{w e r b u n g} Ich habe schon öfter über Medienerziehung und medienkompetente Kinder geschrieben und habe mir dabei die Fragen gestellt, die sich wahrscheinlich alle Eltern früher oder später stellen. Wieviel Bildschirmzeit ist in Ordnung in welchem Alter? Ist der Zugang zu digitalen Medien für Kinder sinnvoll? Welche Regeln brauchen wir als Familie unbedingt in Sachen Medienerziehung? Was ist mit dem Zugang zum Internet? Sollten Kinder online sein? Und wenn ja, sollten Kinder Zugang zu Sozialen Medien haben? Was macht aus meinen Kindern medienkompetente Kinder?
Und schließlich eine wirklich wichtige Frage: wie verliert man bei all den Elternsorgen und Einwänden von Spezialisten nicht den Spaß an all den Möglichkeiten, die digitale Medien, das wundervolle grenzenlose Netz, all die Varianten der Kommunikation über all die verschiedenen Kanäle, die Streamingdienste, Spielkonsolen und Handys uns bieten? Denn das wissen wir als Erwachsene ja nur zu genau: all das ist eben n i c h t das reine Teufelszeug, sondern birgt neben den Risiken eben auch unendliche Gelegenheiten und Varianten, mit unseren Kindern gemeinsam etwas Neues zu lernen und zu erleben – oder einfach mal zusammen zu spielen.
Medienkompetente Kinder: Spielkonsole? Ja! Aber wie?
Für Nintendo durften wir jetzt für einige Wochen die Spielkonsole “Nintendo Switch” testen und nicht nur nach Herzenslust allerhand Spiele ausprobieren, sondern auch mal wieder überprüfen, wie gut unsere Regeln zur Mediennutzung in der Familie wirklich funktionieren. Es ist nämlich schön und gut, sich vorzunehmen, medienkompetente Kinder zu erziehen und gemeinsam Regeln für die Nutzung der verschiedenen Devices aufzustellen. Eine ganz andere Sache ist es, das Ganze an einem heißersehnten Gerät wie der Nintendo Switch* zu überprüfen.
Die Zeit mit der Spielkonsole war also nicht nur eine Zeit, um Spiele und Funktionalitäten auszuprobieren, sondern auch eine Art Selbsttest: wie gut funktionieren unsere Regeln wirklich? Unter welchen Bedingungen können die inzwischen doch medienerfahrenen Kinder gut mit den gesetzten Rahmenbedingungen umgehen? Was hilft uns dabei, das einzuhalten und uns an den Möglichkeiten der neuen Spielkonsole zu erfreuen, ohne dabei ständig zu diskutieren und zu streiten, wer wie viel und wie lange spielen darf?
Was sind unsere Regeln für medienkompetente Kinder?
Kleine Rekapitulation: unsere Medienregeln gelten für alles, was hier im Haus benutzt wird. Also für Smartphones, alle Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime, Fernsehen, Spiele auf Tablets oder Spielkonsolen und die Nutzung des wunderbaren WorldWideWeb.
Manche Dinge sind hier auch für geübte medienkompetente Kinder strikt verboten, wie zum Beispiel Ballerspiele, on- wie offline (für alle) oder der unbeaufsichtigte Zugang zu Youtube & Co (für die Minions). Dafür nutzen wir aber auch Dinge, wo es keinerlei Beschränkungen gibt: sie dürfen zum Beispiel innerhalb unseres Spotify Familienkontos in ihren individuellen Profilen so viel Musik und Hörspiele hören, wie sie wollen. Das tun sie auf ihren Handys (die beiden Großen, die Kleine hat kein Handy) oder über unsere Alexa aka den Amazon Echo Dot*. Außerdem gibt es keine Beschränkung für den Kindle*. Da dürfen sie so viel drauf lesen, wie sie wollen.
Ansonsten sind die Regeln eigentlich sehr eindeutig:
- Es gibt eine festgelegte Bildschirmzeit für jedes Kind, die sich über alle Geräte erstreckt und die eingehalten wird. Unter der Woche ist das beispielsweise für die kleinen eine halbe Stunde, am Wochenende auch mal mehr.
- Es wird nie auf egal welchem Gerät online gegangen (Youtube, Google & Co), wenn die Kids nicht im selben Raum sind, wie ich oder der Berlinmittedad.
- Alle Familiengeräte und gemeinsam genutzte Dienste (Laptop, Tablet, Zugang zu Netflix oder Amazon und iTunes etc.) sind passwortgeschützt.
- Wenn andere Kinder zu Besuch sind, wird immer abgeklärt, was deren Eltern so erlauben und ob sie auch wirklich spielen/schauen/surfen dürfen, bevor irgendwas eingeschaltet wird.
- Social Media Profile gibt es nur entsprechend der AGBs der jeweiligen Plattformen (aktuell z.B. Instagram und FB ab 13) und die Profile sind so lange auf privat gestellt, bis die Kids 15 sind. (Eine willkürlich gesetzte Altersgrenze, von der wir hoffen, dass die Kids dann so viel Erfahrung haben, dass sie selbst gute Entscheidungen treffen können. Klappt mit der Großen sehr gut.)
Gar nicht so viele Regeln, oder? Wir nutzen außerdem für die Handys, Laptops und Tablets der Kinder (sofern sie welche haben) die kostenpflichtige App Screentime, die die Nutzungszeit beschränkt und auch genau aufschlüsselt, wer mit was wieviel Zeit verbracht hat. Das nimmt auf jeden Fall jede Menge Diskussionsstoff darüber, wer angeblich was wie lange auf seinem Handy gemacht hat oder ob es schon Zeit ist, das Gerät wegzulegen. Screentime sagt es an und schaltet je nach Definition auch die Apps einfach ab, die über das Limit hinaus genutzt werden.
Aber wie geht das jetzt mit einer Spielkonsole wie der Nintendo Switch? Da funktioniert unserer “verlängerter Arm” per Screentime-App nämlich nicht.
Nintendo Switch: Spielspaß ohne Reue dank Altersbeschränkungs App
Tatsächlich hat Nintendo sich den Anforderungen der modernen Elternschaft im digitalen Zeitalter gestellt und selbst eine wie ich finde ausgezeichnete App entwickelt, die mit der Nintendo Switch genutzt werden kann. Mit der Nintendo Switch Altersbeschränkung können medienkompetente Kinder und solche, die es werden wollen gemeinsam mit den Eltern oder (je nach Alter) eben auch ganz prima alleine die Spielzeit auf der Konsole genießen, denn die App ermöglicht es, sowohl die Dauer als auch diverse andere Faktoren genau vorzudefinieren. Einmal im Appstore heruntergeladen, wird die App mit der Nintendo Switch verknüpft. Und dann können die Eltern gemeinsam mit den Kindern festlegen, wie die Nutzung der Spielkonsole aussehen soll und welche Beschränkungen sie vornehmen möchten.
Die App kann Spiele nach Alter freigeben, so dass man als Eltern sicher sein kann, dass eine 8jährige beispielsweise keine Spiele spielen kann, die erst ab 12 freigegeben sind. Darüber hinaus kann man mit der Nintendo Switch Altersbeschränkung aber auch die Spieldauer und -häufigkeit festlegen.
Hierbei differenziert die App zwischen einer reinen Anzeige bzw Erinnerung, wenn die vereinbarte Spieldauer abgelaufen ist und dem Stoppen des Spiels nach Ablauf der Spieldauer. Im Idealfall ist das natürlich nicht nötig, sondern die Kinder halten sich in einer perfekten Welt von selbst an die vereinbarte Spielzeit und schalten ab, wenn die App sie erinnert. Falls das aber nicht funktioniert, übernimmt auch die App diese Funktion. In jedem Fall kann ausgelesen werden, ob und wie viel gespielt wurde und eben auch, ob die vereinbarte Zeit eingehalten wurde. Ein Wochen- oder Monatsbericht gibt außerdem einen Überblick, welche Spiele am häufigsten gespielt werden.
Für mich fast wichtiger als diese Funktionen: die App kann so eingestellt werden, dass die Kinder nicht aus einem Spiel heraus online gehen oder gar mit anderen Spielern im Netz kommunizieren können. Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass Kinder die Gefahr, die von anonymen Kontakten mit unbekannten Mitspielern ausgehen kann, überhaupt nicht einschätzen können, ist das bei uns ganz klar eine Grundeinstellung, über die ich auch zumindest im Moment überhaupt nicht diskutiere. Dafür sind mir meine Kinder einfach noch zu jung und zu unerfahren.
Übrigens: die Nintendo Switch Altersbeschränkung ist mit der dazugehörigen App das erste Jugendschutzprogramm für geschlossene Systeme, das dem deutschen Recht entspricht und außerdem den Vorgaben des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags erfüllt. Dafür wurde die App sogar von der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) mit dem Jugendschutz Siegel ausgezeichnet.
Als Mutter finde ich das eine absolut begrüßenswerte Entwicklung – dass sich die Hersteller von Spielen und Spielkonsolen oder sonstigen digitalen Unterhaltungsmedien mit den Herausforderungen auseinandersetzen, mit denen sich auch ihre Nutzer konfrontiert sehen: wie machen wir das Spielerlebnis sicher auch für junge Nutzer und wie kommen wir als Hersteller den Anforderungen nach, nach denen gerade Familien verlangen, nämlich das Spielerlebnis in einer Umgebung für a l l e Familienmitglieder im unterschiedlichen Alter sicher zu machen.
Medienkompetente Kinder durch medienkompetente Eltern
Der wichtigste Punkt für mich, bei allen Versuchen, unsere Kids als medienkompetente Kinder zu erziehe und ihnen den sicheren Zugang zu digitalen Medien, dem Internet und den Umgang mit Spielkonsolen zu ermöglichen, ist aber der eigene Umgang.
Es ist beim Thema Medienkompetenz wie bei allen Erziehungsthemen: unsere Kinder lernen den Umgang vor allem an den Modellen, die sie sehen und das sind gerade in den frühen Jahren bis zur Pubertät vor allem wir als Eltern. Für mich heißt das, dass wir als Eltern in der Pflicht sind, uns mit dem Thema Medienerziehung und Medienkompetenz zu befassen. Wir müssen w i s s e n, was unsere Kinder mit ihren Devices tun, was sie spielen, an welche Orte im Netz sie gehen oder mit wem sie (wenn sie alt genug sind) in sozialen Netzwerken kommunizieren. Wir müssen w i s s e n, was es alles gibt und wie es funktioniert. Wir müssen alle diese Dinge mit unseren Kindern lernen und sie auf ihrem Weg dorthin begleiten, bis sie sicher alleine gehen können. Für mich besteht da beim Thema Medienerziehung kein Unterschied zu anderen Erziehungsthemen und Herausforderungen im Alltag mit Kindern.
Unsere Kinder erlangen nur dann wirkliche Medienkompetenz, wenn wir den Umgang mit ihnen üben, wenn wir ihnen bestimmte Dinge entsprechend ihrem Alter und/oder Entwicklungsstand zutrauen und wenn wir selbst wissen, wovon überhaupt die Rede ist.
Ich glaube übrigens, echte Sorgen in Richtung übermäßiges Verlangen nach unbegrenztem Medienkonsum bei unseren Kindern brauchen wir uns jedenfalls so lange nicht zu machen, wie sie begeistert und ausdauernd aus dem wirklich tollen Nintendo Labo-Set*, das wir ebenfalls bekommen haben, allerhand tolle Dinge basteln und sich damit von selbst genauso ausführlich befassen möchten, wie mit der Spielkonsole.
Wie denkt ihr über das Thema? Wie sieht Medienalltag und Medienerziehung bei euch zu Hause aus? Sind eure Kinder medienkompetente Kinder? Und ihr?
Ein Interview zur Medienerziehung und zum Medienalltag in Familien habe ich übrigens im Mai meiner Kollegin Patricia Cammarata auf ihrem Blog Das Nuf gegeben. Wenn ihr zum Thema weiterlesen möchtet, findet ihr in ihrer Interviewreihe noch mehr Elternstimmen zum Thema medienkompetente Kinder und Medienerziehung in der Familie.
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4 Comments
Liebe Anna,
danke für deinen Artikel und den Einblick in eure Vorgehensweise. Ich finde es toll, und muss sagen, ich kenn mich mit Spielkonsolen und Co nicht aus, da wir zu Hause keine haben. Aber natürlich machen wir uns da viele Gedanken. Ich konnte viel für mich rausziehen aus deinem Bericht… 1000 Dank dafür… xoxo Emma
Ein toller Einblick zu einem so wichtigen Thema. Danke für den Einblick in eure Regeln im Umgang mit den digitalen Devices. Ich bin auch sehe gespannt, wie wir das handeln werden, wenn Hugo älter wird. Im Grunde bin ich da sehr offen, allein schon weil ich sehr viel damit zu tun habe & es einfach ein elementarer Teil unserer Zukunft ist. LG, Richard von vatersohn.blog
Liebe Anna,
Ein toller fundierter Artikel, aus dem ich sehr viel mitnehme. Herzlichen Dank! Mir gefällt deine offene und positive, aber gleichzeitig sehr klare und konsequente Einstellung zum Thema Mediennutzung sehr gut.
Liebe Grüße, Heike
Danke für den Einblick in eure Regeln und auch den Alltag damit. Ich finde, dass ein Aspekt auf jeden Fall auch immer mit den Kindern besprochen werden sollte, der hier jetzt nicht genannt wurde: der finanzielle. Ganz davon abgesehen, dass die Kontrolle der Mediennutzung ja auch deshalb wichtig ist, damit Kinder nicht InApp-Käufe tätigen o.ä., ist die Welt der Spielekonsolen usw. für mich tatsächlich eine ziemlich unbekannte. Als ich dann gerade gesehen habe, dass so eine Switch ca. 300 €?! kostet und z.B. das Laboset nochmal 70 €, wurde mir recht flau. Wir verdienen gut, aber zumindest aktuell wäre mir eine Freizeitbeschäftigung kaum so viel wert. Wenn man bedenkt, dass Kinder gern auch noch ein Instrument lernen, vielleicht zum Sport gehen usw., stünden solche Devices bei mir ganz hinten an. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass unser Siebenjähriger sich auch weiterhin mit gelegentlichen Youtube-Vidoes, wenigen kostenpflichtigen Spieleapps, der städtischen Bibliotheksvideoausleihe und der Maus-Mediathek begnügt ;).