Binge-watching? Was ist das? Bis vor relativ kurzer Zeit kannte ich den Begriff nicht, aber seit wir Netflix haben bzw. seit ich Serien auf Netflix entdeckt habe, gehört das Wort "binge-watching" zum Stammvokabular. Denn es bedeutet nichts anderes, als dass man sich in einer neu entdeckten Serie verliert wie in einem Lieblingsbuch und eine Folge nach der anderen schaut. Bingen eben. Oder wie es neulich eine Freundin schrieb: "Habe Call the Midwife weggebinget. Was jetzt?" Serienjunkies wie sie und ich sind nämlich ständig auf der Suche nach neuem Binge-Material, neuen Geschichten, neuen Welten, in die wir eintauchen können. Und die unzähligen Serien auf Netflix sind unser Stoff.

Als wir unser erstes Abo abschlossen, hatte Netflix sich dem deutschen Markt gerade mal vor fünf Minuten vorgestellt und der verfügbare Content war noch überschaubar. Wir stiegen mit gelegentlichen Spielfilmen ein und nutzten die Plattform vor allem für die Kinder, von denen jedes ein eigenes (altersbeschränktes) Profil bekam, in dem sie ihre Lieblingsserien sammeln konnten. Bis heute ist das das einzige Fernsehen, das unsere Kinder kennen: dass sie gezielt etwas schauen, das sie sich vorher ausgesucht haben, nicht, dass sie den Fernseher einschalten und zappen, bis sie was finden oder ihr Spiel unterbrechen, weil um eine bestimmte Uhrzeit eine bestimmte Sendung kommt. Erst allmählich stiegen wir auch selbst in die Welt der Serien auf Netflix ein, vor allem ich. Das ist Jahre her, und heutzutage bin ich längst verloren. Und ich bin eine glückliche Verlorene!

Liebste Netflix Serien

Lieblingsserien auf Netflix

Um mein Glück zu teilen und anderen Bingewatchern vielleicht neuen Stoff zu liefern, habe ich heute mal eine Übersicht über meine Lieblingsserien auf Netflix für euch zusammengestellt. Weil es aber zu viel für einen Post wird, wenn ich euch alle Lieblingsserien aus allen Genres zusammen vorstelle, fange ich heute mal mit den Politthrillern und Krimiserien an. Das wird also eine Miniserie! Bereit?

Crime & Politics

Ich liebe es zuzuschauen, wenn Politiker*innen ihre Ränke schmieden, Verbrecher*innen in die Falle geraten und kluge Ermittler*innen mit den Anfechtungen ihres Alltags kämpfen, während sie versuchen, die Wahrheit zu finden. In den folgenden Serien gibt es von allem etwas, auch wenn manche tatsächlich ein bisschen härter sind.

LUTHER

Luther ist ein Ermittler bei der Polizei in London – alleine das schon ein Grund für mich, einzuschalten: die Stadt, in der das alles spielt! Er ist ein ziemlich guter Ermittler, klug, unerschrocken und idealistisch, aber er gerät bei der Jagd auf psychopathische Serientäter und Schwerverbrecher immer wieder in den Konflikt zwischen seinen Gefühlen und dem, was sein Job ihm vorschreibt. Zu oft folgt er seinem Instinkt und hält sich nicht an die Regeln, außerdem hat er sein Temperament nicht unter Kontrolle und so bringt er sich ständig in kompromittierende Situationen, für die er gerade stehen muss. Natürlich hat er eine Frau, die ihn deshalb verlässt und einen illoyalen Kollegen, der ihn anschwärzt und man leidet mit ihm und möchte, dass er vernünftig wird, aber das wird er nicht. Schließlich nimmt er einen mit in die Abgründe seiner Seele und auch der Londoner Verbrecherwelt. Und es ist unglaublich spannend und emotional und lässt einen nicht mehr los.

RIVER

Nach Luther muss River kommen, ebenfalls eine britische Serie um einen Kriminalermittler. Aber im Gegensatz zu Luther ist River nicht cool und stark, im Gegenteil. Er ist ein Spinner, der Stimmen hört, ein Außenseiter, der keine wirklichen Freunde hat, ein genialer Kopf, der unter einer psychischen Einschränkung leidet, wie man zunächst denkt. River hat seine Kollegin und Partnerin verloren, sie wurde auf offener Straße erschossen. Und während er ermittelt, wer das getan haben könnte und man eine Ahnung davon bekommt, dass diese Kollegin mehr für ihn war, als nur eine Kollegin, stellt man fest, dass seine psychische Ausnahmesituation, wegen derer er sich in Behandlung begeben muss, noch viel mehr ist. River hört keine Stimmen, er spricht mit den Toten, die ihn stets begleiten und zwar in  Gestalt der Opfer, in deren Fällen er ermittelt und mithilfe derer er diese dann auch löst. Streckenweise ist River düster und auch traurig, gleichzeitig wird auf so kluge Weise die Frage gestellt, was denn Normalität überhaupt ist, dass man gar nicht mehr hinterfragt, ob es gruselig ist, dass da jetzt das tote Mädchen an Rivers Küchentisch sitzt,  in deren Fall er gerade ermittelt und mit ihm plaudert. Stattdessen begreift man Stück für Stück die Welt von River und stellt fest: verrückt ist auch normal. Nur anders.

Meine liebsten Netflix Serien

BLOODLINE

Bloodline ist eine Serie von ganz anderem Kaliber, ein Netflix-Original, also eine extra von und für Netflix produzierte Serie mit wunderbaren Schauspielern, die sich um eine Familie in Florida dreht. Aber wenn man in der ersten Folge noch denkt, ach Gott, eine typisch amerikanische heile Welt-Situation, ein Familienhotel in den Keys, ein gütiger Familienpatriarch, der für die Seinen sorgt, eine glückliche Ehe mit eng verbundenen erwachsenen Kindern, so wird man schnell eines Besseren belehrt, denn in dieser Familie ist nichts wie es scheint. 

Zu einer Feier zu Ehren der Familie kehrt der verlorene Sohn zurück ins Familienhotel und mit ihm kommen alle totgeschwiegenen, lange gehüteten Geheimnisse wieder zurück und stellen die Familienbande auf die Probe. Eigentlich freut sich nur seine Mutter, dass Danny wieder da ist, denn er ist das schwarze Schaf, der straffällig gewordene Sohn, der immer wieder Mist baut, egal, wieviele Chancen er bekommt. So scheint es. Aber unter der Oberfläche ist noch viel mehr und je länger Danny bleibt, umso mehr kommt wieder ans Licht und schließlich geschieht sogar ein Mord. Eine faszinierende düstere Geschichte, in der man als Zuschauer dennoch für fast jede einzelne Figur so viel Mitgefühl entwickelt, dass man ihr Verhalten verstehen kann – egal, wie falsch oder verbrecherisch auch immer es sein mag.

THE GOOD WIFE

Ein Klassiker! Schon seit Jahren habe ich im Free TV die Geschichte von Alicia Florrick verfolgt, der Anwältin, die nach jahrelanger beruflicher Pause und einer öffentlichen Demütigung durch ihren betrügerischen Politikerehemann Peter versucht, wieder in den Beruf einzusteigen. Sie ist tough, klug und schließlich auch erfolgreich. Wie sie sich von ihrem Mann, ihrem Boss und auch diversen ihrer Klienten emanzipiert, wo sie Weggehfährt*innen findet und was sie sonst noch so erlebt, kann man in sieben wundervoll und klug erzählten Staffeln von The Good Wife sehen – sechs davon gibt es jetzt bei Netflix.

HOW TO GET AWAY WITH MURDER

Eine Geschichte aus der Feder und der Produktion von Shonda Rhimes, die alles hat, was ich als Liebhaberin von Krimi- und Gerichtsserien brauche: im Mittelpunkt der Geschichte steht Annalise Keating, Professorin an einer renommierten Law School und erfolgreiche wie gefürchtete Strafverteidigerin, die einen Einführungskurs in Strafrecht hält. Ihre Stundenti*innen sind fasziniert, voller Bewunderung und auch Ehrfurcht vor ihr und sie nutzt ihre Ausstrahlung und ihre Macht für ihre Zwecke aus. Fünf ihrer ehrgeizigsten und klügsten Student*innen wählt sie schließlich aus, um für sie zu arbeiten. Im Verlauf der Serie werden diese Fünf und sie selbst Protagonist*innen in einem Mordfall – und mit jeder Folge geraten sie tiefer in das Netz von Lügen, manipulierten Wahrheiten und Verbrechen, von denen eins auf das andere folgt. Spannend bleibt es vor allem deshalb, weil diese kleine Gemeinschaft mitnichten ein loyaler Kreis von Freunden sondern vielmehr eine Schicksalsgemeinschaft ehrgeiziger und mehr und mehr skrupelloser Opportunisten ist, wo niemand niemandem trauen kann.

DESIGNATED SURVIVOR

Mein aktueller Liebling bei Netflix: Designated Survivor. Diese Geschichte ist so krass, dass man die ganze Zeit denkt, so ist es wirklich. Genauso passieren die Dinge in der Politik. Und das ist faszinierend und beängstigend zugleich.

Designated Survivor ist wie Bloodline ein Netflix Original und mit Kiefer Sutherland und Natasha McElhone in den Hauptrollen hervorragend besetzt. Sutherland spielt Thomas Kirkman, einen Abgeordneten im Repräsentantenhaus der Regierung, der bei der jährlichen Rede zur Lage der Nation als Einziger nicht im Kapitol anwesend ist, als eine Explosion das Gebäude zerstört. Er ist der Designated Survivor, der von einem sicheren Ort aus die Sitzung am Bildschirm verfolgt. Damit ass tatsächlich eintritt, wofür er vorgesehen ist, dass nämlich die komplette Regierung zusammenbricht, weil alle Mitglieder des Kabinetts, des Kongresses, des Obersten Gerichtshofes sowie der Präsident bei einem Anschlag ums Leben kommen, hat er nicht gerechnet. Aber innerhalb von Minuten wird er ins Weiße Haus gebracht, vereidigt und ist nun (Interims-)Präsident der Vereinigten Staaten. Als solcher steht er vor der schier unlösbaren Aufgabe, das politische System neu zu installieren. Dabei gerät er als absolut integerer und auch idealistischer Mensch sehr schnell an seine Grenzen. Außerdem wird mit jeder Folge klarer, dass er niemandem vertrauen kann und sogar seine engsten Mitarbeiter korrumpiert sind. Was und wer hinter dem Anschlag auf das Kapitol wirklich steckt, wird Folge für Folge enthüllt und schickt einem wirklich eiskalte Schauer den Rücken hinunter.

Mich erinnert das Setup von Designated Survivor an meine absolute Lieblingsserie SCANDAL, die man leider nicht bei Netflix wegbingen kann, die ich aber jedem nur empfehlen kann. Politthriller mit der wundervollen Kerry Washington in der Hauptrolle. Suchtstoff! 

Damit wäre mein erster Teil der liebsten Serien auf Netflix erledigt. Nächste Woche schreibe ich euch meine liebsten Mystery & Science Fiction-Serien auf. Dass ich sowas überhaupt mögen könnte, habe ich erst bei Netflix entdeckt. Allerdings: keine Vampire, keine Zombies. Ohne mich! Sowatt könnta alleene kiekn.

Wer noch mehr Inspiration sucht und nicht bis zu meinem zweiten Teil der Serienempfehlungen warten möchte, dem empfehle ich die Lieblingsserienliste meiner lieben Kollegin Leonie von Minimenschlein, die auch gerade ihre liebsten Serien verbloggt hat.

Taucht ihr auch so gerne in Geschichten ein und schaut so gerne Serien wie ich? Im Fernsehen oder auch bei Netflix, Amazon & Co?

8 Kommentare

  1. Da schliesse ich mich an, Serien-Binge-Watching auf Netflix kann bei mir auch schon mal bis mitten in die Nacht dauern, weil ich unbedingt noch die letzte Folge schauen muss!

    Was mir auch sehr gut gefallen hat war "River", wem das gefallen hat dem empfehle ich auch "Marcella". Ausserdem fand ich ganz besonders gut "Sense8", die Idee der Internationalität fand ich grandios, "The Paradise" (herrlich romantisch) und "Mr. Selfridge" (ist irgendwie genauso, aber schön) und eine wirklich strange australische Serie "Glitch". Auch wenn dir Zombies nicht gefallen, diese hier sind sehr sympatisch und die australische Herangehensweise an das Thema wirklich mal etwas anderes.

    Vielen Dank für deine Tipps! Nach einer beendeten Serie braucht man ja wirklich bald Nachschub.

     

    Herzliche Grüsse

    Joevlin

  2. aber hallo…..serien sind ja voll mein ding :D ob als begleiter auf dem crosstrainer oder neben dem kochen eine folge laufen lassen *yeah* 
    lustigerweise habe ich im letzten februar über meine lieblingsserien geschrieben: http://kreaktivcafe-sunshine.de/5-lieblingsserien/

    unter anderem auch "how to get away with murder" ;) gleich danach habe ich "scandal" begonnen. unser geschmack scheint ähnlich zu sein :)
    im moment bin ich für "leichtere" kost (politikthriller gibt´s ja schon im reallife genug -.- ) sehr gern "life in pieces" (amazon serie) – mein mann teilt übrigens so gar nicht meine serienleidenschaft und versteht meinen kummer nach beenden einer tollen serie nicht. hängt ja immer etwas trennungsschmerz in der luft (wie bei den letzten seiten eines super buches). 

    naja, ich bin auf jeden fall schon gespannt auf deinen 2. teil….. 

    liebe grüße

  3. Bin zwar bei Amazon, aber Luther und River gibt es dort auch. Bin mal gespannt 

    Danke für die Tipps! 

    Guck doch mal bei FOREVER und ELEMENTARY rein.

     

    LG

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