Kleine Kinder haben ihn noch: den unverstellten Blick auf sich selbst. Sie stehen vor dem Spiegel und sind begeistert von sich. Sie finden sich rundum toll, in manchen Phasen sind sie von bestimmten ihrer Eigenschaften regelrecht hingerissen, die der Blick in den Spiegel ihnen zeigt. Und dann, irgendwann, wird es weniger. Denn während mein Goldkind sich glücklich vor dem Spiegel dreht und sich beim Singen und Tanzen anschaut, steht mein Herzensmädchen vor demselben Spiegel und sieht nicht das, was ich sehe: ein schönes, langbeiniges Kind mit einer lebendigen Mimik, mit strahlenden Augen, aus denen all die Neugier aufs Leben spricht, mit glänzenden Haaren und einer klaren Kinderhaut. Sie sieht: Mitesser auf der Stirn (mit der Lupe zu suchen), einen fettigen Haaransatz, eine zu große Nase, eine Zahnlücke, die sie nicht mag. Der Blick in den Spiegel hat sich für sie verändert. Und ich fürchte mich oft davor, dass das unwiderruflich sein könnte.

Wann passiert das? Ist das die Pubertät, die die Selbstwahrnehmung so verdreht? Die aus einem zumindest realistischen Blick in den Spiegel den in einen Zerrspiegel vom Jahrmarkt macht, in dem unsere Bäuche aufgebläht, die Köpfe deformiert und die Beine x-ig aussehen?

Im Januar habe ich einen Workshop mit ein paar tollen Frauen gemacht, in denen es um Mütter und Töchter ging, um Pubertät, um die Möglichkeiten, die wir als Mütter vorher und währenddessen haben, für unsere Töchter da zu sein, sie zu unterstützen, sie zu stärken und vielleicht dafür zu sorgen, dass der Blick in den Spiegel ein bisschen etwas von der Begeisterung der Kinderjahre behält. Aber was ist eigentlich mit uns, den Müttern? Wie glaubwürdig sind wir eigentlich, wenn wir unseren Töchtern Gelassenheit im Umgang mit ihrem Äußeren predigen und dabei selbst den Blick in den Spiegel vermeiden, weil wir uns unzulänglich fühlen? Wie sehen wir uns eigentlich selbst? Ist der Blick in den Spiegel, den wir täglich tun, wirklich realistisch? Was sehen wir, wenn wir hineinschauen? Finden wir uns schön? Unzulänglich? Und was bestimmt eigentlich, ob und wann wir uns schön finden?

Es ist mal wieder ein Dove-Clip, der mich hier und heute bewegt und zwar der ganz neue, “Patches”. Der kurze Film zeigt ein soziales Experiment, in dem den Teilnehmerinnen ein neues und revolutionäres “Schönheitspflaster” gegeben wurde, mit dem Versprechen, sie würden sich durch das Tragen des Pflasters schöner fühlen.

Ich hatte für Berlinmittemom die Möglichkeit, der Brand Managerin von Dove, Judith Stromski, ein paar Fragen zum neuen Dove Clip “Patches” zu stellen und ein bisschen hinter die Idee von “Patches” zu schauen. 

1. Frau Stromski, was kann “Patches” Ihrer Meinung nach für die Frauen bedeuten, die den Clip sehen?

Das Ziel des Films ist es, Frauen zu ermutigen, ihre Einstellung zum Thema Schönheit zu hinterfragen und ein positives Verhältnis zu sich und ihrer eigenen Schönheit zu entwickeln. Er zeigt das Ergebnis eines sozialen Experiments, in dem die Teilnehmerinnen 14 Tage lang ein „Schönheitspflaster“ trugen und ihre Erfahrungen dokumentiert haben. Schon innerhalb dieser zwei Wochen fühlten sich die Frauen merklich wohler in ihrer Haut und strahlten das auch im Alltag aus. Und das, obwohl das Pflaster gar keine Wirkstoffe enthielt. So zeigt das Experiment, dass das eigene Schönheitsempfinden einzig eine Sache der Einstellung ist. Wir würden uns daher freuen, wenn der Film Frauen als Inspiration dient, ein eigenes Selbstexperiment zu wagen und sich in den kommenden Wochen vorzunehmen, ihre Selbstwahrnehmung zu überprüfen und den Glauben an die eigene Schönheit wirken zu lassen.

2. Im Film werden Frauen gezeigt, deren Selbstbild überkritisch zu sein scheint. Was ist die Idee hinter dem Experiment mit den Beauty Patches? Geht es um den realistischen Blick in den Spiegel oder darum, die überkritische Brille abzusetzen, wenn man sich selbst betrachtet?

Mit dem Film möchten wir Frauen anregen, ihre Selbstwahrnehmung und die eigenen Denkweisen kritisch zu hinterfragen. Jede Frau setzt dabei an einem individuellen Punkt an und entscheidet für sich, ob es eher darum geht, eine überkritische Brille abzusetzen oder darum, einen realistischen, wohlwollenderen Blick auf sich selbst (wieder) zu lernen.

3. Wenn ich mir den Film anschaue, frage ich mich, ob der weibliche Blick in den Spiegel heutzutage überhaupt noch klar sein kann. Glauben Sie, dass wir Frauen uns realistisch sehen können, wenn wir in den Spiegel blicken oder haben wir immer ein Ideal im Kopf, von dem wir glauben, es nie erreichen zu können?

Ich glaube, dass jede Frau ein bestimmtes Bild oder auch Ideale von sich im Kopf hat. Die Frage ist daher vielmehr, ob es sich dabei um eine realistische Sichtweise ihrer eigenen Persönlichkeit mit all ihren Facetten handelt, oder um einen äußeren Schein. Ich glaube fest daran, dass Frauen lernen können, sich zu akzeptieren und sich wohlwollend zu betrachten – und das auch auszustrahlen. Denn Frauen, die zufrieden mit sich sind, trauen sich mehr zu und lassen sich von gängigen Schönheitsidealen weniger einschränken.

4. Ich glaube persönlich, es könnte für uns Frauen vor allem darum gehen, sich selbst wieder liebevoller und großzügiger im Spiegel zu betrachten. Was glauben Sie könnte ein guter Weg sein, diesen Blick zurück zu bekommen und sich so vorurteilsfrei anzuschauen wie früher als Kind?

Ja, da stimme ich Ihnen zu. Viele Frauen haben den unbefangenen Blick auf sich selbst verlernt und sehen vorwiegend vermeintliche Makel. Ich glaube daher, dass der wichtigste Schritt eine Änderung der Einstellung ist, denn die Wahrnehmung der eigenen Schönheit und das daraus resultierende Selbstbewusstsein beginnen im Kopf.

5. Dove zeigt sowohl in den Image Filmen als auch in Werbekampagnen regelmäßig “normale” Frauen. Wir sehen alle Haut- und Haarfarben, fast jede Größe Frau und sehr viel, was sich abseits von gängigen Schönheitsidealen bewegt. Was könnte eine Marke wie Dove noch dafür tun, “normalen” Frauen einen unverstellten Blick in den Spiegel wieder leichter zu machen?

Seit Jahren ist Dove bemüht, gängige Schönheitsideale zu durchbrechen und Frauen die vielen Facetten individueller Schönheit aufzuzeigen. Mit der “Initiative für Mehr Selbstwertgefühl” unterstützt Dove vor allem auch jungen Mädchen und Frauen darin, selbstbewusst und stark zu sein. Denn wahre Schönheit kommt von innen.

der blick in den spiegel

In “Patches” wird eins jedenfalls klar: kein Pflaster, keine Schönheitsoperation und keine Diät der Welt kann uns ein besseres Gefühl für uns selbst verschaffen oder dazu führen, dass der Blick in den Spiegel sich für uns verändert. Schönheit ist individuell und unsere Wahrnehmung von Schönheit ist subjektiv. Aber wie wir durchs Leben gehen und ob wir uns dabei zufrieden und sicher fühlen, hat in erster Linie damit zu tun, wie unser eigener Blick auf uns selbst ist. Und damit meine ich nicht lediglich den äußeren Anschein. Sehen wir uns selbst klar oder sehen wir ein Zerrbild im Spiegel? Sehen wir, wer wir wirklich sind? Sehen wir das, was an uns schön und gut und besonders ist? Schaffen wir es, dass unser Blick auf uns selbst diesen gewissen liebevollen Aspekt behält, den wir brauchen, um ein bisschen hingerissen von uns selbst zu bleiben, so wie unsere Kinder es sind, wenn sie sich betrachten?

Jade Beall, a beautiful body project

In diesem Zusammenhang ist mir auch dieses großartige Projekt der Fotografin Jade Beall wieder eingefallen, deren Buch- und Webprojekt “A beautiful body project” mich schon im letzten Jahr wahnsinnig berührt und bewegt hat. Sie zeigt Frauen, von denen viele vermeintlich außerhalb der gängigen Schönheitsnorm liegen und sie zeigt sie in ihrer ganzen Schönheit, mit allem, was sie sind und was sie bestimmt. Auf ihrer Seite gibt es jede Menge Dehnungsstreifen, (Kaiserschnitt)Narben und Übergewicht zu sehen und ich sage euch, es sind alles Bilder von wunderschönen Menschen. Es ist inspirierend und ermutigend, Frauen so zu sehen und es ist wichtig, dass wir uns alle klar machen, dass wir keine Schönheitspflaster brauchen, um die zu sein, die wir sind und uns dabei richtig zu fühlen.

Ihr seid so schöne Menschen, ihr alle da draußen. Schaut in den Spiegel und seid hingerissen von euch selbst!

signatur

Last Updated on 29. März 2018 by Anna Luz de León

5 Kommentare

  1. Hi, ich finde die Kampagne einfach großartig, weil sie all die Frauen wirklich bewegen kann, auch mal in eine andere Richtung zu denken. LG, Steffi

  2. Ich finde es auch super, dass man Frauen in eine positive Richtung lenken kann. Ich bin ein sehr stolze Mutter von zwei Töchter. Ich zeige mich gerne und bin stolz auf meinen Körper.

  3. Pingback: bin ich schön? ::: über body shaming, märchenmütter und starke mädchen

schreibe einen Kommentar