Ich liebe Spargel!

Das ist etwas sehr Deutsches an mir, denn wir lieben ja alle Spargel und freuen uns schon auf die Spargelzeit, probieren Rezepte aus und essen ihn dann, so oft wir können. In keinem anderen Land der Welt ist Spargel so beliebt oder wird auch nur in derselben Art und Weise als Hauptspeise angesehen. Als beliebige Gemüsebeilage, ja. Aber als die Hauptsache am ganzen Gericht? Das gibt es nur in Deutschland.

Aber ich muss meine Aussage dennoch einschränken: fast alle Kinder, die ich kenne, deutsch oder nicht, können Spargel nicht ausstehen. Meine sind da keine Ausnahme. Selbst meine Gemüsemaus, das Goldkind, verschmäht die zarten Stangen. Manchmal nimmt sie den grünen, wenn ich ihn portioniere und schön in Olivenöl brate. Dann streut sie ganz viel frisch geriebenen Parmesan oder Grana Padano drüber und isst ihn mit Risotto. Aber eigentlich mögen sie ihn alle nicht.

Das ging mir als Kind nicht anders. Wie kommt es dann, dass ich heutzutage so eine Spargel-Liebhaberin geworden bin? Ich glaube, dass das Rezept von heute, der Spargeleintopf mit Fleischklößchen nach dem Rezept meiner Mutter, Schuld daran ist, denn den gab es zur Spargelzeit früher bei uns zu Hause regelmäßig. Und weil da so viele Dinge drin waren, die ich mochte, Erbsen, Kartoffeln, Fleischklößchen, nahm ich den Spargel in Kauf. Und mit jedem Jahr störte er mich weniger, bis ich ihn schließlich mochte.

Meinen Geschwistern ging es genauso, also habe ich natürlich diese Tradition des Spargeleintopfes weitergeführt und mogele meinen Kindern das Saisongemüse auf diese Weise immer wieder unter. Die Große meinte letzte Woche sogar, dass sie das allmählich mögen würde. Ich setze also auf den Gewöhnungseffekt und die Überzeugungskraft dieser Suppe und teile das Rezept heute als eine Art Abschiedsgruß an die scheidende Spargelsaison: es war schön mit euch, ihr grünen und weißen Leckerchen. Und ich freue mich schon auf nächstes Jahr!

fertig angerichteter Teller mit Kräutern und Brot auf karierter Tischdecke und der aufschrift asparagus

Das braucht man (für 4 Personen):

– 500g Brechspargel (kriegt man in der Regel nur in Spargelgegenden)
– 750g Kartoffeln
– 300g TK-Erbsen
– 1 Bund glatte Petersilie
– 1 Bund Schnittlauch
– 1/2 l Schlagsahne (ich nehme immer weniger und fülle wenn nötig mit Brühe oder Milch auf)
– 30g Butter
– 1 Eigelb
– Salz, Zucker, weißer Pfeffer
– ca. 300g gemischtes Hackfleisch (laut Rezept Mett, ich nehme immer gemischtes)
– 2 Scheiben Toast
– 1 Schalotte
– 1 Ei

Und so geht’s:

1. Spargel schälen und in Stücke schneiden, die Schalen dann mit gut 1/2 Wasser im offenen Topf kochen lassen, bis das Wasser etwa auf die Hälfte eingekocht ist. Den Sud durch ein Sieb gießen und bereit stellen. Kräuter fein hacken, Schalotte in feine Würfel schneiden.

2. Aus Hackfleisch, Tosatbrot, fein gewürfelter Schalotte, Ei und dem fein geschnittenem Schnittlauch einen Hackteig herstellen, mit Salz und Pfeffer würzen und daraus sehr kleine Klößchen formen

3. Kartoffeln schälten, waschen und in dünne Scheiben schneiden. Butter in einem Topf schmelzen und die Kartoffeln darin andünsten, salzen. Spargel auf die Kartoffeln legen und mit Salz und einer Prise Zucker würzen. Mit der Hälfte des Spargelsuds angießen.

4. Fleischklößchen auf den Spargel legen, die tiefgefrorenen Erbsen darüberschütten und mit Salz und Zucker würzen, dann den Rest des Spargelsuds angießen. Die Hälfte der feingehackten Petersilie auf die Erbsen streuen und alles bei milder Hitze ca. 15-20 Minuten köcheln lassen.
Tipp: Am Status der Fleischklößchen lässt sich leicht ablesen, ob die Garzeit ausreichend war: sind sie noch nicht gar, ist die Suppe noch nicht gut.

Collage, Spargeleintopf Zutaten, Spargel, fertige Mettklößchen, Kräuter, Kartoffeln

5. Mit einer Schaumkelle Erbsen, Spargel, Kartoffeln und Fleischklößchen aus der Suppe heben und in eine vorgewärmte Schüssel füllen. Bei uns zu Hause gab es früher immer eine wunderschöne alte Suppenterrine, in der die Suppe aufgetragen wurde – ich nehme in der Regel einen zweiten Topf.

6. Die Sahne in den Kochsud gießen und alles schnell zu einer sämigen Sauce einkochen. Vom Herd nehmen und das Eigelb unterziehen, dann die restliche Petersilie dazu geben und zum Gemüse und den Fleischklößchen in die Schüssel/den Topf geben.

Das ist es. Und es ist köstlich! Es ist nicht zu deftig, sondern ein echtes feines Familien-Sonntagsessen und durch den Spargelsud, mit dem das Gemüse gegart wird, ist der Spargelgeschmack schön intensiv, ohne zu aufdringlich zu sein.

fertige Suppe auf dem Teller, angerichtet mit Kräutern und der Aufschrift "childhood happiness on a spoon"

Die Kinder, die in der Spargelzeit immer gerne mosern, wenn wir Spargel machen (und wir machen ihn dann wirklich oft!), nicken diese Suppe gnädig ab und “customizen” sich jeweils ihre Teller nach den individuellen Vorlieben. Beim Bub ist es sehr kartoffellastig und hat viele Fleischklößchen, beim Herzensmädchen ist es ziemlich ausgewogen und das Goldkind steht mehr auf Erbsen und Fleisch als auf zu viele Kartoffeln. Ist also für jeden was dabei.

Für mich ist es eine geliebte Kindheitserinnerung, die ich mir mit diesem Gericht wieder ganz nah ranholen und genießen kann. Ich freu mich schon aufs nächste Frühjahr und die nächste Spargelzeit. Was sind eure liebsten Spargelrezepte? Oder mögt ihr gar keinen?

signatur

Last Updated on 16. September 2017 by Anna Luz de León

7 Kommentare

  1. Mein Mann kocht immer Spargelragout, mit Hühnchen, kann man aber auch vegetarisch machen. Dazu den Spargel in kleine dünne Scheiben schneiden und ihn mit Zucker und Salz marinieren, eine Weile warten…Huhn schneiden, scharf anbraten, Spargel und Sud dazu, ein Schuss Weißwein und wenn vorhanden Spargelwasser vom letzten Kochen, dann noch Sahne und alles mit Speisestärke abbinden. Würzen mit Salz, Pfeffer und Worcester Sauce. Wir essen es mit Reis…schmeckt aber auch mit Baguette oder Kartoffeln. Wenn man keinen Fond vom Spargel hat, reicht auch etwas Gemüsebrühe. Wir machen das mit grünem und weißem Spargel.
    Damit hat er mich vor Jahren vom Spargel essen überzeugt. Ich liebe dieses Essen.

  2. Wir haben den Spargeleintopf am Wochenende gekocht – mmh, war der lecker. Sehr schön ist wirklich, dass dieser Eintopf auch bei (kleinen) Kindern gut ankommt. Die sortieren dann wahrscheinlich den Spargel raus, aber haben dann immer noch Erbsen, Kartoffeln und FLEISCH :o) Das Rezept findet definitiv Einzug in unser Familienrezepte-Sammel-Album!

    Vielen Dank dafür und schöne Grüße,
    Nadine

  3. Pingback: Spargel-Eintopf mit grünem Spargel, Kartoffeln, Erbsen und Mettklößchen – moey's kitchen foodblog

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