Wir tun nichts. Wir sind einfach da. Und nachdem ich einige Zeit gebraucht habe, um diesen Zustand zu akzeptieren, um mich nicht ständig unterschwellig schuldig zu fühlen deshalb, genieße ich es in vollen Zügen: nichts tun.

Nicht produktiv sein, nicht hektisch rumflitzen, damit man nichts verpasst (Sehenswürdigkeiten, Strände, Restaurants, Ausblicke, Sonnenuntergänge, Festivals, egal was…), nicht ständig vor sich selbst rechtfertigen, dass man all das gerade nicht erlebt. Einfach – DA sein.

Ich stelle fest, dass es mir an Orten, die ich noch nicht gut kenne, unfassbar schwer fällt, nichts zu tun. Es gibt so viel zu entdecken und zu sehen! Warum würde man sich diese Möglichkeiten entgehen lassen, nur um in der Sonne zu liegen und zu lesen? Wenn man schon mal hier ist, warum fährt man nicht einen Tag nach Saint Jean de Luz und einen über die spanische Grenze und einen nach Bayonne und einen an Strand X, Y und Z? Warum widmet man nicht ein Quantum Zeit dem Vorhaben, im Eden Roc Café den Sonnenuntergang zu sehen? Warum verpasst man die besonderen Momente in diesem Sommer hier, Beach Rugby (da waren wir tatsächlich einen Abend), Open Air Konzert, Straßenkunst, Markt Event…?

Wenn ich nach Prerow komme, stellt sich die Entspannung in dem Moment ein, wo ich den Schlüssel im Schloss zum Haus am Meer herumdrehe. Wenn ich während des Sommers bestimmte Dinge nicht “abarbeite”, ist mir das egal. Dasselbe ist es in Portugal. Ich weiß, welchen Strand ich unbedingt wiedersehen muss, die anderen sind nice to have, aber wenn ich nicht dorthin fahren möchte, tue ich es einfach nicht.

Hier, wo ich noch nichts kenne, hat es wesentlich länger gedauert, den Punkt zu erreichen. Als wir ankamen, hatte ich eine kleine Liste mit Dingen im Kopf, die ich sehen oder tun wollte. Welche Strände, welche Orte wir besuchen würden, was wir kochen und wo wir essen gehen würden, was die besonderen Events in diesen zwei Wochen sind, die wir uns anschauen könnten. Und dann… war das Bedürfnis, NICHTS zu tun, unfassbar viel größer. Die große Hitze in den ersten drei Tagen hat ihr übriges dazu getan, uns zu bremsen. Zum Glück. Und jetzt – würde ich zwar wirklich gerne noch länger bleiben, um vielleicht doch noch etwas mehr zu sehen oder zu erleben, als einfach nur den Ort zu genießen, an dem ich gerade jetzt bin, genau in diesem Moment… aber wenn ich darüber nachdenke – eigentlich nicht.

Eigentlich ist der Ort, an dem ich gerade bin, genau richtig. Genau der Ort, an dem ich sein möchte. Dort, wo ich den Moment sich ausdehnen lassen will, ohne den nächsten schon zu planen. Der Ort und der Augenblick, die mein Jetzt sind,  nicht mehr und nicht weniger. Keine Uhr, auf die ich schaue, um dann aufzuspringen und zum nächsten Ort, dem nächsten Augenblick zu rennen. Keine Rechtfertigung, die laut in meinem Kopf dröhnt und mir sagt, aber jetzt, jetzt müsstest du doch mal… Ich würde noch länger bleiben, ja. Aber ich würde weiterhin versuchen, das Jetzt und den Augenblick zu genießen.

Am Freitag verlässt uns der Sohn, der schon zurückfährt, um mit Freund*innen noch ein paar Tage ohne uns zu genießen, bevor wir uns in Prerow treffen. Und am Samstag geht es für uns weiter auf unserem Roadtrip, der uns innerhalb einer weiteren Woche wieder zurück nach Berlin führen wird.

Aber bis dahin… bin ich einfach da.

schreibe einen Kommentar