Ich habe hier auf dem Blog eine sehr schöne Unterkategorie bei all meinen Travelposts, die sich nur um Berlin dreht und die ich lange vernachlässigt habe. Das soll sich ändern und ich fange gleich heute damit an. Tatsächlich fragen mich per Mail und diversen Privatnachrichten nicht nur immer wieder die Berlinreisenden unter meinen Leserinnen nach Tipps für Berlin, auch unter Berliner*innen gibt man sich mal gern die ein oder andere Empfehlung weiter. Heute habe ich einen Restauranttipp für Berlin Mitte für euch und zwar einen von der selteneren Sorte.

Foodtrends und ein Rückblick in die 80er

Wenn man in Berlin lebt, sieht man die Foodtrends kommen und gehen und mit ihnen die entsprechenden Restaurants und Kneipen. Die Burger-Mania und die Foodtrucks sind eine Erscheinung der letzten Jahre gewesen, genauso wie die “Rückkehr” zu den gemütlicheren Weinbars mit Tapas oder die vielen neuen Anbieter von veganen Gerichten. Nicht zu vergessen die ambitionierten Frühstückscafés mit den unzähligen Variationen von Avocado-Toast und den verschiedensten Smoothies. Hier gibt es außerdem stets den neuesten Sushiladen, der jetzt aber w i rk l i c h der beste ist, ebenso wie sehr viele verschiedene Vietnamesen und Thais. Wir können uns über mangelnde Vielfalt jedenfalls nicht beklagen.

Was ich aber seit den späten 80ern gefühlt nirgends mehr gesehen habe, weder in Berlin noch woanders, ist ein chinesisches Restaurant. Als ich ein Kind war, war das das einzige asiatische Essen, das man in Westdeutschland kannte und “der Chinese” war die einzige Alternative zur Pizzeria oder dem Griechen, wenn man zum Essen ausging. Ich erinnere mich an Hühnchenteile in Sojasauce mit Bambussprossen aus dem Glas, jeder Menge Glutamat und Cashewnüssen als Topping. Als dann die ersten thailändischen Restaurants auftauchten, in denen plötzlich buntes knackiges Gemüse die Hauptrolle spielte (manchmal auch zu Rosen und Schwänen zurecht geschnitzt), verschwanden “die Chinesen” der 80er und frühen 90er Jahre zusehends. Und ich war nicht sehr traurig darüber.

Restauranttipp Berlin Mitte | berlinmittemom.com

Umso erstaunter nahm ich letzten Sommer die Eröffnung eines chinesischen Restaurants in Berlin Mitte wahr, auf der Schönhauser Allee, direkt am Senefelder Platz und damit perfekt gelegen an der U2.

Restauranttipp für Berlin: “Made in China” auf der Schönhauser Allee

Und ich war skeptisch. Im Kopf und auf der Zunge noch immer die Erinnerung an die kulinarische Erfahrungen aus den 80ern, folgte ich wenig überzeugt der Einladung einer Freundin zum Lunch in das neu eröffnete Made in China. Aber ich würde ja heute nicht in der Rubrik “Lieblingsorte in Berlin” darüber schreiben, wenn ich mich nicht hätte überzeugen lassen.

Tatsächlich war das Essen köstlich. Wir entschieden uns für viele verschiedene Kleinigkeiten statt für üppigere Hauptgerichte. Und so saßen wir an einem noch sehr warmen Herbsttag zum Mittagessen draußen und genossen die Dim Sums, von denen es hier 15 verschiedene herzhafte Varianten gibt.

Das ist übrigens auch das, wofür das Made in China inzwischen einen gewissen Ruf hat: die kleinen, teils raffinierten, teils ganz einfachen chinesischen Häppchen, die hier auf den Teller kommen. Ob als Wan Tans, gedämpfte Dumplings mit den verschiedensten Füllungen, marinierte Fisch- und Fleischvarianten oder frittierten Teigtaschen – man kann gar nicht alles kosten, was einen auf der Karte so anspringt. Zu den Main Dishes wie den Nudelgerichten, Grillspezialitäten und Suppen kamen wir gar nicht mehr, so begeistert waren wir von unserer Sammlung kleiner Köstlichkeiten. Die vegetarischen Frühlingsrollen mussten wir dann auch einmal nachbestellen, weil sie einfach zu lecker waren. Nur von den “butterweichen Hühnerfüßen” haben wir die Finger gelassen – das haben wir uns nicht getraut.

Made in China, Berlin | berlinmittemom.com

Das Ambiente ist übrigens eher schrill bis an die Grenze zum Kitsch, was aber nicht stört, ganz im Gegenteil. Ich mochte den bunten Mix aus verschiedenen Stilen, Farben und Texturen. Ich empfehle den Mittagstisch, der nicht nur lecker sondern vergleichsweise günstig ist. Wer vorab einen Blick in die Karte werfen möchte, wird hier fündig. Ich war da jedenfalls ganz sicher nicht zum letzten Mal und hoffe, das Made in China hält sich hier ein bisschen länger als so mancher Berliner Foodtrend.

Und falls ihr euch ähnlich wie ich noch mit Skepsis an die Glutamatschlacht der China-Restaurants aus den späten 80er Jahren erinnert – die Dim Sum aus dem Made in China lassen sie euch vergessen. Ganz bestimmt!

Meinen heutigen Restauranttipp aus Berlin, das Made in China, findet ihr in der Schönhauser Alle 10/11. Tel: 030/27995606. Offen von 12-24 UhrS

1 Comment

  1. Bin begeistert
    Bei Chinese muss ich auch immer an die 80er denken-dabei gibt’s so tolle Sachen ….

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