Das Leben mit Kindern ist herrlich! Abwechslungsreich, überraschend, nie wird es langweilig! Ist das so? Ich für meinen Teil habe im Alltag oft das Gefühl, ich bin in Endlosschleifen gefangen. Und sie lassen sich nicht durchbrechen, sie drehen sich immer weiter – und in meinem Kopf dreht es mit.
Endlosschleifen im Leben mit Kindern
Könnt ihr euch erinnern? Damals, als unsere Kinder noch Babys waren und es sich anfühlte, als sei das nächtliche Stillen eine Endlosschleife? Wir waren ständig saumüde, und ich erinnere mich vor allem beim ersten Kind so gut an diese Frage: wann wird sich das ändern? Wann werde ich wieder Herrin über meinen Nachtschlaf sein? (Warum die Antwort auf diese Frage „nie“ lautet, lest ihr in diesem Artikel über den Mythos Elternschlaf) Wann wird eine meiner Schlafperioden wieder länger als zwei Stunden sein? Wir stillten und wickelten und trugen und sangen Lieder und schon ging es von vorne los, kaum, dass wir mal dazu kamen, selbst etwas zu essen, was Ähnlichkeit mit einer vollwertigen Mahlzeit hatte. Und ich fragte mich: ist das dieses Leben mit Kindern?
Kurze Nächte, lange Wege: Eltern in Dauerbereitschaft
Und dann, als die Nächte besser wurden, erwartete uns die nächste Endlosschleife: der verlangsamte Alltag. Wie lange alles dauert, von der Zubereitung einer einfachen Mahlzeit oder der Bewältigung der täglichen Wäsche einer ganzen Familie, wenn dabei ein winziges Kleinkind und sein uhrwerksgenauer Rhythmus alles bestimmen! Das haben wir uns vorher nicht vorstellen können.
Und die Wege! Die Wege werden ebenfalls endlos und dehnen sich stundenlang vor uns aus. Schnell mal was einkaufen? Diese Rechnung hatten wir ohne unsere Kleinkinder gemacht, denn wenn erstmal alle kleinen Extremitäten in Schneeanzügen oder Jacken und Schuhen, der Kopf in der verhassten Mütze und der Schal um den kleinen Hals geschlungen war, was für sich genommen schon eine zeitraubende Prozedur war, war auf dem Weg ja alle drei Schritte etwas zu sehen: eine Schnecke, ein Stein, ein Stock, ein Unkraut… Und so sehr ich in dieser Phase davon verzaubert war, wie meine Kinder sich in ihre Umgebung versenken und sich diesen kleinen Dingen so unbedingt hingeben konnten, so oft stand ich manchmal daneben und dachte: „Wann, zur Hölle, werde ich einen Weg zur Post, zur Kita, zum Einkaufen je wieder in Normalzeit zurücklegen?“
Ich erinnere mich gut, wie ich es genossen habe, alleine einzukaufen in dieser Phase. Samstags, wenn der Mann zu Hause war oder falls alle Kinder mal ausnahmsweise gesund in der Kita bzw. der Schule waren.
Ach ja, Krankheiten…
Ich habe Winter erlebt, vor allem mit den beiden Kleinen, die sich jeden Keim ohne Umschweife weitergegeben haben, da habe ich keinerlei Erinnerung an Tageslicht, frische Luft oder einen geregelten Tagesablauf. Wir hatten einen Infekt nach dem anderen und mein einziger Ausgang war die Tour zur Apotheke, wo ich Thymian zum Inhalieren, NaCl für den Pariboy, Nasentropfen, Hustenelixir und Paracetamol-Zäpfchen in rauen Mengen einkaufte. Auch das erschien mir wie eine Endlosschleife, in der ich gefangen war: Winter um Winter ans Haus gefesselt, mit stets hustenden, fiebernden, rotzenden Babys und Kleinkindern, die mich rund um die Uhr brauchten. Nächtelang habe ich mit mindestens einem keuchenden Kind am offenen Fenster gesessen, habe Pseudo-Kruppanfälle, obstruktive Bronchitis und diverse Lungenentzündungen mit den Kindern durchgestanden, Kotzeimer geleert, ich weiß nicht mehr, wie viele und Betten frisch bezogen. Wie viele Nächte der Mann und ich getrennt geschlafen haben in diesen Jahren, weil wir uns auf die Kinder aufgeteilt haben, die fieberten, röchelten, rotzten und kotzten, dass es eine Pracht war! Ach ja, dieses Leben mit Kindern – man kriegt ja so viel zurück.
Reality Check: mit großen Kindern ist alles anders?
Und in all diesen Endlosschleifenphasen dachte ich, eines Tages wird es besser sein. Mein Leben wird wieder mir gehören. Ich werde über meinen Nachtschlaf bestimmen (haha!), werde vollwertige, gesunde Mahlzeiten für die Familie zubereiten, statt Fischstäbchen und Kartoffelpü, werde ganze Tage zum Arbeiten haben und wie eine Königin ganz alleine und ohne Hindernisse den Einkaufwagen durch den Supermarkt schieben. Denn die Kinder werden ja groß! Sie werden zur Schule gehen und ein ganz und gar geregeltes Leben haben, sie werden weitgehend alles essen und vor allem alleine, sie werden zum Einkaufen gar nicht mehr mitkommen wollen und die Infekte werden auch weniger werden, das kann man ja überall lesen, dass große Kinder nicht mehr so infektanfällig sind wie kleine.
Es wird ein herrliches Leben sein! Familienspieleabende statt durchwachter Nächte! Coq au Vin statt Nudeln mit Tomatensoße! Und am Wochenende Laufen gehen statt Schnecken zählen im Park!
Eines Tages waren alle Kinder in der Schule, mehrere Jahre sogar schon. Auch das kleinste Kind geht plötzlich schon in die vierte Klasse, alle haben ein Sozialleben mit eigenen Freund*innen, Hobbys und Terminen. Es stimmt, wir könnten am Wochenende laufen gehen und niemand zählt mehr Schnecken oder braucht Hilfe beim Anziehen und zum Einkaufen gehen ich oder der Mann wieder alleine.
Alles ist super, die Endlosschleifen in meinem Leben mit Kindern haben sich aufgelöst – oder etwa nicht? Ich überprüfe meinen Nachtschlaf und stelle fest: die Ruhestörungen haben nur eine andere Gestalt angenommen und kommen natürlich in der Regel nicht mehr alle zwei Stunden vor (manchmal aber schon!). Sie bestehen jetzt aus einem am Wochenende durch die Nacht schweifenden Teenie, der mich nicht schlafen lässt, weil ich nicht schlafen kann, wenn sie noch unterwegs ist. Sie bestehen aus einem kleinen Mädchen, welches noch immer regelmäßig mein Bett aufsucht, um sich dort wahlweise zu unterhalten, sich einzukuscheln oder einen Alptraum aufzuarbeiten und aus einem Jungen, der gerne mal schlafwandelt oder laut durchs Haus schwadroniert, während er mitten in der Nacht ins Bad geht.
Geht doch bitte endlich ins Bett! (Und andere wirkungslose Elternparolen mit großen Kindern)
Außerdem stelle ich neue Endlosschleifen fest, die mich fest im Griff halten. Ich stille schon seit vielen Jahren nicht mehr, aber von ausgewogenen abwechslungsreichen Familienmahlzeiten kann auch nicht wirklich die Rede sein. Ich gebe mir ja schon Mühe, das tue ich wirklich, aber diese tägliche Frage an mich selbst, was ich nun zur Hölle schon wieder kochen soll, macht mich irre! Und ja, ich könnte super Listen schreiben, wo ich schon samstags plane, was es mittwochs geben soll, aber mal ehrlich, das würde hier nur dazu führen, dass die Kids ein paar Tage früher (und länger!) schon aufzählen können, was aus der geplanten Mahlzeit sie genau auf gar keinen Fall essen werden und warum. Dazu diese Art Sätze, die mir schon beim Planen von Mahlzeiten (oder vorbereiten von Brotdosen) den Schaum vor den Mund treten lassen! Sie lauten ungefähr so: „Ich esse doch diesen Käse nicht, Mama, das weißt du doch!“ oder „Aber ich bin doch unter der Woche vegetarisch, Mama!“ oder „Dass ich nix mit Kartoffeln mag, ist doch schon lange bekannt!“ Und wehe ich frage die Kinder, was ich denn mal kochen soll. Da kommen genau fünf immer gleiche Gerichte: Spaghetti Bolo, Nudel-Broccoli-Auflauf, Risotto mit Tomaten und Lauch, Penne mit Blattspinat und Feta und Pellkartoffeln mit Quark. So. Viel Spaß mit dieser Art Ernährung für den Rest unseres Lebens! So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Die andere Endlosschleife ist wirklich dramatisch und ich fürchte, sie wird mich über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben. Jeder Mensch mit Kindern kennt es: hier läuft immer, aber wirklich i m m e r die Waschmaschine. Das Wäscheaufkommen ist einfach nicht einzudämmen, egal, was ich versuche! Und obwohl ich mit den Kindern immer wieder und wieder bespreche, dass eine Jeans, die man einmal getragen hat, noch nicht zwingend in die Waschmaschine muss, sondern gerne nach einer Runde Auslüften noch mal angezogen oder wieder in den Schrank gelegt werden könnte, landet dennoch der Großteil der Klamotten vom Tag abends in der Wäsche. Daher türmt sich hier immer ein Berg Dreckwäsche vor der Waschmaschine, während sie gerade läuft, aus dem Trockner die saubere Wäsche quillt, der Wäscheständer vollhängt und daneben zwei volle Körbe Falt- und Bügelwäsche stehen. Das ist mein persönlicher Alptraum. Ich hasse das! Und ich kann auch schlechter arbeiten, wenn mir die ungefaltete, ungebügelte, ungewaschene, unabgenommene Wäsche im Nacken sitzt – ein Nachteil vom Homeoffice. Also versuche ich immer wieder, der Situation Herr zu werden, aber sobald ich befriedigt die letzten Socken in die Schubladen gelegt habe (das Zusammenrollen ist hier übrigens Kinderverantwortung), liegt bereits der nächste Berg Dreckwäsche da. Ich bin inzwischen überzeugt, ich wasche unbemerkt die Wäsche der Nachbarn mit, anders ist das Aufkommen hier nicht zu erklären.
Leben als Zombie oder 3 Tage wach
Eine der neueren Endlosschleifen in meinem Leben mit Kindern, die mich ebenfalls verrückt machen, ist die Tatsache, dass die Kinder gefühlt nie NIE mehr ins Bett gehen. Früher hatte ich um 18h alle in der Wanne, um 19h war das Abendessen durch, es gab noch ne Geschichte und dann war Bettzeit. Je älter die Kinder wurden, umso mehr hat sich das nach hinten verschoben. Inzwischen duschen alle Kinder morgens, das Abendessen beginnt oft erst um kurz nach 19h und bis hier alle wirklich in ihren Betten/Zimmern sind, ist es in der Regel schon 20:30. Dann fällt jedem noch was ein: ein Text für Drama muss noch mal abgehört werden, die Fußballschuhe fürs Training sind nicht auffindbar, irgendwelche Zettel müssen unterschrieben und Geld für eine Exkursion eingesammelt werden. Und wenn ich an die Betten der Kinder komme, um ihnen gute Nacht zu sagen, ist der Redebedarf immer noch sehr hoch. Was alles so passiert während des Tages wurde natürlich nicht am Nachmittag berichtet, sondern muss jetzt noch schnell erzählt und besprochen werden und das ist wirklich das Einzige, das ich verstehe und auch gut finde. Man kann nicht mit einer ungeklärten Geschichte im Kopf einschlafen, dass muss auf jeden Fall noch vorher adressiert werden. Aber bis dann wirklich Ruhe ist und mein Teil des Abends beginnen könnte, ist es gut 21 Uhr, ich hundemüde und die Küche oft noch nicht aufgeräumt.
Obwohl die Kinder also selbständig essen, sich an- und ausziehen, ein eigenes und unabhängigeres Leben haben, bleibt am Ende des Tages weniger Zeit für mich selbst, als früher. Mit einem schlafenden Baby im Arm oder an der Brust konnte ich dennoch lesen, telefonieren, mir Notizen machen, sogar auf dem Handy Fotos bearbeiten oder mal fernsehen. Jetzt sind das alles Dinge, die ich auf den Abend schiebe, und dann stelle ich immer wieder fest, dass mein Tag einfach nicht enden will. Mit ganz viel „Glück“ erscheint dann um 23 Uhr noch mal der Teenie an meinem Bett und fängt dann auch an mit Fragen, Dingen, die noch erzählt werden müssen, Texten, die ich gegenlesen soll oder einem überwältigenden Nähebedürfnis.
Dabei habe ich selbst am Ende eines solchen Tages voller Endlosschleifen einfach keine Wörter mehr übrig, geschweige denn ganze Sätze. Und da liege ich, sackmüde und erschöpft auf meinem Bett, ein Opfer der Endlosschleifen im Leben mit Kindern, umgeben von dreckigen und sauberen Wäschebergen, mit ungeschriebenen Texten in meinem Kopf und Abgabeterminen im Nacken, während alle drei Kinder bildlich gesprochen auf mir hocken, übers Essen meckern oder Fieber kriegen oder ein Zahn wackelt oder es hat jemand was Gemeines gesagt in der Schule letzte Woche und der Geschirrspüler piept und mein Laptop blinkt und alle schönen Serien laufen einfach ohne mich, alle Bücher werden ohne mich leergelesen und die Fotos, die ich seit zehn Jahren einkleben will, tanzen einen spöttischen kleinen Reigen rund um meinen Kopf, in dem sich das Bild formt von anderen Menschen da draußen, die ein anderes Leben haben, andere Eltern mit Kindern, die längst schlafen, die ihre Hausaufgaben ganz ohne Unterstützung machen und alles essen, worauf man selbst gerade Lust hat, andere Eltern, die nicht in den Endlosschleifen gefangen sind, in denen ich ganz offensichtlich stecke – denn die gibt es doch da draußen, richtig? Bestimmt? Irgendwo?
Während ich noch darüber nachdenke und mich an dieses hoffnungsvolle Bild klammere, streichelt mich eine Kinderhand und eine Stimme sagt leise über meinen Kopf hinweg: “Lass sie jetzt. Man muss auch wissen, wann man aufhören muss. Und diese Mama ist definitiv platt für heute.”
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
19 Comments
Du hast so recht und nein, diese anderen Familien gibt es nicht… denke ich :-)
Uii, ganz schön viel los bei dir. Doch, tatsächlich würde ich von mir behaupten schon mindestens ein Jahr lang nicht mehr in diesen krassen Schleifen gefangen zu sein. Die Babyzeit fand ich schon sehr hart und grenzwertig, gerade mit zwei Kindern. Jetzt sind meine Töchter 5 und 4 Jahre alt und spielen oft mit anderen Kindern im Haus oder die anderen Kinder sind bei uns. In dieser Zeit kann ich vieles machen (wobei ich zugegeben nach der Arbeit auch häufig ziemlich kaputt bin). Ich merke, wie das Leben freier wird. Keine Windeln, kein Stillen, kein Füttern oder Rumtragen und vor allem wird mir keine 100%ige Aufmerksamkeit mehr abverlangt. Ich muss nicht mehr das Wimmelbuch anschauen, sondern kann mit den Kids in Harry Potter abtauchen. Natürlich sind manche Tage trotzdem viele Schleifen drin und Wäsche und Aufräumen bekomme ich auch nicht auf die Kette – das kann ich meistens aber ganz gut ausblenden.^^
Du sprichst mir ja so was von aus der Seele: Wäscheberge “… Das ist mein persönlicher Alptraum. Ich hasse das!”
Ich war jetzt 4 Wochen auf Reha und ich kann nur sagen, diese Wäscheberge waren eines der vielen Dinge, die ich überhaupt nicht vermisst habe. Wenn man mal aus dieser Endlosschleife raus ist, merkt man(Ich) erstmal, wieviel Zeit dafür wirklich drauf geht bzw. einfach so am Tag fehlt.
Mein Mantra seit ich Kinder habe: Es ist nur eine Phase. Irgendwann wird´s besser. ;o)
Ach Anna-so komme ich mir gerade auch vor-irgendwie hab ich das Gefühl ich komme zu gar nichts -bin eigentlich krank und doch rödel ich rum… Danke für den tollen Beitrag-irgendwie hab ich das Gefühl , dass man von der einen in die nächste „Phase“ rutscht … vor dem nachts -nicht-schlafen-können, weil der Teenie unterwegs ist, grauts mir auch schon…drück dich
Ach Anna, ich lache, nicke und weine bei deinem Text. Danke für diese tollen Worte. Du spricht uns allen wahrscheinlich aus der Seele.
I feel you so hard.
Wir sind zwar noch an anderer Stelle – aber g.e.n.a.u.s.o. ist es. Zwischendurch brechen wir aus dem Karussell aus, fahren übers Wochenende weg, lassen alles stehen und liegen. Um dann natürlich wieder erschlagen zu werden, von den Wäschebergen. Egal.
Danke für den Text, wie immer wirklich toll geschrieben.
Liebe Grüße
So treffend geschrieben :) aber ein bisschen darf man ja schmunzeln dass es uns allen doch gleich geht und wahrscheinlich ging es unseren Müttern schon so ;) am meißten nervt mich auch gerade die Tatsache, dass die Kinder so spät in den Zimmern verschwinden und Zweisamkeit mit dem Partner nahezu unmöglich erscheint, weil man abends so kaputt ist! Und eben noch die Wäsche und die Küche auf uns wartet… ich lasse oft auch mal fünfe grade sein und gehe zum Beispiel mittlerweile selbst mit zwei unterschiedlichen Socken zur Arbeit, weil ich abends keine Lust auf Sockenmemory hatte… Alles liebe!
Oh weh, bis gerade war ich noch im Glauben, dass es besser wird, wenn die Kinder größer sind. Klar, ich kenne das nicht schlafen können, wenn die Kids noch unterwegs sind von meinen Eltern und bin darauf eingestellt. Allerdings schläft meine “Große” mit fast 7 jetzt schon oft erst um 21 Uhr und wartet meist auf mich, bis ich die beiden Kleinen in den Schlaf begleitet habe.
Gerade machen mich die schlaflosen Nächte, die ich meiner 4 jährigen zu verdanken habe echt fertig. Ich bin wegen Grippe schon die zweite Woche krank und habe nicht das Gefühl, dass irgendwas besser wird, da die Kinder mit mir krank waren und da ging der Papa gar nicht. Alles nur Mama. Jetzt sind sie wieder gesund und trotzdem ist der Papa abgeschrieben .
Ist zwar schön zu wissen, dass es bei anderen Familien genauso läuft, aber irgendwie gerade in meiner jetzigen Situation sehr entmutigen.
was für ein toller Text !!!! Er erfaßt genau das, wie es ist !!! Ich mußte lachen, weinen und alles auf einmal.
Wir stehen noch am Anfang der Endlosschleife (7 und 1 Jahr), doch sind jetzt schon mit den Nerven am Ende.
Ach so…getrennt schlafen tun wir seitdem der Kleine auf der Welt ist…weil das baby ja so einen leichten Schlaf hat und beim schnorcheln meines Mannes sofort aufwachen würde…super. Was tut man nicht für den Babyschlaf..grrrr.
Liebe Anna,
das kann ich mir alles sehr gut vorstellen. Du bist ja offenbar auch die ganze Woche alleine mit DREI Kids und ihr habt sehr viel Platz wo sich alles mögliche abspielen und verteilen kann. Das potenziert wohl auch noch. Alles alleine machen und an alles denken ist auch zu viel. Das geht mir oft mit einem großen Kind schon so, wenn wir mal nur zu zweit sind und noch irgendwelche Termine und Schuldeadlines on top kommen.
Dadurch, dass Du immer Zuhause bist, hast Du auch nie Abstand von all diesen Schwingungen. Ich glaube das würde etwas ausgleichen. Allerdings hast Du das Privileg, all deinen Haushaltskram am Tag schon erledigen zu können (wenn nicht gerade die Kids krank sind). Ich hab dafür nur den Abend. Und Jeans werden natürlich nach auslüften zweimal getragen! :)
Und das mit dem ins Bett gehen ist echt so. Bei uns ist spät. 21:30 das Licht aus und dann bleibt nur noch eine Stunde Zeit bis man selbst ins Bett MUSS um morgens einigermaßen kurz nach 6 rauszukommen.
Ich glaube Du solltest lernen auch mal nein zu sagen und deine Kinder, nicht alles so selbstverständlich zu nehmen. Welche Pflichten haben deine im Haushalt? 3 Kinder sollten doch schon einiges abnehmen können. Unser Sohn muss nur (fast jeden Tag) den Geschirrspüler ausräumen und ab und zu mal den Müll mitnehmen. Das reicht aber auch. Der soll seinen Schulkram regeln.
Deine Kinder wissen Du bist Zuhause und denken warscheinlich, sie ist da, sie macht das schon.. Stichwort Rollsocken in Ecken.. Ich finde, das ist auch eine Art von Respekt sowas selbst wegzuräumen.
Tieef durchatmen, Tee kochen und die Wäsche akzeptieren. Du kannst das nicht ändern, nimm es an.
Liebe Grüße
Andrea
Warum nur fällt ihm immer alles dann ein, wenn es Zeit fürs Bett ist?
“Äh, ich hab da noch eine Hausaufgabe zu morgen…”
“Morgen ist ja Wandertag. Ich weiß gerade nicht mehr, wann das losgeht. Halb neun? Oder halb zehn?”
“Wir schreiben morgen übrigens Mathe. Wie – dafür gelernt? Du hättest mich ja auch mal dran erinnern können!!!”
“Ich brauch morgen übrigens ausnahmsweise Sportzeug! Wie – das ist in der Wäsche????”
“Können G., L., N. und F. morgen bei uns übernachten? Ich hab das schon zugesagt.”
“Kann ich noch mal kurz mein Handy?”
“Für den Vortrag morgen brauch ich noch Bilder auf ´nem Stick. Tja, wenn Du Deinen Computer nicht passwortgeschützt hättest, hätte ich das ja auch heute Nachmittag schon raussuchen können.”
Egal, wie gut man plant, argumentiert, selber ins Bett will – irgendwas ist immer. Mir graut vor diesem Moment am Abend, wo diese Überraschungen kommen. Und dann ist es wieder 22 Uhr.
Sehe ich ganz genauso (aus der Papa-Perspektive). & es ist auch nichts dabei, mal zu sagen, ich habe die Schnauze voll. Wirkt ja auch befreiend & bringt nochmal Schwung in den müden Akku.
LG, Richard & Hugo vom https://www.vatersohn.blog/
Meine drei Kinder sind schon groß, ausgezogen, studieren, arbeiten, haben eigene Familie.
Ich kann man mich aber noch zu gut an ähnliche Zeiten erinnern und frage mich manchmal im Nachhinein, wie wir das alles geschafft haben.
Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie genervt und gereizt ich beim Ältesten war, als mit beginnender Pubertät eben jene Kleidungsberge in der Wäsche aufkamen und er es nicht schaffte, frische, gefaltete Wäsche vom Bett selbst in den Schrank zu räumen. Ich appellierte, meckerte, ärgerte mich. Und dann besann ich mich. Eigentlich wollte ich weder eine Meckerziege sein, noch mein geliebtes Kind so behandeln. Und mich auch nicht.
Bei nächster ruhiger Gelegenheit nahm ich den Sohn freundlich zur Seite, erklärte ihm die Bedeutung von Pflegeetiketten in der Wäsche, Betriebsprogramme der Waschmaschine und demonstrierte Falttechniken. Auch das Maulen über Wäsche, die seinerseits ganz dringend gebraucht würde, aber auf dem Boden vor seinem Bett auf die Wäsche wartete, erübrigte sich damit. Nun hatte er sein Wäschevolumen und deren Dringlichkeit in eigener Regie. Ich machte mich auch frei davon, ob er “gebügelt” herum lief oder knitterig.
Durch die klare, freundliche Entscheidung meinerseits konnte er gut damit umgehen und es gab einen Stresspunkt weniger. Mit der Tochter folgte schon bald ein ähnliches Prozedere, da sie früher in diese Jahre der ständigen Wäschewechsel kam. Es dauerte nicht lange, bis wir uns gegenseitig aushalfen, bedankten, wenn man füreinander einsprang, sich absprach u.s.w.
Für “Terminangelegenheiten” führten wir abends die Deadline 19 Uhr ein. Wer bis dahin nicht nach Hilfe gefragt hatte, obwohl es möglich gewesen wäre, musste dann alleine klar kommen.
Ich fand es immer sehr wichtig, solche Neuerungen altersentsprechend und nicht aus einem akuten Konflikt heraus einzuführen. Zwar hatte ich auch manchmal ziemliches Mitleid während der Umstellungsphasen, aber im Nachhinein bin ich sicher, dass diese freundliche Konsequenz, sowohl für mich als auch für meine Kinder, sehr zuträglich war. Sie haben nicht nur Verantwortung selbst übernommen, sondern auch erlebt, dass man (ich) Grenzen setzen darf und Verantwortung abgeben. Beides finde ich wichtig.
So toll geschrieben und ganz genauso ist es hier. Es geht und geht und geht und endet einfach nie… NIE!!!!!!
Diese Hilfe-Deadline werde ich hier gleich morgen auch einführen! Es könnte mein Leben massiv erleichtern (22.00 Uhr – der 13 jährige liegt nackt mit einer Taschenlampe vor seinem Kleiderschrank. “Der geht nicht mehr zu, da muss ich eine Schraube wieder festmachen, aber ich krieg das gerade nicht hin” AAARRGGHH!!
Oh Anna, du sprichst mir sooo sehr aus der Seele!! Ich habe alle Phasen gleichzeitig…die große (13) geht abends niiie ins Bett und produziert unmengen Wäsche, und die drei Kleinen (5+3+3) veranstalten Chaos, Lärm und Husten und fiebern und machen jede Nacht zum Tag. Ich habe auch das Gefühl, diese Endlosschleifen ändern nur manchmal die Richtung, aber sie bleiben. Irgendwie. Wie sag ich immer: wenn sie klein sind arbeitet man sich die Finger krumm und wenn sie groß sind redet man sich den Mund fusslig.
Ach, Du sprichst mir aus der Seele! Ich bin unter der Woche fast immer alleine mit den Kindern und abends so erschöpft, dass es seit die beiden Kinder ca 8 Jahre sind kein Abendritual mehr gibt. Die Kinder (9 & 11) gehen ca 20:30 auf ihre Zimmer und lesen noch oder hören ein Hörspiel. Du schreibst ja, dass Du zum Gute-Nacht sagen noch auf die Zimmer gehst. Ich bewundere das sehr. Vielleicht sollte ich das auch wieder ab und zu machen. Aber als Morgenmensch ist alles nach 20 Uhr ein Albtraum für mich. Hmm… an den einen Tagen sage ich mir, dass es schade ist um die ruhige Möglichkeit, mal ganz alleine mit der Mama zu quatschen, an dem anderen Tagen denke ich, dass ich auch auf mich und meine Bedürfnisse achten muss und darf. Und schon wieder eine neue Endlos-Schleife in meinem Kopf… aber hey, in Euren Kinderwunschgerichten darf ja sogar Gemüse vorkommen, Respekt! Manchmal habe ich eine leise Ahnung, dass ich mir eines Tages wünschen werde, dass jemand aufgrund unfassbarer Zumutungen die Treppe hochstampft, über das wunderbare Gemüse-Curry meckert oder sich zwei Kinder ernsthaft und ausführlich darüber streiten, wer schon öfter die Pfanne weg geräumt hat. Aber ganz ehrlich: selbst diese leise Vorahnung macht es nicht besser. Manchmal helfen Familienkonferenzen mit klaren Vereinbarungen – bis zum nächsten Mini-Konflikt, von dem ich nie gedacht hätte, dass darüber gestritten werden kann. Besser macht es tatsächlich nur die Gewissheit, dass es anscheinend überall so ist. Das finde ich enorm entlastend, deshalb vielen Dank für den kleinen Einblick, dass sich auch bei Euch die Endlos-Schleifen ziehen!
Liebe Anna, bei uns sieht es genauso aus, ich geniesse gerade 5 Minuten Ruhe auf der Couch, in der Küche stapelt sich der Abwasch, gebügelt muss auch noch. Ich liebe meine Familie, aber der Berg an Aufgaben endet nie,trotz oder gerade bei Teens. Ich nehme mir inzwischen bewusst Zeit für Sportstunden, Yoga und Treffen mit Freunden…Danke für deine ehrlichen und berührenden Texte…
Vielen Dank. Ich dachte schon, ich bin bescheuert, organisatorisch minderbemittelt oder erzieherisch unfähig. Dann ist es wohl so. Und ich wünsche mir weiterhin längere Abende, ruhigere Nachmittage und weniger Schulorganisation. Wünschen ist ja erlaubt…. Du machst das super!