Diese Woche sollte sich eigentlich wieder weitgehend “normal” anfühlen: alle Kinder gesund, alle Tests negativ, Goldkindquarantäne vorbei und seit Mittwoch auch wieder Schule für alle. Aber irgendwie habe ich mal wieder das Gefühl, ich habe die letzten Freitagslieblinge gerade erst fertiggestellt und schon ist die nächste Edition dran. Dieses Karussell dreht sich ziemlich flott zur Zeit…
Mein Lieblingsessen der Woche für die Freitagslieblinge war das Geburtstagsessen für den Mann, das ich am Montag für uns gemacht habe. Es gab als Vorspeise dreierlei Ceviche (einmal Fisch, einmal Garnele, einmal Veggie), für die Kids einen Nachobake und Guacamole, außerdem einen Spinatsalat mit Sesamdressing. Und als Hauptgang hatten wir Artischocken mit Dip. Die Nachspeise, nämlich die köstliche Schwedische Nusstorte mit Espresso haben wir nicht mehr geschafft und uns dann am Dienstag zu Gemüte geführt.
Mein Lieblingsbuch der Woche ist Montag frisch mit der Post gekommen und begeistert mich sehr. Es ist quasi mein Geschenk für mich selbst am Geburtstag vom Mann. Das sollte ich zur Tradition machen! Ich habe mir “Das Buch vom Antirassismus. 20 Lektionen über Rassismus und was wir alle dagegen tun können” (Amazon Partnerlink). Das Buch richtet sich vornehmlich an junge Leser*innen ab 10 und behandelt in 20 Lektionen nicht nur die Geschichte des Rassismus, sondern erklärt auch in anwendbaren Übungen, was man wie dagegen tun kann und auch sollte. Eigentlich ist es schon fast ein Leitfaden, wie eine Gesellschaft ohne Hass und Vorurteile aussehen sollte. Ich habe es bisher nur durchgeblättert, aber ich freu mich auf jede Seite und darauf, das meinen Kindern an die Hand zu geben. Mehr Lieblingsbücher habe ich diese Woche hier besprochen: die neuen Buchtipps für große Kinder sind da! Gehören auch unbedingt in die Freitagslieblinge.
Meine Lieblingsserie der Woche ist ein Evergreen, zu dem ich seit den 90ern immer zurückkehre. Die Folgen sind so schön kurz und unkompliziert, dass ich sie gut beim Kochen oder Küche aufräumen auf dem Tablet anschauen kann und ich liebe einfach die Charaktere. Schon früher habe ich das immer mit meinen Geschwistern und meiner Mutter geschaut und bin bis heute ein Fangirl von Sophia, Dorothy, Blanche und Rose – die Golden Girls. Es ist Liebe.
Mein Lieblingsmoment der Woche war neben dem Manngeburtstag wahrscheinlich der Sonnenuntergang am Mittwochabend, den ich mir auf dem Dach ganz alleine angeschaut habe. Wie immer, seit ich in Berlin lebe, also seit knapp achtzehn Jahren, schafft die Stadt das: gerade, wenn ich die Schnauze so richtig voll habe von diesem anstrengenden Großstadtleben, gerade, wenn ich am liebsten nur noch wegwill und mir einbilde, ich würde all das hier kein bisschen vermissen, erwische ich so einen goldenen Moment. Dafür braucht es nicht mal einen Sonnenuntergang. Aber dann kriegt sie mich wieder, die dreckige, ehrliche, gar nicht mal so harte Hauptstadt. Berlinliebe.
Mein Lerneffekt der Woche hat mal wieder was mit der berühmten immer wieder einzuübenden Selbstliebe zu tun. Ich bin, wie die meisten meiner Generationsgenoss*innen, mit der Vorstellung aufgewachsen, dass ein Leben nur etwas wert ist, wenn es produktiv ist. Dass jeder Moment des Müßiggangs den Wert eines einzelnen Tages mindern kann oder eben sogar eines ganzen Lebens. Dass es sich nicht gehört, n i c h t s zu tun, sondern dass man sich immerzu und stetig den Tätigkeiten und Verpflichtungen des täglichen Lebens widmen muss, seien es berufliche Dinge oder Alltagsverpflichtungen. Produktivität ist ein Wert für sich in diesem System, aber das erwischt uns alle früher oder später auf dem falschen Fuß. Wir stolpern darüber. Denn Biographien, Lebenswege, Geschichten von Menschen sind nicht geradlinig. Sie sind nicht vorgezeichnet und eingeschrieben in einem großen Plan, dem wir dann nur folgen müssen. Sie nehmen Wendungen, Kurven und Umwege, bis sie zu irgend etwas Sinnvollem führen – und das muss nichts mit Produktivität und Leistung zu tun haben. Das zu lernen und zu begreifen hat für mich ein halbes Leben gedauert. Noch jetzt habe ich oft unterschwellig ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nichts tue. Aber ich übe das. Und diese Woche ist es mir zwischendurch gelungen, ohne schlechtes Gewissen nichts zu tun. Das hat gut getan.
FRAGESTUNDE…
… ist noch nicht komplett. Fragt, hakt nach, erzählt mir was – ich sammele bis nächsten Freitag und beantworte dann wieder alles.
Und jetzt habt ein schönes Wochenende und passt auf euch auf.
4 Comments
“Ceviche” habe ich gegooglet. Klingt interessant. Aber wie macht man ein Fischgericht vegetarisch? Vielleicht magst Du da mal einen Rezept-Post machen. Was ein “Nachobake” ist, konnte ich mir nur vage erschließen. SInd das einfach Chips mit Soße und Käse überbacken? Ich kenne Nachos nur aus dem Kino, ehrlich gesagt, und nicht als Rezeptzutat. (das könntest Du dann gleich mal dazu erklären :-))
Das mit der Produktivität kenne ich auch. Habe mir für heute Nachmittag zwei Stunden Nichtstun vorgenommen. Mal sehen, wie lange ich durchhalte.
Genau, Ceviche ist ein Fischgericht, das ursprünglich aus Peru kommt, aber in ganz Lateinamerika sehr verbreitet ist. Es gibt unzählige Varianten. Für den vegetarischen Mann habe ich ein Rezept probiert, dass die klassischen Zutaten fürs Dressing nimmt, aber statt Fisch hauchdünn geschnittene Champignons. War ganz lecker.
Und Nachobake ist in unserem Fall eine Auflaufform mit Tortillachips, darauf kommen kleingeschnittene Jalapeños, geröstete Zwiebeln und ein Gemisch aus Sauerrahm und Limettensaft, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer. Dann wird das ganze mit Käse bestreut und kurz im Ofen gebacken. Dazu gibt es dann Dips, hier war es eine klassische Guacamole. War alles sehr köstlich!
Vielen Dank für deinen Text. Ich fühle mich auch sofort schlecht, wenn ich nichts tue und finde garantiert eine Aufgabe.
Und dann zwing ich mich, nichts zu tun und das Sommerwetter an der naab alleine und mit Buch zu genießen….klappt ganz gut. Bis der Anruf kam, Zug entfällt. Die restlichen zwanzig Minuten vergingen mit Organisation für die Tochter und einer großen Enttäuschung, dass mir nicht mehr Zeit zur Verfügung stand. Derweil hätte ich durchaus Verantwortung abgeben können und mich nochmal eine halbe Stunde hinlegen können. Aber ich konnte es nicht.
Wie arbeitest du an dir?
Ich habe in drei Wochen eine Fuß OP und muss vieles abgeben. Es ist eine Mischung aus: Juhu,ich muss nichts tun und: Hilfe, ich kann nichts tun ;-)
Schönes Wochenende!
Hei Anna, zwei Fragen an dich: Warum hast du damals angefangen zu bloggen und warum tust du es heute am hauptsächlich?
Liebe Grüße, Christina