Ich liebe meinen Geburtstag, das war schon immer so. Als Kind war es einfach immer ein besonderer Tag, der in der Familie besonders zelebriert wurde: man wurde am Bett wachgesungen, mein Papa spielte Las Mañanitas auf der Gitarre und es war für mich einer der besten Momente am Geburtstagsmorgen, wenn ich durch das heimliche Gekrame vor meiner Zimmertür schon aufgewacht war, aber natürlich liegenbleiben musste, damit die anderen mich mit dem Geburtstagslied wecken konnten. Und dann hörte ich durch die Tür, wie mein Vater die Gitarre stimmte, ganz leise, ein paar Akkorde wurden angeschlagen, dann ging die Zimmertür auf und sie sangen: estas son las mañanitas…!
Geburtstag haben: unsere schönsten Familientraditionen
Dann gab es, noch vor dem Frühstück und im Nachthemd, die Begegnung mit dem Geburtstagstisch. Natürlich wurde man beschenkt, aber für mich war immer das Schönste, dass es so festlich war. Kerzen, ein Kuchen, Blumen!
Ich glaube, ich habe schon öfter über diese Tradition berichtet, die meine Mutter mit uns zelebriert hat: an jedem Geburtstag bekam das jeweilige Kind einen Blumenstrauß aus genau den Blumen, die unsere Mutter nach unserer Geburt als Erstes bekommen hatte. Bei meiner Schwester sind es pastellfarbene Frühlingsblumen, bei meinem Bruder rosa Gerbera, bei mir rote Rosen und weiß-rosafarbene Tigerlilien. Diese Tradition hat meine Mutter auch aus der Ferne durchgezogen, als ich längst erwachsen war. Entweder beauftragte sie meine Liebsten um mich her, in ihrem Namen Rosen und Lilien zu organisieren oder sie schickte sie mir. Selbst in dem Jahr, in dem sie starb, vor elf Jahren, hat sie das noch irgendwie eingetütet.
Die Blumentradition ist also einer der Gründe, warum ich meinen Geburtstag immer schon liebe. Heutzutage spielen weder Geschenke noch die “richtige” Sorte Blumen noch eine dominante Rolle, aber dass es festlich ist, ist mir wichtig. Ich liebe es, dass die Kids und der Mann mich immer noch wachsingen (wenn auch ohne Gitarre und ohne die “mañanitas”) und dass jemand einen Kuchen backt und Kerzen draufsteckt. Es ist egal, welcher Kuchen, es ist egal, wieviele Kerzen. Ich liebe es, Geburtstagsblumen und Briefe oder Karten zu bekommen und liebe Menschen einzuladen, um zusammen zu sein.
Dass ich an Geburtstagen gern an vergangene Geburtstags denke, ist auch schon sowas wie eine kleine Tradition geworden. Ich war in Spanien, als ich 6 wurde, in Portugal, als ich 8 wurde und wieder als ich 39 und 42 wurde, in Frankreich wurde ich 13, 16 und 17. Im letzten Jahr habe ich mit liebsten Freunden in Prerow gefeiert, wir haben Geburtstagskuchen gegessen, ganz viel geredet, abends gegrillt und schönen Wein getrunken und einfach die gemeinsame Zeit ausgekostet. So viele Urlaubsgeburtstage, so viele Geschichten und Erlebnisse, die in mir verankert sind.
Ein Schloss am Geburtstag: Chenonceau
Dieses Jahr bin ich mit meinem kleinen Clan wieder in Frankreich, wo ich eigentlich permanent auf den Pfaden der Erinnerung herumlatsche. So auch am Geburtstag, denn die Aktivität des Tages war ein Besuch im Schloss Chenonceau.
Zuletzt war ich vor über dreißig Jahren in genau dieser Region, dafür mehr als einmal. Und ich erinnere mich so gut an die beeindruckend schönen Loireschlösser, die Geschichte(n), die jedes einzelne von ihnen ausmacht. Chambord, Chaumont, Amboise, Blois, Loches, Ussé, Azay-le-Rideau… Alle werde ich nicht wieder besuchen können, aber Chenonceau war immer eins meiner liebsten, und es war wundervoll, es wiederzusehen und mit meinen großen Kindern neu zu erleben.
Da die Hitze hier auch unfassbar heftig zuschlägt gerade, haben wir es bei einem Schloss belassen und es uns danach am Pool gutgehen lassen. Für die Stimmung der Kids das beste, für den Hund sowieso.
Wir sind ins Leben gestellt, um es zu leben (so gut wir können)
Dieses Jahr bin ich 49 Jahre alt geworden und freue mich über jedes einzelne davon. Alt werden ist ein Privileg, das ist mir schon sehr lange sehr bewusst. Dass ich noch da bin, ist ein Privileg, das ich als unendlich kostbar wertschätze. Ich koste jeden Moment aus, der mir geschenkt ist. Und der Geburtstag ist der Meilenstein im Jahr, der mir sagt: ich bin noch da. Ich bin vollkommen klar, quicklebendig und voller Liebe für dieses Leben. Und das ist meine Aufgabe: so gut zu sein in diesem Leben, wie ich es sein kann. Die Dinge anzunehmen, die mir gegeben sind, egal, was es sei. Mein Leben zu wertschätzen und zu würdigen und mich wiederum würdig zu erweisen, jedes dieser Jahre so gut und voll zu leben. Die Meinen zu lieben und ihnen ein Herd, ein Hort, ein Leuchtturm zu sein. Meine Privilegien und Gaben mit so vielen anderen Menschen zu teilen, wie ich kann. Die materiellen Aspekte, die übergeordneten Aspekte und die emotionalen Aspekte.
Liebe zu teilen, das ist vielleicht das Wichtigste. Zu wissen, dass ich ein reicher Mensch bin, jetzt und schon immer, weil ich geliebt wurde, geliebt werde und selber liebe. Dass ich dazu in der Lage bin, das zu empfinden und zu erleben. Und hoffentlich weiterzugeben.
Ich bin 49 Jahre alt geworden und bin immer noch da. Das ist für mich ein Grund, mich zu freuen. Nichts, dem ich mit Faltencremes, Workout, Liftings oder Menopausendiäten entgegenwirken möchte. 49! Ist das nicht mega?
Happy birthday to me.
Last Updated on 15. Juli 2022 by Anna Luz de León
6 Comments
So gesehen kann ich mich vielleicht auch wieder (mehr) auf meinen Geburtstag freuen – im Moment ist der Tag mir einfach egal, so gut wie jeder andere. Wunderschön geschrieben, vielen Dank dafür! Und natürlich: Happy birthday nachträglich, alles erdenklich Gute!
Einfach nur von ❤️: alles Gute zum Geburtstag!
Ich liebe Geburtstag auch und stimme dir voll zu.
Feier das Leben! Alles Liebe! Claudia
Wieder so ein schöner Text…. hach…
Ich liebe Geburtstag auch, aber deine Tradition finde ich sehr schön.
Nachträglich von Herzen alles Gute. Ich wurde im März 49. Guter Jahrgang hihi ;-)
LG Tany
Bester! ;-)
Dir nachträglich alles Liebe!
Ein wunderschöner Text, alles Gute nachträglich ❤️
Lieben Dank dir!