Reisezeit ist Lesezeit!

Und obwohl sich auf meiner Ostsee-Wunschliste von vorletzer Woche nur ein Lesewunsch für diesen Sommer befand, Was ich liebte von Siri Hustvedt, habe ich, wie jedes Jahr, einen ganzen Stapel Bücher im Gepäck. Da ich gerade so viel zum Lesen komme (Regen!) und meine Leserin Alice nach ein paar Lesetipps fragte, zeige ich euch heute mal, in was ich mich hier so versenke.

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1. Seit dem “Geisterhaus” bin ich ein Isabél Allende-Fan. Vielleicht liegt es an ihrer lateinamerikanischen Fabulierlust, die mir so nahe ist, jedenfalls trifft Allendes Erzählstil bei mir fast immer den Punkt. Allerdings habe ich seit über zehn Jahren nichts mehr von ihr gelesen und fand, es sei mal wieder Zeit. Ihre Art zu erzählen hat Sogwirkung auf mich, und ich tauche mit Genuss in ihre Wortwelten und Sprachbilder ein. Dieses Jahr hatte ich zwei ihrer Bücher im Gepäck, die eigentlich untypisch für sie, weil keine konstruierten Romane sind. Beide habe ich mehr oder weniger schon verschlungen. In “Paula” beschreibt sie das Leben und Sterben ihrer Tochter, die an Porphyrie litt und wohl aufgrund von Behandlungsfehlern ins Koma fiel. Nach einem Jahr der Pflege im Haus ihrer Mutter starb sie im Schoß der Familie.

2. Daran anknüpfend habe ich ein weiteres Allende-Buch dabei, “Das Siegel der Tage“. Wieder schreibt sie an ihre Tochter Paula, diesmal aber an ihren Geist. Sie berichtet der Tochter, was aus der Familie geworden ist, seit sie gestorben ist, und sie versammelt alle Mitglieder ihrer “Sippe”, wie sie sie nennt, in diesem Buch in skurrilen, berührenden und außergewöhnlichen Geschichten. Ist “Paula” ein Zeugnis von Schmerz, Loslassen und Tod, so ist das “Siegel der Tage” ein versöhnlicher Blick auf all das wirre Leben und seine dunklen und hellen Tage. Ganz, ganz wunderbar.

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3. Ich liebe skurrile Texte. Mitunter. Und weil ich außerdem gute Krimis und Frankreich liebe, bin ich eine Anhängerin von Fred Vargas und ihrem wunderlichen und einzelgängerischen Komissar Adamsberg. In seinem neuesten Fall ermittelt er in der Normandie und wie immer geht es ein bisschen mysteriös zu. “Die Nacht des Zorns” ist das neueste Buch der Französin mit dem speziellen Hang zum Mystery-Krimi, wenn man so will, und ich bin sicher, das wird mich wieder in eine seltsame Welt mitnehmen, aus der ich kaum auftauchen mag. Ich bin gespannt!

4. Gerade begonnen habe ich “Für den Rest des Lebens” von der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev. Obschon Zeruya Shalev mir immer ein Begriff war (wie sollte sie das nicht!), habe ich noch nie etwas von ihr gelesen und beginne nun mit ihrem aktuellen Werk. Die Rezensionen dazu sind sehr gegensätzlich, gerade Shalev-Fans kommentieren recht enttäuscht – ich freue mich dennoch auf dieses Buch und muss sagen, dass ich nach den ersten Seiten jedenfalls von der eindringlichen Sprache sehr beeindruckt bin. Da wir ja im Juli noch nach Jerusalem reisen werden, interessiert mich vor allem das Israelbild, um das es ja in diesem Roman unter anderem geht. Es ist also auch ein bisschen Reisevorbereitung auf unsere erste Reise nach Israel zu einer Hochzeit in Jerusalem.

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5. Von der Ferne in die unmittelbare Nähe: endlich habe ich mir Alexander Osangs “Königstorkinder” vorgenommen, weil es in meiner unmittelbaren Berliner Nachbarschaft spielt. Fast alle meine Berliner Bekannten kennen es – Zeit, mir selbst mal ein Bild davon zu machen, was Osang sich zum Königstor und der Bewohnerschaft rund um den Märchenbrunnen und im Bötzowkiez so zusammen geschrieben hat. Auch hier bin ich sehr gespannt.

6. John Irving. Mein ewiger John Irving. Selbst seine langweiligeren Bücher sind noch gut, und es gab bisher keins, das ich nicht zu Ende gelesen hätte. Nur eins habe ich aus mir eigentlich unbekannten Gründen ausgelassen, nämlich das “Zirkuskind“. Das neueste, “In einer Person“, stand schon seit Anfang des Jahres auf meiner Leseliste und wartet immer noch auf mich. Jetzt steht es auf der Fensterbank hier in unsrem Ferienhaus und guckt, von meinen Notizbüchern flankiert, hinaus in den Garten. Ich muss es nur nehmen, in die Strandtasche packen und im Strandkorb aufschlagen, dann kann ich es Wort für Wort genießen. Und das werde ich.

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7. Zu guter Letzt habe ich mir, ein bisschen widerwillig aber dennoch mit dem Gefühl, es müsste wohl sein, Jan-Uwe Rogges “Pubertät” eingepackt. Seufz. Ich weiß nicht, ob es mir helfen wird, meinen Preteen besser zu verstehen oder wenigstens dabei, gelassener zu bleiben im Umgang mit meiner Großen. Ich werde es jedenfalls lesen und dann wohl sehen, ob mir das beim Begreifen und Durchhalten, Liebsein und Dableiben hilft. Ach ja.

Fürs Erste sollte das reichen. Und wenn ich wider Erwarten noch ein Buch übrig haben sollte nach diesen Ferien, kann ich ja noch immer eins mit nach Israel nehmen Ende Juli.

Was habt ihr zu lesen dabei? Lest ihr auch mehr, wenn ihr auf Reisen seid? Oder seid ihr auch im Alltag seitenverschlingende Leseratten?

signatur

2 Kommentare

  1. Oh Mann bin ich neidisch, dass Du so viel Zeit zum Lesen findest. In 1-2 Jahren kann ich das hoffentlich auch wieder :)

  2. Wie schaffst du es, mit 3 Kindern derart viele Bücher zu verschlingen? Meine Kinds (3 und 5) “erlauben” mir maximal einen Zeitungsartikel auf dem stillen Örtchen! ;-)

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