Wenn es um das Körpergefühl bei Kindern geht, fallen mir viele Aspekte ein, über die ich gerne mal schreiben würde. Darüber, wie wir als Elterngeneration ihnen in den frühen Jahren so viel abnehmen und sie ständig davor bewahren wollen, hinzufallen, dass sie sich Dinge nicht (mehr) trauen zum Beispiel. Oder darüber, dass sie bereits als Kitakinder kaum freie Nachmittage haben, in denen nicht irgend ein Programm vorgegeben wird, das sie durchchoreographiert, während sie eigentlich mal Zeit bräuchten, um sich in den Sand zu wühlen, in Pfützen zu hopsen, auf Bäume zu klettern oder über eine Wiese zu rollen. Oder darüber, was es mit dem Körpergefühl der Mädchen macht, wenn sie ständig hören, sie würden "werfen wie ein Mädchen". Aber heute geht es mir um andere Labels. Um das, was in den Köpfen meiner Grundschulkinder vor sich geht, wenn sie von Menschen als "dick" oder "dünn" sprechen. Und über meine Bemühungen, ihnen da einen gesunden Blick beizubringen. Und den natürlich auch vorzuleben.

"Mama, wenn ich groß bin, werde ich mal nicht dick. Das weiß ich.", spricht das Goldkind, als es sich am Abend in der Badewanne ausstreckt und den eigenen Bauch betrachtet. "Ich werde nicht so dünn sein wie meine große Schwester, weil ich anders bin. Aber ich werde wahrscheinlich so… so… normal sein." Ich sitze auf dem Badewannenrand, die Shampooflasche in der Hand, und will ihr gerade die Haare waschen. "Aha. Was meinst du denn mit normal?" "Naja, nicht zu dick und nicht zu dünn halt. So wie die meisten aussehen. Normal eben." Sie setzt sich in der Wanne auf und betrachtet mich und ihr Blick wird unsicher. "Mama, du bist schon… dick. Aber trotzdem schön! Und kuschelig. Dicke Menschen sind oft kuschelig, oder?" "Ich weiß nicht. Findest du? Ich glaube, das liegt eher daran, ob man jemanden hat, mit dem man gerne kuschelt oder eben nicht. Egal, ob man dick oder dünn ist. Oder was meinst du?" Ich gebe Shampoo in meine Hand und verteile es auf ihrem Kopf. Sie macht vorsichtshalber die Augen zu, um keine Seifenflöckchen abzukriegen. "Wahrscheinlich schon. Aber Mama… Dick sein ist doch… ungesund, oder? Die Simone aus meiner Klasse sagt, ihr Papa hat gesagt, alle dicken Leute sind ungesund und faul und müssten abnehmen." Ich spüle eine Ladung Schaum von ihrem Kopf und sie schüttelt sich ein bisschen, dann macht sie die Augen wieder auf. "Stimmt das, Mama?"

Mutter und Tochter | Berlinmittemom.com (Photocredits by Malina Ebert)

An dieser Stelle geht mir so viel durch den Kopf, dass ich mich erst mal sortieren muss, um ihr eine vernünftige und nicht allzu spontane Antwort zu geben (in der der Papa von Simone nicht so gut wegkäme…). Schließlich versuche ich es so: "Es gibt mit Sicherheit dicke Menschen, denen es gesundheitlich schlecht geht, genau w e i l sie zu viel wiegen. Aber genauso viele dicke Menschen sind quietschfidel, machen Sport, bewegen sich gerne und sind kein bisschen krank durch ihr Übergewicht. Und im Gegensatz dazu gibt es auch viele dünne Menschen, die krank sind, auch und gerade, wenn sie zu wenig wiegen. So einfach, wie Simones Papa das sagt, ist es nämlich nicht." Sie nickt. Dann wieder der unsichere Blick: "Wenn ich doch mal dick werde, Mama – bin ich dann krank? Oder gesund?"

Mir wird ein bisschen schwindelig. Mein Kind ist sieben Jahre alt und denkt darüber nach, was dick und dünn bedeutet. Inwiefern eins der beiden Attribute auf sie zutrifft. Ob das eine das Richtige ist und das andere falsch. Und wofür das Label "dick" eigentlich alles steht. Und mir wird klar, dass ich ganz anders mit ihr über dieses Thema sprechen muss. 

Dick und gesund?

In unserer Gesellschaft ist das Attribut "d i c k" untrennbar mit einem gewissen Schubladendenken verbunden: dicke Menschen fallen nicht nur aus dem gängigen Schönheitsideal heraus, sie gelten außerdem als träge, leistungsschwach oder gar faul, undiszipliniert und ungesund. Das heißt, dass das Gegenteil vom Dicksein, das Ideal des dünnen Körpers nicht nur der Maßstab in Sachen Ästhetik ist, sondern heutzutage auch untrennbar gekoppelt ist an die Wahrnehmung, dass nur ein dünner Mensch erfolgreich und zielstrebig sein kann. So einfach ist es natürlich längst nicht. Es gibt inzwischen genügend Studien, die belegen, dass der BMI als absolute Maßeinheit von Gesundheit nicht taugt, sondern dass das Thema Übergewicht und körperliche Gesundheit viel komplexer ist. 

Das Goldkind und ich sprechen also ein bisschen darüber, was einen gesunden Körper ausmacht und erstellen eine Liste. Denn auch das gehört zu einem guten Körpergefühl bei Kindern – spüren zu können, wozu sie fähig sind, was sie bewegen, was sie tatsächlich mit ihrem Körper tun können. Wir kommen also zusammen auf folgende knappe Liste: wenn ein Mensch gesund ist, sollte er

  • sich möglichst mühelos bewegen können und Spaß dabei haben
  • keine Schmerzen haben
  • genussvoll essen und trinken können
  • gut schlafen können
  • in der Wachzeit nicht allzu schnell schlapp machen
  • alles tun können, was er gerne tun möchte

An dieser Stelle sprechen wir auch kurz über Menschen, die körperlich eingeschränkt sind und dass unsere Liste da angepasst werden muss. Das Goldkind sagt ganz richtig: "Jemand im Rollstuhl kann genauso viel Spaß beim Basketball haben, wie jemand, der das auf zwei Füßen spielt." Aber uns wird klar, dass es dann da Dinge gibt, die sich anders anfühlen und anders bewertet werden müssen. Dass Erschöpfung und Belastbarkeit möglicherweise anders eintreten und derjenige dennoch nicht krank ist. "Davon haben wir einfach keine Ahnung, Mama.", sagt das kluge Kind. Und es hat recht.

Wir kommen zu dem Schluss, dass ich als ein eindeutig dicker Mensch das alles kann (also meistens, wenn ich nicht zum Beispiel grade Kopf habe…), dass ich also wohl gesund bin. Das taugt meiner Tochter als Erklärung, dass das nicht so einfach stimmen kann, wie Simones Papa gesagt hat.

Dann betrachtet sie ihren Bauch noch mal. Inzwischen hat sie ihren Schlafanzug an und wir stehen vor dem Badezimmerspiegel, wo ich ihre Haare auskämme. "Manchmal ist der dick und manchmal ist der dünn, Mama. Ich bin also gar nicht immer dick oder dünn. Oft bin ich dazwischen. In Klamotten find ich den dünn schöner. Aber nackt…" Sie zieht ihr Schlafanzugoberteil hoch und reibt sich den bloßen Bauch, den sie tüchtig rausstreckt. "… nackt mag ich den dick!" Wir lachen ein bisschen und sie trommelt auf ihrem Bauch herum. Und dann kommt ein großes Aber….

"Findest du deinen Bauch auch dick schön, Mama? Ich glaube nicht. Oder?"

Body Positivity und Rollenvorbild: Mama liebt sich selbst

Das ist sowas wie die große Gewissensfrage und fällt mir wirklich schwer zu beantworten. Denn eigentlich mag ich mich. Ich mochte mich immer, in allen Aggregatzuständen und fast am liebsten sogar schwanger, wo der Bauch so prominent war, wie nie davor und danach. Aber auch so lebendig und kraftvoll wie nie davor oder danach. Aber natürlich ist das objektive oder zeitgemäße S C H Ö N etwas anderes. Selbstverständlich ist es doof, wenn es die coolen Klamotten alle nur bis zu einer bestimmten Konfektionsgröße gibt und für mich die trutschigen Katalogsachen übrig bleiben, in denen ich aussehe wie einst Mutter Beimer. Und natürlich vergleiche auch ich mich und stehe dann irgendwo zwischen hochbeinigen, flachbäuchigen Frauen rum und fühle mich wie ein Alien. Aber das ist nur der eine Aspekt. Denn tatsächlich mag ich mich. Und ich frage mich längst nicht mehr, warum ich je "dick geworden" bin oder was ich tun muss, um konformer auszusehen. Weil ich I C H bin. Und dazu gehört dieser Körper, der einzige, den ich habe, in all den verschiedenen Größen, durch die wir schon gegangen sind, er und ich.

Selfie! | Berlinmittemom.com

Aber ich erinnere mich an meine Kindheit als Tochter einer normalgewichtigen Mutter, die aber in meinen entscheidenden Jahren eigentlich immer auf Diät war. Und wieder abbrach und wieder anfing mit einer anderen Diät. Und an meine erste Diät, die ich mit einem leicht wichtigen Gefühl mit ihr angefangen habe, da war ich vielleicht… elf? Seitdem erinnere ich mich an trotziges essen, an abgebrochene Diätversuche und das permanente Empfinden, nicht so ganz richtig auszusehen. Ein bisschen zu viel Hintern vielleicht, Anna. Hmm? Ich erinnere mich.

Vielleicht achte ich gerade deshalb von Anfang an so penibel darauf, meinen Kinder nie, aber auch wirklich NIE irgendwelche Vorschriften beim Essen zu machen und auch andere zu bremsen, die dergleichen bei ihnen versuchen. Was ich ihnen vorsetze, liegt natürlich in meiner Hand und es gibt hier schon seit längerem keine süßen Joghurts mehr, die täglich gegessen würden oder Mikrowellenpopcorn mit tausend Kilo Zucker. Stattdessen gibt es Naturjoghurt mit Obst oder selbstgemachtes Popcorn mit Vanille oder Zimt. Aber nicht, weil ich nicht möchte, dass meine Kinder d i c k werden, sondern weil ich auf ihre Gesundheit achten möchte. Darüber hinaus bestimmen selbstverständlich meine Kinder selbst, wie viel essen und wann sie satt sind, und ich rede ihnen darüber hinaus keine Löffelchen in den Hals. Und ich habe sie noch niemals jemals gezwungen, ihre Teller leer zu essen! Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich jemals im Leben zu einem meiner Kinder sage, ihr Hintern sei vielleicht ein bisschen groß, auch wenn sie ansonsten ein schönes Kind seien. (O-Ton aus meiner Kindheit, .) Weil sie eben die Hintern haben, die sie nun mal haben, egal, ob deren Form gerade "in" ist oder nicht.

Und wenn es um mich geht? Darum, wie in oder out die Form meines Körpers gerade ist? Darum, wie ich möglicherweise mich selbst kritisch betrachte, den Bauch einziehe, über meinen Hintern fluche oder andere körperliche Unvollkommenheiten an mir bemängele – und meine Kinder sehen mir dabei zu?

Was ich tun kann, ist mich selbst zu lieben, so wie ich bin. Meinen Kindern vorzuleben, dass ich mich genau so gut finde, mal mehr, mal weniger, aber grundsätzlich: gut. Ich möchte nicht die ewig diätende unzufriedene Mutter sein, die ihren Töchtern vorlebt, dass sie niemals gut genug sind. Ich möchte die sein, die mit ihnen durch die Bude tanzt, egal, wie das dabei aussieht. Ich bin verantwortlich dafür, wie sich ihr Selbstwertgefühl entwickelt und wie gut sie sich in ihrer Haut fühlen und in Zukunft fühlen werden. Das gesunde Körpergefühl bei Kindern hängt auch davon ab, wie gesund das Gefühl ihrer Mütter für den eigenen Körper ist. Und ob sie miterleben, dass ihre Mutter sich annimt, sich selbst lieben kann und sich sogar schön findet.

Mädchen im Park | Berlinmittemom.com

Körpergefühl bei Kindern: sei stark, sei laut, sei unbeschwert, sei du!

Kinder, je kleiner sie sind, besitzen und benutzen ihre Körper viel intuitiver als Erwachsene. Sie entdecken täglich neue Fähigkeiten und wenden sie voller Freude und Hingabe an, sie folgen ihren spontanen Einfällen und Ideen, wagen sich ständig neue Dinge und erobern in ihrer jeden Tag größer werdenden Welt im übertragenen Sinn einen Gipfel nach dem anderen. Aber irgendwann als Schulkinder verändert sich das. Mehr und mehr nehmen sie die Welt um sich her als Regulatorium wahr, die Standards um sie her werden mächtiger und sie werden zur Norm – einer Norm, an der sie sich messen. Sie trauen sich weniger zu, entwickeln Ängste, schrecken vor neuen Herausforderungen zurück und beginnen, sich in bestimmten Situationen schwach zu fühlen.

Flying Girls | berlinmittemom.com

Während ich vor dem Spiegel stehe und meiner kleinen Tochter die Haare kämme, denke ich darüber nach, wie sie sich selbst sieht. Was sieht sie, wenn sie in diesen Spiegel schaut? Sieht sie das wundervolle, einzigartige Kind, das ich sehe? Sieht sie diese wahnsinnige Lebensfreude, dieses Strahlen und diesen Drang danach, sich ständig in Bewegung auszudrücken? Ich habe Glück: dieses Kind ist noch sehr bei sich, sehr es selbst, sehr ausbalanciert und selbstsicher. Es bräuchte viel, um sie aus der Bahn zu bringen und sie an sich zweifeln zu lassen – nicht, dass es nicht möglich wäre. Alles, was ich will ist, dass sie so bleibt. Genau so. Dass sie dieses Gefühl für sich selbst nicht verliert und sich ihr liebevoller Blick auf sich selbst nicht in einen defizitären verwandelt.

Also stärke ich sie. Ich sage ihr, dass sie richtig ist. Ich lasse sie ausprobieren, was sie tun möchte und bestärke sie darin, Neues zu versuchen. Ich sage ihr, dass es egal ist, wie andere ihr Äußeres finden und dass es nur darauf ankommt, wie sie sich fühlt in ihrem Körper. Wir tun gemeinsam Dinge, um uns zu spüren, wie tanzen, singen, uns durchkitzeln, kuscheln, rennen, hüpfen, ballspielen, um fröhlich und ausgelassen zu sein, zu genießen, was unsere Körper alles können und was wir erleben, erreichen, erfahren können. Es geht darum, sich als diejenige zu erleben, die die Macht über den eigenen Körper besitzt. Darum, dass wir uns in unseren Körpern gut und richtig fühlen und uns nicht von dem AUßEN darin bestimmen zu lassen, wie unser Körper sein soll.

Spaß an Bewegung & ein gesundes Körpergefühl bei Kindern | Berlinmittemom.com

"Mama, ich kann ganz viel, oder? Schwimmen, tauchen, reiten, laufen, klettern und tanzen, ich kann sogar skifahren! Aber ins Tanzen bin ich am meisten verliebt!" Die Begeisterung für das eigene Tun, das Erlebnis, dass sie all das tun kann, macht sie stark in dem Augenblick, in dem sie es tut. Und jedes Tun gibt ihr Kraft für das nächste Mal und ermächtigt sie mehr, es wieder zu tun. Und wieder. Und wieder. Und mit diesem guten, sicheren Gefühl für sich selbst und den eigenen Körper kann sie hoffentlich jeden Kommentar über zu große Hintern oder dicke Bäuche, sollten sie denn je kommen, an sich abprallen lassen. Das wünsche ich ihr. Und mir auch!

 

Zum Weiterlesen über Body Positivity und das gesunde Körpergefühl (nicht nur) bei Kindern:

20 Kommentare

  1. Ein wundervoller Text! Mit soviel Besonnenheit und auch Demut geschrieben. Und ja, du hast Recht, liebe Anna! Ich werde mir deinen Text ganz dicht an mein Herz und hinter die Ohren Heften und ich hoffe, dass ich mich an deine Worte erinne, wenn meine Tochter bei diesem Thema angelangt ist. Mit 2 jahre hat sie zum Glück noch diesen ganz herrlichen ungezwungenen und natürlichen Umgang mit unseren Körpern.

    Alles Liebe 

    Anne 

  2. Danke für diesen wunderbaren Text. Als ich neulich Grosseltern mit ihrer 2-3 jährigen Enkelin gesehen habe, die zu ihr meinten sie wäre zu mopsig und müßte mal auf Diät gesetzt werden, war ich wirklich entsetzt, zumal das Mädchen sicherlich keine 15kg wog. Wenn einem von klein auf alle sagen, dass etwas falsch an einem ist, kann man dann noch mit einem gesunden Selbstwertgefühl aufwachsen?  Auch meine Kinder müssen ihren Teller nicht leer essen, was leider oft auf Unverständniss bei manchen Familienmitgliedern stösst, die an "traditionellen" Ejrziehungswerten festhalten. Aber ich frage mich dann jedes Mal, warum muss das Kind alles essen auch wenn es vielleicht nicht mehr kann und vor allem sich den Teller nicht selbst befüllt hat. Und es hat ja auch jedes Recht zu sagen, dass es etwas nicht mag. Mich stört dieses unreflektierte Schubladendenken ungemein und ich hoffe sehr, dass ich es schaffe  meinen Kindern beizubringen Meinungen anderer nicht exakt zu übernehmen sondern sich seine eigenen Gedanken über etwas zu machen.

    Herzlichst Joevlin

  3. Ein sehr schöner Text, vielen Dank, Anna!
    Ein gutes Körpergefühl ist wirklich das wichtigste was wir unseren Kindern mit auf den Weg geben sollten; viel wichtiger als die Frage, ob wir nun bio kochen oder nicht.

    Ich habe übrigens aufgehört Diäten zu machen oder überhaupt über dick und dünn nachzudenken, seid dem ich dieses Buch gelesen habe:
    Achim Peters: Mythos Übergewicht. Warum dicke Menschen länger leben

  4. Dankeschön für diesen tollen Text! Wenn alle Mütter und Väter ihren Kindern eine so körper-positive Haltung vorleben würden, hätte die Schönheitsindustrie ein Problem. Das wäre fantastisch! :) 

  5. Liebe Anna,

    Ich danke dir für diesen wundervollen Text. Auch ich bin wohl eine dicke Mama. Und ein bisschen weh tut mir das in der ein oder anderen Sekunde. Wo der vierjährige Sohn einfach sowas sagte wie "Mama,du bist ja ein bisschen dick. Aber ist ja egal"- und fertig war er, werde ich deinen Text gut brauchen können,denn die Einjährige wird vielleicht mehr mit dem Thema Körper beschäftigt sein. Vielleicht auch nicht. Aber dieser kluge Text trifft es so gut und warm und wertschätzdend. Möchte man ganz vielen Menschen ans Herz legen.

    Liebe sonnige Grüße (wo bestellst du denn gerne?du siehst mir immer so null nach Mutter Beimer aus,sondern super schön gekleidet)

  6. Hammer Text. Mein gertenschlanker 11jähriger steht täglich vor dem Spiegel, um seine Optik zu prüfen und auf der Waage, weil er ja zugenommen haben könnte. Alle Versuche, ihm zu erklären, dass es normal ist zuzunehmen, wenn man wächst, laufen ins Leere.

    Ich selber war auch lange sehr übergewichtig und wiege auch jetzt noch immer deutlich mehr, als ich gut finde, aber deutlich weniger als letztes Jahr. Seitdem kann ich dieses "mich selber gutfinden" schon sehr viel ehrlicher vorleben, als ich es noch vor ein-zwei Jahren konnte, egal, wie ich mich bemüht habe.

    Denn letztendlich spürt ein Kind natürlich, ob man sich bemüht – oder ob das wirklich ehrlich ist, was man sagt. Aber leider sind es ab einem bestimmten Alter eben auch Medien, Mitschüler und und und, die Kindern sagen, was dick und dünn, und damit hässlich und schön ist in unserer Gesellschaft.

    (Mit großer Verwunderung habe ich gesehen, wie sich mein Körper mit weniger Gewicht und mehr Sport anfühlt und was das mit mir und meinem Körpergefühl gemacht hat. Und was es ausmacht fürs Ego, wenn man sich einfach so Klamotten kaufen kann, in denen man nicht wie Mutter Beimer aussieht.

    Ich schließ mich Isabelle an: Du siehst auf den Fotos hier in diesem Blog NIE so aus!)

  7. Du schreibst selber in einem Text: "Außerdem finde ich meinen Bauch und mein Doppelkinn nicht wirklich schön. " Ist das nicht unehrlich deiner Tochter gegenüber, wenn du das nicht so sagst, wenn sie fragt? Sie spürt ja offensichtlich, was du denkst.

    Abgesehen davon, kann man sich ja auch mögen wenn einem manche Teile des eigenen Körpers nicht so sehr gefallen.

  8. Entschuldige, ich sehe gerade ich habe auf einen Link zu einem anderen Blog geklickt, die Aussage stammt gar nicht von dir. Nehme alles zurück, da war ich unachtsam. Sorry!

  9. Danke für diesen großen Text. Ein Thema, das mich sehr beschäftigt — nicht nur, aber auch weil ich heute zwar nicht mehr "essgestört" bin, aber ich immer noch nervös werde, wenn ich zunehme. Man wird's nie ganz los — und wie lebe ich dann ein gesundes Körpergefühl vor? Es geht. Zum Glück. Aber wenn meine 8jährige Tochter mir dann sagt, dass ihre Oberschenkel dick seien, werd ich hellhörig… es ist schon verdammt dominant, dieses –eben nicht nur aufs Äußerliche bezogene — Schönheitsideal. Und darum ist es so gut, dass wir darüber reden. Thx.

  10. Danke, danke, danke!!! Der Tag wird kommen, an dem ich dieses Gespräch auch mit meinen Kindern führen werde und jetzt fühle ich mich schon viel gewappneter:))

  11. Die Welt ist voller Eltern, die denken, ihre Kinder wären zu dick und das ist schrecklich.

    Ich hatte eine Mutter, die nie auf Diät war, habe mich aber in meinen Tennagerjahren von meinen Freundinnen anstecken lassen und hatte dann auch als junge Erwachsene eine handfeste Essstörung. Nachdem ich mich 5 Jahre damit abgeplagt habe, ohne dass das Leiden dazu geführt hatte, dass ich schöner werde oder mich mehr mag, habe ich eines Tages beschlossen, dass es nun reicht, mich vor den Spiegel gestellt und gesagt, du bist schön wie du bist. Ab da war mein ständiges Hungergefühl wie weggeblasen und ich konnte wieder normal essen. Das hat dazu geführt, dass ich ein paar Kilo leichter geworden bin und das ist etwas, wofür ich von meiner Umwelt mehr Anerkennung bekommen habe als für irgendetwas sonst in meinem Leben. Denn so viel wir auch sagen, dass innere Werte zählen, so sehr glauben doch die meisten, dass dünn sein eine Leistung sei, die nur die wenigsten schaffen. Ich bin sehr froh, dass meine Kindheit diätfrei war und ich mein damaliges Essverhalten nach einigen Umwegen wieder aquirieren konnte. Es gibt nichts besseres, als mit sich selbst Frieden zu schließen und nicht ständig über Essen nachzudenken. Körper sind so unterschiedlich und auf so unterschiedliche Weise schön und ich wünsche mir, dass Kinder frei bleiben könnten von den seltsamen Vorstellungen darüber, wie ihre Körper aussehen sollen. Es geht so viel mehr darum, wie sie sich anfühlen.

  12. Das ist wirklich sehr schön geschrieben, und die Art und Weise, wie du deiner Tochter das Ganze erklärt hast, finde ich nachahmenswert! Ich arbeite in einer Grundschule und stelle fest, dass sich doch im Gegensatz zu meiner Kindheit einiges im Umgang mit dicken Kindern zum Positiven geändert hat. Ich war ein Moppelchen, damals, vor 40 Jahren, und ich war raus. Außenseiter, wie man so schön sagte. Heutzutage hört man zumindest bei uns in der Grundschule das Wort "Dicke" oder "Dicker" nur noch ganz selten als Schimpfwort. Die dicken Kinder werden nicht ausgegrenzt sondern sind mit ihren Eigenarten genau so akzeptiert wie alle anderen. Das macht Mut. Und wenn ein dickeres Kind einfach laufen, springen und turnen kann, ohne ausgelacht oder verspottet zu werden, dann ist das ein großer Gewinn. Wenn dann noch Lehrkräfte und Mütter so einfühlsam und liebevoll erklären, wie das mit den Körperbildern so ist, dann ist viel gewonnen. Schön!

    Lieben Gruß

    Gabi

  13. Ein schöner Text! Danke, Anna!

    Auch mir ging das als Kind und Jugendliche so, dass ich "eigentlich" hübsch war, aber der Hintern weniger rund hätte sein dürfen. Ich hab tatsächlich lange gebraucht, meinen Hintern okay zu finden – witzigerweise sind ja nun dank Kim Kardashian und Co. runde Hintern vor allem bei Jugendlichen angesagt und deshalb bekomme ich (hinter vorgehaltener Hand) von den Jugendlichen, mit denen ich arbeite öfter Komplimente, auch wenn ich nicht gertenschlank bin. Bei meiner Mutter ist auch heute das größte Kompliment, dass jemand noch so gut aussah und seit dem Tag xyz plötzlich so schlank ist. Und auch ich versuche eigentlich öfter mal meine Figur bzw. das Körpergewicht zu optimieren, finde aber immer mehr, dass das über Diäten mit wenig Kalorien für mich Quatsch ist, weil mir eigentlich vor allem die Bewegung fehlt und die dem Körper wirklich gut tut. Ansonsten eben einfach viel mehr Gemüse und Obst, aber von allem anderen eben auch – und so kann man das auch gut vorleben und muss es nicht thematisieren, weil das eben nicht thematisiert werden muss sondern einfach ein gesundes Vorbild zeigt. Und ein gesunder Mensch darf auch Kurven haben – ja, auch am Bauch, auch wenn dann eben nicht alles perfekt sitzt.

    Liebe Grüße!

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  17. Danke für diesen Text!

    Ich bin auch mit dem Gefühl groß geworden ein „bisschen zu dick“ zu sein und würde meiner Tochter das so gern ersparen.

    Bisher hat sie ein gutes Körpergefühl, auch wenn sie nicht super-schlank ist. Sie isst einfach gern. Nicht Milchreis oder Pommes sondern Avocado und Quinoa, also definitiv gesund. Alles gut, denke ich mir.

    Und dann werde ich wütend, jedes Mal wenn ich ihre beste Freundin treffe und diese zu meiner Tochter sagt „Ich bin viel dünner als du“.

    Sie sagt das wirklich. Und ihre superschlanke Mutter ermahnt sie wirklich, trotz der superschlanken Figur bloß nicht noch einen Muffin zu essen, weil sie sonst zu dick wird.

    Wenn diese Freundin allein bei uns zu Besuch ist, schlingt sie die Muffins dann in Mengen runter. Meine Tochter sitzt daneben und isst große Mengen Mango.

    Natürlich geige ich der Freundin meine Meinung, wenn sie meiner Tochter wieder mal sagt, wieviel dünner sie ist. Aber ich tue mich echt schwer damit, der Mutter zu sagen, wie falsch ich ihr Verhalten finde. Sie kommt aus einem anderen Kulturkreis und wir prallen eh oft aufeinander. Wenn sie meine „Homo-Propaganda“ kritisiert zum Beispiel.

    Ich weiß, dass wir auch beim Thema essen keinen Konsens finden werden. Für sie ist „schlank sein“ ein Schlüssel zu Glück. Für mich eher zum Unglück.

    —–

    ….mein Kommentar war noch viel länger. Aber um die Kommentarspalte nicht zu sprengen, habe ich angeregt durch deinen Artikel einen eigenen geschrieben:

    https://wordpress.com/post/meinglueck.wordpress.com/20

  18. Mh. Nur Antworten von Frauen und Müttern.
    Ich als Papa finde den Text auch klasse. Er entspricht in vielem meinen Vorstellungen, und dem was ich auch versuche zu tun und zu denken.
    Schön, dass es euch beiden so gut geht. Ich drücke euch die Daumen, dass es so bleibt.

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