Unsere Sommerferien sind in zwei Tagen zu Ende und auch meine Blog-Ferien schleichen sich aus, denn ab nächster Woche will ich auch hier wieder voll einsteigen. Da muss ich mich schon mal eingrooven! Als ich also heute beim Faulenzerfrühstück mit meinen eigenen und zwei geliehenen Ferienkindern unsere Sommerferien so Revue passieren ließ, erinnerte ich mich daran, was ich als Kind an der Ferienzeit am meisten liebte. Was sind die Dinge, an die ich mich am eindrucksvollsten erinnere? Was waren die größten Genüsse? Und hat es nicht alles mit diesem irren Freiheitsgefühl zu tun, das wir als Erwachsene kaum noch spüren?
Ich schreibe euch heute mal eine Schöne-Feriendinge-Liste mit all dem, was meine Ferienkinder in den letzten sechs Wochen so durften. Wie ich sie aus den Routinen ausbrechen ließ und mich daran erfreuen konnte, sie so glücklich zu sehen. Völlig versunken im Augenblick, ganz bei sich und ganz und gar – frei.
1. Eins der schönsten Dinge in den Ferien ist das Faulenzen! Keine Termine haben, keine Aufgaben, die erledigt werden müssen (oder jedenfalls nichts Anspruchsvolleres, als mal den Müll runterbringen), stattdessen das Gefühl eines Tages, der sich scheinbar unendlich vor einem ausdehnt – herrlich! In der ersten Ferienwoche verschwanden die zwei Kleinen zum Beispiel gleich nach dem ersten Aufstehen mit einem Kartenspiel und den Worten: “Wir stehn noch nicht auf, wir haben nämlich Ferien!” gleich wieder in ihrem Bett. Das Herzensmädchen pflegte mit dem Buch unterm Arm zum Frühstück zu kommen und mit dem Buch unterm Arm wieder ins zu Bett gehen, um einfach nur zu lesen. Und ist nicht all das wirklich ein wunderbares Gefühl? Im Garten rumliegen und nichts tun. Oder sich solchen kleinen Nichtigkeiten widmen, für die sonst so selten Zeit übrig bleibt: Flechtfrisuren ausprobieren, Lieblingstees kochen oder kühle Fruchtcocktails erfinden, jeden Nagel in einer anderen Farbe lackieren, die liebste Musik ganz laut aufdrehen und dabei in der Hängematte schaukeln. Und natürlich Eis essen. Wichtig: all das darf natürlich im Schlafanzug genossen werden!
2. Damit bin ich schon bei dem zweiten Punkt auf meiner Ferienkinder-Liste: in den Tag hinein leben. Keine Pläne machen, sondern die Dinge auf sich zukommen lassen! Lust auf einen Spaziergang durch den Kiez oder ein Eis im Park? Dann los! Und wenn nicht? Dann eben nicht. Keine Verabredungen treffen für den nächsten Tag, sondern einfach schauen, was passiert oder wer anrufen wird. Vielleicht sind die Nachbarskinder da und haben Lust auf Wassermelonenpicknick im Garten? Schön, aber dazu werden sie höchstens spontan eingeladen. Kann nämlich sein, dass uns was ganz anderes einfällt und wir eine Fahrradtour machen. Oder uns lieber gegenseitig was vorlesen wollen. Oder die gefundenen Ostseesteine anmalen möchten. Oder NOCH ein Eis essen. Wer weiß das schon vorher? Niemand! Und das ist das Schöne daran.
3. Viele Dinge machen allerdings mehr Spaß in Gesellschaft, und auch das ist ein Ferienkinder-Lieblingsding in unserer freien Zeit: ihre Freundinnen und Freunde hierher einladen und mit ihnen gemeinsam die Ferientage genießen. Ich habe das als Kind geliebt! Und deshalb ist es für mich auch so nachvollziehbar, dass meine Kinder ihre Freund*innen hierher bringen und mit ihnen all das tun möchten, was ich als Kind in den Sommerferien auch so mochte: Übernachtungspartys, ausgedehnte Heimkinoevents mit Popcorn, Pool-Geplansche und gemeinsame Mahlzeiten. Typische Ferientage im Hause Berlinmittemom bescheren mir daher oft das, was ich vorgestern hier erleben durfte: das Goldkind lädt die Lieblingsfreundin zum Baden ein und die beiden hocken wegen schlechten Wetters mit gefühlten 10kg Schleichfiguren in der Wanne, das Herzensmädchen kommt spät von einer Übernachtung zurück und bringt gleich zwei Freundinnen mit, die in der Küche anfangen, Apfelpfannkuchen zu backen und der Lieblingsbub steht plötzlich mit zwei Fußballkumpels, einer gigantischen Tüte Popcorn und einer DVD vor mir und möchte Kino machen. Alles an einem Tag wohlgemerkt. Aber es sind Ferien und wann, wenn nicht jetzt gehen solche Dinge überhaupt jemals? Eben.
4. Die Alltagsregeln sind in den Ferien außer Kraft gesetzt, und das wirkt sich auf alle Bereiche aus: die Schlafenszeit verschiebt sich beliebig und die Kinder gehen gerne mal mit schwarze Füßen ins Bett. Die Essenszeiten variieren ebenfalls, manchmal gibt es so spät Frühstück, dass das Mittagessen ausfällt und wir dafür um vier Uhr nachmittags Pizza backen. Und an dem überlangen Pony meines Sohnes und den ausgebleichten Haarspitzen meiner Mädchen, kann ich sehen, dass auch der Friseurbesuch nicht wie gewohnt stattgefunden hat. Macht alles nix. Es ist wunderbar, diese Regeln mal auszudehnen oder einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Eine Pause von den im Alltag so wichtigen und strukturierenden Elementen tut gut und gibt allen das Gefühl von Freiheit, die Dinge einfach mal komplett anders zu machen. Oder sie einfach zu lassen.
5. Anstrengend aber schön ist dabei das späte Zubettgehen, das wir dennoch alle genießen. Wenn wir später als gewöhnlich essen und die Abende mit Lesen und Reden und mit Räderschlagen im Garten verbringen (also nicht ich, die Kinder!), dann gehen die Kinder entsprechend später ins Bett und schlafen später. Sie reden und flüstern und rotten sich zusammen und dieses Gefühl nehmen sie mit in ihre Betten. Es werden Matratzenlager aufgeschlagen und mit Taschenlampen unter der Decke gelesen oder noch mal über die Balkons getapert. Es ist herrlich! Es verlängert die langen hellen Tage bis in die Nacht und webt das freie Gefühl der Ferienkinder in ihre Träume ein.
6. Wir sind viel zusammen, gerade in den Ferien und das ist schön. Aber zum Freiheitsgefühl dieser besonderen Zeit gehört auch, dass die Kinder jedes für sich Dinge erleben können. Dabei geht es auch darum, Neues zu erleben und sich neue Dinge zuzutrauen. Der Lieblingsbub war zum Beispiel erstmalig mit den größeren Jungs aus der Straße nachmittags alleine auf dem Bolzplatz, ganz stolz, weil er die Uhr lesen und somit rechtzeitig zurück sein kann. Das Goldkind verbringt ganze Tage bei der Lieblingsfreundin und berichtet mir hinterher, wie dort die Dinge laufen. Und das Herzensmädchen radelt von dannen und “erledigt Dinge”. Ich kann mich an dieses Gefühl so genau erinnern! Ich bin am Stadtrand aufgewachsen und konnte tatsächlich bücherlesend in Bäumen sitzen oder den ganzen Tag durch die Felder streifen und mit Freund*innen Banden gründen. Eine unvergleichliche Zeit, in der Kinder viel über sich selbst lernen können. Deshalb ist es zwar toll, dass der Lieblingsbub die Uhr lesen kann und sich bemüht, zur vereinbarten Zeit zu Hause zu sein. Aber es ist genauso toll, dass er einfach die Zeit vergisst vor lauter Begeisterung bei seinem Fußballabenteuer.
Die Ferienkinder hatten einen tollen Sommer, nicht nur weil wir so wunderbare Ostseewochen erleben durften, sondern auch, weil all die langen Ferientage ihnen diese Freiheit gegeben haben: Freiheit, Dinge auszukosten, Regeln auszudehnen, sich auszuprobieren, einfach da zu sein.
Jetzt freuen sie sich alle wieder auf die Schule. Das Goldkind ist stolz, dass sie nun ein richtiges Vorschulkind ist, der Lieblingsbub ist aufgeregt, weil er ja in die zweite Klasse kommt und eine neue Lehrerin bekommt. Und sogar das Herzensmädchen ist voller Vorfreude und wundert sich laut darüber, wie man sich so auf die Schule freuen könne. Es ist Zeit. Der Sommer ist vorbei. Aber ich kann es kaum erwarten, die nächste Gelegenheit zu nutzen, um sie wieder “frei zu lassen”, meine gebräunten, entspannten, energiegeladenen Ferienkinder.
Wie waren eure Ferien so? Seid ihr froh, wieder zu Hause zu sein? Was mochten eure Kinder am liebsten in ihren Ferien?
Last Updated on 21. August 2016 by Anna Luz de León
5 Comments
Ich komme dann nächsten Sommer vorbei und bin auch bei dir Fereinkind, ja ;)?
Ach ich lese so gerne hier! Meine Gedanken gehen dann immer auf Wanderschaft in die Zeit, in welcher meine Kinder noch jünger waren…. Wir haben es genau so gehalten! Tausend Decken auf den Balkon und den selbigen zur großen “Bude” umgebaut, in der natürlich auch geschlafen wurde…. Das Essen ein phantasievoller Mix aus allen Lieblingszutaten jedes Kindes…. es hat ihnen nicht geschadet, sie denken heute noch voller Freude daran zurück. Besuchen gemeinsam die Orte, die wir damals als Familie besucht haben. Erinnern sich genau so gern wie ich. Wenn ich “auf der Arbeit” manches Mal den durchgetakteten Wochenplan einiger Kinder sehe, wird mir übel. Meine hatten ihre Hobbies und Vereine, aber nicht jeden Tag etwas Anderes, und Ferien waren Ferien, nicht Zeiten zur Aufbesserung der Schulleistung oder so. Sie sind trotzdem was geworden.
Abgeschweift. Wollte mich eigentlich nur für das schöne posting bedanken.
Lieben Gruß Gabi
Ja schoen geschrieben so aehnlich ists hier auch! Unsere Grosse war das erste Mal alleine waehrend wir in Schweden waren u. sie hat es genossen u. super gemeistert, naja mit fast 15 ird man eben gross;-), sie war im letzten Jahr schon alleine auf Sprachreise. Dann war sie noch mit ihrer besten Freundin alleine in Oslo fuer 3 Tage, mit Hotel, Freizeitpark u. natuerlich shoppen! Fuer sie waren es dies Jahr also die Ferien auf den Weg in die Selbststaendigkeit!
Die Mittlere hats dann in unsere Urlaub genossen, die Grosse zu sein, ist alleine auf de Campingplatz rumgestrommert, Skateboard gefahren usw.
Die Kleinste hat den Urlaub auch genossen, direkt im Schlafanzug auf den Spielplatz ist doch auch mal was! Zu Hause haben wir sonst fuer sie nicht soviel am Rhythmus geaendert, dafuer ist sie noch zu klein, da haben alle mehr davon, wenn der Tag in normalen Rahmen ablaeuft.Zumindest von festen Zeiten wie schlafen gehen, sie bleibt aber auch schon mal den ganzen Tag im Schlafi oder rennt ganz .
Wir haben hier uebrigens schon wieder eine Schule hinter uns, nach 8 Wochen Ferien, dies hier in Norwegen sind.
LG Ina
Danke für diesen Einblick. So erinnere ich mich auch an meine eigenen Sommerferien (die letzten liegen nun auch schon 14 Jahre zurück…au weia). Trotzdem kann ich in dem, was Du schreibst, auch meine eigenen positiven Erinnerungen und Gefühle der Sommerferien wieder entdecken. Sommersprossen, Fahrradfahren durch Weizenfelder, auf dem Sportplatz rumlungern, eine Bande gründen, den Eiswagen abfangen, über den Rasensprenger springen, Wind im Haar und Sonne im Herzen! Das nehme ich mir auch für meine Kinder vor. Der Große ist erst 3 und kommt nächste Woche in den Kindergarten. Der kleine ist fast 1 und geht dann zu einer Tagesmutter. Wir haben also auch gerade die letzten freien 2 Wochen zusammen und leben auch mehr als sonst in den Tag hinein. Es ist fantastisch! Danke für Deine Einblicke in Euer Leben. Ich lese das unglaublich gern!
Liebe Anna,
vor einiger Zeit habe ich deinen Blog entdeckt und muss immer wieder feststellen, dass ich deinen entspannten, aber auch reflektierten und mitfühlenden Eziehungsstil wirklich toll finde. Eine echte Inspiration für meine kommenden Mamajahre und immer eine kleine Freude im Alltag, von dir zu lesen!
Übrigens waren wir bis vor wenigen Wochen sogar fast Nachbarn, denn wir wohnten im Bötzowviertel und waren auch ständig im Park unterwegs.
Einen guten Start in die erste Woche nach den Ferien wünscht die Chaosmama Berlin!