Die letzten Wochen waren erschöpfend. Es ist wie in den letzten Jahren gewesen, nur noch intensiver. Ich spüre, wie ich die letzte Energie aus meinem Sommerspeicher langsam aufbrauche und es jeden Tag weniger wird, egal, ob ich mir vornehme, sie besser einzuteilen oder ob ich versuche, die Batterien anders irgendwie wieder aufzuladenm.

Ich laufe einfach schlecht im Dunkeln. Und das meine ich sowohl im übertragenen wie im ganz wörtlichen Sinn. Die Kälte und die Dunkelheit machen mir zu schaffen, das scheint an meiner Lebensphase, den Wechseljahren, zu liegen. Und die Weltlage (um es mal so undifferenziert wie möglich auszudrücken und hier nicht im Einzelnen auf die Klimakatastrophe, Krieg(e), Pandemie und ihre Folgen, gesellschaftliche Untiefen wie tief verwurzelter Rassismus und Sexismus oder die Situation im Iran oder in Afghanistan einzugehen, um nur einige der Themen zu nennen, die mir wie vielen anderen Menschen mitunter den Schlaf rauben) macht es nicht besser.

Also versuche ich ständig, so viel eigenes Licht wie möglich zu erzeugen bzw. übe mich darin, kleine Feuerstellen im Alltag zu schaffen, die mich und die meinen wärmen und aufladen sollen. Weihnachten hilft mir persönlich da ungemein, denn ich kann es konkret schön und hell machen: ich zünde Kerzen an und mache Feuer im Kamin, jeden Tag. Wir räuchern und sitzen zusammen, wir reden über viel, aber wir sind auch einfach nebeneinander her zusammen, während jeder sein eigenes Ding macht. Und ich mache gerne meinen Liebsten und auch anderen Menschen eine Freude, gerne im ganz Kleinen. Das macht mich selber froh und erhellt mir den dunklen Tag.

Ich tue Dinge, die mich an die Hoffnung erinnern. Hoffnung auf Licht, auf einen besseren Tag, Hoffnung auf Begegnung und Verständigung und die berechtigte Hoffnung darauf, dass bald der Frühling wieder kommt.

Und heute ist mein persönlicher Lieblingstag des Jahres. Nicht, weil immer das Wetter so wunderbar wäre oder heute ein wichtiges Datum für mich wäre, das hier gefeiert würde. Aber heute ist Wintersonnwende, der kürzeste Tag des Jahres und die längste, schwärzeste Nacht. Aber ab morgen kommt das Licht zurück, jeden Tag, Minute für Minute und unabänderlich. So sicher, wie nach jedem Winter der Frühling wieder kommt, kehrt das Licht zurück, ganz allmählich, aber unaufhaltsam. Ein Versprechen, das uns jedes Jahr aufs Neue gegeben wird.

An dieses Versprechen halte ich mich.

 

Last Updated on 22. Dezember 2022 by Anna Luz de León

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