem Lesen deiner nachdenklichen Texte zu Tränen gerührt, liebe Anna! Keiner wird deine liebe Mama je ersetzen können, und niemand kann die richtigen Worte finden. Dennoch: (( ❤️ ))
Danke
<3 Danke für deine ehrlichen Worte. Mein Papa ist im letzten Sommer gegangen und es tut so weh. <3
Meine Mama ist noch da und ich geh sie jetzt mal schnell drücken- sie besucht mich gerade hier in Charleston. Aber ich denke schon jetzt oft daran, wie das ohne sie werden soll. Ob sie den nächsten geburtstag der Mädels noch da ist… Doof, oder? Ich sollte einfach jede Minute geniessen.
Drück Dich!
Während bei dir heute ein normaler Alltag mit den Gedanken an deine Mama ist,wäre hier heute der Geburtstag meiner Mama.Doch diese Besch***ene Krankheit Krebs nahm sie uns 4Monate nach der Geburt unseres Wunschkinds,ihrer Langersehnten Enkelin.Nun sitz ich hier und heule…obwohl ich fröhlich sein sollte,denn auch mein Mann hat heute seinen Geburtstag und gleich kommen die Gäste.Ich hoffe unsere Mütter merken,egal wo sie sind ,dass wir sie vermissen.lAlles Gute
❤
Herzzerreissend und rührend! Die Zeit heilt eben doch nicht alle Wunden! Aber schön, wenn man einen lieben Herzensmenschen mit so viel Gefühl in Erinnerung hat….
Liebe Anna,
Danke sehr für Deine Worte hier .. Ich kenne das, ich fühl es auch. Meine Mutter ist auch tot, seit 16 Jahre. Ich erinnere sie als wäre es gestern. Sie hat niemals meine Sohn (6) umarmt oder geküsst.
Noch mals Danke sehr viel fur Deine Blogpost. Ja, ich habe Tränen in meinen Augen, so schöne Worte .. aber ich bin froh, daß ich ihre Tochter ist ❤️
Gitte
genauso ist es… der Tod ist ein Arsch! Und ich verstehe Dich nur zu gut …
LG
Andrea *dieihreelternbeidesehrvermisst*
Es tut so weh. Aber es ist das größte Glück eine Beziehung zu solchen Herzensmenschen zu haben oder gehabt zu haben. Das ist ein Riesengewinn für ein Leben. Bei mir war es meine Oma, die mit 100 Jahren gestorben ist. Ich vermisse die immer. Jeden Tag.
Was für wahre Worte, die ich so nachvollziehen kann. Ich vermisse meinen Vati, der schon 11 Jahre nicht mehr lebt. Lange konnte ich keine Fotos eines Urlaubs mit ihm allein , anschauen. Jetzt hat der Schmerz nach all den Jahren etwas nachgelassen. Wir sitzen oft mit meinen Geschwistern zusammen und können über seine, ach so lustige und aufregende Art , in Erinnerung lachen. Weisst Du was? Ich rufe jetzt gleich mal meine Mutti an und sage Ihr, dass ich sie im April besuchen werde und gerne 550 Kilometer fahre – der Liebe wegen. Danke.
Ich weiß genau was du schreibst, ich weiß genau was du sagst, ich weiß genau was du fühlst.
Manchmal geht es, wenn ich an sie denke, manchmal könnte ich nur schreien, manchmal kullern mir die Tränen, manchmal lächle ich, manchmal verstehe ich wieder überhaupt nichts….manchmal stehe ich an ihrem Grab und bettel sie möchte doch nun endlich zurück kommen…es ist jetzt genug, diese unstillbare Sehnsucht.
Die Sehnsucht nach meiner Mami, die letztes Jahr ganz plötzlich von uns ging. Mit Venenschmerzen in den Beinen in’s Hedwigskrankenhaus und tot wieder raus. Ich in der Pfalz, weit weg von ihr und meiner Heimat. Jetzt ist sie hier…hier bei mir, in der Pfalz….und Berlin, mein Berlin ist mir so fremd.
Sie hatte sich so gefreut auf die Einschulung meiner kleinen Tochter letztes Jahr und konnte nicht dabei sein.
Ich verstehe ALLES was du schreibst, ALLES…!!!
Und nichts ist ein Trost für uns… :-(
Ach, liebe Anna… ich möchte durch den Bildschirm greifen und dich ganz fest in den Arm nehmen. Nützt ja ooch nüscht, aber sei trotzdem virtuell ganz dolle gedrückt. <3
Berührende Worte. Kennst Du das Buch:
Ich spür noch immer ihre Hand: Wie Frauen den Tod ihrer Mutter bewältigen (HERDER spektrum) Taschenbuch – 20. März 2007
von Ruth Eder
Vielleicht sind da für Dich Ressourcen o.a. Zu finden? Alles Liebe, Daniela
Ich umarme dich unbekannterweise. Ich habe große Angst davor, wie es einmal sein wird, wenn ich ohne meine Eltern bin. Bisher habe ich einen geliebten Menschen verloren. Darüber schrieb ich auch mal. Aber eine Mama ist eine Mama. Alles Liebe
Tanja
Ach, liebe Anna… Wie immer ein wunderbarer Text.
Jedes Wort spricht mir aus der Seele.
DANKE, dass Du genauso das in Worte fasst, was mir durch den Kopf geht.
Alles Liebe, Katrin
Das Schlimmste ist: das hört nie auf. Im Februar hätte meine Mutter Geburtstag gehabt. Eine Woche vor ihrem 61. Geburtstag ist sie gestorben. Mir geht es schon Tage vor diesen beiden Daten schlimm. Dabei ist das jetzt schon zwanzig Jahre her und trotzdem geht es mir genau so, wie Du es so wundervoll beschreibst. Nicht nur an diesen Tagen. Auch im Sommer. Und wenn ich traurig bin. Und wenn etwas Schönes passiert. Und am Geburtstag meines Sohnes. Und wenn das Wetter besonders schön ist. Oder wenn ich etwas nach ihren Rezepten koche. Oder wenn ich von ihr spreche. Oder lieber nicht von ihr spreche, Wenn es zum ersten Mal schneit. Wenn starker Sturm kommt. Wenn ich am Strand stehe. Oder wenn gar nichts Besonderes los ist.
Sch…..
20 Jahre!
Ich bin im ersten Jahr.
Hört das niemals auf?
Meine Mama lebt (noch), wir reden miteinander, wir treffen uns, … Wenn ich solche Texte lese, trauere ich darum nicht so ein Verhältnis zu ihr zu haben und gehabt zu haben. Dann starte ich mal wieder einen Annäherungsversuch, werde enttäuscht… Kindheitserinnerungen kommen hoch -.- Diese Verbundenheit ist einfach nicht da, hat viele Gründe, wir funktionieren, harmonieren (was auch immer) einfach nicht.
Und dann schau ich mir meinen Sohn an und hoffe, dass er irgendwann mal (ganz viel später) öfter an uns denkt und solche Erinnerungen im Herzen hat. Daher: ich beneide euch um euer “in meinem Herzen am Arsch” ;)
Du sprichst mir aus der Seele! !! Mama ist nun knapp 2 Jahre tot und ich "am Arsch". Sie hat meinen Sohn nie kennengelernt. Ich vermisse sie sehr. Ich habe mich von meinen Verwandten distanziert, weil sie das nicht verstehen. Ich sollte doch jetzt überglücklich sein mit Kind. Das bin ich aber nicht. Ich liebe mein Kind von ganzem Herzen. Und sie vermisse ich von ganzem Herzen. So ist das eben.
Habe mich gewappnet.
Heute habe ich es geschafft Deinen Text zu lesen.
Ich kann alles unterschreiben.
Bin am Heulen.
Es ist wie es ist.
Sch…..
Liebe Anna,
Ich fühle was du fühlst , es tut jeden Tag weh. Egal wie lange es her ist. Und man will nur noch einmal zurück. Und das geht nicht. Und das macht einen fast verrückt.
Meine Mama hat meine Kinder nicht kennen lernen dürfen. Und mein Papa kann sein drittes Enkelkind auch nicht erleben. Das macht mich so oft so traurig und so wütend. Und ich frage mich oft was anders wäre, wenn beide noch da wären. Ob ich dann eine andere Mama wäre. Weil mich ihr Tod verändert hat. Ach Scheiße!
Liebe Anna,
dein Text rührt mich zu Tränen. Wie sehr sprichst du mir aus der Seele: Totsein ist ein Arsch!!!
Ich musste mein geliebtes kleines Baby zu Grabe tragen und habe eine so tiefe Sehnsucht in mir, die mich sehr oft schreien lässt – innerlich und manchmal ganz wirklich und laut.
Mit Angst denke ich manchmal daran, wie es wohl irgendwann sein wird, wenn MEINE Mama mal nicht mehr ist. Einfach weil ich weiß und mir bewusst ist, dass wir einander nicht für immer haben können.
Dein Satz “Sehnsucht ist unbescheiden.” ist so unfassbar treffend. Damit ist alles gesagt.
Vielen Dank für diesen wunderschönen und liebevollen Text!
Pingback: Mit der Trauer im Netz | Kaiserinnenreich
Danke, ich fühle mich genauso. Danke das du meinem Gefühl Worte gegeben hast.
Vielen Dank.
Meine “kleine Mutti” ist im Oktober letzten Jahres friedlich eingeschlafen. Sie hatte auch Krebs. Unser Sohn hatte seine liebe Omi nur 5 Monate. Dieser kleine Mensch gab ihr in den letzten Wochen so viel Kraft…unglaublich…. Ich vermisse sie jeden Tag.
Pingback: Liebe Mama…über die unbescheidenheit der sehnsucht | Aktuelle Nachrichten
Die ersten Zeilen gelesen und schon kullern mir dicke Tränen die Backen runter.
Das ist ein Verlust den man sich nicht vorstellen möchte. Ich habe so große Angst das ich meine Mama verliere, das ich es mir manchmal vorstelle, nur um mich an die Situation zu gewönnen. Seit meine Oma vor 5 Jahren gestorben ist, ist das ein unerträglicher Gedanke. Meine Oma nichts mehr fragen zu können war schon sehr schlimm, aber meine Mama nichts mehr frage zu können ist ein nicht aushaltbarer Gedanke. Wie für viele ist meine Mama meine Stütze, Säule, beste Freundin, Beraterin und Therapeutin.
Das war bei uns nicht immer so aber wir nutzen jetzt die Zeit die wir haben und gehen durch dick und dünn.
Liebe Anna,
wie oft ich diesen Text gelesen habe, weiß ich gar nicht mehr.
Und immer wieder rührt er mich zu Tränen. Ich kann Ihre Worte so gut nachvollziehen.
Meine Mutter ist fast sechs Jahre tot und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.
Das, obwohl ich selbst Oma bin.
Nichts ersetzt unsere Mütter und ohne sie zu leben ist ganz schrecklich. Wer liebt uns wie sie? Niemand.
ja, wir sollten glücklich sein, dass wir sie hatten. Aber das reicht nicht.
Es gibt ein schönes arabisches Sprichwort. "Wenn deine Mutter stirbt, kommt ein Engel und flüstert dir ins Ohr: "Mit der echten Liebe ist es jetzt vorbei".
Nochmal danke für Ihre anrührenden Zeilen.
Ihnen alles Gute.
Oh ja liebe Anna du sprichst mir aus dem Herzen es tut so furchtbar weh, ich habe meine Mama auch verloren sie fehlt überall und immer Katja
Ich liebe dich mama
Sehr schön geschrieben und formuliert.meine mutter ist auch vor 6 Monten gestorben.egal wie alt man ist man braucht sie immernoch.auch wenn ich eine schwierige beziehug zu ihr hatte vermisse ich sie sehr.ich wusste nicht wie schmerzhaft es ist seine mama zu verlieren.ich denke jeden tag an sie
Liebe grüsse
Liebe Jennifer, ich denke sehr an dich und ich weiß, wie schwer das ist, was du gerade erlebst. Deine Mama weiß, dass du sie lieb hast und schaut immer auf dich. Ich glaube ganz fest daran. Alles Liebe für dich, Anna
Du sprichst mir aus der Seele! Mit jedem Wort! Vor allem was die eigenen Kinder angeht, das Finden des eigenen Weges als Mutter in Abgrenzung und Einklang mit den Gedanken der Mama. Die Art wie nur eine Mutter Geborgenheit vermittelt – egal wie alt man ist. "Wenn die Mutter stirbt, tut es sich wie ein schwarzer Abgrund hinter dir auf. Ist da noch jemand, der dich auffangen wird, wie sie dich aufgefangen hätte? Wer weiß von dir alles, von der Zeugung an? Wer schaut hinter deine Kulissen und liebt dich doch? Mit ihr verliert das Kind in einem jeden von uns sein Zuhause, ist das endgültige Ende der Kindheit erreicht." Das habe ich mal irgendwo gelesen und finde es ebenfalls sehr passend. Wir sind so jung und die meisten um mich herum jedenfalls haben noch ihre Mutter und die Kinder ihre Oma. Meine drei Kinder waren zu jung, um sich noch an die gesunde Oma zu erinnern. Manchmal tröstet es ein bisschen, die eigene Trauer zu teilen und in anderen wiederzuerkennen. Ich danke dir für deine Worte, in denen ich meine Empfindungen fast identisch gespiegelt sehe.
Jedes Wort wie aus meiner Seele geschrieben! Es gibt Dinge die Schmerzen ein Leben lang! Jede Sekunde hätte man sie noch gebraucht….
Für Kummer und Sorgen, sowie wie für Freude und Glück, einfach zum Leben……
<3
Ich habe meine Mutter am 11. 3. 2016 verloren. Danke für Deine wunderbaren Zeilen.
Ich weiß nicht weiter.
Wolfgang
Lieber Wolfgang, dein Verlust tut mir sehr leid und ich kann einigermaßen nachfühlen, wie sich das anfühlt. Lass mich dir sagen, dass es besser wird, auch wenn es dauert. Und dass man sich selbst nicht unter Druck setzen darf, was den Trauerprozess angeht. Trauer dauert. Und sechs Monate sind keine lange Zeit, gemessen an einem ganzen Leben, das man bisher MIT dieser einen Person verbracht hat: der eigenen Mutter.
Ich wünsche dir Raum für deine Trauer und Großzügigkeit mit dir selbst, was all das ganze Gefühlsspektrum der Trauer angeht. Und wenn du wirklich denkst, du weißt nicht weiter: such dir Hilfe. Es gibt Trauergruppen überall, Hilfe bei der Verarbeitung des krassen Verlustes. Nimm die Hilfe in Anspruch und mach dein Herz dadurch leichter. Vielleicht ist das ein Weg?
Ich wünsche dir alles Liebe!
Liebe Anna,
heute habe ich mal wieder deine Zeilen zum Tod deiner Mutter gelesen. Seit meine Mama am 02. Mai 2017 – genau 6 Tage nach der Geburt meines dritten Kindes – ganz, ganz plötzlich gestorben ist, habe ich immer gesagt, dass das Schicksal manchmal ein großes Arschloch ist. Aber dass der Tod ein Arsch ist, finde ich eigentlich auch sehr passend. Wie kann ich mit ihr telefonieren, mich wie immer verabschieden und dann gleich nochmal anrufen, weil ich was vergessen habe und da ist sie schon tot?!? Eine Minute zwischen Leben und Tod!!!
Die Sehnsucht nach ihr ist oft so groß, dass ich gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll… Und dann immer diese völlig irrationale Hoffnung, aus dem bösen Traum zu erwachen und sie doch mal wieder anrufen zu können.
Gestern kam der Postbote mit einem Nikolauspaket für die Kinder und das war genauso eins, wie sie immer aus der Eifel zu uns nach Berlin geschickt hat. Alles mögliche ging mir da gleichzeitig durch den Kopf: Sie hat es doch irgendwie geschafft, das kann nicht sein, ein übler Scherz, ach wäre es doch wahr…
Dann war ich so traurig, als meine Mädels (6 und 9) mit ihren Fotos vom Schulfotografen kamen. Sonst habe ich Mama immer gleich angerufen und postwendend Abzüge geschickt, auf die sie immer ganz gespannt war. Jetzt interessiert es außer mir und dem Papa keinen mehr. Auch nicht, dass meine Erstklässlerin wieder einen Wackelzahn hat, meine Große eine 1 in Englisch hat und nicht zum Völkerballturnier ausgewählt wurde oder dass unser Baby (ihr einziger Enkelsohn) schon fast krabbeln kann… Das Schicksal ist ein Arschloch und der Tod ein Arsch!
Die Einschulung von meiner mittleren Tochter hat die Oma schon verpasst und sie ist noch mit ihrem geschenkten Schulranzen los. Aber diese Erinnerungen werden jetzt immer weniger. Wie hat sie sich gefreut mit meiner Großen ein Kommunionkleid auszusuchen… Nun haben wir es ohne die Oma an meinem Heimatort ganz allein gekauft und sind dann damit zum Grab gefahren.
Ich frage mich, ob ich je wieder der Mensch werde, der ich einmal war? Wahrscheinlich nicht. Und das ist auch gut so! Denn nur so kann ich spüren, welche Bedeutung meine Mama für mich hatte und hat. Meine Kinder reden ganz viel von ihrer Oma und das hilft ein bisschen. Aber der Tod ist trotzdem ein Arsch!
Hallo!
Ich habe vor 3 Wochen meine Mama verloren und der Schmerz sitzt so tief,es ist für mich ein Alptraum. Meine Mama bekam im September diesen Jahres die Diagnose Krebs und war so motiviert alles daran zu setzen ,diesen zu besiegen. Ich saß 16 h an ihrem Bett im Krankenhaus bis sie in meinen Armen einschlief. Es tat auf einer Art gut zu sehen,dass sie dabei nicht leiden musste,Sie schlief ganz ruhig ein. Ihr Herz war stärker als ihre Luft,Sie wollte kämpfen und verlor. Meine Mama war zu gleich auch meine beste Freundin mit der ich über alles reden konnte und auch rumalbern könnte. Der Verlust sie nicht mehr spüren,hören und umarmen zu können ist ein Schmerz den ich vorher noch nie hatte. Den schwersten Weg habe ich noch vor mir,Sie an einem ruhigen Ort zu bringen,davor hab ich Angst zusammen zu brechen. Mich beruhigt es einwenig hier auf dieser Seite zu sein,um zu lesen es geht nicht nur mir so mit diesen Schmerz umzugehen,Freunde zu haben die in solcher Situation nicht da sind. Ich danke euch für diese Texte und hoffe wirklich dass der Schmerz etwas lindert und ich meinen Alltag wieder gelänge.
In Gedanken an alle
mein Name ist Christiane
Liebe Mit-Müttervermisser,
ach, was hätte ich mich gerne um eine Mitgliedschaft gedrückt, aber das ist leider unmöglich. Meine Mutter ist vor 2 Monaten abends eingeschlafen und morgens nicht mehr wach geworden.
Was für ein schöner Tod für eine seit 30 Jahren lungenkranken Frau…mein Mantra. Gestern wäre ihr Geburtsag gewesen und Weihnachten steht vor der Tür. Habe ich mich bisher immer auf diese Zeit gefreut, so wächst sie sich gerade zum Horror für mich aus. Wir hatten kurz vor ihrem Tod noch über Geschenke für meine Teenager-Tochter, meinen Freund und mich gesprochen. Alles ist anders gekommen… Ich kann mich noch daran erinnern, als ich mal etwas unwirsch ihr gegenüber am Telefon gewesen bin, dass der Tag kommen werde, an dem sie sich gar nicht mehr melden würde. Und dann ist der Tag gekommen, trotz der Krankheit unerwartet. Täglich haben wir mitunter mehrfach miteinander telefoniert. Meine Tochter konnte immer nach der Schule zu ihr kommen und sie hat sie verköstigt und danach mit ihr gelernt. Ob Englisch, Französisch oder Mathe, Mama war für sie da. Für uns alle, mit Rat und Tat. So humovoll trotz ihres Gesundheitszustandes, positiv. Ach ja, und jetzt STILLE. Ich fühle mich unter Freunden einsam, denn niemand kann sie ersetzen. Jemand, der im Ring immer in meiner Ecke stand, bedingungslos. Mama, Du hast immer alles irgendwie geregelt, komm wieder, regel auch das…..menno
Liebe Isolde, es tut mir so so leid, dieser Verlust ist einfach schrecklich und er verändert alles. Ich denk an dich und hoffe, du hast mit deinen Liebsten dennoch ein schönes Weihnachtsfest. Deine Mama wird dabei sein, ich bin ganz sicher. Alles Liebe, Anna
Liebe Anna,
Weihnachten habe ich mit Anstand hinter mich gebracht. Ich habe es für meine Tochter durchgestanden. Täglich spreche ich zu meiner Mutter, erzähle ihr, wie lieb ich sie habe und wie sehr ich sie vermisse. Es gibt für mich einfach nichts, aber ach gar nichts Gutes am Tod meiner Mutter. Mit einem Schlag bin ich erwachsen geworden, bzw. musste ich erwachsen werden. Ich bemitleide mich selbst und lecke meine Wunde. Und dann muss man sich auch noch um den Nachlass kümmern. Irgendwie weiß ich, dass es getan werden muss, aber ich würde lieber auf alles verzichten und diesen so wertvollen Menschen wiederhaben wollen.
Ich versteh dich so so gut…
Liebe Anna,
meine Mutter hat diesen Juli Ihren 10. Todestag… und in einem Anfall von Traurigkeit bin ich auf Deinen Blog gestoßen.. ich danke Dir für diese ehrlichen Worte, weil sie mir zeigen, dass ich mit diesem Schmerz und diesem Gefühl des Verlusts, die einen auch nach fast zehn Jahren manchmal wie ein Zug überrollen, nicht alleine bin.. weil es Wunden gibt, die auch die Zeit nicht heilen kann..
Liebe Kerstin, danke dir für deine Nachricht hier. Ich kenne diese Gefühle so so gut und ich denke an dich und deine Mutter. Alles Liebe für dich!
Liebe Anna,
ich habe mich in Deiner Geschichte widergefunden und es kullern die Tränchen. Meine Mutter ist vor vier Jahren gestorben und es vergeht kein Tag ohne dieses schmerzliche Gefühl des Vermissens. Die Zeitqualität ist eine völlig andere und ich habe das Gefühl jeder Tag rast nur so vorbei.
Die Zeit vergeht schneller seitdem Sie nicht mehr da ist.
Warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dieser Schmerz wird mich den Rest meines Lebens begleiten.
Eine Mutter geht immer zu früh…
Der Tod ist wirklich ein Arsch…
Hallo Anna,
das sind wunderschöne Worte. Ich kann es sehr gut verstehen, so geht es mir seit 3 Jahren nach dem Tod meines Vaters so. Manches Mal denke ich, oh, das fotografierst du jetzt für… ach nee, das Foto bringt ihm nichts mehr, ich hoffe, er sieht das alles sowieso von oben.
Ich habe eine Frage, darf ich Teile deines Textes für eine Trauerrede verwenden?
Viele Grüße, Karina.