Vor einem Jahr war unsere Reise nach El Salvador und Costa Rica noch ganz nah, in diesem Jahr ist eine solche Reise unvorstellbar. Aber die Erinnerungen an diese Zeit, an das Schöne, das wir erleben durften, tragen uns, ebenso wie die Hoffnung, dass wir nächstes oder übernächstes Jahr wieder werden reisen können. Und während um uns herum die Coronamaßnahmen verschärft werden und der Gedanke an Reisen für mich vollkommen abstrakt erscheint, machen die Amerikaner potentiell ihr Thanksgiving zu einem nationalen Superspreadingevent und fliegen kreuz und quer durch ihr ganzes Land.
Und ich… schreibe Freitagslieblinge. Und versuche, den Kurs zu halten. Was soll ich sonst auch tun in diesen schrägen Zeiten?
Mein Lieblingsbuch der Woche für die Freitagslieblinge der Woche ist ein Kinderbuch für alle oder ein philosophisches Buch für Kinder oder eben beides in einem. The boy, the mole, the fox and the horse (Amazon Partnerlink) ist ein Buch über die Kraft der Liebe, darüber, wie man durch Freundschaft die eigene Einsamkeit und Ängste überwinden kann und gemeinsam wieder Hoffnung schöpft. Die zauberhaften Illustrationen und der Text sind in der Kombination das perfekte Buch über die wichtigen Themen des Lebens. Ein Buch zum Verschenken an die Liebsten, zum immer wieder Anschauen und dafür, die einfachen Wahrheiten wiederzufinden, um sie sich immer aufs Neue zu vergegenwärtigen.
Mein Lieblingsessen der Woche ist unser Fußbodenpicknick vom letzten Wochenende. Was in dieser Familie eine Tradition seit 2011 ist (2013 habe ich es erstmalig verbloggt in der Kategorie “Elternhacks” in meinem Artikel zu den Gegenmaßnahmen gegen drohenden Mama Meltdown), wird hier immer noch gerne gemacht. Was mir auf dem Foto auffällt: mehr pflanzliche Nahrung als früher, keine Wurst mehr. Unsere Fußbodenpicknicke sind jedenfalls mehr als nur ein Fall für die Freitagslieblinge, viel eher ist es ein All Time Hit. Schön war’s!
Meine Lieblingsserie der Woche ist die zweite Staffel von “The Alienist” auf Netflix. Letzten Freitag schrieb ich noch, ich würde mich darauf freuen, diese Woche bin ich bereits in die Serie eingestiegen und bin gefangen. Düster und teilweise unerträglich spannend erzählt, entrollt sich die Geschichte um eine Kindsmörderin und diejenigen, die versuchen, sie im New York des späten 19. Jahrhunderts zu stellen, die sie einkreisen und ihr und ihren Motiven näher kommen. Daniel Brühl spielt den verschrobenen Psychiater Kreizler, Dakota Fanning die emanzipierte und nicht minder seltsame Detektivin Sara, gemeinsam mit ihrem Freund dem Journalisten Moore setzen sie sich auf die Spur der Entführerin und Mörderin. Die Kombination aus Kriminalgeschichte, Psychodrama und dem historischen Setting in einem New York der Gegensätze (High Society vs Unterwelt) ist faszinierend, gruselig und wunderbar gespielt. Empfehlung!
Mein Lieblingsmoment der Woche war unser virtuelles Cocktailsaufen mit Freunden via Facetime. Wir haben vorher ausgemacht, was wir trinken würden (es waren Frozen Strawberry Margaritas) und dann haben wir geredet, gelacht, ernste und heitere Dinge besprochen und uns dabei schön einen Pitcher Margaritas reingedübelt. War sehr lustig und tat gut.
Mein Lerneffekt der Woche ist mehr eine Frage an mich selbst. Die Antwort ist mir noch nicht abschließend klar. Wenn ich zur Zeit in Social Media unterwegs bin, regt mich der Ausverkauf der Authentizität mehr auf, denn je. Die Konsumschlacht regt mich auf. Die Art, Produkte über Produkte rauszuhauen, die mir fast schon schamlos vorkommt in Zeiten von Moria, Corona-Kurzarbeit, Existenzängsten, dem Klimawandel etc. – regt mich auf. Und ich meine ausdrücklich nicht diejenigen, die ihre eigene Arbeit promoten und dafür ihre Kanäle nutzen. Ich stolpere über die, die Giveaways im Wert von tausenden von Euros raushauen, Küchenmaschinen, Spielkonsolen, iPhones und Designertaschen. Als gäb’s kein Morgen. Und ja, ich könnte das ausblenden (was ich teilweise tue, ich folge solchen Profilen nicht), aber sie sind tatsächlich megapräsent und stammen zu nicht geringer Anzahl aus “meiner” Elternbloggerbubble im weitesten Sinn (und nein, Influencer sind keine Blogger. Eine Caption unter einem Bild ist noch kein Blogbeitrag!). Was ich mich frage, ist: wie passe ich eigentlich noch da rein? Wie nutze ich eigentlich meine eigene(n) Plattform(en) weiterhin? Und zwar so, dass mir nicht von meinem eigenen Feed schlecht wird? Ohne mich zu verkaufen? Wenn ich das konsequent zu Ende denke, komme ich zu dem Punkt, dass ich über diese Kanäle kein Geld mehr verdienen will. Und es de facto auch nicht kann, weil die Mama-Influencerin mit 100k Followern, die alles für ihre Reichweite macht, mich als Kooperationspartnerin vollkommen aussticht. Es sei denn, ich wollte meinen Content für kleines Geld verhökern und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Was ich damit machen soll, weiß ich noch nicht. Aber es ist eine Social Media-Krise, die sich schon länger anbahnt.
FRAGESTUNDE…
Noch eine Woche könnt ihr mir weiter Fragen stellen und Anregungen geben, dann kommen meine Antworten. Für die neue Woche kommen übrigens meine jährlichen Weihnachtsbuchtipps für Kinder und ein Plätzchenrezept, das gehört ja beides zu meinem unverzichtbaren Weihnachtscontent. Auch wenn ich das Adventskalendergeschleudere von Dingen seit Jahren nicht mehr mitmache, möchte ich ein bisschen Weihnachten auf dem Blog. Und mit Büchern als meinem Lieblingsprodukt of all times, erwarten euch hier in den nächsten Wochen Buchtipps unterschiedlicher Genres. Passt so, oder?
Die Freitagslieblinge sind jedenfalls hiermit komplett und ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
Passt auf euch auf!
7 Comments
Oh, Plätzchenrezepte sind gerade wohl das Beste, was man so lesen möchte. Habe gestern schon mal einen Großeinkauf gemacht, Samstag geht’s los. Und weil ja gut ist, jedes Jahr mindestens eine neue Plätzchensorte einzuführen: immer her damit.
Leider folge ich anscheinend den völlig falschen Leuten auf Instagram. Ich hab noch nie irgendwo die Chance gesehen, eine Küchenmaschine zu gewinnen…. Ja, das ist alles pervers. Aber zum Glück zwingt einem das ja auch keiner auf, und zum Entfolgen ist es nur ein Mausklick :-)
Deine Gedanken zum eigenen Bild und der eigenen Rolle in den Social Media Kanälen mag ich sehr. Ich habe einen total kleinen Instaaccount, eher so zum Rumspielen, und komme noch aus der Bloggerzeit, da hatte ich ab 2007 einen gut besuchten Strickblog. Damals noch mit vielen persönlichen Kommentaren, Post von lieben Leser*innen usw. Als das irgendwie out wurde, habe ich mich zurückgezogen. Manchmal erschrecke ich, wenn bei zunächst ganz sympathischen Profilen ab dem 30. Beitrag quasi nur noch Werbung und Koops auftauchen. Ich mag daran besonders den Nebeneffekt nicht, dass zum einen Hausfrau und Muttersein irgendwie dann wohl doch nur noch reicht, wenn man nebenbei 30k Follower bei Insta hat und sein Familienleben dort präsentiert. Zum anderen zementieren diese Arbeitsmodelle in meinen Augen Altersarmut und Gender Gap, denn ziemlich oft sind es doch Frauen, die, ehe sie gar nichts verdienen würden, dann eine kleine Selbstständigkeit über das “Influencen” aufbauen. Ich vermute aber, dass das bei den wenigsten für eine Altersvorsorge etc. reicht. Die kooperierenden Firmen nehmen das in Kauf, das generierte Frauenbild ist auch für mich irgendwie schöner Content (Adventskalender, Adventsschmuck, Kochen, Backen, Stricken und Co), aber ich finde, dass da ganz schön viele Aspekte fehlen und an der Mental Load-Verteilung nicht gerüttelt, sondern festgehalten wird. Wie siehst du das? Und zur Bücherfrage: Gern! Unsere 3 sind deutlich jünger als eure und ich schaue dann gern durch deine Buchtipps durch, wenn ich Geschenke suche. LG Maren
Ich liebe deinen Blog für deine Gedanken, deine Buchtipps, deinen Humor und auch die Plätzchenrezepte. Und stelle fest, dass ich wohl den richtigen Leute folge und die Thermomix-etc-Verlosungen nur indirekt mitbekomme, weil es diejenigen aufregt, die eben Authentisches teilen, sich vernetzen, Gutes in verschiedenster Form promoten, politisch sind, sich für etwas einsetzen und Instagram als Kommunikations-und Dialog-Kanal sehen und nicht in erster Linie als Marketinginstrument. Klar, der Trend wird weitergehen, aber es wird irgendwann alle langweilen. Und solange es die spannenden, tiefgründigen Bubbles gibt, besteht doch noch Hoffnung, oder? Die Frage ist vielleicht, was willst du mitteilen und wem, was willst du bewirken? Ich glaube, viele Accounts bewirken so viel Gutes, ohne davon zu wissen. So wie deiner.
Liebe Anna! Das Rezept der Fanconi Lösung ist immer wieder ein Glücksgriff für uns…. Er heißt bei uns “Spucktee” und ich muß ihn leider häufig machen…. Vielen Dank für das Rezept….. Liebe Grüße Rita
Liebe Anna,
seit Wochen habe ich im Hinterkopf m, dir zu schreiben wie großartig ich immer wieder deine Artikel und Gedanken finde!
Die Freitagslieblinge sind Balsam für die Seele, da geht es mir wie den anderen Ladies!
Vielleicht möchtest du ja ein Buch schreiben ?
Wie gehts den Kindern mit Corona? Merkst du schon eine „Prägung“?
Liebe Grüße Paula
Liebe Anna,
wenn Du es Dir erlauben kannst, einen Blog zu machen ohne zu werben, ist das doch das Grösste überhaupt! Und die Zahl der Follower ist eher uninteressant, denke ich.
Ja, auch mir wird schlecht, wenn ich zwischendurch mal auf die Mami-Blogs mit Super-Werbung schaue. Danach weiss ich immer, dass viele eben vom Konsum getrieben/angezogen werden.
Es ist schon nicht ganz einfach, selbst seine Kinder konsumbewusster zu erziehen.
Also, einfach weitermachen: Du bist gut unterwegs, und das schon viele Jahre!
Liebe Grüsse!
Liebe Anna, ich bin etwas spät dran, denn die neue Woche ist schon wieder in vollem Gange. Ich finde deine Gedanken zum Bloggen und zum Social Media sehr spannend. Mir geht es ähnlich. Ich habe das Bloggen einfach jahrzehntelang geliebt und auf meinen verschiedenen Seiten, die ich ihm Laufe der Jahre hatte, ausgelebt. Dadurch, dass ich mich dabei öfter mal neu erfunden habe, habe ich nie eine Community aufgebaut, die in irgendeiner Form großes Geld (oder I-Phones) versprochen hat. Aber ich habe eine kleine, treue Blase, die seit Jahren liest, kommentiert, mit mir im Gespräch ist. Viele führen selbst kleine, christliche Nischenblogs oder haben Instaaccounts. Wir machen tolle Aktionen, tauschen uns aus und zum Teil sind enge Freundschaften entstanden. Doch mittlerweile merken wir alle, dass die Luft raus ist. Wir werden weniger gelesen, wir können nicht mithalten in dem, was Social Media von uns abverlangen würde, wenn wir es ernsthaft betreiben würden. Einige von uns, ich auch, haben bisher wenigstens unsere eigenen Dienstleistungen ein bisschen dadurch vermarkten können und ich kann für mich sagen, dass ich das meiste, was ich mittlerweile habe, dem Bloggen verdanke. Schreibaufträge, meinen Buchvertrag, Mitarbeit in Zeitschriften usw. Doch so auf Dauer frage ich mich schon auch, wo mein Blog noch seinen Platz in der Welt hat und ob bloggen nicht einfach sehr Dinosaurier ist, dass man es einfach lassen sollte. Ähnliches gilt für Insta. Ich bin manchmal wirklich traurig darüber, dass Feeds, die keinerlei Aussage transportieren, unter ihren Bildern mehr Hashtags als Text haben und bei denen sich völlig überbelichtete Selbstdarstellung mit Werbung abwechselt, durch die Decke schießen und solche, deren Bilder gut, aber nicht blinkblink sind und deren Stories normales Leben zeigen und nicht yeahgeiledrecksauichbinderdiedasallergrößtealterscheißguckmalhier, die dafür aber oft sehr tiefgründig schreiben, im Grund unsichtbar werden.
Und genau in dieser Gemengelage muss man dann irgendwann entscheiden, wie es weitergeht. Versucht man genauso geilescheißedrecksaumachthochdietürhierkommeich zu sein, um (weiterhin) Geld zu verdienen und nimmt in Kauf, dass der Inhalt zu kurz kommt oder bleibt man bei Inhalt und leeren Kassen und kommt somit irgendwann an den Punkt, an dem der Blog und der Instafeed leer bleiben, weil man die Kassen anders füllen muss.
Ich habe das Gefühl, dass immer mehr tolle Blogs im Laufe der Jahre verloren gegangen sind und das ist echt schade. Du bist eine der letzten, die einfach trotzig weitermachen – und ich liebe das. Aber die Entwicklung macht mich irgendwie traurig und ich frage mich, wo wir alle in ein paar Jahren stehen.