Heute ist Mama-Bloggerinnen-Tag für Berlinmittemom, das heißt, ich teile ein paar meiner Gedanken darüber, was Muttersein für mich bedeutet, während Kat von Blogprinzessin und Jette von Me – Supermom parallel dasselbe tun.

Wir sind sicher auf eine Art sehr verschieden: unsere Lebenssituationen unterscheiden sich, wir sind verschieden alt (ich bin in der Runde wohl die Älteste – huch!) und auch unsere Kinder fordern uns auf verschiedene Weisen. Aber das Muttersein wie das Bloggerinnen-Dasein einen uns, und ich freue mich, dass ich Teil dieser Mama-Bloggerinnen-Aktion sein kann.

Alle meine Leser*innen wissen ja nun, dass ich drei entzückende Kinderlein mein eigen nenne, die (zum Glück!) alle dem Windelalter entwachsen sind und schon schön in Schule und Kita gehen. Das Herzensmädchen mit seinen zehneinhalb Jahren führt mich immer näher an die Herausforderungen der Pubertät heran, der Lieblingsbub ist ein stolzer Erstklässler, der jeden Tag mit all den neuen Anforderungen als Schulkind nach Hause kommt und das Goldkind ist ein in ihrer Gruppe gut etabliertes Kitakind, das stetig bemüht ist, irgendwie mit den Großen mitzuhalten. Sie sind großartig, sie sind einzigartig, sie sind wundervoll …. und sie sind höllisch anstrengend.

Und das ist vielleicht für mich das, was ich am Muttersein immer wieder so herausfordernd finde: der Gefühlsspagat zwischen unendlicher Liebe zu diesen Kindern, die einem mit ihrem Wachsen und Werden jeden Tag das Herz aufgehen lassen einerseits und bodenlosem Genervtsein andererseits, wenn sie sich benehmen wie die Ausgeburten der Hölle und mich wieder und wieder an meine Grenzen bringen. Körperlich, psychisch und seelisch.

Ich schrieb ja schon einmal darüber, was ich versuche, um in solchen Situationen meinen völligen Zusammenbruch abzuwenden, nämlich in meinen Tipps gegen den drohenden Mama-Meltdown. Heute möchte ich mal darüber schreiben, was meine Kinder tun, damit ich überhaupt erst an den Rande des Nervenzusammenbruchs komme.

In der Regel läuft das nämlich nach stereotypen Verhaltensmustern ab, die ich hier der Einfachheit halber mal auflisten möchte.

1. Die Minions

Das Verhaltensmuster “Minions” kommt hauptsächlich bei den beiden Kleineren vor und zeigt sich folgendermaßen: die Grundsituation ist klassisch, z.B. am Frühstückstisch, wenn wir es eilig haben und ich in der Küche die Brotdosen vorbereite, während die Kleinen und ihre große Schwester frühstücken sollen. Die Mutation setzt plötzlich und unvorhergesehen ein und auf einmal sind sie da, die Minions. Sie palavern in einer völlig eigenen, scheinbar unsinnigen Sprache, die nur sie verstehen und kichern zwischendurch blödsinnig. Das ist an sich ja noch niedlich und auch unterhaltsam, leider sind sie für sämtliche andere Reize von außen komplett abgeschaltet. Mein Appell, sie mögen bitte ihr Frühstück essen und in die Gänge kommen, der Bus käme bald, wird gar nicht beachtet oder mit so etwas wie “Hahahaha! Potato-na! Pfrrrt!” beantwortet. Ich ermahne die Minions, ich versuche sogar kurz, von meinem Morgenkaffee angeheizt, auf sie einzugehen, indem ich “Banana! Para tu!” oder etwas Ähnliches sage, aber außer irrem Gekicher und weiteren Furzgeräuschen ernte ich keinerlei Reaktion. Ich gehe also allmählich auf die Palme und dann, wieder völlig unvorhergesehen, mutieren die Minions zu den “Evil Minions”: die Haare sträuben sich ihnen, sie fangen an zu schreien und übereinander herzufallen und geraten vollends außer Kontrolle. Mit beißen und Augen aufreißen. Manchmal geht das so weiter, bis ich sie aus der Haustür schiebe und sie mir ein letztes “Pfffrrrt!” zurufen, bevor sie zur Schule fahren. Ach ja.

2. Merida

Das zur Zeit beliebteste Verhaltensmuster meiner Großen ist das Merida-Muster: sich auflehnen, die Unverstandene geben, pemanent diskutieren und, das Schlimmste, im entscheidenden Moment, wenn ICH, die Mutter, ins Spiel komme, vor mir stehen, mit den Augen rollen, dass man nur noch das Weiße sieht und endgenervt “Mama!” sagen. Sie legt das Merida-Muster gerne an den Tag, wenn ich zu irgend etwas eine Erklärung von ihr fordere, z.B. warum sie der Meinung sei, sie müsse bei Minustemperaturen barfuß auf dem Balkon rumtanzen. Oder wie sie darauf käme, ich würde mit ihr zu Claire’s fahren, um ihr das fünfte überteuerte Paar Neon-Creolen zu kaufen. Oder ob sie mir erklären könnte, wieso sie drei Stunden dafür braucht, ihre Zähne nebst Zahnspange zu putzen, sich anzuziehen und ihr Bett zu machen. “Oh, Mama!”, kommt dann in genervtester Merida-Manier. Augenrollend steht sie vor mir, fängt an, mit mir auf die unsinnigste Art und Weise zu diskutieren, rauscht mitten in der Auseinandersetzung mit bebender Unterlippe von dannen und verlässt türenschlagend und gekränkt das Haus. Und manchmal warte ich auf den Tag, wo sie mit einem verzauberten Kuchen zurück kommt, damit mir die Augen aufgehen für ihre Nöte. Das arme, unverstandene Kind.

3. Beavis und Butthead

Das B&B-Muster ist natürlich wieder eine Verhaltensweise für die Kleinen. Es tritt verstärkt an Wochenenden auf, an denen die Tage zu lang und es zu kalt oder zu nass ist, um sich draußen auszutoben. Es fängt ganz harmlos an, beispielsweise mit vornehmlich friedlichem gemeinsamen Malen. Ich lasse mich dann oftmals von diesem harmonischen Bild täuschen, wiege mich in Sicherheit und verlasse die beiden, um mich etwas anderem zu widmen. Ist ja alles friedlich. Das ist dann aber oftmals der Startschuss für Beavis & Butthead, zu übernehmen. Innerhalb kürzester Zeit blühen die krudesten Ideen, was man alles machen könnte mit vorhandenen Materialien und Gegebenheiten. Da werden mit der Bastelschere Haare, Nägel und auch in die Fingerkuppen geschnitten. Es wird mit Kleber der Hosenbund mit der Unterhose verklebt. Um mal zu sehen, ob das geht. Es wird im feinsten Arschbomben-Stil vom Hochbett auf eine Matratze gesprungen, bis Beavis sich was verstaucht. Es wird sich kopfüber über die Sessellehne gehangen, je weiter, desto besser. Bis Butthead mit der Stirn bremst und fortan als Belugawal durchs Leben schwimmen muss, mit einem Horn auf der Stirn, das seinesgleichen sucht.

Immer wenn Beavis & Butthead auftauchen, wird mir ganz Angst und bange, denn meine braven Kinder, denen ich sonst in so vielen Dingen vertrauen kann, machen dann Sachen, auf die kein normaler Mensch je käme. Beavis & Butthead aber schon. Irres Lachen inklusive. Und aberwitzige Jackass-mäßige Stunts, bei denen früher oder später was Ernstes schiefgeht. Das sind Momente, da wünsch’ ich mir dann meine Minions her!

4. Tom und Jerry

Tom & Jerry aka Lieblingsbub & Goldkind sind auf ihre Art genauso schlimm, wie Beavis & Butthead, denn sie hassen sich. Wenn Tom & Jerry auftauchen, gibt es eigentlich nichts, womit ich die Zankeslust meiner Kinder bremsen oder auflösen könnte. Haben sie eben noch friedlich miteinander gespielt oder sich zumindest einhellig ignoriert, entbrennt plötzlich ein tödlicher Kampf, in dem es keine Grenzen zu geben scheint: alles ist erlaubt. Tom & Jerry tun Dinge, die meine Kinder niemals täten. Sie verfolgen sich gegenseitig, sie schubsen sich von Stühlen, Betten (Hochbetten!) und Trampolinen, sie verpetzen sich gegenseitig, stellen sich Fallen und hauen sich gegenseitig in die Pfanne. Wenn der eine was abkriegt, freut sich der andere. Schlimmer wird’s nur, wenn Spike dazu kommt. Das ist dann das Herzensmädchen, das sich, genauso irrational zänkisch wie die anderen beiden, für eine Partei entscheidet und gnadenlos die andere verfolgt. Furchtbar. Ich sehne mich dann nach diesem letzten Trailer, den es früher bei Tom & Jerry immer gab, wenn der Kater der Maus den Blumenstrauß gab und es war KEINE Bombe drin versteckt – weil die Sendung vorbei war.

5. Cinderella

Cinderella ist eine Paraderolle für mein Herzensmädchen. Sie schwebt engelsgleich und mit leisem Vorwurf in den treuen Augen durchs Haus und tut die Dinge, die ich ihr auftrage mit märtyrermäßiger Duldermiene. Und singend. Sie trällert tatsächlich, räumt dabei die Spülmaschine aus und bedenkt mich von unten mit schrägen Blicken, denn ich bin die böse Stiefmutter. Ist klar. Lieblingsbub und Goldkind sind dann die immer bevorzugten bösen Schwestern, die nie etwas tun müssen und immer von Cinderella bedient werden. Das Cinderella-Muster verläuft typischerweise in Stufen: auf Stufe 1 ist die Märtyrerin da, die, ganz in ihre Rolle ergeben, alle (ungerechten, viel zu schweren, übertrieben langwierigen) Arbeiten verrichtet und dabei auch noch herzensgut ist. Auf Stufe 2 war die imaginäre gute Fee schon einmal da und hat die rebellische Ader in Cindy geweckt. Es wird mal vor sich hin geknurrt und darauf hingewiesen, wie schwer und wie viel sie arbeiten müsste, während die bösen Schwestern unbehelligt durch die Gegend tanzen. Unbegabt und hässlich, selbstverständlich. Auf Stufe 3 steht die offene Rebellion: Cinderella hat mit dem Prinzen getanzt und ist entschlossen, ihren Status als echte Tochter des Hauses zu behaupten, während die Stiefmutter ihre ganze Bösartigkeit entfaltet. An der Stelle fällt meine Cindy gerne mal aus der Rolle und switcht zu Merida.

 

Muttersein zwischen Himmel und Hölle, Minions, Merida, Cinderella, Cruella de Ville, Beavis und Butthead
Muttersein zwischen Himmel und Hölle

Ihr seht, ich hab’s hier nicht leicht und allzu oft funktionieren meine eigenen Methoden nicht mehr. Dann werde ich zu so einer Art Medley aus Cruella de Ville, Medusa und der Seehexe Ursula und spiele alle Varianten durch. Die Minions lachen dann natürlich, während Beavis & Butthead mein Getobe ignorieren und sich mit der Kettensäge gegenseitig zu Leibe rücken, während Cindy-Merida auf dem Pferd davon reitet, um einen vergifteten Kuchen für mich zu organisieren.

Zum Glück haben wir auch hier sowas wie den Gute-Feen-Zauber: wenn die Minions sich müde gelacht haben, Beavis & Butthead verarztet sind und Tom Jerry den Blumenstrauß geschenkt hat, wenn Merida den Bärenzauber gelöst und Cinderella sich mit ihrem Prinzen vereint hat, dann verschwindet auch Cruella de Ville und übrig sind einfach wir: meine großartigen, zauberhaften, liebenswerten, klugen und witzigen Kinder, die jeden meiner Tage aufhellen und mich immer aufs Neue staunen lassen über diese große Liebe, die ich da erleben darf. Und das gleich drei Mal!

Ach ja, Muttersein.

Ich sach euch: das ist das Beste auf der Welt. Pffrrrt!

signatur

 

Last Updated on 25. November 2014 by Anna Luz de León

13 Kommentare

  1. Sehr schön, in anderen Familien ist es auch nicht besser, wie gut, dass du das in Worte fassen kannst bei mir setzt genau dann nämlich die Minionphase ein. ;)

  2. Ich LIEBE dich für diesen Post! Ganz echt und ehrlich! You made my day, my week, my everything! Zum einen herrlich WIE Du schreibst (oh Mann, ich fand früher Beavis & Butthead so dermassen cool! Und jetzt sind meine Jungs echt genau so wie Du es beschreibst! B&B oder Tom&Jerry. Dazwischen natürlich die allerbesten (&liebsten) Kumpel, aber schrecklicherweise zeichnet sich ja die Mutation nie ab, sondern kommt quasi aus dem nichts!) und vor allem auch die tiefe Wahrheit! Mama-Sein ist einfach nicht einfach und vor allem auch nicht ein rosa Plüschponyhof. So sehr ich mir das auch wünschen würde! Du machst dass ich mich besser fühle, weil ich (wieder einmal) merke dass ich nicht alleine bin mit meinen Gefühlen und Empfindungen und ich z. B. kein schlechtes Gewissen haben brauch weil ich mich so gefreut habe dass gestern nach fast vier Wochen endlich der Kindergarten wieder aufgemacht hat und meine Jungs nun zumindest vormittags wieder aus dem Haus sind und ich in Ruhe arbeiten kann. Ich bräuchte dann bitte für meine Mädels noch einen Vergleich: ein Herz und eine Seele (wirklich fast immer) bis es dann aus dem nichts umschlägt in Hardcoregezicke inklusive Tritte, Haare ziehen, üble Beschimpfungen und Extremeifersüchteleien. Ja die Pubertät macht auch nochmal so richtig Spass…
    Aber auch damit hast Du Recht: es gibt tatsächlich absolut nichts auf der Welt was besser ist als Mama sein zu dürfen. (und auch nichts was ein härteres Überlebenstraining ist nech)
    DANKE!
    Alles Liebe von
    Kristin

  3. Genau so ist es!!! Wir haben es fast spiegelbildlich: auch drei, die Größte und die Kleinste ein Mädchen, dazwischen der Bub, nur die Altersstruktur ist etwas anders – und es ist ein täglicher wundervoller Wahnsinn! Danke für den schönen Post! Liebe Grüße!

  4. sag, warst du heimlich bei mir zu hause zu gast?! ich hab hier ebenfalls alle varianten und konstellationen zu hause! puh! es ist, als würdest du mein leben beschreiben…. jede.einzelne.zeile.!
    du hast ja so rechr, vor allem mit: “Sie sind großartig, sie sind einzigartig, sie sind wundervoll …. und sie sind höllisch anstrengend.

    Und das ist vielleicht für mich das, was ich am Muttersein immer wieder so herausfordernd finde: der Gefühlsspagat zwischen unendlicher Liebe zu diesen Kindern, die einem mit ihrem Wachsen und Werden jeden Tag das Herz aufgehen lassen einerseits und bodenlosem Genervtsein andererseits, wenn sie sich benehmen wie die Ausgeburten der Hölle und mich wieder und wieder an meine Grenzen bringen. Körperlich, psychisch und seelisch.”

    applaus! danke!
    lg kathrin

  5. Sehr amüsant und ich erkenne einige Muster wieder.Bei mir fühlt es sich allerdings zudem auch noch oft nach den singenden aristocats an die immer wieder das gleiche dudeln.:-)

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  9. Wenn ich das lese bin.ich richtig.froh keine Kinder zu haben, und fühle mich bestärkt in meinem Entschluss auch keine haben zu wollen.
    Mir reichen meine 2 Katzen, die machen schon genug unfug ;-)

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