Kinder werden groß. Nicht nur die Kleinen, von deren Kitazeit ich mich sentimental verabschiede oder wo ich jeden Kuss zähle, den ich noch in der Öffentlichkeit auf kleine Köpfe und Wangen platzieren darf. Nein, sie werden n o c h größer. Sie schlittern auf übertrieben großen Füßen und staksigen Beinen in die Teenagerzeit und all die Themen halten früher oder später Einzug, die landläufig unter dem Schlagwort Pubertät zusammengefasst werden. Plötzlich geht es um Pickel und coole Klamotten, Musik wird wahnsinnig wichtig (und laut!) und es scheint, als sei Augenrollen das neue Kommunikationsmittel der Wahl, wenn es an Gespräche mit den Eltern geht. Oder überhaupt: mit Erwachsenen.

Aber weil in diesen Jahren so viel passiert und wir Mütter mehr und mehr an die Peripherie des Geschehens rücken, denke ich oft darüber nach, wie wichtig es ist, meine Kinder mit wichtigen Themen zu erreichen, so lange sie freiwillig noch mit mir darüber sprechen. Denn früher oder später sind andere Menschen wichtigere Adressaten, wenn was anbrennt oder Fragen auftauchen und diese anderen Menschen sind in der Regel Gleichaltrige. Wenn ich mir dann vorstelle, dass meine Kinder sich bei komplexen Themen Rat bei anderen genauso ahnungslosen Altersgenossen holen, wird mir ganz anders. Denn wenn es um so etwas Wichtiges wie beispielsweise selbstbestimmte Sexualität geht, möchte ich doch sicher sein, dass meine Kinder nicht unwissend in Situationen geraten, deren Folgen sie möglicherweise nicht überblicken können – weil sie nicht gut aufgeklärt sind oder sich nicht selbstsicher genug fühlen.

Und wie so oft liegt dabei mein Augenmerk auf meinen Töchtern. Zu oft habe ich schon gesehen oder miterlebt, wie nicht gut aufgeklärte Mädchen irgend einem ebenso schlecht aufgeklärten Buben anheim fallen und alles vergessen, was sie in puncto (erster) Sex, Verhütung und körperlicher Selbstbestimmung wissen. Viele haben es auch leider nie gelernt. Zu oft habe ich schon gesehen, wie die langbeinigen Vierzehnjährigen heulend auf dem Schoß ihrer Mütter hocken, weil sie sich zu etwas haben überreden lassen. Oder weil sie nicht vernünftig verhütet haben. Oder weil sie etwas getan haben, das sie lieber rückgängig machen würden, aber das geht nun nicht mehr. Denn es gibt beim Erwachsenwerden jede Menge Erfahrungen, hinter die man nicht zurück kann. Manche sind gut, manche sind doof, manche sind sogar traumatisch. Und wenn es um so etwas Wichtiges geht, wie die eigene Sexualität und die erste Erfahrungen damit, dann möchte ich gerne sicher stellen, dass ich meinen Töchtern alles mitgegeben habe, was ich in diesem Zusammenhang für wichtig halte. Solange sie mir noch zuhören.

Erinnerungen an die Teenagerzeit: das erste Mal & die Pille danach

Ich erinnere mich nämlich sehr gut an meine eigene Teenagerzeit und an meinen ersten richtigen Freund. Ich war sechzehn und vorher gab es zwar schon einige Male sehr heftige Verliebtheit und einen Freund, mit dem ich, vierzehnjährig, Hand in Hand durch die Streuobstwiesen nahe meines Elternhauses spazierte, wo wir unter einem Apfelbaum knutschten. Das war unglaublich romantisch und schön, aber eben auch noch sehr unschuldig. Der erste richtige Freund kam zwei Jahre später. Und richtig bedeutete, dass man auch durchaus mehr machte, als nur auf der blühenden Frühlingswiese zu knutschen.

Wir waren verliebt, aber vor allem war ich mir sicher: er ist der Richtige für's erste Mal. Er war wahnsinnig lieb und lustig, wir lachten viel zusammen. Aber das Wichtigste war, dass er mich sehr liebevoll und mit Respekt behandelte. Ich war drei Jahre jünger als er und von Anfang an machte er klar, dass er eine große Verantwortung für unsere Beziehung empfand. Drei Jahre Erfahrung mehr macht in diesem Alter viel aus und so unschuldig ich noch war, er war es längst nicht mehr. Aber es gab nichts zwischen uns, das nicht von uns beiden ausging: jeder Kuss war gegenseitig, für jede Berührung war Zeit und Ruhe und alles, was zwischen uns passierte, geschah weil wir es beide so wollten. Ich vertraute ihm und das zu Recht – er war der Richtige für's erste Mal.

Aber so aufgeklärt wir waren, so sehr wir dachten, wir hätten alles im Griff, wir bereiteten uns nicht vernünftig auf unser erstes Mal vor. Auch nicht aufs zweite oder dritte Mal, denn da hatten wir noch immer nicht für sichere Verhütung gesorgt, ich hatte mich noch nicht um einen Termin bei der Gynäkologin bemüht, wir stümperten da so rum und verließen uns auf unser Glück. Und so passierte dann der berühmt-berüchtigte Kondomunfall, von dem man immer nur liest. Es gibt ihn wirklich. Es war Samstag Nacht, ich war bei meinem Freund in der elterlichen Wohnung, wo ich laut Absprache mit meiner Mutter nicht hätte sein sollen, denn seine Eltern waren verreist. Und ich wusste, jetzt muss ich nach Hause gehen und erklären, was passiert ist. Ich muss meine Mutter um Hilfe bitten, denn ich war 16 und die Pille danach gab's nur auf Rezept vom Gynäkologen. Ich rief sie an. Ich erinnere mich wie heute, ich rief sie wirklich mitten in der Nacht noch an und als sie schlaftrunken ans Telefon ging, sagte ich: "Mama, reg dich jetzt bitte nicht auf, aber ich brauche die Pille danach." Und sie: "Ja, alles klar. Verstehe. Aber morgen." Und legte wieder auf.

Natürlich hat sie sich doch aufgeregt. Sehr ausführlich am nächsten Tag. Nicht weil ich Sex gehabt hatte (zumindest hat sie das nicht laut zugegeben, aber heute glaube ich, dass sie sich NATÜRLICH auch darüber aufgeregt hat…), sondern weil sie geglaubt hatte, ich bzw. wir beide, mein Freund und ich, seien aufgeklärt und verantwortungsbewusst genug, um vorher für sichere Verhütung zu sorgen. Sie regte sich auf und wir kriegten beide unsere verbale Abreibung für so viel Unvernunft, aber natürlich half sie mir. Wir besorgten ein Rezept und ich nahm die Pille danach. Danach ging meine Mutter mit mir zu meiner Gynäkologin und ich ließ mir die Pille verschreiben, aber mein aufkeimendes Sexualleben hatte erst mal einen Dämpfer erhalten.

Nur wenn ich es will

Ich hatte eine feminstische Mutter, die versucht hat, mir Selbstbewusstsein als Frau, Wissen und das richtige Gefühl für Selbstbestimmung mitzugeben. Sie hatte schon vorher mit mir über Sex gesprochen (ja, das war manchmal peinlich, aber es war richtig und gut, all das zu wissen), darüber, dass meine Bedürfnisse dabei für mich im Mittelpunkt stehen müssen. Darüber, dass es für mich zentral wichtig ist, nur Dinge zu tun, die ich auch will und zwar wann ich sie will. Darüber, dass mein Körper "heilig" ist und ich gut auf ihn aufpassen soll, nicht aus moralischen Gründen im Sinne von "Spar dich auf" oder so was, sondern aus der Überzeugung heraus, dass jedes Mädchen Herrin über ihre körperliche, psychische und seelische Gesundheit sein sollte. Aber einen der entscheidenden Punkte hatte ich dennoch im Eifer des Gefechts außer Acht gelassen, nämlich für sichere Verhütung im Vorfeld zu sorgen.

Das Gebot meiner Mutter an mich war: "Achte auf dich. Tu nur, was du willst und wann du es willst. Sei verantwortungsbewusst und verletze weder dich noch andere. Lass dich nicht unter Druck setzen, von keinem Mann, keiner Freundin und keiner Peer Group. Sei die Chefin und bleib es. Informiere dich und pass auf dich auf. Verhütung ist wichtig und auch hier gilt: du bist für deinen Körper verantwortlich. Überlass' diese Verantwortung keinem anderen, egal, wie sehr du ihm vertraust oder ihn liebst."

#meinmädchenundich, nur wenn ich es will, Pille danach, Teenager, Aufklärung, das erste Mal

Kein schlechtes Vermächtnis, mit dem ich mich heute, wo ich an der Schwelle zu dieser Lebensphase meiner eigenen Tochter stehe, auseinandersetze – nur in der anderen Rolle, nämlich als die Mutter. Das ist genau das, was ich ihr auch mitgeben möchte. Ich möchte, dass sie stark und selbstbewusst ist, dass sie ihren Körper gut kennt und weiß, was sie mit ihm tun möchte und was nicht. Sie soll keine Angst haben und nichts tun, nur weil jemand anderes das möchte. Und wenn sie eines Tages Sex haben wird (was hoffentlich noch lange nicht passiert…!), dann soll sie den mit Freude haben, mit einem Menschen, der sie liebt und nicht, weil sie denkt, das muss so sein. Sie soll Bescheid wissen, sich im Vorfeld schützen und über die Möglichkeiten informiert sein, die sie hat, wenn ihr so etwas passiert wie ihrer Mama in grauer Vorzeit mit dem Kondomunfall. Herrje.

Die Zeiten haben sich ja in einigen wichtigen Aspekten zum Glück geändert: Aufklärung an Schule ist selbstverständlicher, selbst meine Grundschulkinder wissen zumindest auf dem Papier schon mal, wie Fortpflanzung geht. Die Informationsquellen sind zumindest theoretisch einfacher anzuzapfen, denn neben konventionellen Quellen (Eltern, Ärzt*innen, Apotheker*innen) steht Teenagern heutzutage auch das Internet zur Verfügung, um sich Informationen zu beschaffen. Wer also keine so verlässlichen Eltern hat wie ich damals oder wem das Thema zu heikel ist, findet hoffentlich dennoch das Wissen, das er/sie braucht. Die Pille danach gibt es für junge und selbstbestimmte Menschen inzwischen nicht nur rezeptfrei in der Apotheke, sondern auch für diesen Fall lassen sich Informationen leichter im Netz finden, zum Beispiel hier bei Pille danach. Besser ist natürlich, man ist gut vorbereitet und verhütet sicher im Vorfeld. Auch einen Gang zur Gynäkologin vor dem ersten sexuellen Kontakt würde ich besser finden für meine Kinder, aber ich weiß ja nun selbst am besten, wie es gehen kann und dann… 

Mein Mädchen und ich: Rituale, Gemeinsamkeiten und Hashtag-Aktion

Ich habe darüber nachgedacht, dass ich Glück hatte. Nicht nur, weil ich nicht mit 16 schwanger geworden bin (der Typ war super, aber der Vater meiner Kinder war er nicht. Den habe ich erst viel später im Leben gefunden…), sondern weil ich erstens wenn auch unvernünftig, so doch zumindest so gut aufgeklärt und informiert war, dass ich wusste, dass es die Pille danach überhaupt gibt – die Pille, die, wenn sie rechtzeitig eingenommen wird, den Eisprung verschiebt und dadurch eine mögliche Befruchtung verhindert. Und zweitens, und das ist mein eigentlicher Punkt, weil ich eine so gute Beziehung zu meiner Mutter hatte, dass ich mich ohne zu zögern an sie wenden und sie um Hilfe bitten konnte.

Heute bin ich die Mutter. Meine eigene Mama kann ich nicht mehr fragen, wie das damals war und was ihr wohl im Kopf herum ging, als ich sie nächtens anrief und sagte: "Kondomunfall! Pille danach! Mama!" Aber ich kann mich darum bemühen, dass mein Kontakt zu meinen Kindern, speziell zu meiner großen Tochter, gut und innig bleibt. Dafür kann ich etwas tun: mit ihr Zeit verbringen, ihr zuhören, wenn sie aus ihrer Welt erzählt, selbst wenn mir das manchmal noch so banal vorkommt. Alltägliche und besondere Rituale mit ihr pflegen, die sie erden und durch die sie sich verbunden fühlt: mit mir, aber auch mit ihrem Papa und den Geschwistern – ihrer Familie als sichere Basis und Geheimwaffe, wenn das Leben allzu feindlich erscheint. Ich möchte die Mama sein, die sie alles fragen kann, nicht als Freundinnenersatz, das ist nicht meine Rolle, sondern als die Bezugsperson, der man sich anvertrauen kann. Mir ist schon klar, dass sie sich im Erwachsenwerden automatisch von mir weg entwickelt und das viel beschworene "Loslassen" dann meine Aufgabe sein wird (und auch schon ist), aber sie in neue Lebensphasen ziehen zu lassen, heißt ja nicht, ihr den Rücken zukehren oder sie alleine lassen dabei. Mein Mädchen braucht meine Unterstützung auch weiterhin, auch als Teenager, als "Pubertistin" und als die junge Frau, zu der sie Tag für Tag mehr und mehr wird.

Deshalb starte ich heute eine Hashtag-Aktion auf Instagram. Mit dem Hashtag #meinmädchenundich im Zusammenhang mit #nurwennicheswill poste ich ab heute für die nächsten vier Wochen immer wieder Bilder von Aktivitäten, Ritualen und Dingen, die ich mit meiner großen Tochter teile. Das werden Sachen sein, die wir gern gemeinsam tun, Dinge, die wir beide mögen, Momente, die wir miteinander teilen – alles, was die Verbundenheit zwischen uns beiden ausdrückt. Denn ich setze auf diese Verbundenheit. Während mein Kind wächst und sich natürlicher Weise von mir weg entwickelt, brauchen wir diese Gemeinsamkeiten, die unsere Basis stärken: die Basis, auf die wir uns beide verlassen, die uns verbindet und die letztlich das stabile Fundament unserer Mutter-Tochter-Beziehung bildet, egal, was in unserem gemeinsamen Leben noch an Herausforderungen auf uns zukommen mag. Und ich bin sicher, da kommt noch einiges – weil das Leben eben so ist.

Habt ihr Lust, dabei zu sein? Erzählt mir in Bildern und unter den Hashtags #meinmädchenundich und #nurwennicheswill, was ihr tut, um eure Mädchen zu stärken und eure Mutter-Tochter-Beziehung zu festigen. Macht ihr zusammen Sport oder habt ihr ein anderes gemeinsames Hobby? Kocht ihr gerne zusammen oder lest ihr dieselben Bücher? Liebt ihr beide lange Spaziergänge, bei denen ihr reden könnt oder ist das gemeinsame Tun eher das verbindende Element bei euch? Und vielleicht sind es auch die ganz kleinen Alltagsrituale, die euch zusammenhalten und euch immer wieder spüren lassen, wie stark eure Verbindung ist? Ich bin gespannt, was eure Geschichten dazu sind und was bei der Hashtagaktion für ein Fotostream entstehen wird.

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Zum Weiterlesen:

 

Dieser Beitrag entstand mit der freundlichen Unterstützung von Cohn & Wolfe.

 

Last Updated on 15. November 2018 by Anna Luz de León

17 Kommentare

  1. Liebe Anna, momentan bin ich sehr bloglesemüde. Zu viele Adventskalender, in denen es um Konsum geht, zu viel Werbung, die a) nicht zu den Blogs passen und b) wie Fremdkörper in manchen Texten wirken. Künstlich trifft es vielleicht.
    Aber Dein Teaser #meinmädchenundich in meinem Feedleser hat mich schon mal neugierig gemacht. Wohl weil meine Große auch “auf übertrieben großen Füßen” durch die Welt schlittert.
    Doch ich habe nicht, wie so oft beim Lesen im Netz den Text überflogen, sondern es hat mich hineingesaugt. Vielleicht, weil ich früher #nurwennicheswill nicht geschafft habe, aber versuchen möchte, daß meine drei Töchter selbstbewußt genug sein können und ihren Körper als etwas Besonderes ansehen können und ihn zu verteidigen wissen.
    Danke.
    Und liebe Grüße
    Suse

  2. Mein großes Mädchen ist so alt wie dein kleinstes, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir über dieses Thema noch keine Gedanken gemacht habe. Über den richtigen Zeitpunkt, mit ihr darüber zu sprechen und die Angst, ihn zu verpassen, wenn ich zu lange warte. Noch ist das alles glücklicherweise nicht aktuell aber ich bin froh, dass du hier über deine Herzensmädchen-Erfahrungen schreibst, mit denen du mir und vielen anderen ein paar Jahre voraus bist. Und wenn wir soweit sind, hast du eine junge verantwortungsbewusste Erwachsene, die dir dabei hilft, das Goldkind auf die Pubertät vorzubereiten ;) alles Liebe und schöne Weihnachten, liebe Anna! 

    Vivi

    • Liebe Vivi, danke dir für deine lieben Worte. Jede von uns hat ihre Stimme auf ihrem Blog – ich liebe diese Vielfalt und die Tatsache, dass wir uns alle voneinander inspirieren lassen können, wenn wir das denn zulassen. Ich wünsch dir auch schöne Weihnachten mit deinen Süßen, liebe Vivi. Alles Liebe! Anna

  3. Liebe Anna,
    wieder wunderbar geschrieben. Es ist toll, wie deine Mutter mit dir mit dem Thema umgegangen ist. Ich hatte leider nicht solche Eltern. Ich stamme aus einem sehr christlichen Elternhaus und es war einfach Tabu. Wir haben über “die Tage bekommen” und “Binden” geredet. Selbst das Thema “Tampons” war ein No-Go. Sobald ich 14 war ließ ich mir dann die Pille verschreiben, denn es gab ja Freundinnen und das Internet gab es ja auch schon. Meine beste Freundin war auch sehr gut aufgeklärt und so wusste ich trotzdem alles.
    Aber das nötige Selbstbewusstsein hat mir immer gefehlt. Ich bereue inzwischen vieles. Ich versuche nicht oft darüber nachzudenken, aber ich wünsche mir immer wieder, meine Eltern hätten das Thema zum Thema gemacht. Es ist so wichtig seine Grenze zu kennen, zu wissen, dass man selbst einfach Nein sagen darf.
    Ich weiß inzwischen wie viel schöner Sex mit einem Mann ist, der einen aufrichtig liebt und respektiert. Es ist ein großer Unterschied. Auch wenn so viele oft das Gegenteil behaupten. Es ist was anderes. Und ich finde es oft schade, dass vorher so viel passiert war, wo diese Aspekte nicht gegeben waren.
    Liebe Grüße,
    Sarah

  4. Liebe Anna, 

    tausend Dank für diesen Text…wir haben da fast exakt identische Erfahrungen gemacht…;-) auch für mich ist das ein ganz großes und wichtiges Thema mit meinen Töchtern. Wir gehen hier offen mit dem ganzen Thema um, versuchen ihnen aber auch von Anfang an beizubringen, dass sie selbst entscheiden dürfen und sollen und auch die Grenzen anderer respektieren. Das fängt damit an, dass eine geschlossene Badezimmertür von allen respektiert wird! Natürlich dürfen die Kinder mich beim Umziehen oder Duschen sehen, auf der Toilette verweigere ich aber Zuschauer (außer den Minisohn, der gerade selbst anfängt, aufs Klo zu gehen…). Niemand muss auf einem Schoss sitzen oder Küsse ertragen (nein, auch nicht Omas), wenn er das nicht möchte. Ich glaube – und hoffe – dass sie dadurch ein ganz gutes Gefühl für Ihre Selbstbestimmtheit bekommen. 

    Wir backen und basteln sehr viel zusammen, gerne auch mal nur eine der beiden mit mir allein, weil man sich dann einfach doch intensiver austauschen kann und das "Machen" in den Hintergrund tritt. 

    Ich liebe Deinen Blog so sehr und freue mich, dass ich hier so oft so tolle Denkanstöße bekomme!!!

    Danke Dir!!!

    Marina

    • Liebe Marina, ich danke dir von Herzen für die Einblicke in dein Familienleben und das schöne Kompliment für mein Blog. Es freut mich so sehr, dass es dir hier gefällt und du etwas für dich in dein Leben mitnehmen kannst. Und lass es mich mal so sagen: Leserinnen wie du eine bist geben mir immer wahnsinnig viel zurück. Ich bin ganz schön stolz, dass ihr meine Leserinnen seid. :-) Liebe Grüße und frohe Weihnachten, Anna

  5. Bei uns ist das Mädchen noch ganz klein, aber der große Bruder ist kaum jünger als eure Große. Und auch hier spukt mir verschiedenes durch den Kopf. Ich finde deine Aktion Großartig!
    Und bin immer wieder begeistert über deinen Einsatz für starke, selbstbewusste und selbstbestimmte Mädchen!
    Ich bin aber auch der festen Überzeugung, dass auch/gerade die Jungs noch viel zu wenig wissen. Bei Jungs wird das immer so als selbstverständlich angesehen, dass sie alles wissen- es ist jedoch erschreckend, wie wenig viele über den eigenen Körper wissen ganz zu schweigen von dem der Mädchen. Selbst bei erwachsenen Männern (in diesem Fall werdende Väter!) war ich im Geburtsvorbereitungskurs immer wieder überrascht wie wenig diese wissen. Wird das von den Eltern so lax gesehen weil die Jungs “ja nicht schwanger werden”?
    Gehört es nicht dazu die Mädchen zu stärken, dass man Jungs großzieht die sich nicht nur ihrer selbst bewusst sind, sondern auch verstehen? Während ich zusehe, wie mein Kind vom Kind zum Jungen wird hoffe ich, dass ich ihm alles vermitteln kann/konnte, was er braucht um nicht nur ein selbstbestimmter und selbstbewusster junger Mann zu werden, sondern auch einer der sein Gegenüber respektiert. Unabhängig von äußeren Faktoren.
    Und auch dafür finde ich deine Aktion(en) toll! Nur wenn wir darüber reden, aufklären und sichtbar machen, kann es ein Umdenken in den Köpfen geben. Ich wünsche mir so sehr, dass die Generation unserer Kinder ganz viele Dinge als selbstverständlich ansieht, bei denen es jetzt offenbar noch so viele Schranken im Kopf gibt.
    Danke für deinen unermütlichen Einsatz.
    Ich wünsche dir und deiner Familie weiterhin alles Liebe und wunderschöne Weihnachten Sarah

    • Genau das habe ich auch gedacht, Sarah! Bei uns dauert es zum Glück noch ein paar Jahre, bis der Kleine so groß wird …

      Liebe Anna, auch wenn es bei euch ebenfalls noch ein wenig dauert, schon mal vorab eine Frage: Siehst du Aufklärung etc. des Lieblingsbubs als deine Aufgabe oder ist das eher was für den BerlinMitteDad (schönen Gruß an ihn)?

      • Hi liebe Katja, ehrlich gesagt, sind wir mit der Aufklärung auch bei den Kleinen schon voll dabei, denn die Fragen der Kinder kommen ja nicht erst zur Pubertät sondern sehr viel früher – jederzeit, wenn sie im Umfeld aufkommen. Was die Fortpflanzung angeht weiß der Bub also theoretisch schon Bescheid, von Sex einfach nur zum Spaß hat er noch keinen Schimmer. Das Ganze kommt ihm ziemlich “eklig” vor, das ist sehr altersentsprechend. ;-) Aber um auf deine Frage zu kommen: wir sind beide zuständig, denke ich. Wobei ich mir vorstellen kann, dass da Phasen kommen werden, wo der Bub sicherlich lieber mit seinem Vater sprechen wird, als mit mir. Das werden wir dann sehen. Liebe Grüße zurück & happy Christmas!

    • Liebe Sarah, ich weiß genau, was du meinst, denn ich bin ja auch die Mutter eines Sohnes. Und natürlich will ich, dass auch er selbstbewusst und gestärkt ins Leben geht, wenn er mal die schützenden Fittiche seines Elternhauses verlässt. Ich finde es wichtig, dass Kinder von Anfang an ein gutes Körpergefühl und ein sicheres Bewusstsein für ihre Rechte bekommen. Bei uns gibt es zum Beispiel kein “Gib Opa mal ein Küsschen!”, wenn die Kinder das nicht von selbst möchten. Es gehört für mich dazu, dass die Kinder, Jungs wie Mädchen, lernen, dass sie jederzeit das Recht haben, n e i n zu sagen. Immer. Aber gerade beim Thema Verhütung bzw. Pille Danach ist es mir mit meiner eigenen Erfahrung wichtig, dass meine Mädchen all diese Dinge wissen. Denn ja, sie können theoretisch schwanger werden – mein Sohn nicht. Damit will ich nicht sagen, dass seine Verantwortung geringer ist in derselben Situation oder er weniger Wissen und Aufklärung benötigt. Auch er sollte wissen, dass sichere Verhütung im Vorfeld wichtig ist und was zu tun ist, wenn es eine Verhütungspanne geben sollte. Aber eine Schwangerschaft ist nur für ein Mädchen eine potentielle, konkrete und lebensverändernde körperliche Folge von ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Daher finde ich die Aufklärung diesbezüglich besonders für Mädchen wichtig. Aber ich bin völlig bei dir: es muss Hand in Hand gehen. Jungs sind wichtig. Und ihr Selbstbestimmungsrecht ist nicht weniger wichtig.

      Ich wünsche dir und deiner Familie auch eine wunderschöne Weihnachtszeit.

      Liebe Grüße, Anna

  6. Liebe Anna,
    Dein Text hat mich wahnsinnig berührt. Ich habe das Gefühl jedes Wort mit seiner Emotion dahinter zu begreifen. Anders kann ich es nicht beschreiben. Obwohl meine Tochter noch sehr weit weg von den großen Füßen ist und wir uns mit der Thematik ganz konkret erst in 10 Jahren auseinandersetzen müssen, denke ich doch häufig darüber nach. Ich denke darüber nach, wie ich mein Kind zu einem selbstbestimmten und starken Menschen erziehen kann. Zu einer Frau, die weiß was sie möchte und wann sie es möchte. Ich finde Deine Gedanken dazu so berührend und denke, dass das der einzige richtige Weg ist. Ich wünsche mir sehr, dass mir dieser Weg auch so gelingen wird. Ich möchte, dass meine Tochter eben mich anrufen kann, wenn möglicherweise die Welt um sie zusammenbricht (aus welch banalen Gründen auch immer aus Erwachsenensicht). Und dass sie zu mir kommt, wenn sie vielleicht das Gefühl hat, dass “ihre Peer-Group” mal nicht versteht, was sie meint.
    Meine eigene Mutter hat das sehr gut hinbekommen und konnte mich natürlich trotzdem nicht vor negativen Erfahrungen bewahren. Aber ihre Stärke im Hintergrund hat mich sicherlich das eine oder andere besser wegstecken lassen, einfach weil ich wusste, dass immer jemand da ist, der auf meiner Seite ist. Auch wenn ich am Ende über manches doch gar nicht sprechen wollte. Aber letztlich geht es ja um die innere Stärke, die sie mir geben konnte.
    Ich wünsche euch alles Liebe für euren Weg!
    Nina

  7. Hallo Anna,

    ich lese Dich sehr gerne und fand auch diesen Beitrag sehr einfühlsam und toll geschrieben.

    Doch zwei Dinge gingen mir dabei durch den Kopf:

    1. Ich finde es zwar schön, dass Du derart intime Mutter-Tochter-Rituale mit uns teilst, aber wie findet das denn Deine Tochter? Gerade als Teenager ist einem ja vieles extrem peinlich und da könnte ich mir vorstellen, dass sie über die Veröffentlichung Eurer Mutter-Tochter-Rituale nicht ganz so begeistert ist wie wir.

    2. Was hat Cohn & Wolfe mit dem Beitrag zu tun? Welche Marke soll dabei etabliert werden?

    Liebe Grüße

    Susi

    • Liebe Susi,

      danke für deinen Kommentar. Was meine Tochter angeht, kann ich dich beruhigen: alles, was ich über sie teile, ist mir ihr abgesprochen. Denn du hast recht, vieles wäre peinlich und zu intim, das berücksichtige ich selbstverständlich. Übrigens nicht nur bei diesem Beitrag. :-) Was Cohn & Wolfe angeht: es geht nicht um die Etablierung einer Marke, sondern in dem Fall um die Pille Danach. Die Agentur unterstützt eine Aufklärungskampagne über Rezeptfreiheit, Wirkungsweise und Anwendung. Beantwortet das deine Frage? Liebe Grüße, Anna

  8. Hallo Anna,

    sehr schöner Text. Ich finde aber, dass Du(und zwar auch bei Deinem Bub) das Thema Kondome trotz des Kondomunfalls nicht außer Acht lassen solltest. Denn eine Schwangerschaft ist ja nicht der einzige Nebeneffekt, der bei falscher/vergessener Verhütung auftreten kann. Die Möglichkeit, sich mit HIV zu infizieren ist immer noch gegeben,auch wenn dies mittlerweile kein Todesurteil mehr ist. Aber sowenig man beim ersten Mal genau über Verhütung spricht so wenig spricht man über einen eventuellen AIDS-Test.

    Viele Grüße
    Karin

  9. Hallo,

    super, wie liebevoll du dich um deine Große kümmerst! :) Ich finde, du machst das genau richtig, besonders auch schon die Kleinen gut zu informieren. Alles was sie wissen hilft ihnen wenn es soweit ist.
    Meinem Freund und mir ist zweimal hintereinander das Kondom gerissen, das war echt peinlich beim Arzt. In einer Woche habe ich zweimal die Pille danach gebraucht. An dieser Stelle kann ich nur dringend empfehlen keine günstigen Kondome zu kaufen (es war eine günstige Eigenmarke einer Drogerie, nach dem zweiten Mal wanderte die Packung in den Müll). Mit den etablierten Herstellern ist uns das nie passiert, also lieber etwas mehr ausgeben :)

    Viele Grüße!

  10. Pingback: frisch verliebt in meinen teenager ::: the teenie chronicles

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