Wir sind im Haus am Meer. Und wie immer geht es mir hier gut. Nicht, dass es mir zu Hause in Berlin schlecht ginge. Keinesfalls. Ich liebe die Stadt und all das bunte, laute Leben dort. Aber es ist eben auch anstrengend, mitten in all dem Getümmel der Großstadt zu leben. Immer laut, immer voll, immer in Bewegung.

Hier ist sofort Ruhe, wenn wir ankommen. Stille. Eine Art verlangsamende Energie, die uns einfängt und uns erdet. So in etwa fühlt es sich an. Wenn wir hier ankommen, sind wir sofort voll da. Ein kollektives inneres Ausatmen. Schuhe aus. Blick auf die Eiche. Uff. Und jedes Mal fühle ich, was für ein Glück wir hatten, diesen Ort gefunden und zu unserem zweiten Zuhause gemacht zu haben. Ein Zufluchtsort, ein Herzensort, ein Kraftort. Für uns alle.

Gestern sind wir spät angekommen und haben uns hier ausgebreitet, haben noch einen Wein getrunken, zusammen gesessen und lange gelesen. Heute war der Tag gefüllt mit einem langen Strandspaziergang mit einem ausgelassenen Hund und einem kleinen Schneegestöber. Außerdem haben wir alles weihnachtlich geschmückt mit Sternen, Kerzen und dem kleinen Weihnachtsbaum, den wir hier immer aufstellen. Damit es auch hier Weihnachten ist, wenn wir zwischen den Jahren herkommen.

Der winterliche Strand hat für mich eine ganz besondere Schönheit. Das Einsame, das hier während der Sommermonate eigentlich nicht existiert, die ungestörte Weite, die sich vor uns ausbreitet – diese Art von Winterlandschaft macht für mich das Fehlen des Lichts erträglicher. Hier macht mir auch die Kälte nichts aus, denn nach dem Strandspaziergang wartet hier das Feuer auf mich, die Ruhe eines Gartens im Winterschlaf, der Blick auf unsere jahrhundertealte Eiche, die ungerührt da steht und alles überdauert. Jede Jahreszeit, egal ob trubelig oder ruhig, jedes Wetter, jede Stimmung, jeden Tag und jede Nacht. Auch das erdet mich und macht mich froh: zu wissen, dass sie vor mir da war und noch nach mir da sein wird. Dass die Natur, diese Landschaft hier, die See, der Wald, die Dünen – uns überdauern wird. Auf die eine oder andere Art und Weise.

Heute machen wir nichts mehr. Wir genießen die Atmosphäre unseres Hauses, wir werden kochen, gemeinsam essen, einen Weihnachtsfilm schauen. Und morgen wird mir das Herz schwer werden, wenn wir zusammenpacken und losfahren. Wie jedes Mal. Aber all das hier bleibt. Wenn ich wiederkomme, wird es mich erwarten, mein Haus am Meer, die Eiche, der Wald, die See. Und ich werde in die Stille eintauchen, werde die Verlangsamung meines Herzschlags spüren und tief ausatmen dürfen. Dankbar.

5 Kommentare

  1. Du weckst den Wunsch in mir auch einmalei. Ferienhaus zu haben… Seufz..
    Es ist Dir so gegönnt. Danke, dass Du uns an Deinem Leben teilhaben lässt.

  2. Das fühle ich sehr. Wir wohnen seit drei Jahren direkt am Wald und ich liebe es, die Ursprünglichkeit der Natur zu spüren und die Jahreszeiten und ihren Wechsel so hautnah mitzuerleben.

  3. Guten Morgen
    Ich freue mich, dass ich jetzt 24 Tage lang, jeden Tag vorbeischauen kann und lesen. Bitte niemals aufhören zu bloggen! Es ist einer der wenigen, die über das Leben mit Teenager berichtet, was mich mit einer 17jährigen natürlich sehr interessiert, da es oft die gleichen Probleme und Themen hier im real Lifes gibt… sie haben einen wunderbaren Schreibstil, ich mag die Rezepte, Berlin-, Urlaubs- und Prerow Stories, ihre Gedanken… Alles einfach…
    Eine zauberhafte Adventszeit wünscht Ihnen eine stille Leserin

  4. So schön, wieder hier von Dir zu lesen, liebe Anna! Der Satz aus dem heutigen Text: “Auch das erdet mich und macht mich froh: zu wissen, dass sie vor mir da war und noch nach mir da sein wird.” hat mich umgehauen und wird noch lange in mir nachhallen. Wunderschön, sehr tröstlich und kraftvoll. Danke!

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