Wer liebt Guacamole? Oder Tacos, Salsa, Empanadas und überbackene Nachos? Und wolltet ihr immer schon mal ein erprobtes Rezept für Chicken Fajita mit allem Drum und Dran? Dann ist das heute der Post für euch, denn ich habe da ein bisschen was zusammengestellt, das ich das große panamerikanische Food Festival nenne – und ihr seid eingeladen.
Am Wochenende waren wir nach einer besonders langen Woche, die wir nicht zusammen verbringen konnte, wieder vereint und zu Hause. Das Wetter war wunderbar und wir hatten Lust auf ein ausführliches und gemütliches Essen im Garten. Aber schon wieder Grillen? Wo immer einer am Grill steht und die anderen schon essen, damit nichts kalt wird? Uns war nach etwas anderem. Also habe ich all meine Familienrezepte und sonstigen Inspirationen zusammengeworfen und eine Art panamerikanisches Texmex Food Festival auf unserem Gartentisch veranstaltet, bei dem jeder seinen Favoriten hat: die Kinder ihre Tacos mit Hackfleischfüllung, ich das Rezept für Chicken Fajita, der Mann die Frijoles mit Sauerrahm. Ein Essen, bei dem man lange sitzt und redet, wo man beschäftigt ist und kreativ sein kann, jeder für sich und alle zusammen. Latino Slow Food für die Familie, die sich in Ruhe und ausführlich am Tisch versammeln und gemeinsame Zeit genießen möchte – das ist genau unser Ding.
Von Mexiko bis El Salvador: mehr als nur Bohnen und ein Rezept für Chicken Fajita
Die Küche Lateinamerikas ist wahnsinnig vielfältig. Mit einem Rezept für Chicken Fajita ist es längst nicht getan. Wer sich beispielsweise schon mal mit mexikanischer Küche befasst hat, die Küche, die es aus der genannten Region zur größten Bekanntheit weltweit gebracht hat, weiß, wie komplex das Zusammenspiel von Zutaten und Zubereitung ist und wie wenig man eigentlich über “Salsa” weiß – jedenfalls wenn man das im Kopf hat, was man hierzulande darunter versteht. Frijoles beispielsweise, was erstmal nichts weiter heißt als “Bohnen” und die typischen schwarzen Bohnen meint, gibt es in jedem lateinamerikanischen Land – und doch werden sie überall anders gemacht und schmecken unterschiedlich. So ist es mit all diesen Gerichten, von denen wir schon mal gehört haben, die wir aber eher im Restaurant bestellen, als sie selbst zuzubereiten. Dabei sind so viele dieser Gerichte es wert, Eingang in die eigenen Rezeptbücher und das Repertoire der Familie zu finden.
Tipp: wer sich in mexikanische Küche und Landeskunde einlesen möchte, dem lege ich das Buch Tacos, Tequila, Tattoos* aus der Reihe Salt & Silver ans Herz. Das ist eins meiner liebsten Bücher mit Rezepten, tollen Fotos und Geschichten aus Mexiko. Mehr als nur ein Kochbuch!
Meine Familie stammt aus El Salvador, und ich kann mich gut erinnern, was unsere Großmutter, meine Abuelita, jedes Jahr für unbekannte Zutaten aus ihrem Koffer zauberte, wenn sie uns besuchen kam. Viele Dinge gab es in den 70er und 80er Jahren des Vor-Globalisierungsdeutschlands nicht zu kaufen und so brachte sie zum Beispiel immer weißes Maismehl für ihre kleinen Tortillas mit, Bananenblätter für die Tamales, schwarze Bohnen und einen besonderen Schafskäse, frische Mangos, die in Zeitungspapier und Folie gewickelt waren, Bonbons für uns Kinder und diverse Gewürze für alle anderen Rezepte. Und dann kochte sie. Sehr zum Leidwesen meiner Mutter, denn die Küche wurde dann stundenlang in Beschlag genommen, während sie briet und pürierte, würzte und wickelte, perfekt runde Tortillas in der Hand formte und in der Pfanne buk und den Backofen anwarf für die Tamales. Ich war als Kind stets vollkommen fasziniert und ich liebte das Essen, das sie zubereitete.
Aus ihrem Rezeptfundus haben es nur die Frijoles, die Tortillas und die Hackfleisch-Tomatensoße für Tacos und gebackene Tacitos bis in meine Kochgewohnheiten geschafft, aber eigentlich möchte ich immer mal alles zusammen suchen, ausprobieren und ein kleines Rezeptbüchlein für meine Familie daraus machen. Aber bis dahin lass ich euch ein, zwei Rezepte hier.
Lieblingsessen zum selbst Zusammenstellen: Mein Rezept für Chicken Fajita
Für den echten Chicken Fajitas braucht man eigentlich vor allem zwei Dinge: die richtigen Zutaten bzw. Gewürze und die richtige Garmethode, damit der authentische Geschmack auf der Zunge entsteht. Und dann braucht man Zeit – Zeit bei der Zubereitung und auch Zeit beim Essen, denn das ist der Schlüssel zum Genuss.
Was braucht man für echte Chicken Fajitas?
- ca. 350g frisches Hähnchenbrustfilet, am liebsten bio
- je 1 rote und 1 gelbe Paprikaschote, entkernt und in grobe Stücke geschnitten
- 1 mittelgroße rote Zwiebel
- 1 kleine Knoblauchzehe
- frisches Meersalz und frischgemahlener schwarzer Pfeffer
- geräuchertes Paprikapulver, zum Beispiel La Chinata Pimenton*
- gemahlener Kreuzkümmel
- 1 kleine getrocknete Chilischote, vorsichtig zerkrümelt
- Olivenöl
- Saft einer halben Zitrone (auch gerne bio)
- Maistortillas, zum Beispiel von Consenza* – es gehen auch Weizentortillas, die sind ein bisschen geschmeidiger, dafür schmecken sie nicht so authentisch und sind, anders als die Maistortillas, nicht glutenfrei
- als Topping dazu: geriebener Käse nach Geschmack, Sauerrahm oder Schmand, Tomatensalsa und Guacamole. Meine Kinder interpretieren das Thema Chicken Fajita immer sehr frei und packen sich auch noch kleingeschnittene Rohkost und Salat obendrauf, so wie bei ihren Tacos. Schmeckt ebenfalls köstlich.
Rezept für schnelle Tomatensalsa zur Chicken Fajita
- 250 g reife Romatomaten (gewaschen, Stielansatz entfernt und in minikleine Würfel geschnitten) mit einer kleinen Knoblauchzehe (abgezogen, sehr fein gehackt) mit dem Saft 1/2 Zitrone und einem Schuss aromatischen Olivenöls vermischen
- eine Handvoll Koriandergrün waschen, trockenschütteln, hacken und zu den Tomaten geben
- mit Meersalz und schwarzem Pfeffer würzen
- durchziehen lassen
Und so geht’s: Chicken Fajitas zum selbst Befüllen
- Das Hähnchenfleisch waschen, trockentupfen und in mundgerechte, nicht zu kleine Stücke oder Streifen schneiden.
- Paprikaschoten und rote Zwiebel schälen bzw waschen und in Stücke bzw Ringe schneiden
- Gemüse und Fleisch in einer Schüssel mit dem Paprikapulver, der zerkrümelten Chilischote und dem gemahlenen Kreuzkümmel vermischen, mit Salz und Pfeffer würzen. Zuletzt den Zitronensaft und das Olivenöl darüber geben und alles gut vermischen. Das Ganze darf ebenfalls einige Zeit durchziehen und die Aromen aufnehmen.
- Eine Grillpfanne erhitzen (kein Öl zugeben!) und die Mischung darin unter Rühren einige Minuten braten. Auf diese Weise werden Fleisch und Gemüse ein bisschen knusprig und sehr aromatisch. Alternativ geht natürlich auch eine normale Pfanne, dann muss aber entsprechend viel Öl zum Braten genommen werden, bis das Fleisch gut gebräunt und alle Flüssigkeit verdampft ist.
- Währenddessen die Maistortillas nacheinander in einer trockenen Pfanne bei mittlerer Hitze erwärmen und auf einen vorgewärmten Teller legen.
Alles kommt jetzt auf den vorbereiteten Tisch, wo jeder sich seine Chicken Fajita nach Belieben mit der gegrillten Hähnchen-Gemüse-Mischung, der Tomatensalsa oder der Guacamole füllen kann. Getoppt wird mit Sauerrahm und geriebenem Käse.
Die Texmex-Alternative: Tacos, Guacamole und überbackene Nachos
Natürlich ist Texmex kein mexikanisches Essen. Aber fairerweise muss man sagen, dass sich die adaptierten Varianten zu recht durchgesetzt haben und so gehört die Taco-Night beispielsweise hier zu den festen Ritualen. Wir lieben dabei nicht nur den Geschmack, sondern auch, ähnlich wie beim oben beschriebenen Rezept für Chicken Fajita, die relaxte Art des Essens. Wir essen mit den Fingern und kleckern wie verrückt, es ist ganz unmöglich, dabei n i c h t zu kleckern, das gehört dazu. Wir trinken ausnahmsweise Limo oder Bier aus der Flasche und wir lecken alle zehn Finger ab, so laut es geht. Ich kann das nur empfehlen, das ist wahnsinnig entspannend und mal so eine schöne Abwechslung zum gesitteten Essen mit Messer und Gabel!
Unser Lieblings – Rezept für Tacos mit Hackfleischfüllung habe ich hier schon mal verbloggt. In diesem Beitrag findet ihr auch das Rezept für die Guacamole.
Was hier auch immer geht: überbackene Nachos. Das ist natürlich streng genommen keine vollwertige Mahlzeit, aber beim Slow Food Panamerikanischen Food Festival geht es um alles andere, aber nicht um S T R E N G! Deshalb gab es auf Kinderwunsch auch diese köstliche Schweinerei aus salzigen Maischips überbacken mit geriebenem Gouda. Als Topping unter dem Käse hatten die Kinder noch in der Pfanne geröstete Minipaprika und Pepperoni versteckt. So! Sau! Lecker!
Aus dem Kochbuch meiner Abuelita: Rezept für Frijoles mit Sauerrahm
Zuletzt zu einem Gericht, das eigentlich ein Frühstücksgericht ist. Frijoles, die schwarzen Bohnen á la Abuelita Lucy, wie meine süße salvadorianische Großmutter hieß, nach der ich ebenfalls benannt wurde. Ich sehe sie noch in unserer Küche in meinem Elternhaus stehen, eine Schürze umgebunden, wie sie in der Hand die Tortillas formt, die zu den Frijoles gegessen wurden. Und wie sie nebenher die braune Bohnenpaste ausbriet, bis eine zähe, leicht trockene schwarze Masse entstand, die alles in allem ziemlich unattraktiv aussah und dennoch unvergleichlich köstlich war.
Ich bin mir nicht sicher, dass ich die Frijoles genauso gut hinkriege, wie meine Abuela, aber es ist definitiv ihr Rezept.
Zubereitung Frijoles à la Abuelita Lucy
- 500g getrocknete schwarze Bohnen, zum Beispiel von Müller’s Mühle* oder aus dem Bioladen
- 1 große Gemüsezwiebel
- 4 Knoblauchzehen
- 3 kleine Lorbeerblätter
1. Die Bohnen in einem Topf mit Wasser bedecken und über Nacht einweichen lassen, gerne länger als 8 Stunden. Das Wasser abgießen, die Bohnen abbrausen und erneut in einem Topf mit frischem Wasser bedecken
2. Die Zwiebel schälen und in Ringe schneiden, den Knoblauch schälen. Zwiebelringe, ganze Knoblauchzehen und Lorbeerblätter zu den Bohnen geben und alles bei mittlerer Hitze 2-3 Stunden köcheln lassen. Eventuell entstehenden Schaum an der Oberfläche mit der Schaumkelle abnehmen
3. Bohnen nach der Garzeit möglichst ganz auskühlen lassen, das dauert ebenfalls noch mal mindestens 2-3 Stunden. Danach den Lorbeer entfernen und die Bohnen mit der Brühe, den Zwiebeln, dem Knoblauch zu einem feinen Brei pürieren.
4. Jetzt kommt die eigentliche “Arbeit”. In einer großen Pfanne ein geschmacksneutrales Öl (z.B. Rapsöl, aber nicht das kaltgepresste!) sehr heiß werden lassen, dann die Hitze reduzieren (kleine bis mittlere Flamme) und die Bohnenpaste im Öl portionsweise unter ständigem Rühren ausbacken, bis die Flüssigkeit aus den Bohnen möglichst ganz verkocht ist. Vorsicht: das Öl spritzt mitunter und auch der Bohnenbrei wirft Blasen und spritzt durchaus auch mal in der Pfanne hoch. Rühren ist also wichtig.
5. Die Bohnen sind fertig, wenn sie keine breiige Konsistenz mehr haben, sondern eher eine pastöse, festere Masse bilden. Sie verändern beim Bratprozess ihre Farbe von hellerem Braun zu fast schwarz. Während des Bratens muss in der Regel immer wieder Öl nachgegossen werden, damit das Ausbacken des Bohnenbreis gelingt und die Frijoles in der Pfanne nicht anbacken.
Man isst die Frijoles zum Frühstück, warm und mit einem Klecks Sauerrahm und den berühmten Tortillas meiner Abuelita, die ich mal gesondert verbloggen muss. Dazu gab es in meiner Kindheit immer einen besonderen Schafskäse, ähnlich wie Feta, aber nicht so krümelig und auch nicht weiß, sondern gelblich-orange. Und weil sie so aufwändig zu machen sind, gibt es sie immer nur zu besonderen Gelegenheiten und ich mache in der Regel die doppelte Menge und friere die Hälfte ein.
In anderen lateinamerikanischen Ländern werden die Frijoles übrigens auch unpüriert gegessen oder als Brei, aber nicht ausgebacken. Auch andere Gewürze und Kräuter werden zugegeben, das ist regional sehr verschieden. Ich weiß nicht, ob diese Machart typisch für eine bestimmte Region in El Salvador ist, aber so hat meine Großmutter sie immer gemacht, mein Vater macht sie so und so machen wir sie bis heute.
Unser schönes panamerikanisches Familien Food Festival war jedenfalls köstlich bis in die letzte Schüssel und bis auf die Tacofüllung, die ich eingefroren habe, wurde auch so gut wie alles aufgegessen. Wir haben das Essen genossen, wir haben es genossen, wieder zusammen zu sein und hatten einen zauberhaften Sommerabend. Wär das auch was für euch?
9 Comments
ich hab Hunger. Jetzt!
Da ist es ja, liebe Anna, juhuh! Das wird direkt nachgebaut, danke dir vielmals! <3!
Liebst, icke
Lecker-fingerfood geht hier auch immer -auch die tortillias -die Version werden wir auch mal ausprobieren -auch die Chips dazu… klingt voll langom-hier gibt’s meist zum Einstieg ins Wochenende fingerfood
Danke für die Inspiration
Boah, lecker Anna! Wir lieben hier Fajitas und überbackene Nachts, das ist so so gut. Aber Frijoles haben wir bisher noch nicht gemacht, das probieren wir mal am Wochenende.
Gracias und schöne Grüße
Barbara
Ich würd mich freuen, wenn du berichtest, ob sie euch geschmeckt haben. Liebe Grüße und viel Spaß beim Ausprobieren!
Die Frijoles gab es heute als kleines supplement zu Tacos. Ich habe nur eine kleine Menge Bohnen gemacht, weil ich etwas skeptisch war, ob ich das echt so hinkriege wie auf Deinen Bildern. Ich weiß es leider nicht, aber es hat grandios geschmeckt. Ich habe einfach Joghurt dazu getan statt Sauerrahm – weil ja schon so viel Öl dran war. Darum hat es sich auch mit der Arbeit in Grenzen gehalten. Sehr, sehr lecker.
Und vielleicht aktivierst Du mal Deine Erinnerungen oder Deinen Vater und stellst hier noch ein paar mehr so coole Rezepte aus El Salvador ein. Ich bin schon sehr gespannt auf die Tortillas.
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