Ich bin geimpft. Also nicht nur gegen Tetanus, Diphterie und Hepatitis, nein. Letzten Samstag habe ich meine erste Corona Impfung in Berlin mit Comirnaty, dem MRnA-Impfstoff von Biontech erhalten. Ich hatte mich schon im Vorfeld gefreut, dass das wirklich klappen sollte; worauf ich nicht gefasst war, war das unbeschreibliche Gefühl der Erleichterung, das mich überkam, als ich das Impfzentrum wieder verließ und tatsächlich den Shot bekommen hatte. Und während ich das alte Terminal C am Flughafen Tegel verließ, das zum Impfzentrum umfunktioniert wurde, sah ich lächelnde Augen über den Masken der anderen um um mich herum – es ging allen dort wie mir.
Lichtblick in der Pandemie: Corona Impfung
Die Impfung ist sowas wie die Ahnung des berühmten Lichts am Ende des Tunnels. Sie ist endlich etwas Greifbares, das uns hilft, dieser Pandemie wenigstens irgend etwas entgegenzusetzen, außer den FFP2-Masken und dem Verzicht auf Umarmungen außerhalb der Kernfamilie. Wir können uns nicht nur selber schützen (wenn auch nicht zu 100% – ich weiß, es ist keine sterile Immunität), wir senken auch das Risiko drastisch, andere zu infizieren, wenn wir es auch nicht komplett ausschließen können. Was für ein großartiges Gefühl, geimpft wieder nach Hause zu kommen! Ich fühlte so viel Erleichterung und Dankbarkeit! Damit hatte ich nicht gerechnet.
Dritte Welle, steigende Inzidenzen
Denn es gibt wirklich außerhalb meiner kleinen Familienbubble dieser Tage wenig, was mir Hoffnung macht. Die Pandemie geht so richtig ab, die dritte Welle rollt auch in Deutschland und unsere Politiker*innen… denken nach. Kein Kommentar.
Währenddessen hört man von Impfverzug, sich immer weiter füllenden Intensivstationen, verunsicherten Menschen und steigende Inzidenzen in Schulen und Kitas und von schweren Corona-Verläufen, die immer jüngere Menschen betreffen und von Streit ums wöchentliche Testen. Insgesamt ist doch alles sehr beunruhigend, es scheint kaum klare Strategien zu geben und in Medien und Umfeld gibt es die gegensätzlichsten Haltungen, die mit der größten Vehemenz vertreten werden.
Meine Corona Impfung mit Biontech, die ich am 10. April in einem Impfzentrum in Berlin erhalten konnte, war daher wirklich der erste Lichtblick seit langem für mich. Und weil mir alles rund um diese Impfung wirklich Hoffnung gemacht hat, dass die Dinge vielleicht doch noch in den Griff zu kriegen sind, teile ich meine Impfgeschichte auch hier auf dem Blog – nachdem ich es auf Instagram schon ein bisschen begleitet habe.
Corona Impfung in Berlin: Wie, wo, wer?
Um es gleich vorweg zu sagen: die Sinnhaftigkeit einer Impfung steht hier nicht zur Diskussion. Wer der Meinung ist, Impfungen seien per se von Übel, der möchte bitte an dieser Stelle nicht weiterlesen. Ich hätte das bis vor wenigen Jahren wahrscheinlich nie auf dem Blog thematisiert, weil ich die Diskussion darüber hier nicht wollte, aber die Zeiten haben sich geändert. Ich thematisiere das heute bewusst, denn ich bin definitiv pro Impfen. Der Mann und ich haben die notwendigen Schutzimpfungen, die Kinder haben die notwendigen Impfungen und da ich an einer Vorerkrankung leide, stand es auch jetzt nicht zur Debatte, mich nicht gegen Covid19 impfen zu lassen.
Tatsächlich ist es diese Vorerkrankung, die mich auf der Prioliste für die Impfberechtigung nach vorne gerückt hat und der ich es verdanke, die Impfeinladung erhalten zu haben. Glück im Unglück sozusagen.
Wer ist impfberechtigt?
Derzeit wurde und wird viel über die Impfreihenfolge diskutiert, über die Frage, ob die Prioritätengruppen gerecht sind oder nicht und darüber, wer eigentlich gerade vorrangig eine Impfung “verdient”. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass jede geimpfte Person dazu beiträgt, der Pandemie die Wucht zu nehmen und sie langfristig zu stoppen. Aber selbstverständlich hat die Impfreihenfolge ihre Berechtigung, vor allem, so lange noch nicht zuverlässig genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht. Zuerst die vulnerablen Gruppen durchzuimpfen, macht absolut Sinn, auch wenn sich gerade zeigt, wie viele Menschen tatsächlich ihrer Impfeinladung nicht gefolgt sind, obwohl sie regulär dran gewesen wären. Fakt ist, dass es viel zu wenig sinnvolle Aufklärung rund um die Corona Impfung gibt, sei es die verfügbaren Impfstoffe betreffend oder bezüglich der Frage nach der Impfberechtigung.
Denn im Grunde sind wir natürlich alle impfberechtigt und jede*r hat früher oder später die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, wenn er/sie es möchte. Zur Zeit ist es allerdings noch so, dass die Impfreihenfolge eingehalten wird und daher Fragen nach Vorerkrankung und Risikoprofil neben der Frage nach dem Alter und Berufsgruppe die entscheidende Rolle spielen.
Wie bekomme ich eine Impfeinladung?
Dass ich bereits meine erste Corona Impfung bekommen habe, liegt also an meiner Vorerkrankung, die mich zu einer Impfberechtigten macht. Um die Bedingung für eine Impfeinladung zu erfüllen und einen Termin zur Corona Impfung zu bekommen, gibt es (in Berlin) allerdings mindestens zwei verschiedene Vorgehen:
- gesetzlich Versicherte müssen sich nicht selbst darum kümmern, da die gesetzlichen Kassen die Informationen über die Vorerkrankung (und damit die Einordnung in die Priogruppen) an die Impfbehörde weitergeben. Wer also wegen einer Vorerkrankung als Risikopatient*in gilt, wird auf diese Weise automatisch in die entsprechende Priogruppe einsortiert und erhält seine Impfeinladung, wenn die entsprechende Gruppe dran ist.
- privat Versicherte müssen sich selbst um einen Termin kümmern, da die privaten Kassen die Informationen über die Vorerkrankung nicht an die Impfbehörde weitergibt. Dafür musste ich mir einen Attest von meinem behandelnden Internisten besorgen (soweit ich informiert bin, wird ein Attest vom Hausarzt und anderen Fachärzten genauso akzeptiert), der mir die Vorerkrankung bescheinigt und mich proaktiv bei der Impfstelle des Gesundheitsamtes melden. In Berlin geht das telefonisch. Der Mitarbeiter am Telefon hat alle meine Daten abgefragt und meine Registrierung vorgenommen, wenige Tage später hatte ich die Impfeinladung mit dem benötigten Impfcode in der Post. Damit konnte ich dann online einen Termin vereinbaren.
Alternativer Weg zur Impfung für gesetzlich versicherte Risikopatient*innen in Berlin
Wer gesetzlich versicherte*r Risikopatient*in ist und dennoch bisher vergeblich auf eine Impfeinladung wartet, kann sich außerdem in Berlin an die Impf Clearingstelle des LaGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales) wenden. Dort werden besondere Härtefälle betrachtet und gegebenenfalls Impfeinladungen ausgestellt. Das ist sicherlich nicht in jedem Fall erfolgreich, ich habe aber von einigen kritisch vorerkrankten Leser*innen/Follower*innen/Bekannten gehört, dass das für sie der erfolgreiche Weg zu einem zeitnahen Impftermin und die Corona Impfung in Berlin war.
Impfberechtigungen für pflegende Angehörige
Ist jemand privat mit der Betreuung und Pflege eines*r Hochrisikopatient*in befasst, kann er/sie sich laut Angaben der zuständigen Behörden zum Schutz des/der vorerkrankten Angehörig*m ebenfalls impfen lassen. Laut Berliner Verordnung können sogar zwei Personen aus dem häuslichen Umfeld einer/*s Hochrisikopatient*in zeitgleich mit derjenigen Person eine Corona Impfung erhalten. Ob das in der Praxis funktioniert, weiß ich nicht, ich habe aber von einigen Fällen gehört, wo es schwierig oder unmöglich war, die pflegenden Angehörigen oder Betreuenden mit impfen zu lassen. Ein weiterer Weg scheinen Pflegedienste zu sein, die unter bestimmten Bedingungen auch berechtigt sind, Impfeinladungen auszustellen bzw Impfcodes weiterzugeben.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Impfungen in Arztpraxen
Seit ich geimpft wurde, hat sich die Situation noch mal verändert, denn inzwischen werden auch Arztpraxen mit Impfstoff beliefert und können so ihre Patient*innen entsprechend ihrem Risikoprofil selber impfen. Für viele, die sich impfen lassen möchten, ist das der leichtere Weg; viele landen allerdings auch dort erstmal auf einer Warteliste, deren Abarbeitung in den Praxen von den Mengen der Impfdosen abhängt, die sie erhalten. Und viele Arztpraxen werden schier überrannt mit Impfanfragen und können folglich gar keine neuen Patient*innen mehr annehmen sondern sich erstmal um ihre Stammpatient*innen kümmern müssen. Ich hoffe allerdings, dass sich die Situation mit steigender Verfügbarkeit von Impfdosen in Arztpraxen zeitnah entspannen wird.
Impfungen in Impfzentren
Der gängigste Weg ist zur Zeit immer noch der über die Impfzentren, wo die Corona Impfung in Berlin hauptsächlich durchgeführt wird. Hier gibt es sechs Impfzentren, in denen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna, Johnson&Johnson und AstraZeneca verimpft werden. Die sechs verschiedenen Impfzentren verimpfen unterschiedliche Impfstoffe, so dass bei der Online-Terminvergabe für den jeweiligen Standort automatisch klar ist, welchen Impfstoff man bekommen wird.
Meine Corona Impfung in Berlin
Dass ich Biontech/Pfizer bekommen habe, war so eine Art Zufall, denn bis drei Tage vor meinem Termin, den ich im Impfzentrum im ehemaligen Terminal C des Flughafens Tegel vereinbart hatte, wurde an diesem Standort AstraZeneca verimpft. Erst drei Tage vor meinem Termin wurde das Impfzentrum auf Biontech/Pfizer umgestellt, was ich nicht wusste. Ich hatte mich für Tegel entschieden, weil ich mir für eine Impfung mit Biontech/Pfizer gar nicht erst eine Chance ausgerechnet hatte, AstraZeneca-Termine dort aber verfügbar waren. Dann kam es anders, darüber bin ich froh. Aber: ich hätte den anderen Impfstoff auch genommen.
Vorbereitung, Ablauf und Experience vor Ort
Die Terminbuchung online läuft hier über Doctolib, das funktionierte einwandfrei und schnell. Auch die Bestätigungs- und Erinnerungsmails im Vorfeld kamen prompt und gaben mir alle Informationen, die ich brauchte. Dem Schreiben mit der Impfeinladung lag außerdem eine Wegbeschreibung und diverse weitere Informationsmaterialien darüber bei, was ich an Unterlagen mitbringen sollte: Impfpass (optional), gültigen Personalausweis oder Reisepass, Impfcode und Impfeinladung, ärztliches Attest vom Hausarzt etc.
Das Einzige, was ich nicht gut gelöst finde, ist die Tatsache, dass ich zwar an mehreren Stellen dazu aufgefordert wurde, meinen Anamnese- und Einwilligungsbogen sowie das Aufklärungsmerkblatt ausgedruckt, ausgefüllt und/oder unterschrieben mitbringen möge; es gab aber nirgends einen Link zum Download dieser Dokumente oder auch nur den Hinweis darauf, wo ich sie downloaden könnte. Dabei sind die Links gut auffindbar auf der Webseite des RKI hinterlegt, das könnte man schon an der ein oder anderen Stelle wenigstens mal erwähnen oder gleich dorthin linken. Und weil das hier ein Sercivepost ist: hier kommt der Link für den Download der Impfunterlagen beim RKI.
Am Impftag selbst kam ich, chauffiert vom Mann, sehr pünktlich in Tegel an. Wegen des Hinweises, der der Impfeinladung beilag, dass vor Ort mehrfach Personalien und Impfcode gecheckt werden würden, hatte ich alles griffbereit. Wir wurden tatsächlich schon beim Auffahren aufs Geländer erstmalig kontrolliert und weitergeleitet, insgesamt wurde dreimal vor Betreten des Impfzentrums meine Identität und Impfberechtigung überprüft. Der Mann wartete im Auto auf dem Parkplatz, während ich mich im Terminal C eincheckte.
Vor Betreten des Gebäudes wurde einmal per kontaktlosem Stirntermomether meine Temperatur gemessen, dann wurde ich von einem Helfer vor Ort eingewiesen. Abstand von anderen halten geht im großen Terminal C sehr gut, es wird aber auch daran erinnert, einmal durch die Helfer*innen vor Ort, aber auch durch Markierungen am Boden. Ich wurde als nächstes direkt zu einem der unzähligen nummerierten Schalter geschickt, wo jemand meine Unterlagen checkte und mich quasi zur Weiterverarbeitung fertig machte. Spätestens jetzt fiel mir auf, wie unfassbar freundlich alle hier waren. Servicemenschen, die freundlich und zugewandt sind – das ist in Berlin eigentlich nicht möglich (Ausnahmen bestätigen die Regel, natürlich!), aber hier waren alle einfach wahnsinnig nett. Ich habe selten so viele lächelnde Augen über den FFP2-Masken an einem Ort gesehen, wie hier.
Ich bekam eine grüne Mappe/Markierung für meine Unterlagen, mein Helferlein hinter dem Schalter wünschte mir “einen angenehmen Flug”, und ich folgte weiter den Markierungen am Boden und den superfreundlichen Helfer*innen vorbei an einer leeren Wartezone bis zu den Impfkabinen. Ohne Wartezeit konnte ich gleich eine der Kabinen entern. Große Anzeigetafeln zeigten die Nummern der Kabinen an, jeweils grün leuchteten die Zahlen der freien Kabinen, rot die der besetzten. Wieder wurde ich sofort von einem Helfer begrüßt, der all meine Unterlagen noch mal sichtete, sortierte, mit einem Tablet scannte und alles für die Impfärztin vorbereitete.
Die kam dann nach wenigen Augenblicken, ebenfalls superfreundlich, sehr zugewandt, ruhig und kompetent. Sie frage mich noch mal sehr genau, ob ich alles verstanden hätte und gab mir die Möglichkeit, eventuelle Fragen zu stellen, bevor sie die Unterlagen unterzeichnete und mir die Impfung gab. Das Ganze dauerte keine fünf Minuten, dann war ich auf dem Weg aus dem Terminal.
Hier gab es übrigens sowohl die Möglichkeit, nach der Impfung noch mal 15-20 Minuten abzuwarten, ob man alles vertragen hat, als auch eine Wartezone, wo Menschen auf ihre Taxis oder diejenigen, die Hilfe benötigen, auf Transport oder Unterstützung warten konnten.
Insgesamt war ich keine fünfzehn Minuten im Impfzentrum und kam geimpft, erleichtert und voller guter Laune wieder heraus. Einmal wegen der Impfung selbst, aber auch, weil die Impferfahrung vor Ort mir gezeigt hatte, dass tatsächlich etwas geschieht, was die Pandemie stoppen kann. Dass die Corona Impfung in Berlin zwar spät und mit zu wenig Impfstoff und allerhand anderen bürokratischen Übeln angelaufen ist, dass sie aber jetzt effizient und konsequent durchgeführt wird. Dass es funktioniert. Dass irgend etwas hier gerade wirklich funktioniert. Das hat mich wirklich erleichtert.
Nebenwirkungen von Biontech/Pfizer
Wieder zu Hause wartete ich ein bisschen angespannt, ob ich alles gut vertragen würde. Von AstraZeneca “Kund*innen” hatte ich schon diverse Berichte von teils heftigen Nebenwirkungen gehört. Die Nebenwirkungen bei Biontech sind wohl bei der zweiten Impfung wahrscheinlicher und fallen dann auch deutlich heftiger aus, aber bei meiner ersten Impfung kann ich lediglich von leichten Kopfschmerzen und einigen Tagen anhaltender Erschöpfung berichten. Es fühlte sich so an, als wenn ich was ausbrüten würde. Oder wie ein krasser Jetlag, der mich immer wieder umhaut. Aber es war überhaupt nichts Dramatisches oder Schlimmes dabei, es war lediglich ein bisschen nervig.
Übrigens: es gibt vom Paul Ehrlich Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel die SafeVac-App, mit der man seine Nebenwirkungen tracken und ans PEI übermitteln kann. Das dient der Erhebung von Daten über die Verträglichkeit der Impfstoffe, damit hilft man also langfristig sozusagen bei der Verbesserung der Impfstoffe. Die Nebenwirkungen werden zu festgelegten Zeitpunkten per App abgefragt. Wichtig zu wissen: man muss innerhalb von 48h nach der Impfung die erste Rückmeldung via App geben, sonst hat man den Startzeitpunkt für das Tracken der Nebenwirkungen verpasst.
Jetzt warte ich auf meine zweite Impfdosis und hoffe, dieser Post hilft allen, die sich gegen Corona impfen lassen möchten zumindest ein bisschen beim Sortieren von Fakten und Fragen. Mehr über den Ablauf einer Corona-Impfung könnt ihr auch bei Bloggermumofthreeboys lesen, die ebenfalls über ihre Impfung berichtet hat. Für alle Berliner*innen ist dieser ziemlich aktuelle Artikel aus der Tipp vielleicht noch hilfreich.
Und wer hier mehr über unseren Umgang mit der Pandemie lesen möchte, dem empfehle ich meine Artikelserie Corona-Alltagscheck, aus der nächste Woche ebenfalls ein neuer Post erscheinen wird.
Passt auf euch auf!
1 Comment
Lieben Dank für den detaillierten Erfahrungsbericht, Anna! Die Links sind auch sehr hilfreich. Und schön, dass Du jetzt geimpft bist – the more the merrier! Schöne Grüße, Jana