Seit über fünfzehn Jahren bin ich Mutter einer Tochter, seit 2009 von zweien und ich liebe meine Mädchen inniglich. Nicht mehr und nicht weniger als den Bub natürlich, aber heute, am internationalen Weltmädchentag, soll es vor allem um die Mädchen gehen. Denn ich sehe und erlebe im Kleinen, was Generationen von Frauen erfahren haben, was für Mädchen noch immer zum Alltag gehört und was selbst in den privilegiertesten Zusammenhängen nicht verschwindet: Mädchen haben immer noch und immer wieder zu kämpfen. Darum, wahrgenommen zu werden als eigenständige Personen. Darum, die gleiche Aufmerksamkeit und Förderung zu bekommen, wie Jungen, in der Schule und im Sport zum Beispiel. Um Entscheidungsfreiheit, um Bewegungsfreiheit, um Freiheit von Geschlechterklischees. Um das Recht, genauso laut und frech sein zu dürfen, wie Jungs. Um eine Welt ohne das Klischee von der “Zicke”, der “Heulsuse” und der “Prinzessin”. Gegen die Angst davor, abends alleine und unbegleitet nach Hause gehen zu müssen. Gegen sexuelle Zuschreibungen und Belästigungen.

“Who run the world? Girls!”  – Wirklich?

Und das beschreibt nur einen Ausschnitt der Alltagsproblematik auf unserem kleinen Abschnitt des Globus. In anderen Ländern geht es um weit mehr. Da reden wir von Genitalverstümmelung, systematischer Abtreibung weiblicher Föten und Zwangsverheiratungen minderjähriger Mädchen. Wir reden von mangelnden Bildungschancen für Mädchen bis hin zur Verweigerung des Schulbesuchs. Von Kinderarbeit, Kinderprostitution und minderjährigen Müttern. Von Menschenhandel. Von Sklaverei. Die Liste ist schauderhaft und schier unendlich.

Seit 2011 ist der Weltmädchentag, initiiert von der  UNO und angestoßen durch Plan International Deutschland, jährlich die Gelegenheit, auf diese Art Missstände und systematische Benachteiligung von Mädchen aufmerksam zu machen. Und obwohl mir klar ist, dass meine Töchter zu der Gruppe der privilegiertesten Mädchen gehören, da sie das Glück haben, in diesem Land aufzuwachsen, schreibe ich auch in ihrem Namen diesen Text zum Weltmädchentag.

Queen Bey in Berlin | berlinmittemom.com

Als wir im Juni beim Beyoncé-Konzert waren, haben wir alle Kinder mitgenommen. Für das Goldkind und den Lieblingsbub war es das erste Konzert überhaupt und sie waren schon von den schieren Menschenmengen, dem lauten Sound und der Bühnenshow überwältigt. Aber beim Goldkind, bei diesem neunjährigen kleinen Mädchen, habe ich noch etwas anderes gesehen: als Beyoncé auf der Bühne den Song performte “Who run the world?” und die tausendstimmige Antwort aus dem Publikum zurückschallte: “Girls!”, so dass das Olympiastadion bebte, da waren ihre Augen weit und gebannt, sie stand ganz oben auf den Rängen mit mir und hielt meine Hand und ich beobachtete in ihrem Gesicht den glückseligen Ausdruck von Hoffnung, mehr noch, von der Sicherheit, dem unerschütterlichen Glauben daran, dass das tatsächlich so ist: dass Mädchen die Welt bewegen, sie am Laufen halten, sie (mit) bestimmen.

Und während ich das in ihren Augen sah und mir das Herz aufging, wurde mir gleichzeitig schmerzlich bewusst, wie viele Realitätschecks noch zwischen der Welt in dieser Mädchenhymne und der Wirklichkeit liegen auf dem Weg ins Erwachsenwerden.

Aber was können wir tun, um diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu verkleinern für unsere Mädchen? Was können wir als Eltern, als Erwachsene tun? Was sind die Dinge, die in unserer Macht liegen und die wir verändern können? Nicht nur für unsere eigenen Töchter, sondern für alle Mädchen um uns herum? Im direktem Umfeld? In der Schule unserer Kinder? Im öffentlichen Raum?

8 Ideen, um Mädchen zu stärken – nicht nur am Weltmädchentag

Macht Mädchen nicht klein!

Wie oft sehe und höre ich sie, die Sprücheklopper, die den Mädchen schon im Grundschulalter einen Dämpfer verpassen: “Du rennst wie ein Mädchen! Du wirfst wie ein Mädchen!” oder gleich das ultimative Schimpfwort für einen nicht kerlig-konformen Jungen: “Du Mädchen!” Alles, was schwach und erbärmlich ist, wird den Mädchen zugeschrieben und damit werden Standards gesetzt.

Lasst uns nicht stumm dabei stehen, wenn wir so etwas hören. Lasst uns den Mund aufmachen! Lasst uns den Mädchen in diesem Momenten eine Stimme geben und etwas erwidern und lasst uns nebenbei auch den Jungs, an die das gerichtet ist, klarmachen, das “Mädchen” kein Schimpfwort ist.

8 Tipps zur Stärkung von Mädchen am Weltmädchentag | berlinmittemom.com

Wider die Klischees: labelt Mädchen nicht!

Und wenn wir schon dabei sind: lasst uns uns nicht beteiligen an doofen Klischees wie “Zicke” und “Prinzessin”. Und um Himmels Willen, lasst uns sowas nicht auf T-Shirts und Bodys drucken, die wir dann unseren winzigen Töchtern anziehen, um gleich schon klarzumachen, was wir von ihnen erwarten. Wenn wir unsere Töchter ermahnen wollen/müssen, weil sie sich weinerlich oder vermeintlich schwierig aufführen, lasst uns andere Worte dafür finden, wenn es denn unbedingt sein muss. Und wenn wir sie lieben und auf Händen tragen wollen, dann lasst sie uns “Schatz” nennen oder “Liebling”. Machen wir nicht mit bei diesen Rollenzuschreibungen, die unsere Mädchen von klein auf in althergebrachte Geschlechterklischees drängen, in denen neben “süß” und “hysterisch” später im Leben auch solche Adjektive auf sie warten wie “sexy” und “stutenbissig.” Bitte nicht.

Du kannst das!

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Erwachsene grundsätzlich Jungs mehr zutrauen, als Mädchen und das ganz unbewusst. Dass sie Mädchen eher bremsen und Jungs eher ermutigen, vor allem, wenn es um körperliche Herausforderungen geht. Das beginnt im  besten Spielplatzalter und hört bei der Wahl der Sportart im Grundschulalter nicht auf.

Lasst uns darauf achten, das genau nicht zu tun. Ermutigen wir unsere Mädchen, zu klettern, zu springen, zu laufen, so hoch und so weit sie möchten. Spielen wir mit a l l e n unseren Kindern Fußball, nicht nur mit den Jungs. Lassen wir die Mädchen sich genauso genussvoll dreckig machen, wie ihre Brüder, von denen das schon fast erwartet wird. Und wenn sie größer sind: lasst sie skaten und Handball spielen, sich beim Klettern verausgaben und beimParcours ausprobieren. Geben wir ihnen all diese Möglichkeiten und sagen wir ihnen: tu alles, was du tun möchtest. Du kannst das!

Erster Sprung | berlinmittemom.com

Mehr als nur schön

Wir finden alle unsere Kinder schön, ist es nicht so? Aber achten wir mehr darauf, den Mädchen nicht ständig zu sagen, wie hübsch, niedlich oder zauberhaft sie aussehen, selbst wenn wir das denken. Ein Kompliment für schöne Zöpfe oder Klamotten ist nur vordergründig ein Kompliment, denn darunter liegt die Botschaft, dass vor allem Äußerlichkeiten an Mädchen liebens- und bewundernswert sind.

Sagen wir den Mädchen in unserem Umfeld lieber öfter mal, dass sie stark sind. Dass sie schlau sind. Dass wir eine besondere Fähigkeit an ihnen mögen und dass es nicht so wichtig ist, wie sie aussehen, wenn sie die Dinge tun, die sie lieben. Ein Mädchen, das erfährt, dass wir es genau genug anschauen, um zu erkennen, worin es besonders gut ist oder wofür es sich interessiert, fühlt sich viel mehr gesehen, als eins, das man immer nur für die schönen blauen Augen lobt. Und es wird mit ein bisschen Glück diese Eigenschaften vertiefen, statt sich schwerpunktmäßig mit seiner äußeren Erscheinung zu befassen und daraus den eigenen Wert abzuleiten.

No excuses: der Umgang mit Jungs

Ich habe es mit beiden Mädchen in unterschiedlichen Phasen erlebt: eines Tages kommen sie nach Hause und erzählen von dem einen Jungen auf dem Schulhof, der sie immer wieder piesackt. Der nicht locker lässt und sich mit blöden Sprüchen oder auch Handgreiflichkeiten, Schubsen und Rempeln an ihre Fersen heftet. Und wenn ich eins gelernt habe, dann ist es die  Einsicht in die Notwendigkeit, da sofort einzugreifen.

Das ist keine Bagatelle, auch wenn die Vorfälle verhältnismäßig harmlos erscheinen. Wir müssen unseren Mädchen beibringen, dass sie sich wehren dürfen und sollen. Lasst uns so ein Verhalten nicht tolerieren und wohlmöglich noch Entschuldigungen dafür finden wie “Der findet dich bestimmt gut, der weiß nur nicht, wie er es zeigen soll.” Jungs sind keine Neandertaler, sie können und müssen lernen, wie sie mit anderen Menschen, in dem Fall dann Mädchen, interagieren sollten und wie nicht. Ich bin nicht dafür, gerade im Grundschulalter, die Jungs zu kriminalisieren, aber es bedarf in solchen Situationen eines klaren Auftritts. Leben wir unseren Mädchen vor, wie eine klare Message aussieht, wie und wo sie sich Beistand organisieren können und wie sie sich deutlich abgrenzen. Konfrontieren wir andere Eltern und Lehrer*innen und stellen uns an die Seite unserer Mädchen. Und sagen wir ihnen nicht, dass ihr Unbehagen in solchen Situationen nicht okay ist, indem wir sowas bagatellisieren.

Starke Mädchen in der Pubertät | berlinmittemom.com

Pubertät & beyond: Du bist okay

Ich gebe zu, das ist kein einfaches Thema, keine einfache Zeit und sicher etwas, dem man sehr viel mehr als nur einen Unterpunkt auf dieser Liste widmen sollte, aber es gehört dennoch unbedingt hierher.

Die Pubertät ist für kein Kind einfach, Mädchen wie Jungs, aber es sind vor allem die Mädchen, deren körperliche Veränderungen man sofort (und früher als bei den Jungs den Bartwuchs oder den Stimmbruch) wahrnimmt. Wenn der Busen für alle sichtbar wächst, ist es für die Mädchen schwer, das einfach nur gut zu finden. Sparen wir uns doofe Kommentare, selbst wenn sie harmlos gemeint sind. Gebieten wir (jüngeren) Geschwistern Einhalt, wenn sie sich zu Sprüchen hinreißen lassen. Und wenn die erste Regelblutung kommt: lasst uns den Mädchen vermitteln, dass es was Gutes und Schönes ist, eine Frau zu sein bzw. zu werden und nehmen wir uns den Moment, das zu würdigen, statt sie mit Binden und Tampons auszustatten und zum Alltag überzugehen.

Sagen wir ihnen, dass sie okay sind, auch wenn sie sich gerade verändern und sich noch nicht an die neue Version ihrer Selbst gewöhnt haben. Vermitteln wir ihnen, dass wir sie verstehen und begleiten und dass gerade wir Mütter all das sehr gut kennen und uns erinnern, statt sie “Pubertier” zu nennen.

Genauso schlau und stark wie Jungs!

Zu Beginn der Grundschulzeit fühlen sich Mädchen genauso stark, schlau und schnell wie Jungs, am Ender der vier oder sechs Jahre hat sich das dramatisch geändert und sie empfinden sich als nicht so widerstandsfähig, als weniger sportlich und auch weniger klug. Das haben Untersuchungen ergeben, die mich wütend und traurig machen.

Stärken wir die Mädchen in ihren kognitiven Fähigkeiten, betonen wir ihre Begabungen und trauen wir ihnen auch zu, Dinge zu meistern, die nicht beim ersten Mal gelingen. Hören wir auf mit den Klischees wie “Mädchen sind halt nicht gut in Mathe” und mit so einem Mist wie dem Mythos, dass Frauen einfach nicht einparken können. Finden wir keine Ausreden dafür, dass wir Mädchen in dem Bereich weniger zutrauen, sondern bestärken wir sie stattdessen darin, mögliche Hindernisse zu überwinden. Und vielleicht sind da auch gar nicht so viele, wie alle immer sagen?!

Weltmädchentag: starke Mädchen in jedem Alter | berlinmittemom.com

Sexiness? Du bist kein Objekt!

In den Teenagerjahren prasselt allerhand auf unsere Kinder ein, mit dem sie klarkommen müssen. Aber es sind vor allem unsere Töchter, die sich (auch dank Social Media) mit krassen Schönheitsidealen, Standards und Bodynormen konfrontiert sehen, unter deren Einfluss ganz schnell ein großer Druck aufgebaut wird. Ein kleiner Blick in Instagram genügt um zu sehen, wie junge Mädchen und Frauen sich sehr häufig darstellen und was sie offenbar internalisiert haben: aufgeworfene Lippen, sexy Posen, äußerliche Makellosigkeit. Das alles reduziert die Mädchen wieder komplett auf Äußerlichkeiten, die jetzt aber, anders als in den Kinderjahren, mit Sexiness konnotiert sind. Die Insta-Ästhetik formuliert in diesem Bereich ganz klar ein Ideal, das aus Softpornos genommen zu sein scheint und das vor allem eins signalisiert: we are so fuckable.

Niemand will das für seine Töchter, oder? Es liegt an uns, das Gegengewicht zu setzen und uns selbst diesen Normen entgegenzustellen, um unseren Mädchen zu signalisieren, dass das nicht das Ideal ist, nach dem sie streben sollten. Dass sie keine Objekte sind. Damit meine ich nicht, dass wir uns nicht schminken, nicht auf uns achten oder unseren Kindern nicht vorleben sollen, wie man körperlich gesund und stark bleibt. Aber ich sehe genügend erwachsene Frauen, die das Spiel auf Insta mitspielen und damit solche Normen manifestieren.

Starke Mütter, starke Töchter am Weltmädchentag | berlinmittemom.com

Setzen wir ein Zeichen gegen diese Objektifizierung von Frauen. Seien wir wir selbst und zeigen unseren Töchtern, dass es größere, bessere und nachhaltigere Ziele im Leben gibt, die wir uns setzen, anstatt nur den Wunsch, begehrenswert zu sein. Seien wir die Beispiele, die sie brauchen, damit sie wissen, dass sie genug sind, so wie sie sind. Dass es vor allem darauf ankommt, mit geradem Rücken durchs Leben zu gehen und immer zu wissen, wer wir sind, statt uns nach Pseudonormen zu drehen und zu verbiegen, bis nichts mehr von uns übrig ist als Thighgaps, Sparrowfaces, Bikinibridges und glatt gebügelte Gesichter, die alle gleich aussehen.

Das ist mein Beitrag zum Weltmädchentag, meine Lieben. Ich hoffe und wünsche mir für alle Mädchen auf der Welt, dass es ihn eines Tages nicht mehr wird geben müssen, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir noch immer in einer Welt leben, in der Mädchen und Jungs, Frauen und Männer nicht wirklich gleichberechtigt sind. In einer Welt mit Pay-Gaps und #metoo, in einer Welt, in der Bullies und Vergewaltiger die höchsten Posten der Regierung eines Landes bekleiden. In einer Welt, in der die Privilegien von Männern immer noch höher bewertet werden, als die körperliche und seelische Unversehrtheit von Frauen.

Bis es soweit ist, lasst uns unsere Töchter zu starken Frauen erziehen, die wissen, was sie wert sind wie sie den Mund aufmachen für ihre Rechte und die anderer. Und lasst uns unsere Söhne zu liebevollen empathischen Männern erziehen und leben wir ihnen vor, wie man gleichberechtigt und respektvoll miteinander lebt und nicht einen ewigen Machtkampf, in dem es immer einen Gewinner geben muss – und eine Verliererin.

Happy Weltmädchentag euch und euren Töchter,

17 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen tollen, engagierten Text und die vielen Denkanstöße!!

  2. 1000 dank für diesen tollen Text – ich versuche immer wieder meine beiden Mädels zu motivieren und ihnen zu erklären dass sie alles können – dieser Text hat mich bestärkt genauso weiterzumachen… DANKE!!!

    • Wie toll, dass deine Mädchen so eine Mutter haben, die ihnen hilft, sich alle Türen zu öffnen, durch die sie gehen möchten. Liebe Grüße dir und deinen Töchtern!

  3. Du sprichst mir aus der Seele. Vorleben in den kleinen Alltagsdingen ist so wichtig. Erst vor den Sommerferien ist mir das Herz schier übergegangen, weil die Mädchen so oft ruhig gestellt werden mit dummer Sprüchen à la “Ach, die Jungs meinen das nicht so” oder “Ignoriert sie halt”: https://www.expatmamas.de/hoert-den-maedchen-endlich-zu/
    Ich habe eine Tochter und einen Sohn und wie du sagst: Lasst uns die Mädchen stark und die Jungs empathisch machen! Danke für den schönen Artikel.

    • Danke dir. Und danke für den Link! Ein wahnsinnig wichtiges Thema und ein toller Artikel von dir. Den werde ich definitiv noch mal verlinken. Liebste Grüße!

  4. Ich wusste schon vor dem Lesen, dass Dein Text gut sein würde.

    Und JA! er ist es! Danke für die eindringlichen Worte, mit denen ich am liebsten die Kindergärten und Schulen pflastern würde. Oder sollte er im Geburtsvorbereitungskurs verteilt werden? All das und noch viel mehr!

    • Danke dir, meine Liebe. Es ist gar nicht so leicht, da den richtigen Ton zu treffen, finde ich. Aber das Thema ist mir zu wichtig, um es nicht immer wieder hervorzuholen. Ich schick dir liebste Grüße!

  5. Ganz toller Essay über das wirklich starke Geschlecht, chapeau!
    Als Anmerkung hätte ich nur, dass Quellen für z.B. die Grundschulstudie grandios wären <3

      • Erstmal danke für deinen Text und die klugen Gedanken, die du dir gemacht hast. Ich finde mich darin wieder. Ich möchte allerdings in einem Punkt widersprechen: Ich finde, ich kann meiner Tochter sagen, wie hübsch sie ist, was für coole Zöpfe sie hat und was für ein schönes Kleid sie von ihrer Patentante bekommen hat. Und ich freue mich darüber, wenn das auch andere tun. Ich fand mich nämlich sehr lange Zeit als Kind nicht hübsch und ich knabbere immer noch daran. Lasst uns das auch den Jungs sagen, wie hübsch sie sich angezogen haben, was für tolle blaue Augen sie haben und dass uns ihre braunen, schwarzen, blonden oder roten Haare gefallen.
        Es ist allerdings grenzüberschreitend, wenn meistens wildfremde Leute zu meiner Tochter sagen, dass sie wie eine Puppe aussieht. Sie ist keine Puppe und ich will auch nicht, dass sie mal zu einem Püppchen wird. Oder wenn sie lautstark sagen, was für eine süße Maus das ist. Da fehlt mir dann selbst oft das Repertoire, mich für sie zu wehren und ich ärgere mich immer sehr darüber.
        Seit meine Tochter in einer neuen Kita ist, sagt sie ganz oft, wie mutig sie gerade ist. Und das gefällt mir sehr, denn objektiv ist sie eher ängstlich und in der motorischen Entwicklung gehört sie zu den sehr langsamen. Aber subjektiv braucht sie persönlich ganz schön viel Mut für Dinge, wo andere gar nicht drüber nachdenken müssen. So einen wertschätzenden Umgang wünsche ich mir übrigens auch für Jungs.

  6. Pingback: Selbstwertgefühl in der Pubertät | Wie war das eigentlich bei mir? - berlinmittemom

  7. Mama Supermama Antworten

    Liebe Anna,
    danke für Deine Worte!
    Ich habe einen Sohn und eine ganz wunderbare, sanft pubertierende Tochter, die nicht dem allgemeinen Weltbild eines Mädchens entspricht und dadurch immer wieder aneckt.
    Sogleich werde ich sie Deinen Text lesen lassen.
    Alles Liebe aus München :)

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